Archive for the ‘a day a second’ Category

1:53 Johann Sebastian Bach – Goldberg Variationen Aria (1741, Gould 1955)

April 10, 2023

Die Goldberg-Variationen in der berühmten 1955er Aufnahme von Glenn Gould gehen reflektiert und präzise los, das Tempo spart sich Gould für später auf. Ich weiß nicht mehr genau in welchem Jahr es war, vielleicht 1986, jedenfalls war ich auf Interrailtour in Griechenland, Italien und Portugal, wo ich gerade noch hingekommen bin in der begrenzten Zeit. Und ich habe in allen drei Ländern rein zufällig morgens zum Frühstück in den Hostels bzw. Privatquartieren die Gouldschen Goldberg-Variationen gehört. Sie waren der Soundtrack zu meiner ersten und letzten Interrailreise. Und mit dieser Aria geht der Trip los. Es gibt schlechtere.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 222 Stücke ist hier.)

6:05 Maximum Joy – Let It Take You There (1982)

März 24, 2011

A forgotten band from Bristol – long before it became famous for trip-hop – with a funky and vibrant post-punk track. Is there a more adequate way to finish off a project which stayed an insider tip for more than a year from the beginning to the end? Thanks for the comments, especially from here, here and here. Next will be the book of course (Nick Hornby will be put to shame) and then the audio book consisting of four cd-roms with all songs in 192 bit+ mp3 quality plus my avid and erudite comments read by myself. I am still thinking about the film but it will definitely feature all musicians – if still alive – which have been performing the music. There is a lot of organisation involved which will keep me busy for the next twelve months. Merchandise will include cups with implanted chips and loudspeakers, a teddy bear reading the posts and a card game with 365 singing cards. Some more thanks go to Charles Babbage and Tim Berners-Lee for inventing the computer and the internet, the Fraunhofer institute for the mp3 compression algorithm, WordPress for the blogging software and the servers, Google also for its servers, Apple for the iPod, Bose for the ear plugs, all the musicians and composers, my readers and listeners, the evolution for my ears and fingers, my teachers for teaching me how to write in German and English and finally my parents for making me. Did I forget someone?

(The list of all 365 selections since 1st February 2010 is here).

6:04 Yo La Tengo – Nowhere Near (1993)

März 23, 2011

When I see you look at me
I’m not sure of anything
All I know is when you smile
I believe in everything

Ein von Georgia gesungenes Gutenachtlied, das gleichzeitig eine Liebeserklärung für ihren Ira ist. Wer danach keine schönen Träume hat, dem kann ich nun wirklich nicht helfen.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 364 Stücke ist hier.)

6:03 Bark Psychosis – Shapeshifting (2004)

März 22, 2011

All you people make me ill
You’re not really touching me

Just one comforting thought when I left the apartment this morning: At least I am not alone. I have got some good company which does not leave me. Never. My blues.

***

Sorry to Mark Tranmer and Roger Quigley from the Montgolfier Brothers. I could have chosen the simple and melancholic Between Two Points from Seventeen Stars as well. And I could have written more or less the same words. Sad music is so soothing.

(The list of all 363 selections since 1st February 2010 is here).

6:02 Joni Mitchell – Amelia (1976)

März 21, 2011

I was driving across the burning desert
When I spotted six jet planes
Leaving six white vapor trails across the bleak terrain
It was the hexagram of the heavens
it was the strings of my guitar

Dieses Lied und das zugehörige Album hörte ich das erste Mal in der Nähe von München am kleinen, aber feinen Pilsensee. So richtig habe ich nie verstanden, was die Leute an Bob Dylan so toll fanden (er war ok), seine Stimme war ein grässliches, unverständliches Krähenkrächzen, seine Melodien entweder simpel oder nicht vorhanden, seine streberhaften Texte aus der Bibel und diversen anderen Quellen zusammengeklaubt. Diese Art von schlaumeierhafter, geheimbündischer Musik – wie auch die literarische Variante bei James Joyce, Arno Schmidt, Thomas Pynchon et al. – war mir immer zu anstrengend und zu weit hergeholt. Man hatte bei ihr auch immer das Gefühl, dass man dem Autoren seine eigenen Elaborate auslegen musste. Bei Joni war das alles viel einfacher und komplexer. Einfacher weil direkter. Komplexer von der Psychologie her; es ging meist wie auch hier um Beziehungen zu dem anderen Geschlecht. Über Joni und dieses Lied will ich jetzt auch gar nichts mehr schreiben, es hat damals ganz alleine ohne Erklärungen Dritter zu mir gesprochen und es war gut so.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 362 Stücke ist hier.)

6:01 Talk Talk – Tomorrow Started (1984)

März 20, 2011

I’ve said I’m wrong when I’ve been right
I’ve seen times when I’ve been sure but still I find
I’m just the first that you take

Not all of the synthesizer music in the eighties was rubbish. On this song there is a two note motif – which is played first after hundred seconds – so full of yearning and longing that it is impossible not to fall for it if you have a soft spot for romantic feelings. Like a cork-screw it drills deep into my heart. But this is just a tiny part of the gorgeous song. There is also Paul Webb’s cosy, bubbly electric bass and the omnipresent drumming and percussion. Not to forget the trumpet solo and last but not least Mark Hollis singing which is rather restrained and confident here. The marriage of pop music with other genres like jazz, world and classical music has hardly ever been as convincing as on this track.

***

A question for my English readers. Are you actually reading what I write here or does this not reach you at all? For the last couple of weeks I have alternated between German and English but I didn’t get any feedback of English-speaking readers so I wondered if there is a point in continuing the English exercise. Thanks for answering.

(The list of all 361 selections since 1st February 2010 is here).

6:00 Talk Talk – Ascension Day (1991)

März 19, 2011

I’ll burn on judgement day

Heute waren wir in Friedrichshain. Sind aus der U1 Warschauer Straße ausgestiegen über die Bahnbrücke, in die Revaler Straße und dann über das ehemalige Gelände des RAW, wo heute das Astra Kulturhaus ist. Außerdem diverse andere Projekte u.a. eine Skatehalle und ein cooles Café. Die Sonne schien als gäbe es kein Morgen. Dann ging es über die schattige Simon-Dach-Straße an einigen Cafés vorbei rechts in die Krossener Straße und zum Boxhagener Platz, wo der Wochenmarkt sich gerade auflöste. Über diverse andere Stationen ging es dann schließlich die Sonntagstraße runter hin zum Lenbachplatz. Auf der langen roten Bank verweilten wir anschließend, hörten die Sechsminutenlieder durch, guckten uns das bunte Treiben an, blinzelten in die Sonne, dösten dahin. Und stiegen schließlich am nahegelegenen Ostkreuz in die S-Bahn gen Hackescher Markt.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 360 Stücke ist hier.)

5’59 Blonde Redhead – In Particular (2000)

März 19, 2011

Lying on my back,
I heard music,
Felt unsure & catastrophic,
Had to tell myself it’s only music,
It blows my mind,
But it’s like that.

That verse could almost be about me. Kazu Makino, Blonde Redhead’s Japanese high-pitch voice, sings about an Alex but apparently it is the teenager from Anthony Burgess A Clockwork Orange who gets a kick from listening to Beethoven. At one point of the story Alex is subjected to an overdose of classical music and tries to kill himself by jumping out of a high window. That is a setting I have always been afraid of. To be driven crazy by having to listen to my favourite music forever. The biggest nightmare imaginable for a music lover.

(The list of all 359 selections since 1st February 2010 is here).

5’58 The Golden Palominos – Pure (1994)

März 17, 2011

seven pale scars out of sheer love

1. Fünfundvierzig Lieder zur Auswahl heute abend aber kein wirklich Herausragendes.
2. Hier wird ein dichter Teppich aus Gitarrenklängen und Frauensprechgesang gewoben. Ein Teppich, der sich ganz langsam bewegt.
3. Der Frauenchorgesang im Hintergrund hier erinnert mich an einen Song der Field Mice, einen ihrer späteren, wo sie ins Mystische, in den Trockeneisnebel der Klubs abgleiten.
4. Da war auch etwas von Pat Metheny, das hätte ich auch nehmen können. Mit einem elektrischen Bass, der sich doch sehr nach Jaco Pastorius anhörte. Ich sehe gerade, es war Jaco. Track 5 von hier.
5. Heute morgen habe ich seit knapp zwanzig Jahren das erste Mal wieder geheult. Ich habe keine Ahnung warum. Ich saß im Wohnzimmer auf meinem Ledersessel, trank meinen Assam, hörte ein paar 5’58er Musikstücke auf dem iPod, ich glaube es lief gerade Porgy in der Interpretation von Bill Evans und ich las über die Begegnung und den Briefwechsel der Tochter von Ponto und der Schwester von Susanne Albrecht. Der jetzt als Buch veröffentlicht wurde, Patentöchter heißt es glaube ich. Besonders auffallend war die Betonung des hellen Lichtes Ende Juli 1977, am Tag des Mordes. Ich habe irgendwie versucht, mich daran zu erinnern, wo ich denn zu dem Zeitpunkt war und ich kam zu dem Schluss, dass ich wohl in England in Margate gewesen bin, mit einem anderen deutschen Schüler in einer englischen Gastfamilie. Und dann plötzlich flossen die Tränen, unmöglich sie zurückzuhalten, ich wollte es auch gar nicht. Es tat gut in dem Moment, war aber auch erschreckend weil ich nicht kapiert habe warum. Das letztes Mal war es wegen einer Frau gewesen, dieses Mal waren es Tränen, um der Tränen willen. Ich glaube ich habe das Weinen so lange aufgeschoben, dass es irgendwann kommen musste, nachdem ich viele Gelegenheiten, in denen ich gute Gründe zu heulen gehabt hätte, verpasst hatte, war dieser unschuldige Moment heute morgen, der aus dem Nichts auftauchte, perfekt. Hoffentlich dauert es jetzt nicht wieder zwanzig Jahre bis zum nächsten Mal.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 358 Stücke ist hier.)

5’57 The Gun Club – Cry to Me (1993)

März 16, 2011

Yes I’ve heard
of your misfortune
Our misfortunes are nothing new
Yes it’s true
I’m watching you
It’s my wish to be with you
Cry to me

One of the swan songs of Jeffrey Lee Pierce from Lucky Jim, the last album of his band. The groovy keyboards and the guitar sound very much like Carlos Santana but the track is still 100% Pierce. Quite unlike the early, demonic stuff which was in between punk, blues and rockabilly though. Here he seems to have found his peace of mind after all the sex, drugs & rock’n‘ roll. Three years later he died of liver failure. He was thirty-eight years old.

(The list of all 357 selections since 1st February 2010 is here).

5’56 Michael Rother – Sonnenrad (1977)

März 15, 2011

Auch über dieses Instrumentalstück habe ich schon mal ein Sätzchen verloren („Gitarrenklänge mit einem unwiderstehlichen Sog“), im Anschluss an das 2007er Konzert von Michael Rother und Dieter Moebius im Frankfurter Sinkkasten. Ansonsten muss ich wie viele andere auch dauernd an Japan denken, wo die Lage aussichtslos scheint. Radioaktivität tritt zunehmend aus, die betroffenen Kraftwerksblöcke scheinen von der Betreibergesellschaft langsam ihrem Schicksal überlassen zu werden. Wenn es keine Kühlung mehr gibt, können die Blöcke eigentlich nur in die Luft fliegen (oder etwa nicht?), es wird Radioaktivität in hoher, lebensgefährlicher Dosis austreten, der Wind wird irgendwann von Norden kommen und der Fallout sich Richtung Tokio bewegen. Über dreißig Millionen Menschen zu evakuieren, was für eine übermenschliche Aufgabe, was für ein unvorstellbares Leid. Wie kann man das noch aufhalten? Man kann wohl nur noch beten, so schlimm scheint es zu stehen. Und beim Hören, Lesen und Sehen der Nachrichten komme ich mir zunehmend wie ein Voyeur vor. Werden wir jetzt live dabei sein, wie sie zu tausenden an Überdosen von Radioaktivität sterben? Was für eine perverse Welt. Wieso macht nur keiner was? Wieso schicken sie da keine Roboter hin, die Brände zu löschen und die Kernbrennstäbe zu kühlen? Stattdessen sehen wir jeden Abend einen alten, matten Mann in grauer Kleidung mit unbewegter Miene im Fernsehen wie er mit einschläfernden Sätzen abwiegelt. Was ist nur mit Japan passiert? War das nicht mal eine der fortschrittlichsten Nationen der Welt? Jetzt wollte ich noch gucken, was Momus zu der japanischen Tragödie schreibt, da muss ich sehen , dass er sein Blog vor einem guten Monat geschlossen hat und seinen letzten Eintrag mit Selbstbeweihräucherung vertändelt.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 356 Stücke ist hier.)

5’55 The Cure – A Forest (1980)

März 14, 2011

Suddenly I stop
But I know it’s too late
I’m lost in a forest
All alone
The girl was never there

How do you say Schnapszahl in English? I don’t know of any song which defined a band better than this one. The Cure without A Forest would not have been The Cure for me. I wrote about A Forest before when I chose my fave 1980 album. There is not a lot to add here. Maybe one thing. The guitar sounds so snakelike on this one, I never really thought about it before but the guitar is extremely smooth – I wanted to write the French „souple“. And the later dance remix is great as well. I don’t remember any cover of this. I don’t think this song can be separated from Robert Smith and his group.

(The list of all 355 selections since 1st February 2010 is here).

5’54 Sufjan Stevens – Casimir Pulaski Day (2005)

März 14, 2011

In the morning in the winter shade
On the first of March, on the holiday
I thought I saw you breathing

Heute am Sonntag mal wieder sanfte, die Ohren umschmeichelnde Töne. So viel Wohlklang wie bei Sufjan Stevens hat es in der Musik wohl seit dem Barock nicht mehr gegeben. Hier singt er allerdings über den Tod eines an einem Knochentumor leidenden Freundes am 1. März, der wenn er auf einen Montag fällt, in Chicago als Casimir-Pulaski-Tag gefeirt wird. Casimir Pulaski war ein General im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der die Engländer mit seiner Kavallerie 1779 bei Charleston besiegte. Sufjan Stevens hat sein Projekt alle fünfzig amerikanischen Staaten mit einem Album zu beehren vorerst nach nur zwei Staaten (Michigan und Illinois) beendet. Man könnte auch hinzufügen: „Und das ist gut so“. Konzeptalben sind ja schon meistens nicht sehr spannend aber ein lebensumspannender Reigen von 50 dieser Teile wäre gleichzeitig langweilig und größenwahnsinnig gewesen. Was Sufjan stattdessen im Moment so macht, weiß ich nicht genau, aber ich habe so das Gefühl, dass nach diesem Pulaskilied nicht mehr sehr viel Erwähnenwertes gekommen ist. Seine Weichspülermusik kann nämlich manchmal auch ganz schön auf die Nerven gehen.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 354 Stücke ist hier.)

5’53 Ilhan Mimaroğlu – Fragmentation (1973)

März 12, 2011

Today I read an interview with Henryk Broder in Die Zeit where he said something about the angst of the – even after 47 years I hesitate to write ‚us‘ – Gernans. He thinks the Germans are still waiting for the punishment for what they have done to the world and especially to the Jews 70 years ago. In the meantime another nation which fought on the same side as the Germans has been punished twice. First in August 1945 when the Americans dropped two atomic bombs on two Japanese large cities: a cruel operation which was totally useless in terms of military logic. And for the second time yesterday morning. One of the strongest earthquakes ever hit the main island, a tsunami followed and a nuclear plant only 240 km from Tokyo has apparently exploded. We don’t know what will be the next terrible news from Nippon but I am sure the cherries will blossom in the next two weeks like they do every year. Nature is simply stronger than death.

(The list of all 353 selections since 1st February 2010 is here)

5’52 The American Analog Set – We’re Computerizing and We Just Don’t Need You Anymore (2001)

März 11, 2011

You and me
On half speed
Wild and free
But quietly
Like we’re supposed to be

Heute abend wieder mal den Soundcheck auf Radio1 – da labern verschiedene Musikkritiker über neue CDs – gehört und er war wie so oft, wenn man mal von der neuen Eleventh Dream Day – einer meiner ersten Blogposts überhaupt war über diese Chicagoer Gitarrenband – absieht, ziemlich grässlich, ich weiß nicht mehr wo sie hin ist die gute Musik, aber im Rundfunk kann man, glaube ich, lange nach ihr suchen. Unglaublich ist bei diesem Kritikergipfel auch, dass die Kritiker die von ihnen ausgewählte Musik meist selber auch nicht mögen. Niete. Niete. Niete. Niete.

Cut.

Heute abend mal wieder ein Stück zum relaxen. Mit meinem geliebten Xylophon. Sehr schön auch der Titel, der die gesamte tragische Geschichte der modernen Arbeitswelt zusammenfasst. Oder so.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 352 Stücke ist hier.)

5’51 Death – Politicians in My Eyes (1975)

März 10, 2011

Always trying to be slick
When they tell us their lies
They’re responsible for
sending young men to die

Death were a black trio from Detroit who made some kind of hard rock in the early seventies without any success. They were soon forgotten and were rediscovered a couple of years ago. Here they basically repeat one huge bass riff ad aeternam, use lots of beautiful distortion and sing about what they think about politicians near the end of the Vietnam war. Today one politician, the German ex-minister of defence, Mr Guttenberg received the grand tattoo (Großer Zapfenstreich) which is played by the military marching band. He had resigned from office last week because of a copyright scandal concerning his dissertation. For his sending-off he could choose three pieces of music and one of them was Deep Purple’s Smoke on the Water which surprised some people as he is known as a huge AC/DC fan. He should have chosen this Death song instead as not only the music is superior to the old histrionic and bombastic Deep Purple riff which has been played to death a long time ago but the lyrics would have fit almost exactly on his hopefully short career as a politician.

(The list of all 351 selections since 1st February 2010 is here)

P.S. Somehow this Death track reminds me of Golden Earring’s Radar Love which is older – from 1973 – and used to be one of my favourite songs they played in the cellar disco I went to in the mid-seventies. When the song began the girls used to kneel down and started to spin their heads and whirl around their long hair. It was phantatstic. Just listened to the song again, it did not age well at all.

5’50 Miles Davis – Don’t Lose Your Mind (1986)

März 9, 2011

Das war schon eine ziemlich gute Platte damals, Tutu. Sie hat mich während meines Studiums begleitet und vor allem dieses Stück hatte es mir angetan. Es ist so unglaublich reich, man hat das Gefühl in den knapp sechs Minuten stecken alle Musikstile drin, die man sich vorstellen kann. Neben Jazz und Rock, Zigeunermusik, Funk, Dub Reggae, Anklänge an Techno, moderne, avantgardistische Klassik etc. pp. Und wie das vor Lebensfreude groovt, dieser rumpelnde Bass, diese hallenden Keyboards, dieser kleine (das ist das Adjektiv, das ihn vielleicht am besten in einem Wort beschreibt) Trompetenklang. In diesem Teil steckt das komplette Universum drin. Von der Milchstraße über den Andromedanebel bis zum hintersten schwarzen Loch, da wo die Strahlen unserer Sonne noch nie hingekommen sind. Wer hier seinen Kopf nicht verliert, der hat keinen. Ich übertreibe, dabei hätte es dieses Meisterstück nun wirklich nicht nötig gehabt.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 350 Stücke ist hier.)

5’49 The Smashing Pumpkins – Window Paine (1991)

März 8, 2011

Window paine
Around my heart
Shadows streak
Around my heart

Do what you got to do
And say what you got to say
Do what you got to do
Yes, start today

There was a short period of time when I thought Billy Corgan and his Smashing Pumpkins were the greatest band on earth. The reason for this slightly exaggerated evaluation was their first album Gish. An amazing debut fusing heavy metal, psychedelic rock, goth rock, prog rock and something else hard to pin down. You could call it mystic. Additionally there is a lot of quiet-loud dynamics on this album – less on this song which stays pretty disciplined all the way through. Tracks are usually hardly audible in the beginning, get louder slowly and peak later. A little like post-rock though there is a hardcore element here. I used to listen to this album after having drunk and smoked with a friend. I always listened on my own on headphones. And each time it was an expedition into some weird continent which I somehow associate with snakes and magic. As I read just before starting this entry Billy says that Gish is a spiritual album. And other people think it was made under the influence of LSD. All that makes a lot of sense to me. The paine in „window paine“ seems to be an amalgam of pane and pain. At the same time the window is an object made of glass to look through and something which causes pain, maybe when the glass is broken. The quoted verse also reminds me of my favourite line by Blixa Bargeld of the Einstürzenden Neubauten.

Nagel mein Herz ans Fensterkreuz
(Nail my heart onto the crossbar)

I still think this song has hold up quite well against the ravages of time. Especially Billy’s voice is still bearable, later on his high-pitch singing (a typical heavy metal trait I abhor) became totally insufferable.

(The list of all 349 selections since 1st February 2010 is here)

5’48 Pharoah Sanders – Astral Traveling (1971)

März 8, 2011

Wo uns Pharoah – laut dem Heiligen Geist Albert Ayler der Sohn, John Coltrane war der Vater – mitnimmt auf eine Sternenreise durch eine friedliche Galaxie, wo die Vögel zwitschern, der Bass brummt, die Rhythmusglocken erklingen und das Tenorsaxophon die lyrisch-impressionistische Melodie hervorzaubert. Ein Trip in eine sehr entspannte Welt ohne Geschrei und Gelaber, dafür muss man nicht in die Raumkapsel steigen, dafür reichen ein paar gute Ohrhörer.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 348 Stücke ist hier.)

5’47 Portishead – Threads (2008)

März 6, 2011

I’m worn, tired of my mind
I’m worn out, thinking of why
I’m always so unsure

I am tired and unsure too, so I know what Beth is singing about. This song closes Portishead’s amazing comeback Third from almost three years ago. It is the last song we have heard from them – I think – and from the mood it joins their stark and oppressive debut; it is quite an antidote to yesterday’s shiny High Llamas song. Today we walked near the lake of Tegel which was still frozen at the parts not exposed to the current. Here in Berlin it is still bloody cold, they have announced minus eight for tonight. Additionally there was a lot of chilly wind hitting us hard in Lübars, the last remaining village of Berlin which must have a horse population significantly higher than the number of inhabitants. The sun which shone brightly kind of reconciliated us with the winterly climatic conditions.

(The list of all 347 selections since 1st February 2010 is here)

5’46 The High Llamas – Checking in, Checking out (1994)

März 6, 2011

if funny looks don’t get you down,
you could get on in this town.
the drivers crawl along the curb.
the thought of walking’s quite absurd,
the dumbest thing I’ve ever heard.

Ein herzerwärmender, melodiegeschwängerter, opulenter Song von Sean O’Hagan und seinen Mannen. Er hat sozusagen den Barock in den Indiepop gebracht. Es geht hier wohl um die Stadt der Engel und auch das passt natürlich perfekt, sonnigere Musik hat es aus dem neblig-regnerischen London wahrscheinlich kaum je gegeben.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 346 Stücke ist hier.)

5’45 Mark Hollis – Watershed (1998)

März 4, 2011

Come my love
Kick the line
Afield lies nothing but squalor to turn on

There are great days, there are normal days and there are shitty days. Guess what kind of day was today? I am glad that it is over and that I can hide under my blanket now, a blanket made of Mark Hollis voice, some percussion, guitars, harmonium and a trumpet.

(The list of all 345 selections since 1st February 2010 is here)

5’44 The Rolling Stones – Wild Horses (1971)

März 3, 2011

Wild, wild horses, we’ll ride them someday

Das erste Lied der Rolling Stones in meiner kleinen Musikauswahl. Tätä. Und dann auch noch eine Ballade. Tätä. Wie ich sie eigentlich hasse. Tätä. Okay, Schluss mit dem Unsinn, ich bin hier an der Spree, weit weg von Rhein und Main. Tja ich glaube das ist mein Lieblingslied der Stones, meine Lieblingsplatte ist Beggar’s Banquet weil sie so schön abgedreht ist – vor allem das Jigsaw Puzzle habe ich bis heute noch nicht entwirrt, aber eigentlich kenn ich die Stones gar nicht richtig. Für die Beatles war ich ja auch zu jung, aber deren Gesamtwerk habe ich mir dann später reingepfiffen während die Stones für mich im Grunde immer nur eine Band waren, die nicht rechtzeitig aufhören konnte und deren Musik – und zwar auch die aus ihrer Jugend – dadurch wie Altherrenmucke klang. Bei dem Lied hier habe ich früher übrigens immer gedacht, dass Mick Jagger von „white horses“ singt, wilde Pferde sind wirklich das Allerletzte, was ich mit dieser sanften, schleppenden Melodie in Zusammenhang bringen würde. Trotzdem oder gerade deswegen ein wunderschönes Liebeslied, das jung und faltenlos geblieben ist im Gegensatz zu seinem Sänger. So betrachtet ist es das Bildnis des Dorian Gray.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 344 Stücke ist hier.)

5’43 Howe Gelb – This Purple Child (1998)

März 3, 2011

there’s some monster within slipping from sleeping to arise.
and there’s some angels there too down and deep within darkening eyes.

In memoriam von unserem Ex-Verteidigungsminister, der gestern wohl die weiseste Entscheidung seines Lebens getroffen hat. Glückwunsch nachträglich. Drei Zitate ohne Quellenangabe. Sozusagen ein Plagiat mit Ansage. Beim letzten Zitat bin ich mir nicht sicher, ob es nicht auch schon ein Plagiat war. Da kursiert so ein Gerücht in den sozialen Netzwerken, das eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein.

About the song:

There is this horn section sample after 2:50 which sounds like an intruder from outer space in the balanced song. For the next two minutes I just wait for this extraterrestrian to come back. And it does.

Von einem, dem die Zeit wie Sand durch die Hände rinnt:

Traum: Auf der Oberfläche der Sonne verursacht eine von der Erde ausgesandte Sonde eine Störung. Zuerst sieht man nur einen kleinen schwarzen Fleck, der sich aber rasch ausbreitet. Schließlich erlischt die Kernfusion auf der Sonne ganz. Im Dunkeln suche ich mit C. nach Kerzen. Aber sinnvoll scheint das nicht. Es kann nur noch Tage oder Stunden dauern, bis die Temperatur auf diesem Planeten für immer bei minus 273 Grad angekommen ist, da helfen Kerzen jetzt auch nicht weiter. Wir resignieren.

Last but not least:

Ich war immer bereit zu kämpfen. Aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht.

(The list of all 343 selections since 1st February 2010 is here.)

5’42 Neil Young – Sugar Mountain (1968)

März 2, 2011

Oh, to live on Sugar Mountain
With the barkers and the colored balloons
You can’t be twenty on Sugar Mountain
Though you’re thinking that you’re leaving there too soon

Hier geht es offensichtlich ums Älterwerden. Da gab es diesen Klub in Kanada, in den man nur unter zwanzig reinkam. Inzwischen gibt es Parties in Deutschland speziell für über Vierzigjährige. Die Zeiten haben sich geändert. Früher war man mit zwanzig erwachsener als heute mit vierzig. Unser aller Karl Theo von und zu hat übrigens schon bald den nächsten Schock zu verkraften. Er wird dieses Jahr vierzig. Hier noch etwas mehr zu Sugar Mountain und welches Lied von Joni Mitchell damit etwas zu tun hat.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 342 Stücke ist hier.)

5’41 Captain Sensible – Wot (Maxi 1982)

März 1, 2011

It went bang – I said rap up.
Well I’m aware that the guy must do his work
But the piledriver man drove me berserk.

It’s strange but I am having all these flashbacks in the last couple of months. Mostly totally unimportant memories which suddenly come and go. Do I have an example? Yes, for instance the first time I drank alcohol. I must have been around 13 and there were all these blokes sitting at a long table at a friend’s house. We were maybe eight or nine altogether and IIRC everyone had two glasses of beer. I remember that I was disappointed as I hardly felt anything except a slight relaxation but nothing mind-bending. Why do I write this? Because if I had to choose one year, I would go for 1982. Not because of Captain Sensible’s one hit wonder, I heard it first a couple of years later. No, it was the end of school and I decided to make a cut. It was the best decision of my life. What an amazing Greek summer. Later on in November or something I came back to Germany. In retrospect it probably was the right thing to do but at the time I was in doubt. Now I can still dance to this song and it brings back myriads of memories. What more can you ask from pop music?

(The list of all 341 selections since 1st February 2010 is here.)

5’40 The Velvet Underground – Pale Blue Eyes (1969)

Februar 27, 2011

She said, money is like us in time,
It lies, but can’t stand up.
Down for you is up.

Dieser Song ist derjenige, der in meinen Ohren das dritte Album der einflussreichen New Yorker Kultband am Besten verdichtet. Der düstere, wilde Walliser John Cale ist weg und Lou besinnt sich auf seine alten Lieben. Hier geht es wohl um ein Mädchen von der Uni in Syracuse mit der Lou mal was hatte, die dann aber einen anderen heiratete. Die Ballade strahlt eine unglaubliche – fast schon beängstigende – Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Souveränität aus, ich habe sie vorhin im mit über 250 kmh dahinbrausenden Sprinter gehört und musste die Augen schließen, es ging nicht anders, manche Musik erfordert den ganzen Menschen inklusive aller seiner Sinne. Wie das grandios, geradezu Grand-Canyon-mäßig dahinfließt. Einfach mal einen Gang rausnehmen. Einfach mal nur da sein und genießen. Es lohnt sich. Ohne Schmu.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 340 Stücke ist hier.)

5’39 Tord Gustavsen Trio – Tears Transforming (2005)

Februar 26, 2011

Tord Gustavsen has been my favourite jazz pianist for quite a while now. In the early eighties it used to be Keith Jarrett (cf.). One difference between them is that whereas Keith Jarrett used to moan during his solo concerts, Tord Gustavsen remains perfectly quiet and only plays his instrument. The trio is a perfect place for him. Bass, drums and piano, it really is a minimal setting but absolutely sufficient to create the kind of intimate chamber jazz music I adore. Like Jarrett Gustavsen is on the Munich ECM label and he definitely belongs there with his introspective sound. I listened to this phantastic understated piece this morning on our leather couch with the B**e ear plugs and it was a revelation. The tender melody starting the piece, the subtle cymbals, the slow unfolding of things. Marvelous stuff, just listen and forget about these superfluous words…

(The list of all 339 selections since 1st February 2010 is here.)

5’38 Contriva – Stuck (1999?)

Februar 25, 2011

Eine relativ unbekannte Berliner Instrumentalband ohne Wiki- aber mit Indiepediaeintrag, die für mich sehr überraschend ein Cover von My Bloody Valentine (Sometimes von Japancakes countryfiziert) und ein spirituelles Stück von Pharoah Sanders (Colors) ausgestochen hat. An irgendwas erinnert mich das hier, es hat anfangs etwas von der Unschuld der Melodien der Montgolfier Brothers und kriegt dann einen Dreh ins Trancehafte. Der Gruppenname ist übrigens im wahrsten Sinne des Wortes ausgeklügelt.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 338 Stücke ist hier.)

5’37 Sandy Denny – Who Knows Where the Time Goes? (live at the BBC 1973)

Februar 24, 2011

Across the evening sky, all the birds are leaving
But how can they know it’s time for them to go?
Before the winter fire, I will still be dreaming
I have no thought of time

Sandy Denny’s most famous song recorded for a John Peel show on radio 1 called Sounds of the Seventies. Three things which made me choose this song tonight. First of all her voice of course, still the purest, most yearning of them all. How could someone with such a beautiful voice be so unhappy? Second the lyrics which have this Holden Caulfield appeal. An innocent question which goes straight to the heart of things. And then last but not least, the loose, floating structure of the song and the play of the instruments. So many pauses, so much air to breathe in between the music.

(The list of all 337 selections since 1st February 2010 is here.)

5’36 Beck – Broken Drum (2006)

Februar 23, 2011

and when I say
fare thee well
my only friend
oh how the days go

your setting sun
your broken drum
your little drugs

I’ll never forget you

Hier singt Beck, der mit „I’m a loser, why don’t you kill me“, über seinen Freund Elliott Smith, der es schließlich getan hat. Und zwar old school mäßig: Sich selbst das Messer in die Brust gerammt. Das mag jetzt etwas makaber klingen (ich wusste beim ersten Hören nicht, worüber das Lied war), aber ich brauchte etwas Cooles, Relaxendes heute abend. Aufregen ist wirklich das Dümmste, was man so tun kann.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 336 Stücke ist hier.)

5’35 Blur – Miss America (1993)

Februar 22, 2011

Miss America sits in the shower
She’s plucking hours from the sky
Picks up the telephone into another home
Don’t ask me why

When you think it’s over, it has just begun. I have become addicted to post music on a daily base. I started a little more than a year ago with My Bloody Valentine’s 5’34 song I Only Said – which is still online btw – and counted down until 0’00. What now? The most obvious thing to do would be to count up from where I started. And that is what I am going to do. The whole thing will stop when I have no more tracks on the hard disk with the demanded length.

In the beginning I wanted to choose Yo La Tengo’s beautiful ballad Today Is the Day which immediately gave me the heebie-jeebies but then I went for this Blur track from their second album Modern Life Is Rubbish which is actually my favourite of theirs. Today’s song is not typical for that rather uptempo and rocking album. It would have fit better on Thirteen, the more sophisticated and varied later release.

It begins with someone shouting „Michael“. Apparently it is Graham Coxon, the guitar player, who calls the producer. Then someone else laughs. Immediately we are in a lively setting, the studio is not the clean, perfect place you’d imagine, no the studio is alive. The whole recording seems rather imperfect, the music starts with some seemingly disconnected tones, they just hang there in the room. And then the melody slowly unfolds. The piece is dominated by the warm sound of the acoustic guitar strings, the chord changes can be heard, the atmosphere is intimate. The melody is sweet and tender, to me the track is like the foreplay, it never really explodes, until the end it stays in slow-motion. And of course that is the charm of it, I recently listened to it when waiting to board an airplane on Frankfurt airport on Monday morning and I was immediately hooked and could not refrain from smiling while moving my feet very slowly. The rhythm had caught me and I closed the eyes to retreat into the music; my brain did not want to share it with the visual perceptions of my eyes. There is also a dozy and somnambulant quality to this song which is underlined by Damon Albarn’s gentle singing. And at the same time the guitar strings vibrate as if they were slightly drunk. In the good old cassette days I would have said the tape wows and flutters.

Concerning the lyrics the interpretation that he does not care about Miss America as he loves his (probably) British girl-friend, seems most likely. The words are occasionally cryptic and surreal, could that have to do with the inability of the narrator to understand American girls and especially the apotheosis of them, Miss America? In any case this is an uplifting love song and that makes it even more attractive and powerful. Magic music if there is any. Great to fall asleep to or wake up to.

(The list of all 335 selections since 1st February 2010 is here.)

0:00

Februar 20, 2011

Finally I have done it and finished my little project. I have surprised myself. It’s time for a break. It won’t take long, I promise. Here is the ranking of the most featured bands and artists, those ten accounted for eighty of the three hundred and thirty-four tracks.

  • 13 The Smiths
  • 10 Joni Mitchell
  • 10 Nick Drake
  • 9 Johann Sebastian Bach
  • 7 Boards of Canada
  • 7 Joy Division
  • 7 Yo La Tengo
  • 6 New Order
  • 6 Serge Gainsbourg
  • 5 Cat Power

(The list of all 334 selections since 1st February 2010 is here.)

0:01 Alex whistles with four fingers (2011)

Februar 19, 2011

This is the final piece of my music countdown project. I learnt normal whistling about 40 years ago from my father’s mother. My parents gave up soon on me but she had enough patience to teach me how to do it. Actually out of tune whistling is the only music production technique – except out of tune singing – that I master. Today’s track though concerns a slight variation, the finger whistle which I learnt a couple of days ago. Many thanks to my colleague A. who gave me the idea. This is the video where I learnt it from and the secret is actually to fold back the tongue with the four fingers. Something which sounds easy but isn’t. My fingers usually slip on the tongue and I have big problems to get a whistling sound out of my mouth. I succeeded to whistle this way for a short time, that is one reason why the track is only a second long.

(The list of all 334 selections since 1st February 2010 is here.)

0:02 Ursula 1000 – Hip Length

Februar 18, 2011

Mit Ursula 1000 ist Ursula Andress gemeint, das sexy Schweizer Bond Girl aus Dr. No. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Brooklyner DJ; dieses Stück von ihm hat wohl nicht ganz die hippe Länge, schätze mal es ist ein abgebrochener Download. Heute war übrigens eine ganze Menge los im Büro, ungewöhnlich für einen Freitag. Und es gab gebratenen Red Snapper in der Kantine, einen meiner Lieblingsfische, den wir an der zypriotischen Südküste mal vor Jahren gegrillt gegessen hatten. Einige hundert Meter im Meer waren große Fischfarmen mit dieser Spezies. Wir hören jetzt die CD von James Blake, meine erste von 2001 2011 und ich gewöhne mich so langsam an die strangen Elektro- und Vokalspielereien.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 333 Stücke ist hier.)

0:03 Electro Hippies – Mega Armaggedon Death (1987)

Februar 17, 2011

Today I have got a curiosity for you. A piece of music which is shorter than it takes to pronounce its name properly. I guess John Peel was a fan of this band as they performed live on his show. Here they just play a fanfare, actually there is a lot of silence here. The pause in the beginning is slowly mounting the tension towards the incredible end. Which is then followed by the total silence after the apocalypse. Quite realistic, like in real life. It’s rubbish but it’s short, so that’s fine with me.

(The list of all 332 selections since 1st February 2010 is here.)

0:04

Februar 16, 2011

First of all I have to offer an excuse to my English speaking readers that this will be another post in German as the choice of this track would not make any sense in your language.

Die anderen muss ich leider auch enttäuschen. Was das hier sein soll, das müsst ihr schon selber rauskriegen. Das absolute Gehör ist hier hilfreich oder der Hinweis, dass da der Name eines großen deutschen Komponisten sehr buchstäblich genommen wurde. War wohl auch eine beliebte Frage in Musikprüfungen, auf die viele Kandidaten nicht vorbereitet waren (Spielen Sie doch mal [hier den Namen des Komponisten einsetzen]!). In einer stressigen Prüfsituation versteht man so einen kleinen Scherz nicht unbedingt. Interessant ist hier außerdem das Kreuzmotiv, der fragliche Komponist war ziemlich christlich und seine Musik wird heute noch ausgiebig in vielen Kirchen in der ganzen Welt gespielt. Wer war’s?

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 331 Stücke ist hier.)

0:05

Februar 15, 2011

Ich hatte es ja schon erwähnt, einen Fünfsekundentrack habe ich auf meinem iPod nicht gefunden. Da aus dem zahlreichen Publikum leider auch keine Vorschläge gekommen sind, musste ich improvisieren. Ihr werdet es nicht glauben, aber diese Aufnahme ist diejenige, die mir bisher am meisten Arbeit gemacht hat. Nicht nur, dass ich eine kurze Reise in die falsche Richtung angetreten habe heute abend und Probleme mit der Feldaufnahme hatte. Noch viel schwieriger war die Umwandlung des Videos in einen reinen Soundclip. Schlussendlich habe ich es hingekriegt und kann euch nun eine Aufnahme mit Lokalkolorit präsentieren. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich glaube, diese Tonfolge hat wie das Ampelmännchen und der grüne Pfeil ihren Ursprung in dem Teil Deutschlands, der von dem anderen eingemeindet wurde. Schon interessant, dass alle diese drei Innovationen aus dem Verkehrsbereich stammen. Vier Fragen am Ende. Wieviele Töne sind das? Wann wird diese Fanfare abgespielt? Was kam danach? Wo war ich genau?

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 330 Stücke ist hier.)

0:06 Maher Shalal Hash Baz – Fern on the Slope (2003)

Februar 14, 2011

Dieses Mini-Instrumental von dem Japaner Tori Kudo und seiner Band, deren hebräischer Name (aus dem Buch Jesaja) wörtlich übersetzt angeblich so viel bedeutet wie „Sei schnell, wenn du etwas stiehlst!“ heißt laut dem ID3-Tag „Feren on the Scope“. Da hat wohl mal wieder der Fehlerteufel zugeschlagen, der vielleicht das wichtigste Bandmitglied von Maher Shalal Hash Baz ist.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 329 Stücke ist hier.)

0:07 Johnny Cash – The best part of wakin‘ up is Folgers in your cup (commercial, L. Pearl 1984)

Februar 13, 2011

Apparently this jingle is quite well-known in the US, I had never heard it before, not being an expert or aficionado of US coffee brands. Johnny Cash wasn’t the first to record it, I don’t even know from when his version dates. Hopefully he really liked the coffee and did not only sing for the cash.

(The list of all 328 selections since 1st February 2010 is here.)

0:08 Charles Mingus & Joni Mitchell – I’s a Muggin‘ (Rap, 1979)

Februar 12, 2011

I’s a muggin‘, boom bada yada
Bom ba doo boo, we boopa dooboop
I’s a muggin‘

Eine weitere Vokaleinlage von Mingus, das voller dieser kurzen Intermezzi ist. Hier singen Mingus & Mitchell im Duo. Man nennt diese Form von Gesang von semantisch sinnlosen Silbenfolgen, der Instrumentalphrasen nachahmt, Scat. Der Titel ist allerdings übersetzbar. „Ich ist ein Überfall“. Why not? Ist unser Herauskrabbeln aus dem Bauch unserer Mütter etwa keine plötzliche Invasion in diese Welt? Rimbaud ist ja damals auch mit dem Satz „Je est un autre.“ („Ich ist ein anderer“) durchgekommen. Oder sollte es eigentlich „Is a muggin'“ bzw. „It’s a muggin'“ oder sogar „Ice a muggin'“ (Eisanschlag) heißen? Da gibt es noch jede Menge Interpretationsmöglichkeiten. Charles können wir nicht mehr fragen und ob Joni es noch weiß bzw. je gewusst hat?

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 327 Stücke ist hier.)

0:09 Tortoise – Intro (live Frankfurt 1999)

Februar 11, 2011

The first time I heard something by Tortoise was in May 1999 in a bookshop somewhere in Massachusetts. It was a very long, instrumental piece with ups and downs, I think I didn’t leave the place before the end and I asked somebody what kind of music it was. It was Djed, from their chef d’œuvre millions now living will never die (what a great title), a natural symphony with thunder and wind and stuff, altogether twenty minutes long. Here they get nine seconds, hardly enough time to develop their sound. Cut. Today in the plane from Berlin to Frankfurt there was this red-haired lady, a couple of weeks ago I shared a flight with this man who looked even younger than on tv. Politicians seem to spend a lot of time in the air.

(The list of all 326 selections since 1st February 2010 is here.)

0:10 Maher Shalal Baz – Psalm 136 (2003)

Februar 10, 2011

Danket dem Herrn, denn er ist freundlich; denn seine Güte währet ewig.

Das ist der erste Vers von Psalm 136; alle 26 Verse hören mit demselben Halbsatz auf. Es wird in diesem Psalm die Geschichte des Volkes Israel erzählt, von der Schaffung des Himmels, der Erde und der Sonne über den Auszug aus Ägypten, das Platz machende Schilfmeer, den Gang des Volkes durch die Wüste, das Erwürgen diverser – ich nehme mal an feindlicher – Könige usw. Für all das wird Gott in diesem Psalm gedankt. Ich danke nun auch mal meiner treuen Leserschaft, die bis jetzt durchgehalten hat, denn der Countdown hat nun wirklich begonnen. In zehn Sekunden bzw. Tagen ist alles vorbei. Was danach kommt, ihr werdet es hoffentlich lesen und hören.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 325 Stücke ist hier.)

0:11 Schoolchildren of Wanseko, Uganda – Row, Row, Row Your Boat (1971, Trad. 1852)

Februar 9, 2011

Row, row, row your boat,
Gently down the stream.
Merrily, merrily, merrily, merrily,
Life is but a dream.

Rowing down the stream of life together with a smile and the realisation that it’s all just a dream, that is quite a lot of wisdom in a little nursery rhyme.

(The list of all 324 selections since 1st February 2010 is here.)

0:12 Charles Mingus – Coin in the Pocket (1979)

Februar 8, 2011

I never had it too, too hard, you know
all my life, you know
just everything I touched, turned to gold
I am not rich but you know I always have some dollars in my pockets

From one of the great underrated masterpieces, Joni Mitchell’s Mingus. Joni always had a faible for bass players who in turn loved her, she even married one later on. Charles Mingus had contacted her after having heard the phantastic improvisational orchestrated piano piece Paprika Plains from Don Juan’s Reckless Daughter and wanted to work with her. The fruit of their collaboration was the Mingus album which was released without a lot of critical feedback just after his sudden death. Here he raps with his warm bass voice about his rather serendipitous relation to money.

(The list of all 323 selections since 1st February 2010 is here.)

0:13 Melt Banana – Zip Zero (2005)

Februar 7, 2011

Noch dreizehn Sekunden und wir haben es geschafft. Melt Banana ist wieder so eine Mädchenband, die ähnlich wie Bikini Kill die Frauenpower in die Rockmusik bringt. Das ist auf jeden Fall eine gute Sache auch wenn die Musik jetzt nicht immer hundertprozentig meinen zugegeben manchmal schwierigen Geschmack trifft.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 322 Stücke ist hier.)

0:14 Faust – Tenne Laufen (1996)

Februar 6, 2011

Es geht jetzt diesem Projekt nicht nur so langsam die Zeit aus und es nähert sich seinem Ende. Mir gehen inzwischen auch die Worte aus; was soll ich zu dieser Aufnahme, die mit Musik nun wirklich kaum noch etwas zu tun hat, nur schreiben? Ich habe sie einem Adagio aus dem 3. Brandenburgischen Konzert vorgezogen. Manchmal ertrage ich Wohlklang einfach nicht ohne dass es dafür jetzt einen ersichtlichen Grund geben würde.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 321 Stücke ist hier.)

0:15 Bill Evans – I’ll See You Again (1964)

Februar 6, 2011

Tonight we went to see Eugene O’Neill’s autobiographical Long Day’s Journey into Night at the Renaissance Theater. David Bennent who I had noticed first and last in the Tin Drum more than thirty years ago played the twentysomething Edmund who was suffering from tuberculosis like O’Neill himself in his early years. His brother, the alcoholic Jamie was played by Ben Becker, a rather well-known German actor who had fought with drugs himself in the recent past. The father James, a miserly actor with a penchant for Whisky was incarnated by Gerd Böckmann, another well known actor. The story was simple. The whole family including the mother who was addicted to morphium lived in a pseudo-reality. The American dream had turned into a nightmare. By the way the piece was a little too long and repetitive for my likes.

(The list of all 320 selections since 1st February 2010 is here.)

0:16 Miles Davis Quintet – Paraphernalia (1969)

Februar 4, 2011

Friday evening is a good moment to hold your breath and slowly glide into the week-end. To help you in doing so I have chosen some cool jazz from the late second Miles Davis Quintet. They perform live in Brooklyn here and they almost play anachronistic music as at the time stylistically Miles was already moving somewhere else. Jazz rock was the big thing to come but this classic jazz aged way better than the new fad. Paraphernalia in German translates to Krimskrams, a word which I like a lot, as it seems very figurative and physical in a way. Its sound matches its meaning perfectly. Whatever.

(The list of all 319 selections since 1st February 2010 is here.)

0:17 Die Fantastischen Vier – Lauschgift (1995)

Februar 3, 2011

Ha! Da sind Sie Lieutenant!
Kronberger. Rauschgiftdezernat.
Was wollen Sie von mir?
Augenblick. Was soll das heißen? (Tohuwabohu)
Überall ist Lauschgift! Hier ist überall Lauschgift. In allen Ecken!
[Mr. Yunioshi (Mickey Rooney) in Frühstück bei Tiffany]

This is from a film scene of Breakfast at Tiffany’s. No clue how it was in English but the German synchronisation is quite funny. It plays with the Chinese pronounciation of the „r“ as an „l“. And it reminds me of that other famous scene in Casablanca where Humphrey says to Ingrid the toast „Here’s looking at you, kid!“ (instead of „Here’s good luck to you“ as it was written in the script) which in German changed to „Schau mir in die Augen, Kleines.“ (Look into my eyes, little one). Probably the most famous sentence of any movie in Germany.

(The list of all 318 selections since 1st February 2010 is here.)

0:18 Thinking Fellers Union Local 282 – Jagged Ambush Bug (1995)

Februar 2, 2011

This morning I learnt that the year of the rabbit has started today. They said that there was one Chinese zodiac sign that should beware this year. The rabbit himself. Rabbits are supposed to face a huge professional change this year. As they said it on the radio it wasn’t necessary a change for the better. Guess which sign I am? And guess with whom I had an argument today (hint: think Springsteen)? Today’s music fits well to all this. Not exactly a chart topper. By the way the next year of the dog is in seven years.

(The list of all 317 selections since 1st February 2010 is here.)

0:19 John Peel/Pink Floyd – Top Gear introduction (1968)

Februar 1, 2011

Top Gear was a BBC radio programme in the sixties. At the time the BBC had lost a lot of its young audience to RTL and pirate stations. In the early years of BBC Radio 1 from 1967 on the show was revived and by then it featured mainly progressive music. This small bit can be found on a Pink Floyd bootleg called Celestial Voices. John Peel announces the bands and artists he will play on the show and there is some menacing rather extraterrestrial sounding instrumental music by Pink Floyd, I suppose, in the background. This is radio and rock history.

(The list of all 316 selections since 1st February 2010 is here)

0:20 Sadja (w. K. Wells, R. Bunka, C. Burchard et al.) – Track 5 (1974)

Januar 31, 2011

136.1 Hertz or 136.1 Hz is the standard frequency of the Om tuning fork. It’s also the sound signature of the earth as it travels around the sun.

136.1 Hz is the frequency used to tune the instruments for Indian temple music. It is called Sadja, or Sa, the base tone of the Sitar and Tambura. The Om Tone is said to stimulate the Anahata (heart chakra) and hence is widely believed to be good for meditation. (s)

The world is full of egocentric assholes, narrow-minded crackpots and shameless liars. They drive me crazy. They suck the few energy which is left in me out of me. But there is a solution and it is easy. It is called Om, a syllable I should intonate more often. Humming all the shit away…

(The list of all 315 selections since February, 1st is here)

0:21 Yo La Tengo – Too Much, Pt. 2 (1996)

Januar 30, 2011

I already had part 1 of this track in this program. Both are from disc two – which assembles the instrumentals – of the wonderful compilation of rarities, alternate versions and out-takes Genius + Love = Yo La Tengo. Which I cannot find anymore at home for some reason. It’s always the same, the stuff you don’t care about fills the racks and the stuff you really, really love gets swallowed by a black hole or something. Besides that I am a little tired as I have just spent five hours on 550 km German motorways between Frankfurt and Berlin. I think I have earned my two Weißbier by now. Sleep well in your Bettgestell everybody!

(Die Liste aller 314 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:22 Johann Sebastian Bach – Lass ihn kreuzigen! (Matthäuspassion 1729, Harnoncourt 1970)

Januar 29, 2011

Ganz schwere Wahl heute abend, ich war hin- und hergerissen zwischen der Intro zu einem My Bloody Valentine Reunion Konzert von vor ein paar Jahren, wo das Pblikum die aus den Lautsprechern schallende psychedelische Beatleshymne I’m the Walrus mitgrölte und einem weiteren abgebrochenen Stück von Richard Buckner, dessen Stimme ich wirklich liebe, wahrscheinlich weil sie gleichzeitig maskulin und melancholisch ist und diesem vierstimmigen Kanon hier. Am Ende hat mal wieder Deutschland gewonnen. Bach vor dem amerikanischen Buckner und vor den britischen Beatles.

Wie der Chor hier mit Inbrunst das Todesurteil von Jesus besiegelt, das finde ich ziemlich unglaublich und fast schon erschreckend. Wieso lässt Bach den Chor in diesem Kanon so stark jubilieren? Soll das eine Art von Realismus sein, um das damalige aufgepeitschte Volk darzustellen, dass in Massenhysterie Jesus Tod fordert? Oder wird hier nicht vielmehr der Geburtsmoment des Christentums gefeiert? In dem Zusammenhang könnte man auf den Gedanken verfallen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Jesus damals nicht zum Märtyrer geworden wäre. Dann wären der Welt die Kreuzzüge, die Inquisition und der Kindesmissbrauch der Priester erspart geblieben. Gotische Kathedralen, der Jakobsweg und die Musik von Bach aber auch.

In dubio pro reo.

(Die Liste aller 313 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:23 „Unknown artist“ – Standby (Jahr?)

Januar 28, 2011

Viel weiß ich von diesem Track nicht. Weder die Sängerin noch den Titel noch das Jahr der Aufnahme. Das Lied habe ich schon mal gehört, ich weiß nur nicht mehr wo. Heute morgen habe ich auf dem rbb Inforadio minimalistische Klaviermusik irgendwo zwischen Klassik und Jazz gehört, die mir auch sehr gefallen hat, von der ich aber auch so ziemlich alles vergessen habe. Es war eine Pianistin, Name Kluge oder so ähnlich, Titel des Albums Infinitum oder so ähnlich. Außer ihr spielten ein Saxophonist und ein Schlagzeuger auf dem Album, das gerade rausgekommen ist. Anyone?

(Die Liste aller 312 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:24 – DJ Shadow – Untitled (1996)

Januar 27, 2011

Maureen’s got five sisters
They all got ass
One of them has eyes as big as Jolly Ranchers
Beautiful girl

Das hier könnte man einen hot chill nennen. Hat jedenfalls Groove und coole Lässigkeit in spades. Jolly Ranchers sind amerikanische Bonbons aus Colorado. File under useless knowledge.

(Die Liste aller 311 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:25 Johann Sebastian Bach – Wo willst du, dass wir dir bereiten das Osterlamm zu essen? (Matthäuspassion 1729, Harnoncourt 1970)

Januar 26, 2011

Die Auswahl war heute sehr übersichtlich, nochmal was von den Faust Tapes und zwei Stücklein von Maher Shalal Baz, nichts wirklich Umwerfendes. Auch dieser Bachchoral reißt mich nicht gerade vom Hocker. Die Titelfrage – und damit der gesungene Text – ist allerdings gelinde gesagt etwas bizarr. Sie wird in der Passion von den Jüngern an Jesus gestellt. Es kann sich hier eigentlich nur um das Passahfest handeln und nicht um Ostern. Denn Ostern gibt es ja erst durch Jesus Auferstehung, also nach seinem Tod. Obwohl, im Christentum ist alles möglich, wenn Jungfrauen Kinder kriegen können, wieso sollte nicht auch Jesus in eine Zeitmaschine in die Zukunft steigen können und ein Fest feiern, dass es erst nach seinem eigenen Tod gibt? Das sollte eigentlich eine Kleinigkeit für ihn sein, denn er ist ja immerhin Gottes Sohn. Ansonsten fällt mir hierzu eigentlich nur noch eins ein: The beat must go on!

(Die Liste aller 310 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:26 Can – Pnoom (1968)

Januar 25, 2011

Endlich mal eine Kölner Band nach all den Düsseldorfer Gruppen. Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass dies die wichtigste Formation aus der Karnevalhauptstadt ist, die mit Karneval aber normalerweise eher weniger zu tun hat. Hier spielen sie allerdings lustig ein bisschen freestylemäßig vor sich hin. Aus denen hätte auch eine große Freejazzkapelle werden können. Es kam dann ein bisschen anders aber nicht viel. Irgendwie muss ich jetzt die Kurve kriegen zu einem schwerwiegenden Problem, das sich in meinem Musikcountdown abzeichnet. Da gibt es ein Loch zu stopfen und ich verspreche mir in dem Zusammenhang viel von meiner kompetenten und musikalisch gut ausgestatteten Leserschaft. Ich habe bis jetzt keinen Fünfsekundentrack (in Ziffern 5). Geht da was? Wenn ja, die mp3 bitte an alex63ANbigfootPUNKTcom schicken oder mir sagen, wo ich sie im Internetz finden kann. Jute Nacht allerseits.

(Die Liste aller 309 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:28 Bikini Kill – In Accordance to Natural Law (1998)

Januar 23, 2011

„All Men Are Evil Except My Boyfriend“
Said the sound of the spectacle
I read it in a fanzine

Bikini Kill war eine Frauenband aus Olympia, Washington, die die feministische Bewegung der Riots Girls mit anführte. Sie haben damals in den frühen Neunzigern ziemlichen Lärm gemacht und ganz schön rumgeschrien. Hier eines ihrer späteren, kürzeren Stücke, mit achtundzwanzig Sekunden finde ich es trotzdem nicht eine Sekunde zu kurz.

(Die Liste aller 307 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:29 The Smiths – I Want a Boy for My Birthday (1982, The Cookies 1963)

Januar 22, 2011

I want a boy for my birthday
That’s what I’ve been dreaming of
I won’t have a happy birthday
Without a boy to love

Tschuldigung für die schlechte Qualität dieses unvollständigen Liedes. Es ist soweit ich weiß die älteste erhaltene Aufnahme der Smiths, sie covern eine amerikanische R&B Mädchenband der 50er und 60er. Den Liedtext trägt Morrissey mit hoher Überzeugungskraft vor, selbst in der grottenschlechten Qualität hört man doch auch schon hier – zumindest ging es mir so mit dem iPod – die einzigartige Magie des Smiths-Sounds. Ich hatte vorhin in der U-Bahn jedenfalls eine Gänsehaut über die knappe halbe Minute, bevor das Lied abbrach. Das Aufnahmejahr 1982 ist außerdem ein Jahr, in dem mein Leben eine interessante Wendung nahm, von der ich, wenn ich ehrlich bin, noch heute zehre. Und 1963, na ja, da schweigt des Sängers Höflichkeit oder wie es nochmal heißt.

(Die Liste aller 306 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

***

Wir haben heute übrigens den allerschlimmsten, banalsten, überflüssigsten Film von Rudolf Thome überhaupt gesehen. Schon die letzten Machwerke waren ja nicht sehr toll – beim Letzten von 2006 pennte lustigerweise Thome himself über die längste Zeit der Vorpremiere in der Sachsenhausener Harmonie, der wir beiwohnten. Das rote Zimmer ist eine Altherrenphantasie über einen Mann der mit zwei Frauen rummacht, die auch miteinander rummachen. Es wird viel geküsst, die Frauen dürfen sich ausziehen, der Mann natürlich nicht, und die Dialoge sind wieder mal an der Grenze der Debilität, hölzern und unlustig und ohne Charme. Der Film zog sich außerdem ewig in die Länge, die Einstellungen wollten nicht aufhören, es war eine Qual. Das war nun endgültig der letzte Thome, den ich mir in diesem Leben angetan habe.

0:30 Dissidenten – Do You Know the Way? (1980s)

Januar 22, 2011

Die Dissidenten habe ich in den frühen Neunzigern mal im Tempodrom gesehen. Eine Band, die ich immer bewundert habe weil sie Musik und Reisen auf eine perfekte Art und Weise vereinigt hat. Bis heute kenne ich kaum eine Gruppe, die östliche und westliche Musik so überzeugend fusioniert hat. Die Négresses Vertes haben später etwas ähnliches versucht, aber die Volksmusik, auf die sie sich bezogen haben, war nicht ganz so exotisch, eher aus dem mediterranen Raum (z.B. algerischer Raï). Embryo, aus denen die Dissidenten dissidiert sind, habe ich übrigens auch mal gesehen. Ganz am Anfang meines Studiums in München im Winter 1984. Sehr viel Getrommel in einem kleinen Klub. Da fehlte ein bisschen der sex appeal, den die Dissidenten dann später hatten.

(Die Liste aller 305 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:31 Cat Power – Fiance (1996)

Januar 20, 2011

A guitar instrumental from the second Cat Power album Myra Lee. Yes, I must admit that I was in love with Chan Marshall. Though I am not quite sure anymore if it was her body, her hair, her eyes or her voice which attracted me most. When listening to this it suddenly dawned on me. It must have been the sound of her guitar.

(The list of all 304 selections since February, 1st is here)

0:32 Die Ärzte – Yoko Ono (2001)

Januar 19, 2011

Du hast mir nichts als Pech gebracht
Du hast mich nur belogen
Du hast mich lächerlich gemacht
Mein Konto überzogen

(Du) Du nervst noch mehr als Yoko Ono
Du gehst mir ewig auf den Sack
(Du) Du haust nicht ab aus meiner Wohnung
(Du) Hast einen beschissenen Musikgeschmack

Heute habe ich ein bisschen gefudelt mit dem Lied. Ursprünglich wäre laut iPod der Choral Gegrüßest seist Du Judenkönig aus der Bachschen Matthäuspassion vorgesehen gewesen. Aber in der Zwischenzeit machte eine Kollegin den Vorschlag, eine Kurznummer einer Berliner Band in Erwägung zu ziehen und sie hat mir doch tatsächlich gefallen. Gehässig zu sein gegenüber John Lennon’s Geliebter, Muse und Ersatzmutter ist zwar eher billig um nicht zu sagen wohlfeil, aber in gerade mal einer halben Minute einen kompletten, schmissigen Punksong hinzukriegen, ist schon eine Kunst. Danke, liebe I. für die Entdeckung und die Bereicherung meines iPods um eine recht solide Band und ein ziemlich geniales Lied. Richtig geschummelt habe ich allerdings bei der Zeitnahme. Das Stück wird mit 31 Sekunden angegeben, es war in Wirklichkeit 33 Sekunden lang und ich habe es um eine Sekunde Pause am Ende gekürzt auf 32 Sekunden weil ich von Bach eh schon genug ausgewählt habe.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 303 Stücke ist hier)

0:33 Pierre Boulez – Douze Notations Pour Piano IV. Rhythmique (1945, David Fray 2006)

Januar 18, 2011

Und weiter geht es mit Klassik, wie gestern aus dem 20. Jahrhundert, heute allerdings wirklich modern oder was man vor 65 Jahren dafür hielt. Einer meiner Lieblingsnachwuchspianisten, den ich gerade erst wieder lobend erwähnt habe, spielt hier aus der allerersten Komposition des damals kaum zwanzigjährigen Pierre Boulez, der kurz zuvor Schüler von Messiaen war. Es ist ein Stück, um sich die Ohren mal kurz durchzupusten, Stockhausen und die serielle Musik lassen grüßen. David Fray hat ja interessanterweise auf seiner zweiten CD-Einspielung Boulez einem anderen großen Komponisten gegenübergestellt, der zu seiner Zeit auch vorderste Avantgarde war, nämlich Johann Sebastian Bach.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 302 Stücke ist hier)

0:34 Carl Orff – Iii Cour D’amours – Dulcissime (Carmina Burana, 1937, Aufnahme 1968)

Januar 17, 2011

So viel Klassik hatte ich ja hier noch nicht und klassischen Gesang noch weniger. Und von Orff noch gar nix. Außerdem wird hier geradezu guinnessbuchrekordverdächtig hoch gesungen. Muss ins Blog.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 301 Stücke ist hier).

0:35 Faust – 17 (1973)

Januar 16, 2011

Der Soundtrack zu dem Film, in dem die Killerbienen die Weltherrschaft übernehmen. Ist glücklicherweise schon nach kaum mehr als einer halben Minute wieder zu Ende.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 300 Stücke ist hier).

0:36 Hatfield & the North – Big Jobs (Poo Poo Extract, 1974)

Januar 16, 2011

Here’s a song to begin the beginning
a few notes which are arbitrary
but we try our best to make it sound nice
and hope that the music turns you on to our latest L.P.
it should be a laugh certainly

Das erste Mal habe ich Hatfield & the North auf dem Zündfunk gehört, so etwa um 1986, als da noch Till Obermaier und Carl-Ludwig Reichert das Programm bestimmten, von der jüngeren Generation stieß gerade Karl Bruckmaier dazu. Es war Musik von dem Album The Rotter’s Club und sie hat mich sofort bezaubert. Zum einen die Stimme des Sängers, die etwas sehr heimeliges und vertrauenerweckendes hat, sodann der relativ gelassene, gut abgehangene Folkrock dieser Supergroup der Canterbury Scene.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 299 Stücke ist hier).

0:37 Richard Buckner – Hand @ the Hem (1998)

Januar 14, 2011

And, so All-Cure-&-Comfort:
Where’s the bed I called you for?
From the futon on the floor
to your backroom (twice-refused),

Ein weiterer abgebrochener Download; der amerikanische Songwriter Richard Buckner mit der sonoren Stimme kommt gerade noch dazu, etwas von einem Futon auf dem Boden zu singen, von dem aus er nach einem Bett gerufen hat. Zu RB weiß ich nix außer, dass er eine gleichzeitig unheimlich traurige und vertraute Stimme hat. Ich habe mir mal eine CD von ihm gekauft, und habe sie auch mehrmals angehört und gemocht, habe seine Karriere aber nie weiterverfolgt. Das war glaube ich ein Fehler, wenn ich mir diesen gloriosen Torso so anhöre…

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 298 Stücke ist hier).

0:38 Mr. Bungle – Merry Go Bye Bye (1995)

Januar 13, 2011

Ich habe da eine Superidee liebe Leute. Ab sofort gibt es hier nur noch Posts mit höchstens so vielen Wörtern wie es bisher Hits gegeben hat am Tag. Also let’s get started:

Der Tausendsassa Mike Patton und seine Zweitband schaffen es in 38 Sekunden mehr Musikstile zu spielen als andere in ihrem ganzen Leben.

Tja Pech für euch, hättet ihr mal etwas fleißiger geklickt.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 297 Stücke ist hier).

0:39 Faust – Me Lack Space….. (1972)

Januar 12, 2011

Ich erinner mich an ein Ragakonzert in Amsterdam 1982, das ich mit meinen Eltern besucht habe. Und sie haben die ganze Zeit gefragt, wann es denn endlich losginge, wann die denn endlich mit dem Stimmen der Instrumente fertig sein würden. Natürlich hatten sie da schon lange mit der Musik angefangen. Bei Faust geht das flotter, neununddreißig Sekunden und der Riesenvorteil ist, dass da nicht alle gleichzeitig losspielen und eine Riesenkakophonie erzeugen sondern, dass einer brav nach dem andern spielt. Im Grunde eigentlich immer nur einen Ton. Und am Ende ein unharmonisches Getröte. Monochromatik kann ganz schön sexy spannend sein.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 296 Stücke ist hier).

0:40 Guillemots – Sake (2006)

Januar 11, 2011

I wouldn’t walk away from you
Even if you asked me to
As all the leaves must turn brown
So trampled, we must all be found

Das Guillemot (dt. Trottellumme) ist eine entenartige Vogelart, deren einziger mitteleuropäischer Brutort Helgoland ist. Die gleichnamige Band kommt aus Birmingham und spielt feingliedrig-zarten, melodischen Indiepop. Man könnte auf den Gedanken verfallen, sie mit Coldplay zu vergleichen. Im Gegensatz zu den Londoner Ohrweichspülern haben die Guillemots allerdings einen exquisiten Bandnamen und machen ebenso erlesene Musik der harmonisch-wehmütigen Art.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 295 Stücke ist hier).

0:41 John & Sean Lennon – With a Little Help from My Friends

Januar 11, 2011

Kreuzberger Nächte sind lang. Aber dang, aber DANG. Ich sag nur Goldrausch, oder war es Rauschgold?

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 294 Stücke ist hier).

0:42 Deerhoof – The Eyebright Bugler (2002)

Januar 9, 2011

IIRC Deerhoof are a music collective from San Franciso. Most striking about them is their singer of Japanese origin with a high-pitch voice you can’t forget. I am not sure but Japanese women seem to be able to scream like no other females (Yoko Ono or the singer of Blonde Redhead come to mind). I would like to have been at this Tokyo concert of The Beatles in 1966 just for the screaming of the Nippon girls. The song is a letdown as the band doesn’t get its act together – esp. Paul seems to be totally out of sync – but I think they can be pardonned with all that shrieking action of the audience going on.

(The list of all 293 chosen tracks since February, 1st, 2010 is here).

0:43 Yo La Tengo – George (2005)

Januar 9, 2011

On Friday night there was this guy at the Nollendorfplatz underground station where I was waiting for the U3 who asked people for money. He also asked me and when I did not react he continued talking to me. He cursed me and said something in the sense that I will think of him when I will be in the same situation in the future. Now I read of a thirty year old stabbing down people in the Berlin underground who did not give him money.

(The list of all 292 chosen tracks since February, 1st, 2010 is here).

0:44 Nick Drake – Saturday Sun (1969)

Januar 8, 2011

Saturday sun came early one morning
In a sky so clear and blue
Saturday sun came without warning
So no-one knew what to do.

The complete version of this song finishes off Nick Drake’s first – and my favourite – album of his. Here he just starts the song on the piano, sings a couple of verses from the distance and then closes the lid of the piano with a bang. This broken up rendering with some classical opera(?) music in the background somehow summarizes Nick Drake’s life much better than the long version. Additionally it is Saturday tomorrow and according to the weather forecast sunshine will be quite improbable in Berlin. So if it occurs nobody will know what to do again! This is actually the first time I have chosen the same song twice. I should have done that more often.

(The list of all 291 chosen tracks since February, 1st, 2010 is here).

0:45 Johann Sebastian Bach – Goldberg-Variationen Variatio 1 A 1 (1741, Gould 1955)

Januar 6, 2011

Die erste Goldberg-Variation, die einleitende Aria und die dreizehnte hatten wir schon in diesem Programm. Hier wird nach der eher getragenen, sehr erhabenen Aria so richtig auf die Tube gedrückt, bin nicht sicher, ob jemand diese Variation schon mal schneller als der junge Gould 1955 gespielt hat, er selber hat jedenfalls 1981 sechsundzwanzig Sekunden – eine pro Jahr – länger gebraucht. Das mit einer hohen Virtuosität und Exzentrik gekoppelte Tempo ist nicht alles, sicherlich, aber es hat mir Bach und vor allem die Goldberg-Variationen näher gebracht. Das war sozusagen die Punkfassung von ihnen, betuliche, langsamere Einspielungen hätten mich nie derartig umgehauen. Wahrscheinlich würde ich, wenn ich nur eine Platte auf die sprichwörtliche Insel mitnehmen dürfte, diese nehmen. Ich bin ja eher Agnostiker, aber wenn ich die Worthülse göttlich mit Bedeutung füllen müsste, dann würde mir so ziemlich als erstes diese Musik hier einfallen, sie hat eine Aura, sie ist dicht und fragil, sie ist heilig.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 290 Stücke ist hier).

0:46 Minor Threat – Straight Edge (1981)

Januar 5, 2011

i’m a person just like you
but i’ve got better things to do
then sit around and fuck my head
hang out with the living dead
snort white shit up my nose
pass out at the shows
i don’t even think about speed
that’s something i just don’t need

i’ve got straight edge

i’m a person just like you
but i’ve got better things to do
then sit around and smoke dope
cause i know that i can cope
laugh at the thought of eating ludes
laugh at the thought of sniffing glue
always gonna keep in touch
never want to use a crutch

i’ve got straight edge (x4)

Es ist ziemlich unglaublich, was Ian MacKaye, der Leadsänger von Minor Threat und später von Fugazi da in 46 Sekunden alles verbal an Text raushaut. Insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass da auch noch eine relativ lange Gesangspause zwischen den Strophen mit drin ist. Dieser Song der Band aus Washington, D.C. hat immerhin – wenn auch wohl ungewollt – eine Abstinenzbewegung ins Leben gerufen; in der damaligen Hardcoreszene ging es darum straight zu sein, keine Drogen – und zwar auch keine soften – zu nehmen. Das war auch eine Gegenreaktion auf den vorher vor allem durch Exzesse ins mediale Rampenlicht gerückten Punk. Dieser Hintergrund war mir bei der Auswahl absolut nicht bewusst, der Song hat mich auch so durch seine Stringenz und Schnörkellosigleit sofort für sich eingenommen.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 289 Stücke ist hier).

0:47 The American Analog Set – New Drifters IV (1999)

Januar 4, 2011

Mein in der Straße stehendes Auto ist eingeschneit. Vorne und links. Der Schnee ist vereist. Heute allerdings ein bisschen angetaut. Vorhin hätte ich die Möglichkeit gehabt, den Wagen eine Parkposition nach hinten zu bewegen da der hintere Parknachbar eine Abendspritztour unternommen hat. Ich habe zwar die Scheibe und die Fahrertür freigemacht, die man wegen des Schneebergs nicht mehr öffnen konnte, habe aber den Wagen am Ende doch nicht bewegt. Er kann ruhig noch ein bisschen länger Winterschlaf halten. Ich brauche ihn gerade nicht unbedingt und wieso sollte ich das geringe Parkplatzangebot in Berlin noch weiter verknappen? Denn der jetzige Platz ist bis auf weiteres nicht zu benützen, da die Schneemassen immer noch 30 bis 40 cm hoch sind, die ihn umrahmen. Achso die Musik hätte ich heute fast vergessen. Eher locker-lässig zum abhängen. Aus Austin, Texas. Bei dem Drumsound muss ich an Schneebesen denken, warum nur?

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 288 Stücke ist hier).

0:48 Minutemen – Please Don’t Be Gentle With Me (1984)

Januar 3, 2011

Just wake up
And tug my hair

Die Band, die sich nach der Länge bzw. treffender Kürze ihrer meisten Songs benannt hat, ist mir nur deswegen unter die Ohren gekommen weil sie in Rockmusikkritikerkreisen ein recht hohes Ansehen genießt. Im Spin Alternative Record Guide von 1995 wurde ihr Album Double Nickels on the Dime – von dem auch dieses Stücklein ist – als eine der wichtigsten Scheiben der alternativen Musik bezeichnet. Ich muss sagen, dass mich ihre recht elementare nahezu melodielose, mittelschnelle Gitarrenmusik nicht besonders beeindruckt hat. Sie sind eine der Gruppen, die ich weder besonders mag, noch besonders nervig finde. Bei dieser Nummer spielen sie allerdings etwas anders als sonst; es scheint mir, dass das kalifornische Trio hier konzentrierter bei der Sache ist. Ein toughes Stück einer bei dieser Einspielung sehr tighten Band. Sie können hier auch nicht verbergen, dass sie von einem gewissen Don Van Vliet, der uns vor wenigen Tagen endgültig verlassen hat, schon mal den ein oder anderen Track gehört haben. Und wo sich die Jon Spencer Blues Explosion hat inspirieren lassen, um dann noch einen Scheit draufzulegen auf das Lagerfeuer des schweißtreibenden, frei schwingenden Bluesrocks, ist nun auch klar.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 287 Stücke ist hier).

0:49 Ryoji Ikeda – This Is a Recording (1995)

Januar 2, 2011

Ceci n’est pas une pipe
Dies ist kein Haiku
This is a recording

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 286 Stücke ist hier).

0:50 Thought Criminals – Episode (1977-81)

Dezember 21, 2010

Ein kurzer Punksong von einer australischen Band soll mein Weihnachtsgruß sein. Lasst es euch allen gut gehen, esst viel, trinkt viel, genießt den Schnee und ganz wichtig vergesst nicht, gute Musik zu hören!

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 285 Stücke ist hier).

0:51 Curtis Mayfield – Rap (1971)

Dezember 20, 2010

Unglaublich, ich habe bis jetzt noch keinen Song von Curtis Mayfield ausgewählt (ich glaube, überhaupt noch keinen Soul). Das geht natürlich überhaupt nicht. Wobei diese paar Sekunden, wo er ein bisschen live vor sich hin rappt natürlich absolut nicht ausreichen, aber allein schon, wenn ich seine Stimme höre, dann geht zwischen meinen Ohren die Sonne auf. Auf dass es uns jetzt allen von innen ein ganz wenig wärmer wird, in diesem sehr winterlichen deutschen Winter.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 284 Stücke ist hier.)

0:52 Faust – Untitled (1973)

Dezember 19, 2010

Die 1973 auf Virgin erschienen Faust Tapes haben Faust in Großbritannien bekannt gemacht, das Album wurde damals zum Preis einer Single, also 49p, verscherbelt. Die Auflage erreichte angeblich (bis heute?) 100.000. 15 der 26 Tracks auf dem CD-Rerelease haben keinen Titel (auf der LP waren gar keine Titel angegeben). Hieran sieht man schon, dass die Stücke auf dieser Platte eigentlich nicht für eine Veröffentlichung gedacht waren. Heutzutage wird das Album allerdings als eines der wichtigsten der Band angesehen, es hört sich an wie direkt aus dem Probenraum, recht sperrig und improvisiert. C. hat dieses Klavierstück ausgewählt (ich hätte einen Hardcoresong von den Angry Samoans bevorzugt). Der Pianoton bebt und zittert so seltsam; da wurde wohl kräftig mit dem Hall nachgeholfen.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 283 Stücke ist hier)

0:53 Johann Sebastian Bach – Invention 2 c-moll BWV 773 (1723, Stadtfeld 2004)

Dezember 18, 2010

Keine Lautensuite, keine Goldberg-Variation, nichts aus einer Passion, mal was anderes von Jo Seb. Martin Stadtfeld, den zeitgenössischen Pianisten, hatte ich auch noch nicht. Hier spielt er in einem unglaublichen Tempo sehr virtuos eine kurze Invention. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass er sich doch jetzt bitteschön mal ein bisschen vergreift, eine minimale Dissonanz erzeugt – bei Gould in der ersten Einspielung der Gouldberg-Variationen gibt es mindestens eine unsaubere Stelle – aber nichts dergleichen passiert, alles fehlerfrei. Perfektion muss auch mal sein.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 282 Stücke ist hier)

0:54 Boards of Canada – Paul Russell’s Piece (1996)

Dezember 17, 2010

Tanzmusik für den Freitag abend. Die Boards of Canada haben am Anfang ihrer Karriere offensichtlich auch eher rhythmisch orientierte Synthie-Musik der eher simplen Strickart gemacht. Die Basslinie hier ist ganz schön fett. Dies hört sich sehr nach einem Track an, den man schon mal irgendwo gehört hat. Auch außerhalb von Clubs.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 281 Stücke ist hier)

0:55 Maher Shalal Hash Baz – Firing Results (2003)

Dezember 16, 2010

Wieder slow motion, wieder sehr gut passend zum Schnee, der heute abend wieder auf Berlin hinabfiel, sehr trocken und pulvrig, für übermütig-spaßige Aktionen wie Schneeballschlachten völlig ungeeignet. Es war Wichteln mit den Kollegen angesagt und zwar in einem alpenländischen Restaurant in Kreuzberg. Wir hatten eigentlich die Vorgabe von fünf Euro pro Geschenk gehabt aber ich war, glaube ich, der Einzige, der dieses Limit eingehalten hat. Dementsprechend verhalten fiel dann auch die Reaktion der Beschenkten aus. Blöde Ausrede, ich weiß auch mit zehn oder zwanzig Euronen wäre mir das Geschenkkaufen kein bisschen leichter gefallen, eher schwerer da die Auswahl tendenziell größer wird. War auf jeden Fall ein netter Abend und wir stapften dann noch in trauter Eintracht durch den Schnee zur U-Bahnstation Gneisenaustraße, die Mädels fuhren alle nach Osten, die Jungens gen Westen. In diesem Moment setzt die obige wehmütige Weise an. Die Melodie erst von einem höheren Blasinstrument (Klarinette?) dann von einem tieferen (Tuba?) und schlussendlich von einem Saiteninstrument, wohl einer Gitarre gespielt. Janz schee traurisch.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 280 Stücke ist hier)

0:56 Yo La Tengo – Cell Phone (2001)

Dezember 15, 2010

Das ist die Musik zu diesem Winter. Die Geräusche sind durch die frische Schneeschicht gedämpft, der Auftritt der Füße auf den Boden ist weniger hart. Und wenn man dann zuhause ankommt im Warmen, ist das Licht gedimmt und es macht sich eine wohlige Wärme breit in einem nachdem man seinen Minztee geschlürft hat. Das Wort cosy wurde für dieses Setting erfunden.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 279 Stücke ist hier.)

0:57 My Bloody Valentine – Touched (1991)

Dezember 14, 2010

Das bei weitem nicht stärkste Stück – eher das schwächste, aber dafür das kürzeste – auf dem immer noch phantastischen Loveless – ich höre gerade den Remaster von 2008 auf den sauguten Bose-Ohrhörern (Bessere kenn ich nicht, die Sennheiser hatten keinen Schnitt, die Koss reichten auch nicht ganz heran) – ist aber locker numero uno in der Siebenundfünfzigsekundenklasse. Es ist ein Intermezzotrack, im Sandwich zwischen zwei genialen Songs, dem dichten, ätherischen Ohrwurm Loomer und dem verzerrten, stark leiernden To Here Knows When, ein bisschen wie eine Filmmusik zum Luftholen in der Pause, wobei der Anfang natürlich schon sehr nach Staubsauger im Rückwärtsgang klingt. Neben dem letzten Stück, der Tanznummer Soon, das einzige Instrumental auf der CD. A propos, im Wikipediaeintrag steht etwas davon wie viel Mühe und Zeit auf die Lyrics von Loveless verwendet wurde. Bis vor nicht so langer Zeit hatte ich eigentlich immer gedacht, sie würden Lautmalereien auf dem Album singen. Diesen Kurztrack hat übrigens der Drummer mit dem sagenhaften Namen Colm Ó Cíosóig komponiert. Vielleicht wäre es ja der richtige Weg aus der Krise für Irland, sich wieder auf seine musikalischen Qualitäten zu besinnen und die Banken einfach mal geschlossen zu lassen. Und wir könnten ja alle mal wieder aus Solidarität in den irischen Pub im Ort gehen, die Wirte überweisen doch bestimmt was in das gebeutelte Mutterland in diesen schwierigen Zeiten, oder?

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 278 Stücke ist hier.)

0:58 Kluster – 3 (1971)

Dezember 13, 2010

Keine leichte Wahl heute, kein Track, der mich angesprungen hat und dem ich nicht widerstehen konnte. In solchen Fällem höre ich die On the Go-Liste, das ist sozusagen die Shortlist, die ich nach einmal Durchhören der Longlist, die aus allen Tracks mit mindestens 3 Sternen (bzw. unbewertet) mit der Tageslänge besteht, zusammengestellt habe. Und zwar so lange bis nur noch ein Stück übrig bleibt. Drei Sachen setzten sich auf der Shortlist ab, ein gesungenes Lied der britischen (eigentlich schottischen) Folkgitarrenlegende Bert Jansch, ein impressionistisches Instrumental von Mick Turner, dem Gitarristen der australischen Dirty Three und dieses kleine Stücklein. Da keiner der drei Wettbewerber sich beim zweiten Hören durchsetzen konnte, stieg die Chance für das unkonventionellste Musikstück, das ich dann auch wählte. Auf englisch würde ich sagen, das ist something to chew on, etwas zum drauf herum beißen. Kluster (deutsch gesprochen) waren zu dieser frühen Zeit ein Trio aus Schnitzler, Moebius und Roedelius (von dem hatte ich schon was) und machten experimentielle Musik. Dies hier hört sich an wie eine sphärische Soundinstallation, es werden verschiedene Instrumente (insbes. eine schilfig klingende Flöte ragt hervor) gespielt, verschiedene Töne erzeugt aber so etwas wie Harmonie oder Melodie gibt es nicht. Die unterschiedlichen Sounds klingen nicht wirklich zusammen, jeder ist ein Individuum, von den anderen fast unendlich weit entfernt wie diverse Fixsterne in mehreren Galaxien.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 277 Stücke ist hier.)

0:59 Captain Beefheart – Flavor Bud Living (1980)

Dezember 12, 2010

Die Zeit verrinnt unaufhaltsam. Die letzte Minute ist angebrochen. Was wird danach kommen? Ich glaube, ich weiß es. Die meisten Religionen behandeln dieses Thema übrigens ähnlich.

Das ist jetzt nicht unbedingt ein typisches Stück von Captain Beefheart aber es ist auf jeden Fall sehr eigen. Wenn man es weiß, dann kann man sich vorstellen, dass der Delta Blues hier die Basis bildet. Auch die Improvisation spielt eine ganz wichtige Rolle. Don van Vliet, ein Oddball der Rockmusik, ohne den sie sehr viel ärmer wäre.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 276 Stücke ist hier.)

1:00 Sonic Youth – Nic Fit (1992, Untouchables 1982)

Dezember 11, 2010

sonic death
sonic smoke
sonic youth

What a lucky guy I am, I did not have a nic fit today. But I knew from the beginning of this project on that I would choose this song which sounds like a great way to handle a nicotine craving attack. It is probably the hardcore punk song I like most. And until recently I didn’t even know that it was a cover and that the original was by a band from Washington DC. What do I like about it? The speed, the noise and the raw power. And that it fits nicely on Dirty, my first & favourite Sonic Youth album.

(The Liste of all 275 tracks is here.)

1:01 Nico – Prelude (1969)

Dezember 10, 2010

Der erste Track auf The Marble Index, einem nicht besonders einladenden, eher spröden Album der Kölner Chanteuse, die auch bei Velvet Underground sprechsang, das man auch als verschlossen bezeichnen kann. Ich habe es damals aufgrund eines Artikels in Rock Session gekauft, einer Musikreihe von rororo, in dem ein Englischsprachler es als das verstörendste und furchteinflößendste Album aller Zeiten beschrieb. Ein Block aus Eis, der nicht mal in der Hölle auftaut. Oder so. Ich habe die komplette CD dann vielleicht einmal von Anfang bis zu Ende gehört, es hat gereicht. Die Musik, wenn man den monotonen Vortrag gekoppelt mit ein bisschen Harmoniumspiel (plus diversen von John Cale gespielten Instrumenten wie z.B. Viola), das kaum melodischen Mustern folgt, denn so bezeichnen will, scheint nicht in Hinblick auf einen Zuhörer aufgenommen worden zu sein. Dieses Instrumentalstück leitet also ein in diesen Gral der Goth Music (s.a. das schwarzweiße Cover mit ihrem fahlen Gesicht, das vor dem dunklen Hintergrund, der sich wie ein tiefschwarzer Heiligenschein um ihren Kopf legt, hervorsticht). Und es ist noch geradezu verspielt und unernst im Vergleich zu dem was danach folgt. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie zum einen nicht stimmmäßig in Erscheinung tritt – ihren Sprechgesang als kühl und irritierend zu beschreibend ist eigentlich untertrieben, er hat mich fast immer genervt – und dass hier zum andern John Cale dem Glockenspiel einige Töne entlockt, die so leicht daherkommen wie das Tirilieren einer Lerche. Ein Stück, das den Zuhörer hineinzieht in die Düsternis, ein Köder in eine Unterwelt.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 274 Stücke ist hier.)

1:02 Johann Sebastian Bach – Befiehl du deine Wege (Matthäuspassion 1729, Harnoncourt 1970)

Dezember 9, 2010

Befiehl du deine Wege
Und was dein Herze kränkt
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.

  • Wenn man die letzten vier Verse so allein liest, könnte man meinen, das wäre hier der Choral für den Jakobswegpilger.
  • Das ist in dieser Reihe das erste Gesangswerk von Bach, wenn man diese Musik hat, dann braucht man kaum noch die Kirche drumherum.
  • Das sind, glaube ich, alles Originalinstrumente bzw. nachgebaute Originalinstrumente. Ich bilde mir ein, dass man das hört.
  • Heute war der Tag der fetten Schneeflocke, die über Berlin schwebte.
  • Überraschungseinladung am Abend, bin immer noch etwas gerührt.
  • Heute hat meine Nase angefangen, mit Zatopek um die Wette zu laufen. Das Wettrennen ist noch völlig offen.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 273 Stücke ist hier.)

1:03 The Trash Can Sinatras – Perfect Reminder (1993)

Dezember 9, 2010

I don’t remember what you said or did
that made you so attractive

So wie der Sänger hier „reminder“ ausspricht kann er nur aus einer Region kommen. Aus welcher, my dear reader? Googlen und lünkern wird mit zehn Jahren Haft im U-Boot in Hohenschönhausen – auch bekannt als Hotel zur ewigen Lampe – bestraft. Schlechter Witz, I know. In der dortigen Stasi-U-Haft saßen auch jede Menge Leute aus dem Westen, z.B. derjenige, der unsere Gruppe heute (bzw. jetzt schon wieder gestern) rumgeführt hat und dessen Buch Der Tag, an dem uns Vater erzählte, dass er ein DDR-Spion sei, ich anschließend gekauft habe. Eine ziemlich unglaubliche Geschichte. Als Widmung hat er mir in das Buch „Zum Erinnern“ geschrieben. Womit wir wieder beim heutigen Titel wären.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 272 Stücke ist hier.)

1:04 Autechre – Teartear (1994)

Dezember 7, 2010

Dieser Track beschließt das erste wirkliche Album der nordenglischen Elektronikpioniere Autechre (gesprochen ohtecker) und er ist in Wirklichkeit mit 6 Minuten 45 viel länger. Es handelt sich wohl um einen abgebrochenen Download. Von dieser Sorte kommen jetzt immer mehr Stücke. Normalerweise könnte das ein Ausschlusskriterium sein, aber ich sehe das nicht so eng. Dieses ganz leicht verstörende, ein ganz bisschen eine bedrückende Stimmung aufbauende Stück, ist so gut, dass selbst sein Torso alle anderen Alternativen klar aussticht. Da ist dann noch nicht einmal der besondere Appeal des Kaputtseins mit eingerechnet. Gleichzeitig innovativ und gut anhörbar, vor 16 Jahren gab es das noch in der elektronischen Musik, heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 271 Stücke ist hier.)

1:05 Popol Vuh – Kleiner Krieger (1975)

Dezember 6, 2010

Dieses kurze Instrumental der nach dem heiligen Buch der Maya benannten Münchner Krautrockband eröffnet ihr fünftes Album Einsjäger und Siebenjäger. Florian Fricke, die treibende Kraft hinter Popol Vuh ist ja leider viel zu jung vor nicht so langer Zeit, ich sehe gerade es ist schon wieder neun Jahre her, gestorben. Er und seine Band haben viel mit Werner Herzog zusammengearbeitet und waren an einigen Soundtracks maßgeblich beteiligt. Dieses leicht orientalisch angehauchte Stück hat wie viele andere der Band einen spirituellen Touch, es klingt gleichzeitig sehr hell als wäre es von Licht durchflutet.

Hier noch ein Video von 1971, wo sie frei improvisieren, Fricke am Moog. Geile, wilde Zeiten…

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 270 Stücke ist hier.)

1:06 Zulya Kamalova – Saginou (1999)

Dezember 5, 2010

Was wir heute auf dem Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus gekauft haben:
1. Langos mit Debreziner
2. Folienkartoffel mit Kräuterquark
3. Steinerne Seifenschale in Schildkrötenform
4. 0,4 l Glühwein
5. 0,2 l Glühweintasse mit buntem Weihnachsmarktbild mit Riesenrad, Rotem Rathaus und W-Pyramide drauf
6. Windspiel aus Metallstreifen, das optische Spiraleffekte erzeugt
7. 100 g geröstete Maronen
8. Schale aus Olivenholz
9. Brillennase aus Palisanderholz

Der Titel des heutigen Liedes heißt, glaube ich, Sehnsucht auf Tatarisch. Tatarisch ist eine Turksprache. Tatarstan ist eine russische Republik westlich des Urals. Zulya ist eine tatarische Sängerin aus Sarapul (Udmurtien), die seit geraumer Zeit in Australien lebt.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 269 Stücke ist hier.)

1:07 Kronos Quartet – Kyrie III (1997, Guillame de Machaut 14. Jh.)

Dezember 4, 2010

Das bis jetzt mit Abstand älteste Stück Musik in dieser Reihe. Eine Kyrie (gr. Herr) ist das erste Wort einer kurzen Litanei, die eine Messe eröffnet. Ich finde, die Musik hat diesen höfischen, spätmittelalterlichen Klang, aber für mich hört sich das jetzt nicht unbedingt religiös an.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 268 Stücke ist hier.)

1:08 Wire – Another The Letter (1978)

Dezember 3, 2010

Oh faint heart, when the letter arrives
You suddenly find things getting life-size

Once the air rang with things unsaid
Now cruel outlines are easily read
Behind the curtain in the yellow bulb light
The letter reads I took my own life

Fast schon makabre Koinzidenz. Gestern einen Selbstmörder im Programm, nun ein Lied über einen Abschiedsbrief. Wire beweisen mal wieder, dass sie die Meister des Minutensongs sind und die Minutemen, die sich ja sogar nach der Länge der meisten ihrer Stücke genannt haben, ganz klar ausstechen. Faszinierend an dem Track ist die schwindelerregende Speed, das Wirbelwindhafte, man meint eine sich beschleunigende Sirene zu hören. So ähnlich stelle ich mir den Moment am Ende von Edgar Allan Poe’s Kurzgeschichte The Pit and the Pendulum vor, als die glühenden, immer näherrückenden Wände seines Gefängnisses den Erzähler in die Mitte des Raums schieben, wo ein Loch ist (die Grube), in das er hineinfällt und dann mitten in einer Schlacht der Franzosen gegen die Spanier zu Zeiten der spanischen Inquisition aufwacht.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 267 Stücke ist hier.)