Archive for the ‘zitat’ Category

Oh No!

März 21, 2023

If you wander far enough
you will come to it
and when you get there
they will give you a place to sit

for yourself only, in a nice chair,
and all your friends will be there
with smiles on their faces
and they will likewise all have places.

Robert Creeley (via)

2884

März 8, 2023

Äquivalenz von

Melodie in der Musik

und Menschenlächeln

[Valentin Silvestrov, haikufiziert]

Hélène Grimaud & Konstantin Krimmel – Silent Songs No. 4 Winter Journey (Silvestrov)

Germany’s historical responsability

Januar 20, 2023

… Eighty years ago, Nazi Germany was itself fighting a war of terror on this very same Ukrainian soil: the same cities, towns and villages were its victims as are now Russia’s…

No historical comparison is exact, but Putin’s attempt to destroy the independent existence of a neighbouring nation, with war crimes, genocidal actions and relentless targeting of the civilian population, is the closest we have come in Europe since 1945 to what Adolf Hitler did in the second world war….

It’s worth noting that Germany has a formidable defence industry that has very profitably exported lethal equipment to some quite dubious regimes around the world. So why not send it to defend a European democracy against the new Hitler?…

Timothy Garton Ash – If Germany has truly learned from its history, it will send tanks to defend Ukraine (Guardian)

ai

Januar 16, 2023

I have got the fire of hell in my eyes – and it’s ChatGPT.

Nick Cave in The Red Hand Files

Die Scheiße

November 26, 2022

Immerzu höre ich von ihr reden

als wär sie an allem schuld. 

Seht nur, wie sanft und bescheiden

sie unter uns Platz nimmt! 

Warum besudeln wir denn

ihren guten Namen

und leihen ihn

dem Präsidenten der USA, 

den Bullen, dem Krieg

und dem Kapitalismus?

Wie vergänglich sie ist, 

und das was wir nach ihr nennen

wie dauerhaft!

Sie, die Nachgiebige, 

führen wir auf der Zunge

und meinen die Ausbeuter. 

Sie, die wir ausgedrückt haben, 

soll nun auch noch ausdrücken

unsere Wut? 

Hat sie uns nicht erleichtert? 

Von weicher Beschaffenheit

und eigentümlich gewaltlos

ist sie von allen Werken des Menschen

vermutlich das friedlichste. 

Was hat sie uns nur getan? 

Hans Magnus Enzensberger, 1964

Paul Motian

November 20, 2022

Playing the music is real, physically and whole. Then it’s gone. But it’s still there, in the air, in the mind, it exists. It’s not part of technology, it’s not recorded. It’s part of the soul. It’s there.

Motian in Motion (documentary, 2020)

Ecosystems

November 6, 2022

A lot of the mess that we’re in comes from the idea that systems are separate from each other—that we can suck up resources of the Earth and chuck the trash back, and that’s outside. There is no outside. That’s what we have to remember.

Brian Eno in an interview with The Atlantic

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Oktober 2, 2022

Je suis un nègre.

Texan dub reggae vibes meet

Mali desert blues

[Vieux Farka Touré & Khruangbin – Savanne]

Frisierte Tagebücher

September 25, 2022

Freilich muss man aushalten lernen, was Jünger schreibt. Man muss einmal mehr auf Zehenspitzen durch die Hölle wandern. Mag sein, dass das erst dann gelingt, wenn man gewisse Leseerfahrungen gemacht, und das Stadium überwunden hat, in dem man Werke nur noch daraufhin liest, ob sie politisch korrekt sind.

Jürgen Nielsen-Sikora in Glanz & Elend zur Neuausgabe von Ernst Jüngers Strahlungen

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September 24, 2022

An junge Russen:

Statt einfach abzuhauen,

stürzt jetzt das Regime!

[frei nach Andrij Melnyk]

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September 24, 2022

Angesammelte

Trümmer aus dem Kopf schaffen.

Erleichtert hinauf.

[frei nach Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger (Frank Wierke)]

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September 23, 2022

Es ist extrem schwer,

sich von Büchern zu trennen.

Keiner möchte sie.

[frei nach Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger (Frank Wierke)]

Persönliches Kinoticket

Schummeln leichtgemacht

September 19, 2022

Im Vorfeld auf die Partie (Anm. : Niemann-Carlsen beim Generation Cup heute) hatten die Veranstalter zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um etwaigen Betrugsversuchen vorbeugen zu können. Das Turnier wird online ausgetragen, die Spieler befinden sich daheim in den eigenen vier Wänden.

sport.de

P. S. Niemann wurde auf chess.com nachdem er dort online mehrmals beim Schummeln erwischt wurde, gesperrt.

The decline must go on

September 6, 2022

… eine Fünfjährige, die gerade gegen eine Tür gelaufen ist – und die Gefallen daran gefunden hat.

A. L. Kennedy über Liz Truss in der SZ

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August 17, 2022

I love to love but

my babe just loves to dance.

A film in a film

[Mia Hansen-Løve –  Bergman Island]

Die sichtbaren Dinge ringsum brauchen uns

Juni 19, 2022

Nach den Duineser Elegien möchte die sichtbare Welt von uns bewusst vergegenwärtigt, verstanden werden. Darin besteht nach Rilke das wahre Leben, das den Menschen aus seinem Alltag heraushebt, um allem, was um ihn herum ist, im eigenen Inneren eine hohe Gegenwärtigkeit zu verleihen.

Der Mensch ist das große Auge der Natur, mit dem sie sich selbst schauen, bewundern und rühmen möchte.

[SWR 2: Franz Josef Wetz: Den Dichter Rilke neu entdecken, Lesekompass durch die Duineser Elegien]

2091

Mai 22, 2022

Come into my house

Throw open the windows wide

Then back to your house

[Trashcan Sinatras – Send for Henny, live 2004 @Fez, NYC]

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Mai 19, 2022

I’ll do what I can

Impossible Germany

Unlikely Japan

[Wilco – Impossible Germany]

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Mai 8, 2022

Am Ende muss man manchmal auch mit dem Teufel ins Bett gehen, um etwas zu erreichen.

[DLF-Gespräch mit Lars Pohlmeier von den internationalen Ärztinnen und Ärzten zur Verhütung des Atomkriegs über den Ukrainekrieg]

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April 3, 2022

Sie fühlt rein nichts und er sich aufgenommen.

T. S. Eliot – The Waste Land

Brennen

März 24, 2022

Wenn der Mensch geboren wird, wird eine Sorge geboren.

Wenn der Krieg aufflammt, fließt das Blut in Strömen.

Ich brenne, ich brenne. Schütte noch mehr Öl ins Feuer.

Ich ertrinke, ich ertrinke. Wirf mich in ein tiefes Meer.

[Rembetiko-Film 1984 – Kegome Kegome]

1929

März 19, 2022

Auf dünnem Faden

meines Atems auf Morgen

wartend wie Spinne

[Ivo Andrić – Insomnia, leicht adaptiert]

März 13, 2022

Wenn niemand von uns bereit ist, für die Freiheit zu sterben, dann werden wir alle unter der Tyrannei umkommen.

Timothy Snyder – Über Tyrannei

1884

März 6, 2022

Aus anderer Zeit:

„So don’t you get fresh with me.“

Frauenpower pur.

[Robyn – Buffalo Stance (Neneh Cherry)]

Februar 24, 2022

„Es gibt kein Fegefeuer für Kriegsverbrecher. Sie gehen direkt in die Hölle, Botschafter.“ [Der ukrainische Botschafter zu seinem russischen Kollegen in der UN-Dringlichkeitssitzung, Quelle]

Februar 22, 2022

Putin riecht Blut wie ein Hai und dehnt sich aus wie Gas. [Quelle]

Mit 90

Februar 19, 2022

Ich bin kein Pessimist weil ich weiß, wir alle gemeinsam sind nur übrig geblieben in der Evolution weil wir irgendeinen Schatz in uns tragen. In den Zellen, im Ohr, in den Irrtumsfähigkeiten selbst, ja. Und deswegen traue ich Menschen sehr viel zu. Was uns wieder rausholt. Ich habe Menschen 1946 noch gesehen wie sie improvisieren können. Menschen sind sehr kluge Lebewesen. Klug wie die Elefanten.

[Alexander Kluge im WDR Zeitzeichen zu seinem 90. Geburtstag am 14. Februar]

Februar 16, 2022

Sie ist zart und klein wie ein Vögelchen.

1844

Februar 8, 2022

Wenn man so etwas

genommen hat, weiß man wie

glücklich man sein kann.

[Die anderen Versionen der Welt]

1840

Februar 6, 2022

My mind is wide open

Durch die Liebe erleuchtet.

Einfach. Berührend.

[John Lennon – Oh My Love]

Januar 30, 2022

Er hätte auch keinen Ober- und Unterkiefer, daran würde man ihn also erkennen. [Alexander Kluge30. April 1945, Teil 1]

1791

Januar 15, 2022

These days I seem to

think a lot about the things

I forgot to do

[Nico – These Days]

1670

November 19, 2021

Nicht wählen können,

woran man sich erinnert

und was man vergisst.

[adaptiert aus Julia Franck – Welten auseinander]

November 3, 2021

Eigentlich müsste ich das Laub im Garten zusammenrechen, aber ich warte erstmal die Langzeitstudien ab. [Kiezschreiber]

September 10, 2021

Die Erinnerung an die Person wie sie war steckt in dem Erinnerten, dem Geschriebenen, nicht mehr im oder am letzten Ort.

1528

Juli 16, 2021

„… busy lately

… you haven’t found the time to

open up your mind“

[Joan as Police Woman – Out of Time (Blur)]

Schach in Literatur, #1

Juni 18, 2021

Das alte Schachbrett aufgeräumt und unter dem alten Holztisch verstaut. Nicht ein Mal wirklich gespielt sondern die Figuren willkürlich aufgestellt, weil man da noch Kind war. Der Turm in der ersten Reihe und die Bauern alle beim Namen genannt. Das Holzbrett schon ganz verbogen wie eine hügelige Landschaft. Und rollt und rollt, so wie das Mädchen die Wiese hinunter.

[Verena Gotthardt – Die jüngste Zeit]

Mai 24, 2021

Deutsch sein heißt, einen Weltkrieg nicht um sechs Uhr, sondern um 5 Uhr 45 zu beginnen. [Kiezschreiber]

Wenn du Deutschland liebst, dann besuche es lieber nicht. [Jorge Luis Borges laut Christian Kracht]

Mai 11, 2021

Manche seiner Freunde haben geweint, als sie ihn, diesen anderen, zerbrochenen Mann, zum ersten Mal sahen. Ich war zornig. Wie konnten sie ihm ihre Tränen antun.

[Gabriele von Arnim – Das Leben ist ein vorübergehender Zustand]

1343

April 24, 2021

Alt: die anderen.

Mit sechsundfünfzig alt sein.

Das Ich altert nicht.

[Der zweite Satz ist von Hippokrates, der dritte von Hannah Arendt. ]

Chapon et poussins

April 12, 2021

In Kunstbrut erbrütete Küken, die ihm im Alter von wenigen Tagen untergeschoben werden, führt ein Kapaun (Anm. von mir: ein kastrierter Masthahn) umsichtig und liebevoll und meist länger als eine Henne

[Wikipedia. Ich lese gerade mit Begeisterung das Glummbuch, die Geschichte gibt es auch online]

Übersetzen und Schizophrenie

März 30, 2021

Ich glaube, es war Esther Kinsky, die einmal gesagt hat, wenn man übersetze, müsse man sich bis zur Erschöpfung in den Text vertiefen, bis man in eine Trance gerate und dann in dem anderen sei und nicht mehr in sich selbst.

[Gabriele von Arnim – Das Leben ist ein vorübergehender Zustand]

Schreiben und Übersetzen

März 28, 2021

Der größte Unterschied zwischen Schreiben und Übersetzen ist für mich: Schreiben hat mit einem selbst zu tun, mit dem eigenen Horizont, dem eigenen Fühlen, der eigenen Sprache – beim Übersetzen geht es hinterm Horizont weiter, ich treffe auf Dinge, von denen ich nicht einmal wusste und mit denen ich mich schreibend nie beschäftigt hätte.

[Claudia Hamm – Kanaky zuhause aus dem Februarheft vom Merkur]

März 28, 2021

Wir täuschen uns, wenn wir den Tod nur immer vor uns sehen, ein großer Teil von ihm liegt bereits hinter uns, hinter mir, es ist die Zeit, die ich bisher durchlebt habe, die hat der Tod schon. [Sigrid Damm, Wandern – ein stiller Rausch, S. 173]

1206

März 18, 2021

I want you so bad

stop sending me your photos!

Vehicle Buy Back

[subjects of recent spam e-mails]

1064

Februar 6, 2021

Take back all the days.

Children carrying balloons.

There’ll be no 21.

[The Apartments – Twenty One from the album No Song No Spell No Madrigal]

(1034)

Januar 30, 2021

„In her loving look,

the whole universe contained.

Love the universe!“

[Adam’s (the robot) first haiku for Miranda in Ian McEwan’s Machines Like Me.]

Alles Deppen!

Januar 30, 2021

„Das Gefühl, man hätte den Durchblick, im Gegensatz zu den anderen, den Dummen, den Schlaf-Schafen, scheint eine hochpotente Droge zu sein. Man ernennt sich zum Statistiker, Virologen, Internetforscher, Politiker, was auch immer, ohne Ausbildung, ohne eigene Forschung, aber mit dem Gewicht der überlegenen Gewißheit.“

[Von Theaterliebe: Alles Scheiße, Deine Elly!]

962

Januar 13, 2021

.. god, what a sunset

Blood red floods the Atlantic

.. how can I touch this?

[The Weather Station – Atlantic from the new album Ignorance due out in February]

Laufen

Dezember 20, 2020

Die Geschichte vom Laufen. Laufen, um von etwas wegzukommen. Mit dem eigenen Körper das System Weißer Hirsch ausschwitzen, wegarbeiten, aus sich rauskriegen. Schritt für Schritt. Bis ich so schnell rennen konnte, dass ich aus mir rauslaufen würde. Der Körper sollte herhalten, um in einen Zustand zu kommen, der nur mir allein gehörte. Ganz vorn war der. Und da so schnell demmeln, dass ich nicht mehr erreichbar sein konnte von niemanden und nichts. Darum ging es.

[Ines Geipel – Mauerkinder, S. 93/94]

Musikrätsel

Dezember 20, 2020

tə tə tə: tə:

tə tə tə: tə:

tə tə tə: tə:

tə tə tə: tə:

Joni Mitchell – Favourite Colour

Dezember 18, 2020

I met a child a year ago

Whose eyes would never see.

She asked me with a timid smile,

„What colour is a tree?“

[lyrics, performance 1965]

864

Dezember 4, 2020

As vulnerable

as a cellophane wrapper

on a pack‘ of cigs.

[Joni Mitchell on the state she was in when she wrote Blue]

Conspiracy fallacy

November 26, 2020

In den 1990er Jahren erkrankte Kuti an AIDS, an dessen Folgen er am 2. August 1997 starb. Die Existenz der Erkrankung hatte Kuti stets abgestritten… Kondome waren seiner Meinung nach das Mittel einer weißen Verschwörung, deren Ziel die Reduzierung der schwarzen Geburtenrate sei. [Wikipedia]

824

November 20, 2020

Don’t say I don’t care,

I do. Just not in the way

you want me to-hoo.

[Ailbhe Reddy – Looking Ready via Fingertips]

811

November 17, 2020

To con-vey one’s mood

in se-ven-teen syll-able-s

is ve-ry dif-fic

[John Cooper Clarke]

Tapes

November 11, 2020

I was kind of parsing the grammar.

„There has been a problem.“

What does that mean?

[Tamara Lindeman on the story behind one of her songs]

762

November 8, 2020

Menschen mit Demenz

haben keine Sorgen mehr,

und das hält (sie) jung.

[Martina Bergmann – Mein Leben mit Martha]

761

November 8, 2020

Eine Leihgabe

ist das Leben. Die Zeit gibt’s

und nimmt es wieder.

[frei nach David Wagners Vater in Der vergessliche Riese]

759

November 8, 2020

Verzweifelt suchst du

nach den Namen der Dinge.

Die Welt entfernt sich.

[Reiner Kunze]

735

November 2, 2020

Als Gregor Samsa

eines Morgens … erwachte,

trug er ’ne Maske.

696

Oktober 18, 2020

Begründen tut man

kleine Entschlüsse, große

zieht man einfach durch.

[frei nach Wolfgang Büscher – Heimkehr]

690

Oktober 15, 2020

CB: Some day we’ll all die.

S: True, but on all the other

days we will not (die).

[The Peanuts turned 70!]

Laurel Canyon

Oktober 12, 2020

Graham Nash: Auf der Couch saß ein Typ mit einer Gitarre. Er hatte einen Schuhkarton, dessen Deckel voller Gras war. Er trennte die Blüten von den Stengeln und baute perfekte Joints während er mit mir sprach und nicht einmal den Blick abwandte. Ich dachte „Wow, das ist verrückt.“ So lernte ich Crosby kennen. Und mein Leben veränderte sich für immer.

David Crosby: Ich hatte das beste Marihuana in der Stadt. Wenn ich den Leuten einen Joint gab, wurden sie total stoned. Dann sagte ich „Hey Joni, sing‘ ihnen doch was vor.“ Sie hörten ihr zu und ihre Gehirne flossen ihnen durch die Nase und sammelten sich in einer Pfütze auf dem Boden.

[Laurel Canyon Arte Doku]

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Oktober 2, 2020

Der einzige Mensch,

dem wir niemals verzeihen

können, sind wir selbst.

[frei nach Friedrich von Schirach]

Zum militanten Antirassismus

September 10, 2020

Wenn alle Weißen schuld sind am Elend der Farbigen, ist es am Ende niemand, und die wirklich Schuldigen sind entlastet.

[Peter Ribi in der Neuen Zürcher Zeitung]

Late to the party

September 10, 2020

Now that I’ve met you

Would you object to

Never seeing each other again?

[Aimee Mann – Deathly, born on Sep. 8th, 1960 ]

464 Hinter Königsbrück

August 16, 2020

Jedem Morgen wohnt

ein Zauber inne, der uns

Kraft gibt für den Tag. 

[frei nach Hermann Hesse] 

Er ist’s

März 28, 2012

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte.
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab‘ ich vernommen!

[Eduard Mörike, 18290]

Fasteneinstieg zu Zeiten Jesu

März 14, 2012

Darum sucht einen großen Rankkürbis mit einer Ranke von der Länge eines Mannes; nehmt sein Mark aus und füllt ihn mit Wasser des Flusses, das die Sonne erwärmte. Hängt ihn an den Ast eines Baumes und kniet auf den Boden vor dem Engel des Wassers und führt das Ende der Ranke in euer Hinterteil ein, damit das Wasser durch alle eure Eingeweide fließen kann. Lasst das Wasser dann aus eurem Körper fließen, damit es aus dem Inneren alle unreinen und stinkenden Stoffe des Satans wegspült. Und ihr werdet […] mit eurer Nase all die Abscheulichkeiten und Unreinheiten riechen, die den Tempel eures Körpers beschmutzen, und sogar all die Sünden, die in eurem Körper wohnen und euch mit allen möglichen Leiden foltern.

Schriften der Essener

5’43 Howe Gelb – This Purple Child (1998)

März 3, 2011

there’s some monster within slipping from sleeping to arise.
and there’s some angels there too down and deep within darkening eyes.

In memoriam von unserem Ex-Verteidigungsminister, der gestern wohl die weiseste Entscheidung seines Lebens getroffen hat. Glückwunsch nachträglich. Drei Zitate ohne Quellenangabe. Sozusagen ein Plagiat mit Ansage. Beim letzten Zitat bin ich mir nicht sicher, ob es nicht auch schon ein Plagiat war. Da kursiert so ein Gerücht in den sozialen Netzwerken, das eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein.

About the song:

There is this horn section sample after 2:50 which sounds like an intruder from outer space in the balanced song. For the next two minutes I just wait for this extraterrestrian to come back. And it does.

Von einem, dem die Zeit wie Sand durch die Hände rinnt:

Traum: Auf der Oberfläche der Sonne verursacht eine von der Erde ausgesandte Sonde eine Störung. Zuerst sieht man nur einen kleinen schwarzen Fleck, der sich aber rasch ausbreitet. Schließlich erlischt die Kernfusion auf der Sonne ganz. Im Dunkeln suche ich mit C. nach Kerzen. Aber sinnvoll scheint das nicht. Es kann nur noch Tage oder Stunden dauern, bis die Temperatur auf diesem Planeten für immer bei minus 273 Grad angekommen ist, da helfen Kerzen jetzt auch nicht weiter. Wir resignieren.

Last but not least:

Ich war immer bereit zu kämpfen. Aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht.

(The list of all 343 selections since 1st February 2010 is here.)

Tier- und Völkerkunde

Januar 3, 2011

Die Deutschen ähneln Elefanten. Auf den ersten Blick wirken sie grob und wild, doch sobald man sie gestreichelt hat und ihnen schmeichelt, werden sie sanftmütig. Dann braucht man nur noch die Hand auf ihren Rüssel zu legen, und sie lassen einen willig auf ihren Rücken klettern.

[Voyage en Allemagne, Montesquieu, laut der Zeit noch nicht vollständig publiziert]

Auf dem Jakobsweg gelesen

Dezember 6, 2010


Das ist gleichzeitig eine idealistische wie auch eine pragmatische Perspektive. Man könnte mit einer Betonung des existentialistischen Aspekts auch sagen: „Die Freude ist in uns oder sie ist nicht.“ Das würde mir als kategorische Aussage fast noch besser gefallen. Ist aber als Satz etwas freudlos…

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September 6, 2010

Beauty: The power by which a woman charms a lover and terrifies a husband.

Ambrose Bierce

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August 30, 2010

History will be kind to me for I intend to write it.

Winston Churchill

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August 17, 2010

verkatert aufwachen gegen rechts

Ein Lothar Matthäus

August 10, 2010
  • läßt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal.
  • gehört in den Sportteil und nicht auf die Klatschseiten.
  • spricht kein Französisch.
  • auf neuem Kurs.
  • denkt um.
  • ist auch eher ein Kandidat für den Chef-Posten.
  • spricht nicht über Lothar Matthäus.
  • braucht keine dritte Person, er kommt sehr gut allein zurecht.
  • lässt sich nicht verarschen!
  • gibt nie auf.

(Quelle)

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Juli 6, 2010

Eines der besten Mittel gegen das Altwerden ist das Dösen am Steuer eines fahrenden Autos.

Juan Manuel Fangio

im irrturm

Dezember 16, 2009

wenn das leben ohne musik ein irrthum wäre, dann ist es mit musik noch lange nicht kein irrthum. aber irrthum mit h ist der ultimative irrtum, der aber ziemlich cool aussieht. ich glaub ich weiß jetzt wieso der philosoph irre geworden ist. wenn man die logik und die orthographie gegen sich hat, dann muss man ja verrückt werden.

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November 27, 2009

when i woke up you were gone
and the sun was on the lawn
empty pillow with perfume on
[neil young – too far gone]

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November 19, 2009

Remembering is just forgetting to forget.

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November 14, 2009

In antique times, Greeks didn’t describe dreams as something that happened in their heads while they slept, but as something that descended from heaven, you saw your dream approach like a window opening into the world of the Gods, and once the message was delivered, this window went away, it vanished into the distance. (q)

morgen, glück, versprechen

September 13, 2009

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?
In der Nacht unterm Sternenhimmel, wenn es still wird und ich eine unglaubliche Weite spüre. Oder morgens am Meer, wenn das Wasser noch glatt ist und die Sonne aufgeht. Schwimme ich in diesem Morgenlicht, in dieser Stille, ohne Wellen, ohne Wind – das sind Momente, in denen ich richtig glücklich bin, auf der Welt zu sein. Dann habe ich das Gefühl, ich gehe in etwas auf, ich bin Teil von etwas. Man hat ja eine Sehnsucht nach der Harmonie und dem Nicht-mehr-auf-sich-selber-Blicken. Oft genug ist man unglücklich und fragt sich: Warum muss ich weiterleben? Warum bin ich überhaupt geboren? Vergänglich und vergeblich, das war bei mir schon immer als Gefühl stark beieinander. Ich war ein fröhliches Kind, aber dann kam plötzlich so eine schwere Wolke, die sich auf mich legte. Trotzdem habe ich dagegen angelebt, ich habe gekämpft. Und früh am Morgen, im Meer schwimmend, ist dieses Grundgefühl weg. Die Morgenstimmung ist ja immer mit Hoffnung verbunden; dieses sanfte Morgenlicht, wo der Tag noch ein Versprechen ist, da fühle ich mich glücklich.

(Margarethe von Trotta im Gespräch mit chrismon)

on the long run

September 8, 2009

I started smoking again after quitting for 7 years. I was in a what-is-the-point-of-everything mood while visiting my 92 year-old father (who still smokes!), bummed one of his cigarettes, and was hooked again…

I don’t think I will make it through 7 bloody years. Today was another climax of craving. I got up at 5, cycled on the ergometer (the fag after the exercise is the best in my memory), worked from 7 to half 7, those bloody deadlines, that bloody fair. Additionally it was Indian summer weather, 25 degrees Celsius and more. I don’t remember anymore how I could resist the nicotine. The craving is fading away slowly and it pisses me off. I let the occasion pass to smoke a roll-up while I was craving it. There will be more.

Another view on God

September 7, 2009

Because here’s something else that’s true. In the day-to-day trenches of adult life, there is actually no such thing as atheism. There is no such thing as not worshipping. Everybody worships. The only choice we get is what to worship. And an outstanding reason for choosing some sort of God or spiritual-type thing to worship — be it J.C. or Allah, be it Yahweh or the Wiccan mother-goddess or the Four Noble Truths or some infrangible set of ethical principles — is that pretty much anything else you worship will eat you alive. If you worship money and things — if they are where you tap real meaning in life — then you will never have enough. Never feel you have enough. It’s the truth. Worship your own body and beauty and sexual allure and you will always feel ugly, and when time and age start showing, you will die a million deaths before they finally plant you. On one level, we all know this stuff already — it’s been codified as myths, proverbs, clichés, bromides, epigrams, parables: the skeleton of every great story. The trick is keeping the truth up-front in daily consciousness. Worship power — you will feel weak and afraid, and you will need ever more power over others to keep the fear at bay. Worship your intellect, being seen as smart — you will end up feeling stupid, a fraud, always on the verge of being found out. And so on.

(Adapted from David Foster Wallace’s 2005 Kenyon college commencement speech)

Am besten fickt man erst und badet dann (Brecht)

September 4, 2009

Ich höre fern das Plätschern deiner Wasser
Ich fühl das Herz in meine Hode sinken.
Es drängt mich wieder dein Pipi zu trinken,
Weil ich ein ruchlos raffinierter Prasser.
(Friedrich Schlegel)

Es drängt mich, dein Pipi zu trinken,
und sieh, nun trinke ich bereits.
O welch Genuss bei deinem Beinespreiz,
o wie die Wasser hurtig blinken.
(Joachim Ringelnatz)

kleine geräusche

September 4, 2009

Er war nicht schön, nicht reich, nicht besonders charmant und kein großer Redner, aber er war der Frau mit wunderbarem Gleichmut beständig zugetan, und er machte beim Schlafen kleine Geräusche, „die schöner waren als alle, die ich kannte, weil sie einer machte, den man mochte, und weil er doch leben musste, um Geräusche zu machen, die mir ein Zelt bauten in der Nacht.“

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September 2, 2009

Platthaus findet es gespenstisch, dass das Unvorstellbare, Jens könne irgendwann einmal Goethe-Verse vergessen, nun tatsächlich eingetreten ist, und hofft beklommen, dass er aber die Sturmaufstellung von Eimsbüttel noch parat hat.

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September 2, 2009

Während sie die Schlaflosigkeit zunächst als Zuwachs an Vitalität und Lebensqualität erlebe, kommt ihr nach 17 Tagen der erschreckende Gedanke, dass sie vielleicht in Wirklichkeit gestorben sei und der Tod somit keineswegs ewigen Schlaf, sondern immer währendes Wachsein bedeutet

Mike Patton in noise mode

Juni 23, 2009

If you want to get an idea of what this is like, imagine this:

The Emergency Broadcasting Channel tonal noises, raised about 10000 octaves, to produce the most ear-splitting continous beeping, just shy of a dog-whistle. Add to that, the sounds of bus-boys who, while carrying a full load of dirty dishes, drops it all. Glasses, silverware, dishes, sauces, etc., all come crashing down. Cut and paste a few chirping bird noises and the sound of a man having his throat slit (i.e., Mike Patton) while trying to speak and gargle mouthwash at the same time. Next, imagine 500 diesel engines all trying to start at the same time, but can’t. Then, for good measure, imagine 1500 grindstones all being used at the same time to sharpen axe blades. Lastly, throughout the entirety of the above, imagine 400 jet engines running constantly, while 6000 short-wave radios are all trying to tune in different channels at the same time (constantly).

(Customer review of She by Maldoror found via Fun With Amazon Reviews)

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Juni 6, 2009

In seinen Texten herrscht eine Ruhe, in der wir unser eigenes Herz schlagen hören.

(Vorwort zu Walter Kappacher: Selina oder das andere Leben)

A 80 balais, il creuse encore…

April 8, 2009


Moi je t’offrirai
Des perles de pluie
Venues de pays
Où il ne pleut pas
Je creuserai la terre
Jusqu’après ma mort
Pour couvrir ton corps
D’or et de lumière

Je ne vais plus pleurer
Je ne vais plus parler
Je me cacherai là
A te regarder
Danser et sourire
Et à t’écouter
Chanter et puis rire
Laisse-moi devenir
L’ombre de ton ombre
L’ombre de ta main
L’ombre de ton chien
Ne me quitte pas

Jacques Brel (8.4.1929 – 9.10.1978)

credit crunch ten years ago

April 2, 2009

Als er 1999 versuchte, einen Kredit für ein Internetprojekt zu bekommen, lehnte der Banker mit der Begründung ab: „Wer weiß, ob es in ein paar Jahren das Internet überhaupt noch gibt?“ Aus heutiger Sicht wäre die richtige Antwort gewesen: „Wer weiß, ob es Ihre Bank in ein paar Jahren noch gibt?“ (Quelle)

no future

März 29, 2009

Cohn-Bendit: Verstaatlichung ist höchstens als kurzfristige Rettungsmaßnahme sinnvoll. Staatliche Banken sind doch nicht besser als private, wenn sie sich den Marktmechanismen unterwerfen. Die Manager von Staatsfirmen gehen auch nicht verantwortungsvoller mit der Natur um. Unser strategisches Problem ist: Der Markt kennt das Wort Zukunft nicht. Auf dem Markt müssen Sie kurzfristig denken. Aber die Politiker müssen langfristig denken und handeln, wenn sie die Zukunft gestalten wollen. (q)

Den letzten Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Der einzige Politiker, der über den Tellerrand des nächsten Wahltermins hinaussieht, ist keiner mehr, denn das wäre höchstens der elder statesman.

saviour’s sex

März 28, 2009

William ist von einer Mission beseelt: Er ist überzeugt, dass die Welt in wenigen Stunden untergehen wird – und dass er berufen ist, sie zu retten. Als Einziger hat er die Zeichen erkannt und gedeutet, und jetzt muss er sich beeilen und die überhitzte Welt abkühlen, bevor sie verglüht. Lektürefetzen zur Klimakatastrophe haben sich in seinem Kopf mit diffusen Erlösungsphantasien zu einer bizarren, in sich aber vollkommen schlüssigen Überzeugung verquickt: Die Welt ist in ihm, deshalb kann er sie, indem er sich selbst abkühlt, mitabkühlen. Für diesen Temperatursturz aber muss er ein Opfer bringen, das ihn, ganz wie der Anblick von Geld, mit Sehnsucht und Ekel zugleich erfüllt: Er muss mit jemandem Sex haben.

(Aus einer Besprechung von John Wray’s Retter der Welt (Originaltitel: Lowboy))

Where is the grim reaper when you need him?

März 24, 2009

Personally, I am hoping for one of those massive heart attacks (not the little sort that merely leave you an invalid). So too are most of the doctors that I know. Going out with a bang on the golf course is the physicians‘ preferred exit route. Though quite why they persist in prescribing for the rest of us pills that will make such an event less likely and consign us to far less desirable forms of death, is a bit of a mystery. I’m still waiting to meet a medic who greets my high blood pressure and raised cholesterol with a smile and a warm prediction of a premature but speedy end. (source)

What a naive question about the fact that doctors prescribe medicine which does prolong the life of a person who has turned into a zombie. They and the whole „health“ industry want to make money, what else. A quick, painless death of the patient is not in their interest. Their favourite scenario would be a long, painless death where lots of pills and other medicine will be consumed by the patient. Maybe I should restart smoking just for maximizing my chance for a massive heart attack. But of course tonight I have no urge whatever to smoke. Tomorrow then.

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März 16, 2009

Gestern ist mir wieder eingefallen, was ich nach dem vorletzten oder vorvorletzten Amoklauf gelesen habe. Wie die Leichen dagelegen haben hinterher auf dem Tatort. Und wie dann in ihren Taschen die Handys zu klingeln begonnen haben, weil noch Angehörige und Freunde angerufen haben, die noch nicht wussten, dass ihr Anruf nicht mehr beantwortet werden wird. Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe, in irgendeinem Artikel, in dem ein Polizist Auskunft über seine Erlebnisse gegeben hat.

(PP in seinem neuen Blog)

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März 11, 2009

Dann stieß ihm seine Freundin zu Weihnachten wütend den neuen Alessi-Korkenzieher in jenen Körperteil, den seine Kollegen Porsche nennen und den Daniel, wie er selbst es formuliert, schon in vielen Garagen geparkt hat.

(aus einem Verriss von Bodo Kirchhoff’s neuem Buch Erinnerungen an meinen Porsche, wo sich ein Investmentbanker an die guten Zeiten erinnert)

mor(t)al hazard

März 10, 2009

There is a basic principle in environmental economics called „the polluter pays“: polluters must pay for the cost of cleaning up their pollution. American banks have polluted the global economy with toxic waste; it is a matter of equity and efficiency that they must be forced, now or later, to pay the price of cleaning it up. As long as the banking sector feels that it will be bailed out of disasters–even ones it created–we will continue to have a moral hazard. Only by making sure that the sector pays the costs of its actions will efficiency be restored.

(Joseph E. Stiglitz – A Bank Bailout That Works in The Nation)

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März 8, 2009

Warum aber, so eine der Fragen, über die Medien und Regierung hinweggehen, warum werden dann die Banken mit Geld gefüttert und nicht die Familien und Haushalte, die ihre Kreditzinsen nicht mehr bezahlen können? Dann bekäme das Banksystem Geld, und zugleich würden Eltern und Kinder nicht aus ihren Häusern gejagt. Vermutlich würde dann allerdings deutlich werden, dass die sogenannten faulen Kredite nicht mehr als ein kleiner Auslöser der Krise waren.

(Friedrich Krotz in der taz)