Archive for Oktober 2020

731

Oktober 31, 2020

Temperaturen,

die den Fruchtfliegen wieder

Leben einflößen.

730

Oktober 31, 2020

Die große Hündin

ängstigt sich vor niemandem

außer dem Herrchen.

729

Oktober 31, 2020

Am Wochenende

löst Sonne Niesel ab und

betont Rottöne.

728

Oktober 30, 2020

Dass eine Lusche

„Trumpf“ heißt, scheint symptomatisch

für die USA.

727

Oktober 30, 2020

Vor hundert Jahren

hätte man Corona als

Krankheit kaum bemerkt.

726

Oktober 30, 2020

Viele sprechen von

toxisch, meinen aber nicht

giftig sondern schlecht.

725

Oktober 30, 2020

Sie tastet sich vor

hinein in die Romantik

aus dem Jazz kommend.

[Johanna Summer – Von fremden Ländern und Menschen (Schumann)]

724

Oktober 30, 2020

Voll im Hier und Jetzt

bei der Dreiballjonglage.

Nur nicht nachdenken!

723

Oktober 30, 2020

Wer rast den Stamm hoch

und schwingt sich von Zweig zu Zweig?

Der braune Lümmel.

722

Oktober 29, 2020

Eine Erleuchtung

bei geschlossenen Augen:

Blau und Grün im Kampf.

721

Oktober 29, 2020

Die kleinen, süßen

Spätäpfel unter dem Laub.

Herbstüberraschung.

720

Oktober 29, 2020

Bunte Blattvielfalt:

Nuss- und Apfelbaum gelblich,

Zierpflaume rostrot.

719

Oktober 29, 2020

Im Nieselregen

Blätter zusammengerecht

für’n Komposthaufen.

718

Oktober 29, 2020

Das Eichhörnchen trennt

Haselnüsse fürs Kröpfchen

und fürs Töpfchen.

717

Oktober 28, 2020

Tour in Dunkelheit.

Alarmanlage geht los.

Mond hinter Wolken.

716

Oktober 27, 2020

Vater schiebt Buggy

mit Mädchen, das mir zuwinkt.

Ich winke zurück.

715

Oktober 27, 2020

Die Winterzeit lässt

eine Stunde Tageslicht

für Freizeit übrig.

714

Oktober 26, 2020

Gehen ist Fallen

und Auffangen, Schritt für Schritt.

Den Weg ertaumeln.

[frei nach Laurie Anderson – Walking and Falling]

713

Oktober 26, 2020

Ein Haiku ist wie

ein karges, kleines Zimmer

mit großem Ausblick.

712

Oktober 25, 2020

Perfekte Musik,

um den Tränen freien Lauf

lassen zu können.

[Keith Jarrett – Answer Me vom Budapest Concert]

711

Oktober 25, 2020

Aus der Traurigkeit

wurde erst „Dankbarigkeit“

und dann Dankbarkeit.

710

Oktober 25, 2020

Links vom Fernsehturm

taucht über den Baumkronen

ein oranger Ball auf.

709

Oktober 24, 2020

Eichel an Eichel

auf dem Garagenvorplatz.

Ein Naturteppich.

708

Oktober 24, 2020

Die Verabschiedung

ist nur möglich, wenn man weiß,

wann der andre geht.

707

Oktober 23, 2020

Das fahle Lichtband

des Halbmondes flackert im

Großen Plöner See

706

Oktober 23, 2020

Am Seenufer blüht

die Zaubernuss orangerot

zwischen den Eichen.

705

Oktober 22, 2020

Auf dem Kölner Ring

setzt starker Platzregen ein.

Wir bremsen alle.

704

Oktober 22, 2020

Die Mücke im Klo

konnte den Klimawandel

nur kurz genießen.

703

Oktober 21, 2020

Naive Nachtmusik

mit Schlagzeug, Gitarre, Bass,

zwei Saxophonen.

[Dave King Trucking Company – Delta Kreme von Surrounded by the Night]

702

Oktober 21, 2020

Muss man traurig sein,

wenn die Todesanzeige

nicht gekommen ist?

701 Lieblingsbank

Oktober 20, 2020

Blick auf Altkönig:

Vorne Wiese mit Reiher

und Laubbaumbestand.

700

Oktober 20, 2020

Die Freude daran,

sich allmählich aus der Welt

herauszunehmen.

699

Oktober 20, 2020

Des Wiesengängers

preziose Einsamkeit

im Nieselregen.

698

Oktober 20, 2020

Nach Süden zieht es

den Starenschwarm, der im Dunst

langsam verschwindet.

697

Oktober 19, 2020

Auf dem Vorfahrtschild

am Nordwestkreuz gen Kassel

wacht ein Turmfalke.

696

Oktober 18, 2020

Begründen tut man

kleine Entschlüsse, große

zieht man einfach durch.

[frei nach Wolfgang Büscher – Heimkehr]

695

Oktober 18, 2020

Zweirundenherbstlauf

mit innerem Schweinehund

am trüben Morgen.

694

Oktober 17, 2020

Bis sie aufplatzt wirft

die Krähe mit dem Schnabel

die Walnuss par terre.

693

Oktober 17, 2020

Dense chamber jazz rock.

Dance and dream meet in the woods.

Like the late Talk Talk.

[The Weather Station – Robber]

692

Oktober 16, 2020

Aus dem Home Office

strömen die Spaziergänger

in die Einsamkeit.

691

Oktober 16, 2020

Rotbraune Katze

steht immobil auf Wiese.

Wie hypnotisiert.

690

Oktober 15, 2020

CB: Some day we’ll all die.

S: True, but on all the other

days we will not (die).

[The Peanuts turned 70!]

689

Oktober 15, 2020

Unser’n letzten Kampf

können wir nur gewinnen,

wenn wir loslassen.

688 In Gedenken an L.

Oktober 14, 2020

Onkel wolltest Du

schon früh nicht mehr genannt werden.

Immer jung im Geist.

687

Oktober 14, 2020

Jog im Morgengrau’n.

Mülltonnenstopp, Warten auf

S-Bahn, forschen Hund.

686

Oktober 14, 2020

Morgens wach liegen.

Sorgen zermartern Gehirn.

Schwerer Start in Tag.

685

Oktober 13, 2020

Weicher Kaltschaum schlägt

harten Federkern im Bett.

Schlafe wieder durch.

684

Oktober 13, 2020

Immer, wenn ich mich

nicht um Nachrichten schere,

bin ich dem Glück nah.

683

Oktober 13, 2020

Ein Staketenzaun:

Holzstangen aus Kastanie

mit Draht verzwirbelt.

682

Oktober 13, 2020

Ein gutes Haiku

schildert eine Erleuchtung,

im Zen Satori.

681

Oktober 13, 2020

Abenddämmerung.

Autos rauschen, Laub raschelt.

Geräuschverstärker.

680

Oktober 13, 2020

Gleichmäßiger Takt

meiner Schritte. Fuß vor Fuß.

Beruhigung pur.

Laurel Canyon

Oktober 12, 2020

Graham Nash: Auf der Couch saß ein Typ mit einer Gitarre. Er hatte einen Schuhkarton, dessen Deckel voller Gras war. Er trennte die Blüten von den Stengeln und baute perfekte Joints während er mit mir sprach und nicht einmal den Blick abwandte. Ich dachte „Wow, das ist verrückt.“ So lernte ich Crosby kennen. Und mein Leben veränderte sich für immer.

David Crosby: Ich hatte das beste Marihuana in der Stadt. Wenn ich den Leuten einen Joint gab, wurden sie total stoned. Dann sagte ich „Hey Joni, sing‘ ihnen doch was vor.“ Sie hörten ihr zu und ihre Gehirne flossen ihnen durch die Nase und sammelten sich in einer Pfütze auf dem Boden.

[Laurel Canyon Arte Doku]

679

Oktober 12, 2020

Töne folgen wie

Leitersprossen vom Wachsein

zum süßen Schlummer.

[Michael Wollny – Nun schließe mir die Augen beide (Alban Berg 1907) von Mondenkind]

678

Oktober 12, 2020

Wer arrogant ist

und sich nicht ausstehen kann,

greift gerne zum Glas.

677

Oktober 12, 2020

Spaziergänger, die

sich auf Wegen links halten

und nicht ausweichen.

676

Oktober 12, 2020

Idee, Wahrnehmung,

Begegnung. Etwas, dass

zugeflogen kommt.

675

Oktober 12, 2020

Life is nothing but

a mound of earth you dig now

from future to past.

674

Oktober 11, 2020

Gut gepennt, gerannt,

Gras gemäht, Nager bekämpft,

Kännel gereinigt.

673

Oktober 10, 2020

Bilderbuchwetter.

Herbstsonne taucht Wiesenland

in satten Grünton.

672

Oktober 9, 2020

Bei ihr gibt es jetzt

nach der Leiche im Keller

nur noch Juwelen.

[Joni Mitchell – Day after Day, 1965]

671

Oktober 8, 2020

Am frühen Abend

gehört der Park den Joggern,

wenn es nasslau ist.

670

Oktober 7, 2020

Eine Medaille:

das Leben zugleich Geschenk

und Todesurteil.

669

Oktober 7, 2020

Tagsüber träum‘ ich,

endlich wieder sechs Stunden

nachts durchzuschlafen.

668

Oktober 6, 2020

In der Luft hängend:

Bisher den ganzen Tag noch

mit keinem gequatscht.

667

Oktober 5, 2020

Lyrical, warm sax

surrounded by complex rhythms

and bouncing keyboard.

[Nubya Garcia – Source]

666

Oktober 5, 2020

Zwei Hunde jagen

im Affentempo vorbei,

dem Kaninchen nach.

665

Oktober 5, 2020

Im gelben Poncho

unter der Trauerweide

lacht sie ins Handy.

664

Oktober 5, 2020

Wenig los im Park.

Hab‘ Wasserspender entdeckt.

„Regenalarm“ falsch.

663

Oktober 4, 2020

Verschwitzter Hintern

rutscht von Badewannenrand.

Falle kopfüber.

662

Oktober 3, 2020

Ein Tag Müßiggang

und kein schlechtes Gewissen.

Dreißig Jahre D.

661

Oktober 3, 2020

Lauer Herbstabend.

Die Nacht sinkt auf mich nieder

wie ein dunkler Stoff.

660

Oktober 3, 2020

Zwei Jungens reißen

dauernd Vorderrad hoch und

sprechen arabisch.

659

Oktober 2, 2020

Noch nie hat der Spruch

„No Future“ so gestimmt wie

zweitausendzwanzig.

658

Oktober 2, 2020

Der einzige Mensch,

dem wir niemals verzeihen

können, sind wir selbst.

[frei nach Friedrich von Schirach]

657

Oktober 1, 2020

Wie die Fassade

davor bewahrt, hinter sie

gucken zu müssen.

656

Oktober 1, 2020

Mein Traum, sechs Stunden

an einem Stück zu schlafen.

Doch der Hals wehrt sich.

655

Oktober 1, 2020

Auf dem Tretpferd rinnt

der Schweiß die Schläfen runter

und reinigt den Geist.

654

Oktober 1, 2020

Auf dem Autodach

stolziert ’ne Nebelkrähe

janz seelenruhig.