Seit gestern liegen
auf dem grauen Steinquader
zwei rosa Rosen.
Der kleine Cocker
mit der jungen Frau vor mir
guckt sich dauernd um.
Heute letzter Tag
mit Mund-Nasen-Schutzmaske
Wird sie mir fehlen?
Bauch-Aneurysma
Von der Schippe gesprungen
Spaghettibeine
Direkt ins Gesicht
scheint oranger Feuerball
tief am Horizont
Sperber im Steilflug
Mäusebussard sitzt im Baum
Starenschwarm zum Schluss
Quecksilbrig schimmernd
Gitarrenklangzauberer
Spielt jetzt im Himmel
[Television – No Glamour for Willi]
Pfützen gefroren
„Immerhin haben Sie schon
eine Jacke an!“
Dort passiert gar nichts
und die Band spielt immer nur
traurige Musik
[Talking Heads – Heaven]
enthusiastisch,
natürlich, interessiert,
unwiderstehlich
Eiswürfel prasseln
morgens aus dem Brausekopf
auf mich hinunter.
losgehen, lachen
lernen, lesen, lie-ie-ben
loben, loslassen
[inspiriert von meiner Tante C.]
Im Bach sind Stimmen
wie Radiogeflüster
Signal wird schwächer
Hund macht Rücken rund
Eine Wurst fällt zu Boden
Herrchen guckt weit weg
Die Scham der Hündin
Sie geht weit weg auf das Feld
fürs große Geschäft
Jazz at the fringes
Musikauswahl exquisit
Treffende Worte
[Klang und Resonanz auf WDR 3 moderiert von Ralf Dombrowski]
Da am Horizont
steigt ein oranger Ball auf
hinter dem Schneefeld
Fünf Monate alt
Steht auf Labradordamen
Style is all it takes
Perlenkette, echt
Stakkato, das schwindlig macht
Klavierkaskade
Das Bukett ein Traum
Geschmeidig, erdig, beerig
Reif für den Gaumen
Null Grad, Morgenlauf
Fliege im Schnee auf den Bauch
Keiner hat’s gesehn
In dem Schlafgemach
Zirbenöl auf den Duftstein
Morpheus kümmert sich
Sich erst online sehn,
dann sagen, „real siehst du
ja noch besser aus.“
Dicke Schneeflocken
begrüßen mich zuhause.
Eine Welt in Weiß.
Ankunft in Fulda
Am Bahnsteig küsst sich ein Paar
Und hört nicht mehr auf
Der Zug rappelvoll
Die Gelenke rosten ein
Allein im Gang stehn
Ein Weidmann erzählt
slowakische Geschichten
aus dem Waldrevier
[Rudo Moric – Aus des Försters Tasche]
Im blauen Himmel
fliegen die weißen Tauben
das ganze Jahr lang.
[2023er Kalender von Hulda K.]
Ein Pole fragt mich
nach süßem Wein für die Frau
Meine beiden Tipps:
—
Ein sweet Vinho Verde sowie
ein halbtrockener Riesling
Es braut sich etwas…
Die schwarze Wolke hängt so…
Doch sie zieht an uns…
[Ryuishi Sakamoto – 20220202]
Ampel springt auf rot
Freude des Innehaltens
Still Beobachtens
Die Joggerin stoppt,
wirft Erdnüsse auf den Weg.
Die Krähen landen.
Im Winde flatternd
am Strauch die leeren Netze
der Meisenknödel
Sachen, durchgeschwitzt
auf Wäscheleine trocknend
Stark nach Chlor riechend
Ein Rettungsanker
bei Wortfindungsstörungen:
die Synonyme
Den letzten Moment
mit dem Vater erleben.
Treppe hoch, singend.
Sie machen heute
noch so coole Musik wie
vor dreißig Jahren
König kriegt Dame
im Schach nur als Opfer
oder Verwandlung
Und wenn die Beatles
nur eine lokale Band
geblieben wären
[Christian H. Smith – Through a Glass Onion, übersetzt von Stefan Kalhorn]
Morgens benommen
Gerissen aus tiefstem Schlaf
vom Weckerklingeln
Verstopfung lösen
mit Pressluft-Rohrreiniger
Pumpen, abdrücken
Tiefes Erschrecken
Im Gesicht des anderen
Altgewordensein
Die Kundennummer
in Hotlines meistens mehrmals
aufsagen müssen
Weitergehen, mehr
braucht es nicht, dass am Ende
meist alles gut wird.
[Wolfgang Büscher – in Porträts, Filmprojekt von Thomas Henke via kraulquappe]
Treffen in Paris
Corona kam dazwischen
Would-have-been-DJ
„Könnten Sie bitte
den Bauch etwas freimachen?“
fragt Urologin.
Erstickungsängste,
wenn ich mir bewusst mache,
dass ich einatme
Am Lebensende
Sich völlig gehen lassen
und es ist ok
Die Musik so schlecht
so viel Oropax gibts nicht,
wie ich brauchen tät
Morgendämmerung
Rutsche durch Obstwiesenmatsch
Der Regen setzt ein
Unter der Knolle
wächst ein weißes Wollknäuel
Hydrokultur live
Schokolade, Rum,
Tannine fast abgebaut,
Brombeeren, trinkreif
[Château de Villeclare, Ma Préférence 2017]
Auf der Terrasse.
Ratte steigt in Abflussrohr.
Stein drauf und gut ist.
Vor dem Supermarkt.
Kimba sitzt auf meinem Fuß.
Die Menschen lächeln.
Ich steig in Dusche
Nachbar öffnet das Fenster,
grüßt die Welt mit „Moin!“
Gassitratschpause
Auf meinem rechten Fuß sitzt
fremder Sennenhund
Draußen die Wege
leuchten fahl, blass, bleich, milchweiß
Der Mond scheint helle
Das Licht auslöschen
Unter die Decke kuscheln
Den Tag wegschlafen
Einlauf in den Darm
Erst gewöhnungsbedürftig,
dann eine Wohltat.
Der Blick der Hündin:
Ich lieg längs auf dem Boden,
hab Draht übersehn.
Leichtigkeit des Seins
Bei jedem Schritt 5 Kilo
weniger tragen
Erdgasversorger
will Hahn abdrehen wegen
Dezemberabschlag
Rosa Cumulus
Temperatur 16 Grad
Das Windrad dreht sich
Der Groove drängt nach vorn,
verästelt sich immer mehr,
ist unser Schicksal.
Morgen früh sind wir
unserem Sieg (schon) wieder
einen Tag näher
Vom Winde verweht
Die weißen Kondensstreifen
am blauen Himmel
Sonne und Regen
Lebensfrohe Verspieltheit
Tiefe Traurigkeit
Trotz Reservierung
vom Gastgeber vergessen.
Idealer Start.