Forsche Rotkehlchen,
vier Steinhütten im Bergwald,
gelbes Autolicht.
Wir treffen Alte,
die redefreudig sind und
Junge mit Masken.
Als Spaziergänger
ragt man aus der Landschaft raus
und wird gesehen.
Tour in Dunkelheit.
Alarmanlage geht los.
Mond hinter Wolken.
Gehen ist Fallen
und Auffangen, Schritt für Schritt.
Den Weg ertaumeln.
[frei nach Laurie Anderson – Walking and Falling]
Des Wiesengängers
preziose Einsamkeit
im Nieselregen.
Gleichmäßiger Takt
meiner Schritte. Fuß vor Fuß.
Beruhigung pur.
Spaziergänger, die
sich auf Wegen links halten
und nicht ausweichen.
Wie weggeblasen
ist der Blues nach ’ner Stunde
Spaziergang zu zweit.
Eine Familie
mit kleinem Hund weicht uns aus,
geht abseits des Wegs.
Kleine Zehen von
schwarzer, steinharter Hornhaut
mit Raspel befreit.
Gehe so lange
bis die Feder entspannt ist.
Bin Aufziehmännchen.
Zur Bülowstraße
und zurück dauert so lang
wie Geogadii.
Beine kämpfen noch
mit Start-Stopp-Automatik
an roten Ampeln.
Wie geht es weiter?
Vacha – Eschborn? Alb-, Rennsteig?
München – Venedig?
Der Übergang von
gehender zu sitzender
Tätigkeit: schwierig.
Verschlafener Ort.
Im Eiscafé Eiskaffee.
Und Pilgerfreunde.
Mein Geschenk an Dich:
Mobile Waldzweisamkeit
für rund fünf Stunden.
Hohe Baumstapel
links und rechts. Der Buchenwald
lichtet sich deutlich.
Erstmals ist’s Wasser
aus der Trinkflasche zu kalt.
Ende des Sommers?
Reife Brombeeren
am Wegesrand fallen uns
in die Handteller.
Die Gehmaschine
übernimmt die Kontrolle.
Wir sind Roboter!
Es klopft an der Tür
um halb sieben. Der Wirt bringt
die Frühstückseier.
Wirt quatscht an der Tür.
Und kommt wieder. Columbo
lässt herzlich grüßen.
Runter und rauf und
Rastbänke und Aussichten.
Ein Wanderertraum.
Trinken, ums Gewicht
des Rucksacks zu verkleinern,
nicht gegen den Durst.
Unser Stadtführer
hat im Schrank dreiundzwanzig
Paar rote Schuhe.
Nach strapaziöser
Etappe im Schlaf wieder
gut regeneriert.
Habe mich über
viel Hartbelag bis hierher
geschleppt. Weiß nicht wie.
Den Weg mit Füßen
acht Stunden am Tag streicheln,
macht was mit einem.
An meiner Seite
ein Luchs, der Markierungen
von weitem erkennt.
Bänke kommen nie,
wenn man sie braucht und wenn doch,
dann sitzt jemand drauf.
Der eintönige Ruf
des Gartenrotschwanzes
ertönt überall.
Von riesigem Schloss
erschlagen. Dahinter auf
Wiese geht es ab!
Nach der Wegesrast
dauert es bis Maschine
wieder in Gang ist.
Wildblumenwiese.
Sonnenblume, Malve, Mohn,
Borretsch, Kamille.
Vier alte Damen
auf Rädern fragen mich nach
Weg nach Grabsleben.
Bis zum Horizont
runde Heuballen auf Feld.
Mmm. Zylindrismus?
Weißer Terrier bellt
vor Haustür als wir passier’n.
Er möchte hinein.
Frühstück in Hostel.
Eier selbstgekocht. Abwasch
in Spülmaschine.
Pappeln biegen sich
im Sturm über uns. Äste
zu unser’n Füßen.
Vor uns im Tal aalt sich
Erfurt in Morgensonne.
Noch 20 km.
Westwind von vorne.
Windschnittigeres Pärchen
überholt von links.
Äpfel auf dem Weg
müssen weggekickt werden
solang noch Kraft ist.
Wenn man hier auf was
Weiches tritt, ist’s wahrscheinlich
ein Mauskadaver.
Uralter Bauer
verteilt Dung mit Mistgabel.
Ackergaul schaut zu.
Zwei junge Ziegen
spazieren über Acker
umkreist von vier Mann.
Junge Feldmaus nagt
an Grashalm. Wir speisen Ei,
Müsliriegel, Obst.
Nahporträt misslingt
da Objektivbewegung
Katze verängstigt.
Traktor pflügt Feld um.
Der Geruch feuchter Krume
steigt in die Nüstern.
Über dem Acker
sind fünf Rote Milane.
Mäuse, aufgepasst!
Laubbäume sattgrün,
Felder beige. Luzides Licht
der Morgensonne.
Von Glimmstängelrauch,
der durchs Kippfenster in die
Nase zieht, geweckt.
Blutunterlaufen.
An die Grenze gestoßen.
Zwei kleine Zehen.
Sechs (Solo-)Pilger
bisher geseh’n, zwei Weiblein.
Mit dreien gequatscht.
Nichts als ein Vogel,
im Wind raschelnde Blätter,
eigene Schritte.
Auf Feldweg rennen
Mäuse in ihre Löcher.
Oder verwesen.
Unstrutwein: frisch, leicht,
Klimawandelprofiteur,
geht nicht in den Kopf.
Saale passiert mit
Fähre nach Strömungsprinzip:
Motor unnötig.
Des irren Nietzsche
Lieblingsblick von Veranda
im Himmel gesucht.
Windmühlenstraße
mündet ein in Steinweg: Dorf-
trifft auf Stadtleben
Kürzeste sowie
härteste (alles Asphalt)
Etappe bisher.
Sie, am Nebentisch:
„Alles Essen, das ich dir
empfohl’n hab‘, war gut.“
Kampf gegen Mücken,
die unbeeindruckt von Spray
um Ohren schwirren.
Im Kirschbaumloch sind
zig Kirschkerne mit Löchern.
Wer wars? Feldmäuse?
Durch Armbewegung
geht man mit Wanderstöcken
schneller als ohne.
Flaches Ackerland.
Windräder rotieren flott.
Mütze fest auf’m Kopf.
Weicher Wiesenweg.
Balsam für geschundene,
harte Fußsohlen.
Mann mit Handschuhen,
Mund-, Nasenschutz auf Gehweg.
Sicher ist sicher.
Dusche nach Fußmarsch:
Wiederauferstehung von
den Mausetoten.
Hygienekonzept
im Dom streng. Zaubersprüche
in Keller verbannt.
Schlittere Rampe
im Adamskostüm runter
in Tagebausee.
Besser warmes als
kaltes Wasser trinken, dann
schwitzt man weniger.
Heute sind Schatten
und Wind unsere Freunde.
Auch die Mütze hilft.
Roter Milan kreist
über unseren Köpfen.
Wehe, wir stolpern!
Geh’n auf Schotterweg.
Reiher an Feldrand fliegt vor.
Geh’n vor. Da capo.
Labrador sieht uns,
öffnet Maul, guckt aufs Frauchen,
macht Maul wieder zu.
Auf Schornstein nistet
Storchenpaar. Magerer Fuchs
streunt über Vorplatz.
Straßenbahn 7
braucht eine Stunde von Ost
nach West über Süd.
Ewig tanzende
Hula-Wackel-Figur auf
Armaturenbrett.
Am Hirschgehege.
Damwild kommt bis an den Zaun.
Zutraulichkeit pur.
Streit von Ehepaar
schallt bis auf die Straße, wo
Katze promeniert.
Felder und Wiesen
soweit die Augen reichen.
Freiheit zum Greifen.
Frische des Morgens.
Wind weht leicht, Sonne strahlt sacht.
Die Füße schweben.
Im Pfarrhaus gepennt
auf zwei Liegestuhlpolstern.
Der Erde so nah.
Bankwunsch erfüllt sich.
Donner kündigt Regen an,
dem wir ausweichen.