Mit Polyrhythmen
hochsteigend zum Himmelszelt
auf Eschers Leiter
[Gong – Ard Na Greine, via]
Ein Schritt zu weit und…
Platsch! Kimba nimmt ein Vollbad
Westerbachtaufe
Liebesballade
Ein Tenorsaxophonton
rein wie der Neuschnee
[John Coltrane – Naima]
Die große Liebe
nur eine Kopfgeburt
wie Musik und Sex
[Haruki Mukarami – Südlich der Grenze, westlich der Sonne (e-book)]
Die Musik plötzlich
nach Einbruch der Dunkelheit
ohrenbetäubend
Vom Haselnussbaum
tote Äste abgesägt,
zu Mulch gehäckselt.
Im Blumenbeet liegt
eine Flasche Soave.
Halbvoll und lauwarm.
Dein Atem weht frisch.
Ich streichle sachte über
Deine Handrücken.
Morgens im Halbschlaf
In den Ohren ein Dröhnen
Das Rauschen der Welt
Der Blick von Moony
Glasklar, die Buddhanatur
Unverwandt ins Herz
Eine Rakete
saust durch das kniehohe Gras.
Nein, es ist Moony!
In Teams gibt es jetzt
Avatare, anstelle
des eignen Gesichts
Schnipps! Stelle dir vor,
die Welt wär exakt so wie
vor fünfzig Jahren
[David Sylvian – Nostalgia]
Bass und Piano
auf gleicher Wellenlänge
Herzschmelzmelodie
[Charlie Haden & Keith Jarrett – Ellen David]
Kimba bleibt stehen,
sieht, dass ich zurückkomme,
fällt ins hohe Gras
Der Schornsteinfeger
klingelt, lächelt, stellt sich vor,
kündigt sich nie an
Gassi im Regen
die Wolken sehen nicht aus
wie Regenwolken
Morgenlaufrunde
wegen Schmerz im linken Knie
nicht durchgezogen
Der Nordwind frischt auf
Der Wagen picobello
Sonne-, Wolkenmix
Morgens der Himmel
Tief ins Plumeau einsinken
Der Grat des Halbschlafs
[Alva Noto – Kinder der Sonne (Intro) (via)]
Aus den Favelas
Eine Stimme wie ein Bär
Lang lebe der Dub!
[Seu Jorge & Almaz – Cala Boca, Menino (via)]
Leicht gebückt laufend,
der Oberkörper wackelt,
die Zunge hängt raus
Der kleine Junge,
der Kimba nicht streicheln darf,
ist völlig angstlos.
Rast in Mammolshain
Kimba irrt unstet umher,
sie sucht den Schatten.
Auf der Autobahn
Einer tuckert mit achtzig
Kennzeichen KO-MA
Beim Zähneputzen
vor Ideen nur so sprühn
Aufs Signal warten
Seit Holocaust Angst,
sie könnten Tür aufbrechen
und mich mitnehmen
Langsam gestartet
Feld aufgerollt, viel gequatscht
Knie hat gehalten!
[Berliner Firmenlauf]
Noch günstig getankt
Frontscheibe völlig verklebt
vom Saft der Linde
Auch Wohlfühlschuhe
haben eine Einlaufzeit
Dann sind sie ein Traum
Heftiges Rütteln
an den Pforten des Schlafreichs
führt nicht zum Schlummer
Ich bin übrigens seit neuestem auch mit von der Partie bei meinem musikalisch-, kulturellem Lieblingsblog der letzten Jahre, Manafonistas (nach einem Album von David Sylvian). Dank an Michael für die Großzügigkeit. Geschrieben habe ich noch nicht so viel. Eine Kurzkritik zu Christian Petzolds Roter Sommer, einen kurzen Post zu Haikus und eine weitere Kurzkritik zu Ilker Çataks Das Lehrerzimmer. Da kommt sicher noch mehr. Es macht jedenfalls diebischen Spaß mal aus dem Haikugefängnis auszubrechen und unter Leute zu kommen.
Die Maschine stutzt
das Büschel Haare vorne
Die Mitte nun blank
Eins mit dem Kosmos
Auch auf den Antipoden
Pharoah’s Geist lebt!
[The Circling Sun – Kohan]
Honig auf Joghurt
Verschnörkeltes Schriftzeichen,
die Welt in nuce
In Barfußschuhen
pilgern sie ökumenisch
in Gegenrichtung
[Angela Pfotenhauer und Elmar Lixenfeld – Meine Via Regia und meine auch]
Da dreht einer ab
Ein Gitter aus Pappmaché
Mein Kopf explodiert
[David Byrne – Wheezing]
Ein Hund blickt dich an.
Er hebt die Augenbrauen
mit einem Muskel.
Die Ampel auf rot.
Der Hund blickt hoch zum Frauchen.
Da, ein Leckerli!
Im Schlaraffenland
Ladungen von Eiweißen
fliegen in den Mund
Ein Bett aus Saiten
Plötzlich ist alles so klar
Wir tanzen im Kreis
[Saif Al-Khayyat – Hakimi]
Was ist eigentlich
aus dem Frühling geworden?
Nach Winter Sommer.
Gleich schnell laufen
für ne halbe, ne ganze,
anderthalb Stunden
Faustdick überrascht
Erst hinterrücks von ner Frau
dann von einem Mann
Mit gesenktem Kopf
Zwei Flüchtlinge auf dem Weg
Sie grüßen zurück
Das Meeresleuchten
hat der Idiot am Schluss
ganz für sich allein
[Christian Petzold – Roter Himmel]
Frankfurt, Hauptwache
Samstagabend. Sprachgewirr.
La jeunesse dorée
Nach der Siesta
Die Ohren noch jungfräulich
Musik wirkt direkt
Ménage à quatre
Haus im Wald nahe Ostsee
Der letzte Sommer?
[Christian Petzold – Roter Himmel]
Ein schwarzer Umriss
ganz weit oben am Himmel
Der Schwarzmilan kreist
Zwei Amseln fliegen
zwischen Apfelbaumzweigen
gerade hindurch
On-Ear Kopfhörer
Wahrnehmungsverweigerung
von jungen Leuten
An die Synapsen
andockende Gitarren
Cover me, Babe!
[William Tyler & The Impossible Truth – Highway Anxiety / Radioactivity (Live)]
Die warme Dusche
vor der Kalten nicht nötig
Gasbrenner defekt
Eine Injektion
mitten rein in die Seele
Warmer Liebesstrom
[Ben Watt – That’s the Way Love Is]
Auf dem halben Weg
geht Kimba ins hohe Gras
und lässt sich fallen
Sechsundvierzig Mal
Jonglieren auf einem Bein
Noch ganz am Anfang
Über die Straße
in die leere Baustelle
huscht das Eichhörnchen
Durch das hohe Gras
Zwei Hunde ebnen den Weg
Blütenstaubwolken
Auf Schwellen liegend
S-Bahnstrecke nach Kronberg
Ein Fuchs, mausetot
Das Gras hoch, benetzt
vom Morgentau, die Hunde
darin versunken
Blick und tiefer Fall
in deine Nasenlöcher.
Drei Uhr. Aufgewacht.
Ganz tief im Wald drin
Die Wunderwelt der Töne
Manchmal verstörend
Amsel und Traube
Moony rast durchs hohe Gras
Professor schämt sich
Wir wollen feiern,
dass du endlich dreißig bist
Wir wollen feiern
[Katharina Schwerk – Reden umgetextet von Amelle]
Neben dem Hochhaus
hinter den kahlen Bäumen
glitzert Plöner See
Sonne konzentriert
Dreiundsechzig Pro Zucker
Süße Versuchung
Schärfung der Sinne
nachdem man körperlich bis
an die Grenze ging