Das erste Mal, dass
ich wirklich auf den Text hör
Es geht um Liebe
Das erste Mal, dass
ich wirklich auf den Text hör
Es geht um Liebe
Welch Saxofonton:
expressiv, jubilierend
Spiel ihn noch einmal!
[David Sanborn – Chicago Song]
Schlagerwettbewerb
dominiert die Tagesschau
Ganz schnell abschalten
Auf leisen Füßen
durch die dunkle Nacht wandeln
völlig gesichtslos
[Japan – Nightporter]
Zwei Muskelprotze
mit freiem Oberkörper
mit Kinderwagen
Sie: „Sehr ordentlich!“
Gänseblümchen stehn Spalier
Nicht ohne Hütchen
Extemporieren
Abschweifen, herumirren
Improvisieren
[Little Feat – Dixie Chicken (live London, 1977)]
Im Hängesessel
sich am kurzgeschnittenen
Rasen erfreuen
Das kleine Weinglas
fällt aus zwei Metern Höhe
Hunderte Splitter
Auf Spinnennetzen
glitzernde Wassertropfen
in Morgensonne
Andalusien
Vornehm zurückgenommen
Labsal für das Ohr
[Pat Metheny – You’re Everything (Chick Corea)]
Labrador schreckt auf
Die Taube im hohen Gras
fliegt auf mit Getös
Unrecht mit Unrecht
beantworten kurzsichtig
Gewaltspirale
Die Geschmeidigkeit
und Wärme des E-Bassspiels
Jaco lässt grüßen
[Eberhard Weber – The Colours of Chloë]
Bass und Gitarre
Perfektes Zusammenspiel
Die Zeit anhalten
[Khruangbin – A Love International]
Fünf Liter Rotwein
aus Saint-Génis aus dem Schlauch
mit Sherrynote
Der Himmel offen
Straßen bis zum Horizont
Der zerplatzte Traum
[Simon & Garfunkel – America]
Les jeux sont faits: Poe,
Kafka, Beckett and Camus
Splendid company
[Paul (Auster) is dead]
In einer Kurve
vom Großraumfenster hinten
die Lok vorn sehen
[zwischen Eisenach und Fulda]
Mit jungen Leuten
zusammenzuarbeiten
Lebenselixier
Eine Notlüge
Es geahnt gehabt haben
Statt Flug dann doch Zug
Als John Cale alles
stehen und liegen ließ, um
nach Hampstead zu fahrn
[Nick Drake – Northern Sky (bbc soul music)]
Mein Wagen ist noch
65 Euro wert
nach dem Parkrempler
Die Musik, die ich
am meisten liebe, ist fast
immer tieftraurig
Sehnsucht, ungestillt
trotz der Virtuosität
zum Klingen bringen
[Julian Lage – Omission]