Der Jonglierbogen.
Die Bälle kreisen lassen.
Ewiges Schöpfen.
Der Jonglierbogen.
Die Bälle kreisen lassen.
Ewiges Schöpfen.
Vier Krähen sitzen
weit oben auf dem Laubbaum.
Inbrünstig krächzend.
Ich glaube, es war Esther Kinsky, die einmal gesagt hat, wenn man übersetze, müsse man sich bis zur Erschöpfung in den Text vertiefen, bis man in eine Trance gerate und dann in dem anderen sei und nicht mehr in sich selbst.
[Gabriele von Arnim – Das Leben ist ein vorübergehender Zustand]
Der größte Unterschied zwischen Schreiben und Übersetzen ist für mich: Schreiben hat mit einem selbst zu tun, mit dem eigenen Horizont, dem eigenen Fühlen, der eigenen Sprache – beim Übersetzen geht es hinterm Horizont weiter, ich treffe auf Dinge, von denen ich nicht einmal wusste und mit denen ich mich schreibend nie beschäftigt hätte.
[Claudia Hamm – Kanaky zuhause aus dem Februarheft vom Merkur]
Wer nicht wissen will
wie es im Paradies klingt
bitte weghören.
Blätter und Blüten.
Orange Schmetterlinge.
Tiffany-Lampe.
Der Geisteszustand,
wenn abends dem Alkohol
das Wasser nachfolgt.
Derjenige, der
mit geschlossenen Augen
jongliert, ist Artist.
Auf der Bucket List:
Mit vier Bällen jonglieren.
Nicht quatschen, machen!
Skyr plus Orange
plus Ananas plus Liebe
gleich Gaumenwonne.
Dreamy tenor sax.
Impressionist piano.
Waves lapping the shore.
[Joe Lovano – Chapel Song from the new album Garden of Expression]
Wolken vor Milchmond.
Elo beriecht Bernerin.
Bankturm erleuchtet.
Späte Dämmerung.
Zwei Kröten kreuzen den Weg.
Knapp ausgewichen.
Karambolage.
Auf Boden nieder prasselt
Jonglierballreigen.
Streifen auf Wiese.
Menschen, die dort wandelten.
Vor meinem Auge.
Auf dem Hünerberg
auf neuer Holzbank sitzen.
In Sonne blinzeln.
Sattgrüne Weiden,
von Sonnenlicht beschienen.
Dem Regen sei Dank.
Radfahrerinnen,
die sich nicht bedanken, wenn
man den Weg frei macht.
Das Entknäulen von
Ohrhörerkabelsalat.
Nervig, aber cool.
Himmel sieht rosa
hinter Hardtberg, Falkenstein
und dem Altkönig.
Meister Lampe rennt
die Ackerfurche entlang,
den Igel suchend.
Schottischer Bär brummt
zu schaurig-schönen Klängen
Wörter zu Körpern.
[Arab Strap – The Turning of Our Bones vom neuen Album As Days Go Dark]
Waschbetonplatten
von inkrustiniertem Moos
durch Schaben befreit.
Steh‘ vor Kloschüssel.
Beine rutschen nach außen.
„Flatsch“! Dann gellt ein Schrei.
Stechapfelblüten
öffnen sich in Zeitlupe
im Vollmondenschein.
[Loma – Half Silences vom Album Don’t Shy Away via Fingertips.]
Gelb-rote Blüten.
Duft von tropischen Früchten.
Goldlack am Wegrand.
Rotkäppchen erblickt
über Koppel sprintenden
großen Feldhasen.
Am Himmel zappelt
schwarz-weiß-pinker Wurmdrache
über Dorfanger.
Insektenhotel
von roten Mauerbienen
fleißig frequentiert.
Sich die Zeit nehmen.
Der sanften Weise lauschen.
Wehmütig werden.
[Bill Frisell – Winter Always Turns to Spring vom letztjährigen Album Valentine.]
Haus- und Feldsperling
bespritzen ihr Federkleid
im Untertopfbad.
Power. Slider auf.
CD rein. Play. Hinsetzen.
Musik auskosten.
Bequem etabliert
im Corona Home Office.
Rückkehr schwer denkbar.
Der Sennenhund tapst.
Die Karawane zieht sich.
Der Labrador jagt.
Die Morgensonne
blendet schläfrige Augen.
Draußen sind’s null Grad.
Berner Sennenhund
auf Mammolshainer Runde
mit Lunge verwöhnt.
Die Playlist von 69 Liedern, über die ich bisher Haikus geschrieben habe bis auf wenige Ausnahmen, die nicht bei dem Dienst gelistet sind. Insgesamt rund 6 Stunden Spielzeit.
Vor Stress an Kasse
beim Discounter nebenan
Geheimzahl verkehrt.
Mit den Klappläden
morgens Tag hineinlassen,
abends Nacht aussperr’n.
Voll aufgedreht nach
morgendlichem Sport-Exploit
für Rest des Tages.
Dichtes Schneetreiben.
Fette Flocken vorm Fenster
tanzen Rock ’n‘ Roll.
Man nehme Siouxsie,
Nina Hagen, Ideal
und mische gut durch.
[Sofia Portanet – Menschen und Mächte vom letztjährigen Album Freier Geist]
Erst kalt und sonnig.
Dann zieht es sich zu und schneit.
Der Himmel hängt tief.
Bücherschrankregel:
Nie mehr Bücher mitnehmen
als offerieren.
Bewusst spüren, dass
jeder Schritt die Fußsohlen
wie ein Teig knetet.
I want you so bad
stop sending me your photos!
Vehicle Buy Back
[subjects of recent spam e-mails]
Heißer Ingwertee,
dessen Schärfe die Kehle
langsam hinabsinkt.
Abendspaziergang
Rutschpartie auf Feldwegen
und Streuobstwiesen.
aber wo nur wo
ist man woanders und
wo ist man anders?
[Masha Qrella – Woanders vom gleichnamigen Album nach Texten von Thomas Brasch]
Sonne Fehlanzeige.
Für die Jahreszeit zu kalt.
Wenigstens trocken.
Die messerscharfe,
schräg stehende Mondsichel
am Abendhimmel.
Wenns Wochenende
in den letzten Zügen liegt:
Sonntagabendblues.
Kumuluswolken
türmen sich im Westen auf.
Sonne blinzelt durch.
Kommunalwahl jetzt.
Für die Haselnussliste
stimmt das Eichhörnchen.
Wir sind mittendrin.
Ob wir je da rauskommen?
Der Wein zur Lage.
Trotz hohem Startpuls
recht niedriger Endpuls dank
gefundenem Tritt.
Hinter der Kurve
am Himmel rot, gelb, grün, blau.
Ein Regenbogen!
Doppio Passo
Primitivo Bio: rund,
feiner Beerentraum.
Eiswürfelknacken,
wenn erstes Schnapsglas Pastis
drüber gegossen.
Durchlässig werden,
völlig hin- und wegschmelzen.
Widerstand zwecklos.
Auf dem Apfelbaum
thront der Amselmann und singt
sein Abendständchen.
Siebenundzwanzig
Minuten können einen
ganzen Tag retten.
Brise aus Westen.
Kleine Pfützen auf Schuppen.
Temperatur mild.
Ich gähne, ich frier‘,
es juckt am ganzen Körper,
ich habe Hunger.
Ich öffne Haustür.
Spatz auf Meisenknödel schlüpft
in Eibenhecke.
Nicht genug Selbsthass,
um auf dem Ergometer
zum Ziel zu kommen.
Rotkehlchen im Beet.
Der Revierbesitzer kommt.
Abflug Nummer eins.
Bei der Jonglage
niemals einen Extratrick
gelernt zu haben.
Souliger Ohrwurm
mit positiver Botschaft
und fetten Bläsern.
[Katharina Schwerk – Reden von der neuen CD Beziehungsweise. Der Ehrlichkeit halber muss ich hinzufügen, dass wir verwandt sind]
Sonnige Runde
auf Streuobstwiesenweg samt
Plausch mit zwei Nachbarn.
Die Kornelkirsche
voller Blüten und Flechten
in gelb, grün, hellbraun.
Berlin nach Frankfurt.
Ab A5 kein Fluss wegen
Rasern und Schleichern.
Spanakopita.
Knisternde Filoblätter.
Vorsicht explosiv!
Die Unstetigkeit,
dauernd zu überholen
auf belebtem Weg.