Archive for the ‘film’ Category

3171

Mai 31, 2023

Die Pirouette

in dem roten Sommerkleid

von ihrem Gemahl

[François Truffaut – La femme d’à côté]

3170

Mai 31, 2023

Er ruft bei ihr an.

Besetzt. Gleichzeitig ruft sie

bei ihm an. Besetzt.

[François Truffaut – La femme d’à côté]

3163

Mai 30, 2023

Der Zug fährt an, sie

fabuliert unter Tränen,

er hebt sie hinein.

[Audrey Hepburn & Gary Cooper in Billy Wilder’s – Ariane]

Im Kollektiv bloggen

Mai 15, 2023

Ich bin übrigens seit neuestem auch mit von der Partie bei meinem musikalisch-, kulturellem Lieblingsblog der letzten Jahre, Manafonistas (nach einem Album von David Sylvian). Dank an Michael für die Großzügigkeit. Geschrieben habe ich noch nicht so viel. Eine Kurzkritik zu Christian Petzolds Roter Sommer, einen kurzen Post zu Haikus und eine weitere Kurzkritik zu Ilker Çataks Das Lehrerzimmer. Da kommt sicher noch mehr. Es macht jedenfalls diebischen Spaß mal aus dem Haikugefängnis auszubrechen und unter Leute zu kommen.

3090

Mai 7, 2023

Das Meeresleuchten

hat der Idiot am Schluss

ganz für sich allein

[Christian Petzold – Roter Himmel]

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Mai 6, 2023

Ménage à quatre

Haus im Wald nahe Ostsee

Der letzte Sommer?

[Christian Petzold – Roter Himmel]

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Februar 22, 2023

Jeweils einen Punkt

für die griechische Insel

und für die Musik.

[Angela Schanelec – Music, 2/10]

2831

Februar 20, 2023

Während der Film läuft

durch den Tiergarten spaziert

Mit Zeit auf Kriegsfuß

[Pawlus/Wolski – W Ukrainie]

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Februar 19, 2023

Genfer Seesommer

Zwei Mädchen unternehmen

Ausreißversuche

[Jenna Hasse – L’Amour du monde, 6/10]

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Februar 19, 2023

Toilettentrennung

nach Frauen und all gender

auf Berlinale

2824

Februar 18, 2023

Junge Lehrerin

im Haifischbecken Schule.

Urschreitherapie.

[Ilker Çatak – Das Lehrerzimmer, 8/10]

2823

Februar 18, 2023

Kurz nach der Wende

In Thüringen auf dem Land

Und es bleibt geheim…

[Emily Atef – Irgendwann werden wir uns alles erzählen, 7/10]

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Februar 17, 2023

Ein Hustenanfall

mitten im Film und exit

„Sie war grad noch da.“

2820

Februar 17, 2023

Wogende Körper

Warten bis es zu spät ist

Wagner auf dem Klo

[Patric Chiha – La Bête dans la jungle, 3/10]

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Februar 17, 2023

Opernkomponist

abgeschleppt und inspiriert

von Kapitänin

[Rebecca Miller – She Came to Me, 4/10]

2717

Januar 10, 2023

Weitergehen, mehr

braucht es nicht, dass am Ende

meist alles gut wird.

[Wolfgang Büscher – in Porträts, Filmprojekt von Thomas Henke via kraulquappe]

2602

November 27, 2022

Ein Mann betet,

im Raum nebenan säuselt

ein nacktes Mädchen

[Magnet – Willow’s Song (aus The Wicker Game)]

Paul Motian

November 20, 2022

Playing the music is real, physically and whole. Then it’s gone. But it’s still there, in the air, in the mind, it exists. It’s not part of technology, it’s not recorded. It’s part of the soul. It’s there.

Motian in Motion (documentary, 2020)

2560

November 13, 2022

Zwanzig Minuten

Zielgruppe verfehlende

Werbung vor dem Film

2559

November 13, 2022

Wo man Plattdüütsch snackt

Verwandtschaftskuddelmuddel

Rückblenden en masse

[Lars Jessen – Mittagsstunde]

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November 13, 2022

In Großstadt leben

Aus einem Dorf herkommen

Jeweils fremd zu sein

[Annika Pinske – Alle reden übers Wetter]

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November 13, 2022

Im falschen Film sein

und es schon dunkel ahnen

während des Trailers

[Zukunft am Ostkreuz]

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Oktober 3, 2022

Es ist berührend,

Menschen zuzuhören, die

gemeinsam singen.

[Unsere Herzen – Ein Klang]

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September 24, 2022

Ins Kino gehen,

nur um neunzig Minuten

ganz still zu sitzen

2421

September 24, 2022

Angesammelte

Trümmer aus dem Kopf schaffen.

Erleichtert hinauf.

[frei nach Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger (Frank Wierke)]

2420

September 23, 2022

Es ist extrem schwer,

sich von Büchern zu trennen.

Keiner möchte sie.

[frei nach Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger (Frank Wierke)]

Persönliches Kinoticket

2367

September 4, 2022

Neugierig bleiben,

das Wundern nicht verlernen,

seinen Weg gehen

[Werner Herzog – Jeder für sich und Gott gegen alle]

2360

August 28, 2022

Blick ins Herz der Welt

Medialer Overkill

Bequeme Sitze

[Werner Herzog – Ausstellung in der Kinemathek in Berlin]

2356

August 27, 2022

Tirol, Zillertal:

Bauernsohn schlägt Erbe aus,

braucht Bergeinsamkeit.

[Adrian Goiginger – Märzengrund]

2316

August 17, 2022

I love to love but

my babe just loves to dance.

A film in a film

[Mia Hansen-Løve –  Bergman Island]

2282

August 6, 2022

Hängengeblieben

bei Krankenhausserie

Sonst gar nicht mein Ding

[Doctor’s Diary auf RTL Up]

2169

Juni 20, 2022

In diesem Leben

möchte ich Lili Marleen

nie wieder hören.

2167

Juni 19, 2022

Work hard, love, die young

Wannabe musician with

mellow, sexy voice

[Lange Nacht über Rainer Werner Fassbinder, 0:37-0:56]

2123

Juni 6, 2022

In dem Moment, wo

rare Wildkatze erscheint,

auf das Klo müssen.

[Vincent Munier, Marie Amiguet – Der Schneeleopard]

2110

Mai 30, 2022

New Wave auf russisch

Es hätte so sein können

Frühvollendete

[Kiril Serebrennikov – Leto]

1853

Februar 12, 2022

Mystische Bretagne.

Fischer trifft auf Malerin.

Amour fou mit Kids.

[Laetitia Masson – Chevrotine]

1372

Mai 5, 2021

Trommelfellangriff.

Berliner Haussperlinge

zwitschern sich einen.

1329

April 20, 2021

Nichts ernüchtert mehr

als Säufern zuzuhören,

wenn man nüchtern ist.

[Abgewandelter Kommentar zu Thomas Vinterberg’s Der Rausch]

1170

März 8, 2021

Hinter jedem Film

hunderttausend andere,

in between the frames.

Laurel Canyon

Oktober 12, 2020

Graham Nash: Auf der Couch saß ein Typ mit einer Gitarre. Er hatte einen Schuhkarton, dessen Deckel voller Gras war. Er trennte die Blüten von den Stengeln und baute perfekte Joints während er mit mir sprach und nicht einmal den Blick abwandte. Ich dachte „Wow, das ist verrückt.“ So lernte ich Crosby kennen. Und mein Leben veränderte sich für immer.

David Crosby: Ich hatte das beste Marihuana in der Stadt. Wenn ich den Leuten einen Joint gab, wurden sie total stoned. Dann sagte ich „Hey Joni, sing‘ ihnen doch was vor.“ Sie hörten ihr zu und ihre Gehirne flossen ihnen durch die Nase und sammelten sich in einer Pfütze auf dem Boden.

[Laurel Canyon Arte Doku]

279

Juni 12, 2020

Trauriger Joker.

Clockwork Orange für Arme.

Das Lachen ein Witz.

220

Mai 21, 2020

Arme Famile

nistet sich eindringlich bei

reichen Leuten ein. 

amour

September 4, 2012

von haneke gestern als omu in frankfurt gesehen. kaum erträglich. die szenen sehr langsam, meistens ohne schnitt, zäh. es geht ums altern, oder präziser ums verrecken. das ende kommt fast als erlösung, wobei mich der moment schockiert hat. einer der letzten glücklichen weil innehaltenden augenblicke, er erzählt ihr eine geschichte aus der kindheit, sie hört mit dem schreien auf und scheint ganz ohr. und dann nimmt er das kissen und … der schluss des films dann wirklich nervig, wo er versucht, die taube zu fangen und darüber ins an sie gerichtete tagebuch schreibt. insgesamt ein sehr realistischer film (der auftritt des pianisten alexandre tharaud, der sich selbst spielt, zu herzen gehend), dem man anmerkt, dass der regisseur sich mit der materie intensiv beschäftigt hat.

dreieinhalb sterne.

Filme, die ich evtl. sehen möchte

Januar 17, 2012
  • Melancholia (OmU) ‎2Std 16Min‎‎ (Rollberg Kinos 21h15)
  • Der atmende Gott – Eine Reise zum Ursprung des modernen Yoga ‎1Std 44Min (Rollberg Kinos 19h)
  • Ziemlich beste Freunde (OmU) 1h52Min (Cinema Paris 18h)
  • William S. Burroughs – A Man Within (OmU) 1h31Min (Central 18h)

DRL

Februar 21, 2011

Gestern waren wir im Cinema International in der Karl-Marx-Allee in der Nähe vom Alex. Es war der Publikumstag – sie sagen auch blödsinnigerweise Kinotag – der Berlinale, wo die Tickets nur die Hälfte kosten und in einem proppevollen großen Saal wurde die Trilogie Dreileben gezeigt, ein Gemeinschaftsprojekt von Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler. Die drei hatten vor ein paar Jahren diverse E-Mails zum Stand des deutschen Kinos ausgetauscht und daraus hatte sich das Projekt entwickelt, drei Filme zu machen, die drei Dinge gemeinsam haben sollten: den Ort, die Zeit und die Tat. Mit der Zeit hat es nicht ganz geklappt, aber davon evtl. später. Ich hatte von den Filmen nicht viel erwartet, die wenigen Kritiken, die ich dazu im Vorfeld gelesen hatte, waren eher zurückhaltend gewesen. Aber das war ein idealer Ausgangspunkt.

Der erste Film war Etwas Besseres als den Tod von Christian Petzold. Sehr ruhig, sich langsam vorwärtsbewegend mit viel Wald, viel Krankenhaus und vielen sehr nahen Gesichtsaufnahmen. Johannes, Zivi in einer Klinik irgendwo am Arsch der Welt, der hier zufälligerweise im Thüringer Wald liegt, verliebt sich in Ana, ein bosnisches Zimmermädchen – politically correct room-maid – in einem nahegelegen Sporthotel. Und es ist eine schöne, sachte Liebesgeschichte. Sie ist diejenige, die anfängt, er reagiert und scheint am Anfang völlig chancenlos zu sein. Sie ist die Powerfrau, er derjenige, der um sie kämpfen muss und dann schließlich bei ihr landet. Das ändert sich dann später wieder, aber nicht wirklich. Ein Lied spielt hier eine Rolle, ein ziemlich abgenudeltes, aber immerhin. Johannes tanzt engumschlungen mit Ana und übersetzt es für sie ins Deutsche. Und es geht ums Weinen von Flüßen in diesem Lied.

Der nächste Film war Komm mir nicht nach von Dominik Graf. Ein ziemlicher Schock nach dem eher – im positiven Sinne – langatmigen Petzoldwerk. Es wird viel geredet, viel genuschelt, die Aufnahmemikros stehen nicht immer da, wo sie die Stimmen so aufnehmen, dass der Zuhörer sie verstehen kann. Dominik Graf und sein Actionkino eben, oder sagt man Genrekino? Er versucht zwanghaft realistisch und lakonisch zu sein, aber es ist oft nur hingerotzt. In diesem Streifen ist die Polizeipsychologin die Hauptfigur. Sie schläft bei einer Freundin von früher – da das Hotel, in dem sie ein Zimmer reserviert hat, doch voll ist – und lernt ihren neuen Mann und eine gemeinsame bis dahin unbekannte Liebesgeschichte aus der Vergangenheit kennen (diesbezüglich intrigieren die beiden Weiber dann ausgiebig nachträglich). Die Schauspielerin, die Vera spielt, (Susanne Wolff) die Freundin, die mit einem Typen zusammmenlebt, der dicke Krimischwarten schreibt, die kein Mensch außer ihm selber kauft, ein Stephen King für Arme – hat mich vom Gesicht her unglaublich an Emmanuelle Béart erinnert. Nur interessanter. Was soll man noch sagen zu dem Film? Die Polizei wird als korrupt dargestellt. So richtig hat mich das nicht überzeugt, das ist mal wieder typisch Dominik Graf, der immer alles übertreibt. Hat der eigentlich schon mal einen Tatort gedreht? Er wäre der ideale Regisseur dafür. Es ist eigentlich immer zu dick aufgetragen, zu überfrachtet bei ihm, mach mal halblang, cool down, das Leben ist nicht so, möchte man ihm zurufen. Aber eins ist klar, wenn der Film im September im Fernsehen ausgestrahlt wird, dann muss ich ihn unbedingt nochmal sehen, denn ich habe die Hoffnung, einige Dialoge und Witze, die ich beim ersten Hören icht verstanden habe, doch noch zu verstehen.

Der dritte Film war Eine Minute Dunkel von Christoph Hochhäusler und ich habe ihn von Anfang an nicht gemocht. Er konzentriert sich auf Molesch, den ausgebuchsten Mörder. Er flüchtet in einem Wäschesack aus der Klinik, wo er im Totenzimmer seine Mutter besuchen durfte. Dort sieht er auch Johannes, den Zivi aus Teil 1. Die Filme verschränken sich alle untereinander, blicken aufeinander, aber immer nur zwei nie alle drei gleichzeitig. In diesem Fluchtdrama geht es auch um die ziemlich unfähige Polizei, bis auf einen krankgeschriebenen Kriminalisten, der columbomäßig den Fall aufrollt und stringente Schlüsse zieht. Das Ende haben wir leider nicht mehr gesehen, C. musste ihren Flieger kriegen. Wir haben außerdem wahrscheinlich einen oder mehrere der Regisseure verpasst, gelohnt hat es sich trotzdem.

0:17 Die Fantastischen Vier – Lauschgift (1995)

Februar 3, 2011

Ha! Da sind Sie Lieutenant!
Kronberger. Rauschgiftdezernat.
Was wollen Sie von mir?
Augenblick. Was soll das heißen? (Tohuwabohu)
Überall ist Lauschgift! Hier ist überall Lauschgift. In allen Ecken!
[Mr. Yunioshi (Mickey Rooney) in Frühstück bei Tiffany]

This is from a film scene of Breakfast at Tiffany’s. No clue how it was in English but the German synchronisation is quite funny. It plays with the Chinese pronounciation of the „r“ as an „l“. And it reminds me of that other famous scene in Casablanca where Humphrey says to Ingrid the toast „Here’s looking at you, kid!“ (instead of „Here’s good luck to you“ as it was written in the script) which in German changed to „Schau mir in die Augen, Kleines.“ (Look into my eyes, little one). Probably the most famous sentence of any movie in Germany.

(The list of all 318 selections since 1st February 2010 is here.)

0:27 Capsule – Phony Phonic (2003)

Januar 24, 2011

Eher ein harmloses, kindliches Stückchen Musik mit Glockenspiel hier, eine Art Gegenstück zu der Bikini Kill-Kreischorgie von gestern. Ein bisschen eine heile Welt, wie in einigen Filmen von Rudolf Thome (s.u.). Alternativ hätte ich auch Yoko Ono’s Toilet Piece auf dem iPod gehabt, aber das war mir dann doch zu bescheuert.

(Die Liste aller 308 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

***

Heute hat mich die dünnhäutige Reaktion eines von mir sehr geschätzten Filmregissseurs auf ein paar nicht so nette Sätze von mir zu seinem letzten Film (s. Eintrag von vorgestern) etwas verwundert. Vielleicht hätte ich mit dem Positiven anfangen sollen in meiner Kurzkritik. An seinem neuen Film Das rote Zimmer haben mir auch so einige Sachen gefallen. Da wären als erstes natürlich die beiden Schauspielerinnen zu nennen, die in der ménage à trois mit dem Kussforscher, der anfangs keine Kusspartnerin für seine Studien hat, ganz klar die Initiative ergreifen. Frauen, die wissen was sie wollen, finde ich schon einmal grundsätzlich sehr sympathisch. Sie spielen ihre Rollen eher unspektakulär und mit einer großen Natürlichkeit. Die Schauspielerinnen haben beide natürlich schon eine Menge Charme. Auch gefallen hat mir das Haus im Grünen im Schatten der hohen Laubbäume (wohl in Vorpommern gelegen). Der kleine See nahebei vervollständigt diesen Traumort, an dem dem man gerne selber mit zwei Frauen einen Sommer verbringen würde und mit ihnen beim Rotwein draußen auf der Holzbank am Holztisch sitzen möchte und einfach die Tage rumdiskutieren und die Nächte sich den anderen körperlichen Genüssen widmen möchte. Bei diesem Setting muss man natürlich auch sofort an Rainer Langhans denken aber bei dem sind/waren es mehr als zwei Frauen. Aber stören tun mich auch einige Dinge an dem Film. Zum einen die Marionettenhaftigleit des Mannes, das scheint aber schon fast ein Grundmotiv bei Thome zu sein, die Männer sind eigentlich immer schwach und ziemliche Langweiler. Die Dialoge sind ebenfalls nicht nach meinem Gusto. Es gibt eigentlich nur banale und/oder klischeehafte Dialoge. Man vergisst sie sobald man sie gehört hat. Kein Dialog aber unvergessen ist das Schild im Wagen als die drei am Ende nachdem sie ihren Ehevertrag geschlossen haben weg an die Küste (wahrscheinlich Ostsee) fahren, da steht „Just Married“ und man sieht das Auto einen Hügel hochfahren und verschwinden. Wie blöd und unoriginell ist das denn? Im von den Frauen aufgesetzten Ehevertrag sichert der Mann, der übrigens kein Doktor ist, von den Frauen aber immer so tituliert wird, den beiden dreitausend Euro pro Monat zu, wenn sie mit ihm zusammenleben. Wieder so ein beklopptes Klischee, der Mann hält die Frauen aus, er bezahlt sie wie Prostituierte. Und sie wollen es auch noch so. Wenn das keine bescheuerte Männerphantasie à la Berlusconi ist, dann weiß ich wirklich nicht. Die Kussforschung als solche ist ebenfalls sehr unersprießlich. Da wird erst geküsst und dann darüber gesprochen, was man dabei empfunden hat. Im Grunde eine ganz interessante Idee, aber leider kommen da rein überhaupt keine tieferen Erkenntnisse zustande. Für den Mann ist das Küssen der Prolog zum Sex, wie die Frauen das Küssen empfunden haben, weiß ich nicht mehr. Das war jedenfalls sehr ernüchternd, ansonsten hätte ich es mir gemerkt. Je mehr ich über den Film schreibe und nachdenke, desto besser wird er in der Erinnerung. Das liegt aber glaube ich auch daran, dass im Rückblick alles schöner wird. Auch und gerade weil man die unangenehmen, todlangweiligen, nervigen und peinlichen Momente einfach ausblendet.

0:29 The Smiths – I Want a Boy for My Birthday (1982, The Cookies 1963)

Januar 22, 2011

I want a boy for my birthday
That’s what I’ve been dreaming of
I won’t have a happy birthday
Without a boy to love

Tschuldigung für die schlechte Qualität dieses unvollständigen Liedes. Es ist soweit ich weiß die älteste erhaltene Aufnahme der Smiths, sie covern eine amerikanische R&B Mädchenband der 50er und 60er. Den Liedtext trägt Morrissey mit hoher Überzeugungskraft vor, selbst in der grottenschlechten Qualität hört man doch auch schon hier – zumindest ging es mir so mit dem iPod – die einzigartige Magie des Smiths-Sounds. Ich hatte vorhin in der U-Bahn jedenfalls eine Gänsehaut über die knappe halbe Minute, bevor das Lied abbrach. Das Aufnahmejahr 1982 ist außerdem ein Jahr, in dem mein Leben eine interessante Wendung nahm, von der ich, wenn ich ehrlich bin, noch heute zehre. Und 1963, na ja, da schweigt des Sängers Höflichkeit oder wie es nochmal heißt.

(Die Liste aller 306 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

***

Wir haben heute übrigens den allerschlimmsten, banalsten, überflüssigsten Film von Rudolf Thome überhaupt gesehen. Schon die letzten Machwerke waren ja nicht sehr toll – beim Letzten von 2006 pennte lustigerweise Thome himself über die längste Zeit der Vorpremiere in der Sachsenhausener Harmonie, der wir beiwohnten. Das rote Zimmer ist eine Altherrenphantasie über einen Mann der mit zwei Frauen rummacht, die auch miteinander rummachen. Es wird viel geküsst, die Frauen dürfen sich ausziehen, der Mann natürlich nicht, und die Dialoge sind wieder mal an der Grenze der Debilität, hölzern und unlustig und ohne Charme. Der Film zog sich außerdem ewig in die Länge, die Einstellungen wollten nicht aufhören, es war eine Qual. Das war nun endgültig der letzte Thome, den ich mir in diesem Leben angetan habe.

Sounds and Silence

November 2, 2010


Am Samstag abend im netten Kreuzberger fsk-Kino am Oranienplatz endlich mal wieder einen guten Film gesehen bzw. in diesem Fall wohl eher gehört. Die Wartezeit vor dem Filmanfang hat uns das faszinierende Video mit der aus Holzlatten minütlich aktualisierten Bildschirmuhr verkürzt. Als besonderen Gag zeigen sie im Kino wie der Filmvorführer den Film auf die Spule legt. Neu entdeckt haben wir in diesem Musikfilm über das ECM-Label vor allem den tunesischen Oud-Spieler Anouar Brahem, der nicht nur phantastisch auf diesem traditionellen Instrument der arabischen Musik spielt sondern auch so einges zu erzählen hat. Andere beeindruckende, mitwirkende Musiker: Arvo Pärt (vor allem der Chor im Schlussstück, der auch im Trailer ist, war überirdisch schön), die zwischen Free und Fusion oszillierende Schweizer Jazzcombo um Nik Bärtsch, der argentinische Akkordeonist Bandoneonspieler Dino Saluzzi und natürlich Jan Garbarek und sein immer noch glasklarer Saxophonton. Keith Jarrett hat sich leider mal wieder geziert. Catherine und ich haben die Besucheranzahl an dem Abend um 67% erhöht, eigentlich unfassbar. Der Film ist ja nicht nur sehr gut sondern auch noch brandneu.

I don’t like films, #1

September 26, 2010

Das könnte vielleicht eine neue Reihe hier werden, bei Facebook fehlt er mir schmerzlich der „Gefällt mir Nicht“-Button, denn mir gefällt jeden Tag mindestens eine Sache überhaupt nicht. Bin halt ein Nieselpriem.

Gestern hat mir überhaupt nicht der Film Bal – Honig gefallen, der die diesjährige Berlinale gewonnen hat. Eine nahezu völlig handlungslose Aneinanderreihung von film stills, die abwechselnd den Wald und die Natur in der Nordosttürkei und ein Jungengesicht abbilden. Das Zweitbeste an dem Film war, dass nach knapp anderthalb Stunden endlich mal was passiert ist und der Vater beim Honigsammeln vom Baum gekracht ist – oh Mist, jetzt habe ich auch noch den Plot gespoilt – das wahre Highlight war vielmehr, dass der Typ zwei Reihen vor mir in dem Moment aus seinem Schlummer erwacht und zusammengeschreckt ist und uns alle, die wir auch im Halbschlaf dahindämmerten zurück in die Wirklichkeit geholt hat. Danke, lieber unbekannter Filmgänger. Ansonsten gefällt mir natürlich in dem Zusammenhang auch überhaupt nicht, was die deutsche Filmkritik zu diesem Film geschrieben hat, nämlich nur Elogen (wahrscheinlich war der Kinosaal auch deshalb verdammt gut gefüllt). Bei denen scheint Gruppenzwang zu herrschen, ich seh das jetzt mal positiv, mit dem Lesen von Filmkritiken braucht man auch nicht mehr seine kostbare Lebenszeit zu verschwenden. Der Einzige, der ihn nicht ganz so toll fand, war ein Schreiberling von der FAZ. Und die von mir geschätzte Zeit-Kritikerin hat sich wohl nicht zu dem Film geäußert.

P.S. Ein großes Vorbild ist in diesem Kontext natürlich Tanya Headon’s großartige Kolumne I Hate Music, die damals auf Tom Ewing’s Webzine Freaky Trigger erschien, übrigens der Tom Ewing, der auch der Vater des Musikforums I Love Music ist. Liebe und Hass sozusagen als zwei Seiten einer Medaille. In beiden Fällen hat man ein starkes Gefühl in Bezug auf etwas. Heiß oder kalt, Hauptsache nicht lau.

peter praschl on the berlinale 2010

Mai 26, 2010

erst jetzt entdeckt, einige filmkritiken von peter praschl für das sz-magazin. mammuth will ich jetzt unbedingt sofort sehen.

Rohmer und Thome

Januar 12, 2010

Bezüglich Rohmer ist mir heute noch einmal aufgefallen wie sehr ich seine Fiilme doch gegenüber denen von Thome bevorzuge. In Rohmerfilmen wird die Konversation gepflegt, da wird philosophiert und drumherum geredet, die Handlung ist nicht so wichtig. Die Filmszenen sind dann auch oft so natürlich, nicht so spröde und ungelenk inszeniert wie bei Thome. Bei Rohmer hat man das Gefühl, dass die Kamera versehentlich mitläuft während ein paar Leute sich treffen und austauschen während bei Thome meist klar ist, dass die Leute nur da sind wegen der Kamera, das ist fast immer so unglaublich gekünstelt. Rohmer weiß, was er erzählen will, er hat auch was zu erzählen. Bei ihm immer das Gefühl, dass trotz all der Worte, trotz all dem Gequatsche ein mystisches, unerklärliches Element bleibt. Bei Thome hingegen verflüchtigt sich dieses Element trotz des vielen Schweigens, dass eigentlich das Geheimnisvolle betonen sollte, häufig völlig. Ich muss unbedingt mal den ersten Film von Rohmer von 1959 sehen, da war er schon 39. Es geht um einen Straßenmusiker, der in Paris zum Clochard wird weil sich das Erbe auf das er wartet, dann doch nicht realisiert. Rohmer war übrigens 12 Jahre älter als Truffaut, eine halbe Generation.

Eric Rohmer s’est éteint à 89 ans

Januar 11, 2010


Extrait de Le Rayon Vert (1986).


Le rayon vert sur le golfe de Gascogne.

Film quiz

Oktober 22, 2009

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Zweimal kurz weggucken

März 23, 2009

Noch zwei beschissene Filme mehr gesehen in diesem Leben. Schultze gets the Blues (ein Stern), ein transusiger Film über einen pensionierten Bergmann aus dem Osten, der sein Akkordeonspiel an die neue Weltlage anpasst. Statt Polka spielt er jetzt ein Südstaatentanzliedchen. Einer der lahmsten Filme, den ich je gesehen habe. Nur zwei konnten ihm das Wasser reichen, Tous les matins du monde über diesen französischen Barockmusiker, der die Viola da Gamba spielt und der van Gogh Film, wo Dutronc die Hauptrolle spielt. Man wartet anderthalb Stunden, dass mal was passiert, dass es losgeht. Stattdessen jede Menge kitschige Landschaftsbilder. Ideal für den Schönheitsschlaf vor dem DVD-Player.

Dann noch I’m not there (zwei Sterne), den Dylanfilm, wo der Meister von diversen Schauspielern gespielt wird. Sehr enervierend das Selbstreferentielle und Schnippische von Dylan im Umgang mit der Presse. Man hat es schon oft gesehen, aber er kommt einem vor wie ein kleines, gekränktes Kind mit seiner andauernden Unart, den Fragesteller zu verunsichern und selber in Frage zu stellen. Ansonsten Cate Blanchett ganz klar die beste Dylanpersonifikation. Auch ihre Stimme überzeugt, da sie ähnlich abgehackt und nasal-nuschelig ist. Der Rest ein riesiges Potpourri mit erfundenen Namen und Interviewpartnern, die auch von Schauspielern dargestellt werden. Was Richard Gere als Pat Garrett oder irgend so ein dahingelaufener Cowboy da zu suchen hatte, weiß wohl auch nur der Drehbuchautor. Total lächerlich. Irgendwo passt das natürlich auf Dylan, seine eigene Mystifikation wird ins Absurde weitergetrieben, aber insgesamt nervt das ganz gewaltig. Der beste Dylanfilm bleibt weiterhin ganz klar No Direction Home von Scorsese. Dokumentarisch ohne Firlefanz, mehr brauchts nicht bei Dylan.

abnabelung

März 15, 2009

35 rhums von claire denis gesehen. war so wie ich befürchtet hatte. sehr langatmig mit wenig handlung, hat sich gezogen wie ein kaugummi. überraschend gut der soundtrack der tindersticks, die ich als one-trick ponys eigentlich schon vor über 10 jahren abgeschrieben hatte. sehr zurückgenommen und variationsreich mit fender rhodes, flöte, melodica und ohne streicher. einige beschauliche und viele realistische bilder im milieu der zugewanderten afrikanischstämmigen in paris. lionel, der s-bahnfahrer, nervt etwas mit seinem dauerschweigen. als er sich dann auch noch die junge, sexy dunkelschwarze unter den nagel reißt, verscherzt er sich bei mir die letzten sympathien. gönn es ihm nicht und bin neidisch. was für eine erbärmliche kreatur mann doch ist. achso das thema. in dem film geht es um die abnabelung von lionel’s tochter jo von ihrem vater, die beide nach dem tod ihrer deutschen mutter zusammen in einem pariser arrondissement mit vielen einwanderern leben. mit den nachbarn noé, der jo verehrt und gabrielle der taxifahrerin, die lionel liebt, könnte es eine ménage à quatre geben. es reicht am ende aber nur für ein pärchen. viele szenen, die kaum sinn im gesamtzusammenhang ergeben. die wie ein angeklebter bart wirken. neben caven als plappertante in lübeck, eine kurze traumsequenz von lionel und jo auf dem pferd und der bereits genannte one night stand lionel’s. auch der kleine sankt-martinszug, der sich „laterne, laterne“ singend durch die dämmerung der ostseedünen bewegt, erscheint im filmkontext eher als kuriosum von einem anderen stern. schön romantisch verträumt, aber für meine begriffe völlig unpassend. das ist ja auch gar nicht der ort zum singen, das wären eher die straßen in der stadt. am ende das runterkippen der 35 rums, à 2 cl schätze ich mal, bleibt auch eher rätselhaft. man wartet auf eine geschichte hierzu, die lionel am anfang angekündigt hat. es kommt aber nix. das beste am film und an lionel. der von ihm gekaufte rote reistopf.

ganz knapp drei sterne. eigentlich 2 1/2, aber die runde ich auf.

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März 7, 2009

Caos Calmo (Stilles Chaos), der gerade erst in Berlin gelaufen ist, mit Nanni Moretti in der Hauptrolle gesehen. Mir hat vor allem gefallen, mal wieder italienisch zu hören, verstehe zwar so gut wie nichts aber die Sprache und natürlich ihren Klang habe ich immer gemocht und die Leute auch fast immer. Das Land sowieso. Der Film war untertitelt und ich habe gelernt, dass casino auf italienisch nicht Spielbank heißt, das wäre casinò, sondern Bordell, Durcheinander, Haufen, Lärm, Radau, Schlamassel, Tohuwabohu, Drunter und Drüber etc. Es dauert halt bei mir manchmal etwas länger bis der Groschen fällt. Der Film hat mir übrigens bis auf die dreifache Schleichwerbung für einen Premiumautokonzern gut gefallen. Vor allem das Lächeln der kleinen Claudia¹, der Tochter, das mich an den Charme eines anderen etwa gleichaltrigen italienischen Mädchens erinnert hat, das heute so an die 20 sein sollte. Hexen scheinen für eine italienische bambina unheimlich spannend zu sein. Ich wurde sogar an das wunderlich schöne Wort strega erinnert. Ansonsten auch noch gute Musik. Radiohead’s Pyramid Song in einer zentralen Szene des Films. Was für ein gefühlsschweres Lied, dazu kann man ganz phantastisch loslassen und -heulen, das hat Nanni Moretti dann auch gemacht. Ich glaube, ich versuch das jetzt auch einmal.

¹Blu Yoshimi, ob die überhaupt Italienerin ist?