Wenn es nahezu
’ne Stunde braucht, ein Haiku
ganz vorzutragen.
Heute nur ein Grund,
nach Russland einzureisen:
den Teufel töten.
Dunkelhaarige,
blutjunge, scheue Rehe
sprechen selten deutsch.
Abenddämmerung.
Forsythie leuchtet gelb
auf Streuobstwiese.
Morgens halb sieben.
Ich öffne die Klappläden.
Draußen Halbdunkel.
–
Es schmettert das Rotkehlchen.
Die Vogelschar begleitet.
Wache vor fünf auf.
Es umweht mich Dein Atem.
Lausche andächtig.
Aussichtsloser Kampf
gegen Depression, die
mich voll übermannt.
Handschuh auf Streifzug
verloren, zurückgelatscht,
wiedergefunden.
Zwei Stunden Zeit frei?
Jon’s Geist schwebt im Halbdunkel.
Magische Klänge.
Morgensonnenjog.
Weit weg dröhnt es dumpf. Erst Schreck.
Ist nur die S-Bahn!
Junger Sennenhund
büxt außer Sichtweite aus.
Nur nicht nachgeben!
Gutes Gewissen
früher ins Bett zu gehen
da Nacht viel kürzer.
In Morgensonne.
Rotmilan über A9.
Der Thermik sei Dank.
Acht Uhr früh. Tür zu.
Mit Gepäck durch Innenhof.
Amsel not amused.
Foxterrier lugt rein
in Cafétür, weicht zurück.
Doch nicht das Frauchen!
Wenn der Mensch geboren wird, wird eine Sorge geboren.
Wenn der Krieg aufflammt, fließt das Blut in Strömen.
Ich brenne, ich brenne. Schütte noch mehr Öl ins Feuer.
Ich ertrinke, ich ertrinke. Wirf mich in ein tiefes Meer.
[Rembetiko-Film 1984 – Kegome Kegome]
Fünfzig Atemzüge,
Gliedmaßen von sich gestreckt
nach Weckerklingeln
Selten so geschämt.
Kein Wort dazu, den Opfern
direkt zu helfen.
[Ich war heute bei einer Onlineveranstaltung zu diesem Thema]
Eine Sirene
flüstert Unergründliches.
Bind mich am Mast fest!
[Lena Platonos – Bloody Shadows from a Distance via aquarium drunkard, englische Übersetzung der Lyrics]
Weg von den Wurzeln,
Deutschlands moderner Beitrag
zur Nachkriegsmusik
[DLF Lange Nacht: Elektronische Musik aus Deutschland, die beste Sendung, die ich zu dem Thema bisher gehört habe]
Der Boden steinhart
Locker zwei Runden gejoggt
Die Kniee halten
Hey, wach auf, Schläfer
aus dem Reich des tyrannen
Der Himmel wartet
—
Эй, проснись, спящий
из царства тирана
Небеса ждут
Das russische Volk
propagandaberieselt
Oblomow im Bett
Auf dünnem Faden
meines Atems auf Morgen
wartend wie Spinne
[Ivo Andrić – Insomnia, leicht adaptiert]
Du Zähflüssiger!
Sei gelber, kühler, süßer!
Mein Limoncello!
Schreckhafte Riesin
Tiger auf Schlaftabletten
Gemütsmensch mit Fell
Wie Poe bin ich oft
bereits nach einem Glas Wein
völlig betrunken.
Schwarzmilanpärchen,
rauhe Schreie ausstoßend,
gleitet durch die Lüfte,
—
Über den Acker hetzen
atemlos zwei Feldhasen.
[Mein erstes Tanka]
Wind pfeift auf Wiesen
Saharastaub auf Wagen
Sonne bricht sich Bahn
Bis er verschwindet
dem Flug eines Greifvogels
mit Augen folgen.
Kurz vor der Kurve.
Anhänger-Radfahrerin
betätigt Schelle.
Emmy ist eine fünf Jahre alte fuchsbraune Labradorhündin. Momentan kommt ihr Herrchen zweimal in der Woche morgens mit dem Wagen, parkt auf der anderen Straßenseite und lässt sie, wenn gerade kein Verkehr ist, frei. Wie sie über die Straße rast zum gerade geöffneten Tor unseres Nachbarn, alles um sich herum vergessend. Wie sie dann vor Freude und purer Lebenslust an mir hochspringt und dann Kimba, die Sennenhündin, die hier wohnt, begrüßt mit einem Schmatzer auf die Wange. Dann die Treppe hoch rast, nach Futter suchend im Napf von Kimba. Ja, sie ist verfressen. Und dann wieder die Treppe runter läuft. Und über das ganze Hundegesicht strahlt.
Wenn sie sieht, dass ich dabei bin, einen Apfel aus der Tasche zu holen – und sie merkt das sofort, sozusagen, wenn der Plan hierzu in meinen Synapsen zum Gehirn übertragen wird – ist sie nicht mehr zu halten. Springt hoch an mir, lässt nicht locker bis ich ihr etwas abgegeben habe. Wenn sie dann weit vor uns läuft, Kimba trottet meist hinterher, und dann zum Beispiel meint, sie müsste jetzt unbedingt über den Bahndamm, die S-Bahnstrecke überqueren weil ja auf der anderen Seite die Streuobstwiesen sind, wo es bestimmt noch einen überreifen, alten Apfel zu naschen gibt und ich sie dann rufe und sie ihren Namen hört und innehält, sich den Bruchteil einer Sekunde fragt, was sie machen soll und dann sofort wieder anstandslos zurückkommt, mich unverwandt anguckt, keiner Schuld bewusst und damit natürlich vollkommen recht hat. Ich kenne keinen Hund, der gleichzeitig so wild und eigenständig ist und so gut hört.
Oder wenn sie einen Stock gefunden hat und damit eine Weile lang im Maul herumläuft. Irgendwann legt sie den Stock dann vor sich hin und trippelt ein paar Schritte zurück, legt sich in Deckung hin und wartet mit wachem, gespannten Blick darauf, dass ich den Stock nehme, wofür ich allerdings höchstens ein bis zwei Sekunden Zeit habe, da sie ihn sich sonst selber wieder schnappt. Nun schaut sie mich mit ihrem offenen, unverwandten Hundeblick aus ihren braunen Augen an, was ich denn nun machen werde. Wenn ich nun weit aushole, lässt sie sich nicht von meinen Wurffinten täuschen und läuft fast immer in die richtige Richtung los noch bevor ich den Stock loslasse. Anschließend kommt sie zurück mit dem Stock, lässt mich ihn anfassen, würde ihn aber niemals hergeben, man glaubt nicht was für eine Kraft so ein kleines Hundegeschöpf hat. Sie schafft es zum Beispiel Kimba, die an die 60 Kilo wiegt, an einem Stock zu sich zu ziehen. Auch sehr lustig, wenn die beiden einen längeren Stock im Maul tragen, Emmie links, Kimba rechts und im Tandem über die Wiese rennen. Das geht nicht immer ohne Aufheulen von ihrer Seite aus ab, wenn sich der Stock verklemmt. Böse Absicht ist da aber nie hinter.
Auf den Spaziergängen kommt sie immer wieder von hinten auf Kimba zugelaufen und schleckt sie an der Backe ab, die sich das gerne gefallen lässt. Was für eine völlig entwaffnende, verspielte Zärtlichkeit. Die beiden sind etwa gleich alt und kennen sich schon seit der Welpenzeit.
Emmy ist immer völlig unverstellt, ganz Hund, also sie selbst. Wenn ich sie so sehe, denke ich, dass ich auch gerne mal so lebendig und ausgeschlafen wäre wie sie. So ganz im Hier und Jetzt. 100% ich selbst. Wobei es allein schon unglaublich schön ist, nur so ein Wesen zu kennen.
Kompost geerntet
Würmer versucht, zu retten
Stöcke gefunden
Voller Geheimnis
Über ruhigen Wassern
schwebt Trompete sacht
[Avishai Cohen – Naked Truth (Pt. 3), nicht online dafür Pt. 2]
Seit an Seit traben
Sennenhund und Labrador
traut durch Stock vereint
Komm einfach nicht drauf,
an welches Stück die Flöte
mich hier erinnert.
Eher noch komm ich
durchs Nadelöhr als dass mir
Labrador Stock gibt.
Nach Stockablage
geht Labrador in Deckung
und wartet nicht lang.
Wenn es so laut ist,
dass du spürst, du musst gehen,
weil du sonst taub wirst.
Riesiger Fehler
Vor der Labradorhündin
’nen Apfel essen
Small shining jewel
of cosy finger picking
helped by pedal steel
Hoffentlich ist das der Anfang vom Ende des schrecklichen Ukraine-Krieges. Von einer unglaublich mutigen Frau.
Da streichelt jemand
mit dem Flaum einer Feder
die Klaviertasten.
Die Reglosigkeit
nach dem Akt, Entspannung pur,
einfach daliegen
Held meiner Jugend
Auf dem Trip zum nächsten Kick
Splitterfasernackt
[Unterwegs (Hörspiel) von Jack Kerouac, der gestern hundert geworden wäre]
Typ guckt auf Display
Hundert Meter über ihm
kreist eine Drohne
Tulpenstrauß: rosa,
weiß, lila, rot, gelb, orange,
rotgelb, hellrosa.
Mit großer Ehrfurcht
begegnet Sennenhündin
Leonbergerin.
Ein Haus aus Klängen,
in das ich zurückkehre,
wenn Welt aus Fugen.
ihn auf Herd setzen,
seine Schreie aufnehmen,
ihm nachts vorspielen
ihn würgen bis ihm
die Luft weg bleibt, loslassen,
von vorn anfangen
Seit knapp 5 Monaten
erster Doppelrundenjog
Zeit nebensächlich
Hey hey hey – hey hey
Cool soundtrack to crazy times
in the melting pot
[Massive Attack – Unfinished Sympathy, BBC Radio 4 Soul Music]
Heller Labrador
springt an Sennenhündin hoch,
schleckt ihr Gesicht ab.
Hündin stürzt aus Tür,
purzelt Treppe herunter,
verschlingt Waldmeister.
Greis krallt sich an Schild.
Dreikäsehoch fällt vom Rad.
Ich schreite munter.
Brodeln und Knistern
unter der Oberfläche:
Zuhause spukt es.
[Kammerflimmer Kollektief – Mantra, Dank an zartgewebt]
Bier, Melatonin,
Bewegung an frischer Luft
als Schlüssel zum Schlaf
Klingt erst sehr vertraut,
driftet dann zunehmend ab
ins Unheimliche.
[Kammerflimmer Kollektief – Mantra, Dank an zartgewebt]
Ist Ohrhörer weg,
dann befindet er sich meist
im Bademantel.
Apfelbaum gezähmt
Nicht von Leiter gefallen
Sonne genossen
Morgens bebt das Bett
Tageslicht fällt durch Türspalt
Neben mir niemand
Verhalltes Schlagzeug
Dichter Gitarrenteppich
Samtene Stimme
Aus anderer Zeit:
„So don’t you get fresh with me.“
Frauenpower pur.
Boden gefroren
Sonne blinzelt durch Wolken
Hundeleut‘ grüßen
Wie ein Kaninchen
auf die Schlange starren wir
auf den Mann im Kreml.
Was müffelt denn da?
Die Kühlschranktür ist offen.
It’s the cheese, stupid!
Wenn man sich dieses Interview mit dem Putin-Kenner Michel Eltchaninoff von kurz vor der Invasion anhört, da scheint klar, dass die Ukraine für Putin nur ein Anfang ist. Er will den Westen, die NATO angreifen und sich rächen für in seinem Hirn herumgespensternde Kränkungen. Die erstaunlich rigiden Sanktionen, die jetzt von einer großen westlichen Allianz gegen Russland beschlossen wurden, werden ihn sicherlich nicht besänftigen. Er steht mit dem Rücken zur Wand. Was würde ein Judoka jetzt machen?
ich jetzt draußen Explosionen hören würde, würde es mich nicht wundern. Im Grunde höre ich sie schon in meinem inneren Ohr. Ich bin gerade in Berlin. Wie kann Europa in nullkommanix wieder in die Barbarei eines physischen Krieges zurückfallen? Ein Mann, der versucht, uns sein Psychopathenhirn aufzudrängen. Im Grunde ist das ein Stoff für eine Dystopie aber nicht für die Realität. Ich springe jetzt runter, um aus dem Alptraum zu erwachen. Das hat bis jetzt jedes Mal geklappt.
Frage: Was ist der Unterschied zwischen Hitler und Putin?
Antwort: Hitler hatte keine Atomwaffen.
[Dieser schreckliche Gedanke kam mir vorhin beim Saugen und ich wollte ihn eigentlich in mein Büchlein schreiben und vergessen aber er musste raus]