Die Pfote hebend,
fauchend pariert die Katze
den Yorkshire-Angriff
Die Pfote hebend,
fauchend pariert die Katze
den Yorkshire-Angriff
Schwalben füttern Brut
auf der Telefonleitung
mitten im Fluge
Tiefe Traurigkeit
Nebelschwaden, Dunstschleier
Offene Weite
[Tigran Hamasyan, Arve Henriksen, Eivind Aarset, Jan Bang – Tsirani Tsar (snippet)]
Schuhsohle löst sich
nach Regenguss ab und wird
mit Strick befestigt.
Eins mit dem Smartphone
Mädchen rührt Pizza nicht an
Karton als Rettung
Stetig Fuß vor Fuß
Sechshundert Höhenmeter
Nach Mariailles
Aufstieg zum Refuge
Langsame Bewegungen
Ununterbrochen
Im dichten Bergwald
Frischlinge, den Weg querend.
Wo ist die Bache?
Rauf zum Col de Jou
Traumaussicht am Goa-Turm
Verfluchter Abstieg
Auf Fahrt nach Casteil
weich‘ ich drei Mal nach rechts aus:
Rauch bei Serdinya.
Drastische Szenen
zu Kriegsende, plastisch erzählt.
Familienforschung.
[Ralf Rothmann – Im Frühling sterben]
Morgenschwimmrunde
Wasser vierundzwanzig Grad
Am Strand von Racou
Befreit aufspielen
ohne Würfe zu zählen:
Jonglierhamsterrad
Karambolage,
Fangfehler, seitlicher Wurf,
Kein Fang-Wurf-Umstieg
Morgenluft schon lau
„Kalte“ Dusche erfrischt noch
nach Joggingrunde
Wenn die drei Bälle
die beiden Hände spielen,
geht’s Jonglieren los.
Glutofenhitze.
Wie groß sind eure Sünden,
Jakobswegpilger?
Traf Dich zuletzt vor
fünf Jahren. Jetzt bist Du tot.
Mit fünfundzwanzig
Wer bei diesem Lied
nicht vollkommen dahinschmilzt,
hat ein Herz aus Stein.
Nach Zähneputzen
Schweiß im Waschbecken lange
abtropfen lassen
Um sieben gejoggt
Thermofenster ausgenutzt
Bachstelze fliegt vor
Kassiererin hält
meinen Französischversuch
für ’ne Fremdsprache.
Französisch lernen
hätte unendlich viel mehr
Spaß machen können
In Zelle schreiben
In Gruppe drüber sprechen
Verrohung stoppen
Ist das noch Sommer
bei siebenunddreißig Grad?
Oder schon Hölle?
Schweiß rinnt in Strömen
Sofa wehrt sich dagegen,
zum Bett zu werden
Autobahnrastplatz
Alle tragen Bermudas
Nur ich bin in Jeans
Letzter Sonnenstrahl
Canigou im Dunst vor uns
Schwenk zu den Albères
Der Fenstervorhang
bewegt sich im Morgenlicht
vom kühlen Luftstrom
Vor Sehnsucht klopft’s Herz.
Wir tanzen auf den Wolken.
Immer im Kreise.
[Erik Satie – Pièces froides II. Danses de travers 2. Passer (Two Lane rework)]
Davon zu träumen,
aufgeweckt zu werden von
dem Weckerklingeln
Das orange Fleisch
der Cantaloupemelone:
weiche Erfrischung
a fountain of youth
wild cat that cannot be tamed
feedback explosion
Am Autobahnrand
Totgefahrene Katzen
Zur Seite geschafft
Aus der Karaffe
steigt ein Duft von Keller und
Fermentation.
[Château de Rochemorin 2016, Pessac-Léognan]
Im Hängesessel
mit Pomuskeln rotierend
unterm Apfelbaum
Im Haselnussbaum
sitzt das Eichhörnchen und sägt
unreife Nüsse.
Mit jedem Tropfen
besser werdend, kann noch nicht
ganz überzeugen
[Château de Barbe Blanche, Lussac-Saint-Emilion, 2016]
Dachdecker rastet
an Apfelbaumstamm gelehnt
morgens im Schatten
Komplexe Struktur
Waldfrüchte streicheln Gaumen
Noch ausbaufähig
[Madiran Tannat Paradox 2018]
Dachdecker startet
im Schatten des Apfelbaums
den Tag mit Frühstück.
Weiche Stimme liest
vom Kampf des jungen Selbst mit
unwirtlicher Welt.
[Werner Herzog – Vom Gehen im Eis (Hörbuch)]
Vor uns der Taunus
Auf der Wiese Heuballen
Sisyphus, your turn
Kaum Wasser im Bach
Japanischer Knöterich
wuchert den Weg zu
Sennenhündin macht
auf kurz gemähter Wiese
Eskimorollen
Um fünf Uhr elf wach
Singdrosselmorgensolo
Emmy pflückt Äpfel
Malteserwelpe
beschnuppert unbefangen
die Sennenhündin
Die Grillen zirpen
Die Wespen schlafen im Nest
Laue Sommernacht
Einsamer Morgen
Jog durch gemähte Wiesen
Im Heu versunken
Das Lied zum Sommer:
schon zwei Jahre alt und noch
immer erfrischend
Auch ich bin ein Krebs,
der gern angreift, bevorzugt
per Königsgambit.
Mit jedem Menschen,
der sich dieses Lied anhört,
wird die Welt besser.
In die Nase steigt
der Geruch frischer Farbe
nach Fensteröffnen.
Mir fällt es leichter
ein hartes Ei mit links als
mit rechts zu schälen.