Leute, die über
andere lästern, die noch
in Hörweite sind
Leute, die über
andere lästern, die noch
in Hörweite sind
Von Wiese entfernt
2 Tüten McDonald’s-Müll
Mit Profi gequatscht
Die Hündin trottet
durch das trockene Bachbett
bis zu den Pfützen
Joggerin lächelt
als Sennenhund trotz Appell
nicht aus dem Weg geht
Lockere Essays
über Leute und Orte,
sich selbst nicht schonend
[Paul Theroux – Figuren in der Landschaft]
Wiesen gelb verdorrt
Sonne brennt morgens um acht
Kühler Wind erfrischt
Mit einem Kopfsprung
ins seichte Wasser sterben
nur meist junge Männer
Hängengeblieben
bei Krankenhausserie
Sonst gar nicht mein Ding
[Doctor’s Diary auf RTL Up]
Wecker ausgestellt
Exakt um halb sechs erwacht
Die alte Weckzeit
Korrelation
zwischen Ausgeschlafenheit
und leichten Beinen
Körper- und Außen-
temperatur identisch
Wind: Teufelsatem
Unheimliche Nacht
Der Mond scheint helle und wirft
Schatten an die Wand
Wie superschnell mann
mit der Exfreundin wieder
in der Kiste liegt
In der Dämmerung
Tiefflieger an dem Waldrand
Hunderte Schwalben
Auf der Autobahn
Schwertransporter gen Norden
Teilweise verhüllt
Auf Überholspur
links von Motorradfahrer
überholt werden
’ne Blutorange
sinkt im Zeitlupentempo
hintern Horizont
Die Pfote hebend,
fauchend pariert die Katze
den Yorkshire-Angriff
Schwalben füttern Brut
auf der Telefonleitung
mitten im Fluge
Tiefe Traurigkeit
Nebelschwaden, Dunstschleier
Offene Weite
[Tigran Hamasyan, Arve Henriksen, Eivind Aarset, Jan Bang – Tsirani Tsar (snippet)]
Schuhsohle löst sich
nach Regenguss ab und wird
mit Strick befestigt.
Eins mit dem Smartphone
Mädchen rührt Pizza nicht an
Karton als Rettung
Stetig Fuß vor Fuß
Sechshundert Höhenmeter
Nach Mariailles
Aufstieg zum Refuge
Langsame Bewegungen
Ununterbrochen
Im dichten Bergwald
Frischlinge, den Weg querend.
Wo ist die Bache?
Rauf zum Col de Jou
Traumaussicht am Goa-Turm
Verfluchter Abstieg
Drastische Szenen
zu Kriegsende, plastisch erzählt.
Familienforschung.
[Ralf Rothmann – Im Frühling sterben]
Morgenschwimmrunde
Wasser vierundzwanzig Grad
Am Strand von Racou
Befreit aufspielen
ohne Würfe zu zählen:
Jonglierhamsterrad
Karambolage,
Fangfehler, seitlicher Wurf,
Kein Fang-Wurf-Umstieg
Morgenluft schon lau
„Kalte“ Dusche erfrischt noch
nach Joggingrunde
Wenn die drei Bälle
die beiden Hände spielen,
geht’s Jonglieren los.
Glutofenhitze.
Wie groß sind eure Sünden,
Jakobswegpilger?
Traf Dich zuletzt vor
fünf Jahren. Jetzt bist Du tot.
Mit fünfundzwanzig
Wer bei diesem Lied
nicht vollkommen dahinschmilzt,
hat ein Herz aus Stein.
Nach Zähneputzen
Schweiß im Waschbecken lange
abtropfen lassen
Um sieben gejoggt
Thermofenster ausgenutzt
Bachstelze fliegt vor
Kassiererin hält
meinen Französischversuch
für ’ne Fremdsprache.
Französisch lernen
hätte unendlich viel mehr
Spaß machen können
In Zelle schreiben
In Gruppe drüber sprechen
Verrohung stoppen
Ist das noch Sommer
bei siebenunddreißig Grad?
Oder schon Hölle?
Schweiß rinnt in Strömen
Sofa wehrt sich dagegen,
zum Bett zu werden
Letzter Sonnenstrahl
Canigou im Dunst vor uns
Schwenk zu den Albères
Der Fenstervorhang
bewegt sich im Morgenlicht
vom kühlen Luftstrom
Vor Sehnsucht klopft’s Herz.
Wir tanzen auf den Wolken.
Immer im Kreise.
[Erik Satie – Pièces froides II. Danses de travers 2. Passer (Two Lane rework)]
Davon zu träumen,
aufgeweckt zu werden von
dem Weckerklingeln
Das orange Fleisch
der Cantaloupemelone:
weiche Erfrischung
Am Autobahnrand
Totgefahrene Katzen
Zur Seite geschafft
Aus der Karaffe
steigt ein Duft von Keller und
Fermentation.
[Château de Rochemorin 2016, Pessac-Léognan]
Im Hängesessel
mit Pomuskeln rotierend
unterm Apfelbaum
Im Haselnussbaum
sitzt das Eichhörnchen und sägt
unreife Nüsse.
Mit jedem Tropfen
besser werdend, kann noch nicht
ganz überzeugen
[Château de Barbe Blanche, Lussac-Saint-Emilion, 2016]
Dachdecker rastet
an Apfelbaumstamm gelehnt
morgens im Schatten
Komplexe Struktur
Waldfrüchte streicheln Gaumen
Noch ausbaufähig
[Madiran Tannat Paradox 2018]
Dachdecker startet
im Schatten des Apfelbaums
den Tag mit Frühstück.
Weiche Stimme liest
vom Kampf des jungen Selbst mit
unwirtlicher Welt.
[Werner Herzog – Vom Gehen im Eis (Hörbuch)]
Vor uns der Taunus
Auf der Wiese Heuballen
Sisyphus, your turn
Kaum Wasser im Bach
Japanischer Knöterich
wuchert den Weg zu
Sennenhündin macht
auf kurz gemähter Wiese
Eskimorollen
Um fünf Uhr elf wach
Singdrosselmorgensolo
Emmy pflückt Äpfel
Malteserwelpe
beschnuppert unbefangen
die Sennenhündin
Die Grillen zirpen
Die Wespen schlafen im Nest
Laue Sommernacht
Einsamer Morgen
Jog durch gemähte Wiesen
Im Heu versunken
Das Lied zum Sommer:
schon zwei Jahre alt und noch
immer erfrischend
Auch ich bin ein Krebs,
der gern angreift, bevorzugt
per Königsgambit.
Mit jedem Menschen,
der sich dieses Lied anhört,
wird die Welt besser.
In die Nase steigt
der Geruch frischer Farbe
nach Fensteröffnen.
Mir fällt es leichter
ein hartes Ei mit links als
mit rechts zu schälen.
Nach Sport kalt duschen
und nie mehr damit aufhör’n,
zum Fisch mutieren
Lauter Schlag auf Rad
Sattelstützenklemmbolzen
hat es zerbröselt