Archive for the ‘tod’ Category

3145

Mai 25, 2023

Niemals vergessen

Diese Veranstaltung kann

morgen vorbei sein

3144 Jean-Louis Murat 1952-2023

Mai 25, 2023

Tes belles chansons tristes

ont toujours brisé mon coeur.

Elles vont rester, sûr.

[Jean-Louis Murat – Aimer]

P. S. Hier habe ich auch noch ein paar Worte zu Murat geschrieben.

3138

Mai 21, 2023

Heute könnte ich

’nen toten Vogel nicht mehr

in den Müll werfen

[Michael Krüger – Viertes Gedicht]

3082

Mai 6, 2023

Unmöglich, den Fuchs

zu fotografieren, der

von S-Bahn zerfetzt

3081

Mai 6, 2023

Der starke Geruch

des verwesenden Fuchses

steckt in Nase fest

3080

Mai 6, 2023

Die Eingeweide

des zweigeteilten Fuchses

mögen nun ruhen

3072

Mai 5, 2023

Auf Schwellen liegend

S-Bahnstrecke nach Kronberg

Ein Fuchs, mausetot

3038

April 15, 2023

Wird man gewaltsam

zurückgeholt, geht einen

nichts mehr etwas an.

[Peter Nadas – Der eigene Tod (e-book)]

2996

April 5, 2023

Hört sich jetzt an wie

das vorweggenommene

eigne Requiem

[Ryuishi Sakamoto – andata]

2936

März 22, 2023

Es ist alles klar.

Von Anfang an. Sie hat’s getan.

Und am Ende nichts.

[Julia Schoch – Mit der Geschwindigkeit des Sommers]

Oh No!

März 21, 2023

If you wander far enough
you will come to it
and when you get there
they will give you a place to sit

for yourself only, in a nice chair,
and all your friends will be there
with smiles on their faces
and they will likewise all have places.

Robert Creeley (via)

2910

März 14, 2023

Putins Gesicht sieht

der Maske eines Toten

täglich ähnlicher

2876

März 4, 2023

Ordner mit dem Kreuz

Ihn niemals öffnen wollen

Gut, dass er da ist

2811

Februar 14, 2023

Vielleicht ist der Tod

das Schönste, was wir jemals

erleben werden.

2727

Januar 15, 2023

Den letzten Moment

mit dem Vater erleben.

Treppe hoch, singend.

[Sebastian Rochford / Kit Downes – Silver Light]

2714

Januar 9, 2023

Und wenn man die Welt

ein kleines bisschen versteht,

muss man abtreten.

2710

Januar 9, 2023

Erstickungsängste,

wenn ich mir bewusst mache,

dass ich einatme

2709

Januar 9, 2023

Am Lebensende

Sich völlig gehen lassen

und es ist ok

2706

Januar 9, 2023

Gnadenlose Zeit

Keiner kann sie aufhalten

Sie holt sich jeden

2612

Dezember 1, 2022

Falle voll Köttel

Maus an Gitter festgekrallt

Bewegt sich nicht mehr

2563

November 16, 2022

Wenn der Schlaf kommt wie

das Fallbeil, das das Genick

durchtrennt, der Kopf ab.

2543

November 6, 2022

Devastating news

Mimi Parker killed by cancer

Only fifty-five

[Low – Fly, live@Glastonbury, 2019]

2517

Oktober 28, 2022

Die Restlebenszeit.

Als positiv begreifen,

dass sie unbekannt.

2501

Oktober 21, 2022

wieviel freude man

anderen lebewesen

zum schluss machen kann

2495

Oktober 19, 2022

In Eingeweiden

tummeln sich weiße Maden

Totes Reh Toter Fuchs beim Bach

2491

Oktober 14, 2022

Der schlimmste Alptraum

Betörend, verstörend schön

zu Musik gemacht

[The Chills – Pink Frost]

2484

Oktober 12, 2022

Spiegel der Seele

Die Privatbibliothek

Fixierte Neugier

2470

Oktober 9, 2022

Zig Tierkadaver

mitten auf der Autobahn

am Sonntagmorgen

2445

September 29, 2022

Noch ein Toter mehr

Deine ruhige Stimme

hallt wider im Ohr

2426

September 24, 2022

… Welt, das Sündenhaus …

Mir ekelt mehr zu leben,

Drum nimm mich, Jesu …

[Johann Sebastian Bach – Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust, Kantate Nr. 170, Kantatengottesdienst]
Insgesamt 11.200 verschieden bemalte Fensterscheiben in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

2409

September 19, 2022

Royal bagpiper

used to wake her up each day,

puts her to sleep now

2400

September 14, 2022

Kommt es hart auf hart,

noch die Freiheit zu haben,

hinauszuschwimmen.

2399

September 14, 2022

Wenn die Müdigkeit

immer mehr überhand nimmt,

ist es nicht mehr weit.

2398

September 14, 2022

Letzte Etappen

einigermaßen würdig

hinter sich bringen

2379

September 8, 2022

Sich fallen lassen

Aller Druck weicht von einem

Das Gastspiel vorbei

[Joel Lyssarides – The Last Verse]

2315

August 17, 2022

Rechne jederzeit

mit dem Schlimmsten, auf dass es

niemals eintrete.

2295 Tim

August 10, 2022

There’ll be a rematch,

modest, gentle chess giant.

In heaven, for sure.

2284

August 6, 2022

Mit einem Kopfsprung

ins seichte Wasser sterben

nur meist junge Männer

2271

August 2, 2022

Auf Überholspur

links von Motorradfahrer

überholt werden

2250

Juli 22, 2022

Ahnungslosigkeit?

Hybris eines Ikarus?

Russisches Roulette?

2245 K.

Juli 19, 2022

Traf Dich zuletzt vor

fünf Jahren. Jetzt bist Du tot.

Mit fünfundzwanzig

2147

Juni 13, 2022

Nächsten Atemzug

überspringen, loslassen.

Welche Befreiung!

2111

Mai 30, 2022

Wir kennen alle

unser Ziel, aber keiner

will es erreichen.

2027

April 21, 2022

Aus dieser Kiste

kann ich Dich leider nicht mehr

lebend rausziehen.

[David Freel 31.1.1958 – 12.4.2022

Swell – At Lennie’s]

1940

März 23, 2022

Selbstmörder erreicht

die Suizidberatung

nicht. Die sind schon weg.

März 14, 2022

Если никто из нас не готов умереть за свободу, то все мы умрем при тирании.

Тимоти Снайдер – О тирании

März 13, 2022

If none of us is prepared to die for freedom, then all of us will die under tyranny.

Timothy Snyder – On Tyranny

Februar 24, 2022

„Es gibt kein Fegefeuer für Kriegsverbrecher. Sie gehen direkt in die Hölle, Botschafter.“ [Der ukrainische Botschafter zu seinem russischen Kollegen in der UN-Dringlichkeitssitzung, Quelle]

1859

Februar 16, 2022

Wenn man spürt, was sich

hinter einem Klick verbirgt,

und es leider stimmt.

1858

Februar 16, 2022

Die and’ren sterben.

Unser’n Tod nicht mitkriegend,

sind wir unsterblich.

1742

Dezember 26, 2021

Im Ohr nachhallend:

seine sonore Stimme.

Tief, räsonierend.

1740

Dezember 25, 2021

Der Weihnachtsbrief als

die vorweggenommene

Todesanzeige.

1732

Dezember 23, 2021

Wir sind ungetrennt

vom Ganzen vor der Geburt.

Nach dem Tod dito.

[inspiriert von der ersten Seite von Lou Andreas-Salomés Lebensrückblick]

1638

Oktober 31, 2021

Mit offenem Ohr

begleitet Sohn die Mutter

auf dem letzten Weg.

[Jürgen Wiebicke – Sieben Heringe]

1609

Oktober 9, 2021

Theaterdonner.

So ’ne Leber, kein Rückgrat.

Der Rest ist Schweigen.

[Klaus Pohl liest Sein oder Nichtsein]

September 10, 2021

Die Erinnerung an die Person wie sie war steckt in dem Erinnerten, dem Geschriebenen, nicht mehr im oder am letzten Ort.

1566

August 25, 2021

Präzis geschildert:

der fast zwangsläufige Weg

in den Untergrund.

[Ulrike Edschmid – Das Verschwinden des Philip S.]

1477

Juni 9, 2021

Stürzt man zu Boden,

wenn der Lebensfaden reißt?

Schwebt man zum Himmel?

1476

Juni 9, 2021

Sanduhr des Lebens.

Es rinnt Körnchen für Körnchen.

Wirds Glas umgedreht?

1453

Mai 29, 2021

Gelbschwarze Federn.

Kaum was übrig vom Stieglitz.

Die Katze war da.

1443

Mai 27, 2021

Manche kommen erst

in der Kiste zur Ruhe.

And’re beim Gehen.

März 28, 2021

Wir täuschen uns, wenn wir den Tod nur immer vor uns sehen, ein großer Teil von ihm liegt bereits hinter uns, hinter mir, es ist die Zeit, die ich bisher durchlebt habe, die hat der Tod schon. [Sigrid Damm, Wandern – ein stiller Rausch, S. 173]

943

Januar 5, 2021

Taubenkadaver

vom Straßenrand gekratzt und

notdürftig verscharrt.

906

Dezember 22, 2020

Lebenserwartung

noch rund hundert Millionen.

In Atemzügen.

Finalität

Dezember 21, 2020

Das Gefühl, dass sie

um mich herum sterben

wie die Fliegen

und dass mich

jeder neue Tod

immer mehr mitnimmt

und ich so dünnhäutig

werde, dass man von außen

in mich reinsehen kann.

902

Dezember 21, 2020

Auf die Abtrennung

der Nabelschnur folgt der

Lebensfadenriss.

Conspiracy fallacy

November 26, 2020

In den 1990er Jahren erkrankte Kuti an AIDS, an dessen Folgen er am 2. August 1997 starb. Die Existenz der Erkrankung hatte Kuti stets abgestritten… Kondome waren seiner Meinung nach das Mittel einer weißen Verschwörung, deren Ziel die Reduzierung der schwarzen Geburtenrate sei. [Wikipedia]

833

November 24, 2020

Das Lied, zu spielen

bei meiner Trauerfeier.

Auch wenn keiner kommt.

[Talk Talk – I Believe in You]

826

November 22, 2020

Waldsee umrundet.

Ahorn mit Schwarzfleckigkeit.

Urnenfeld besucht.

773

November 10, 2020

Vom ersten Tag an

schreitet der Verfall fort bis

zum allerletzten.

711

Oktober 25, 2020

Aus der Traurigkeit

wurde erst „Dankbarigkeit“

und dann Dankbarkeit.

708

Oktober 24, 2020

Die Verabschiedung

ist nur möglich, wenn man weiß,

wann der andre geht.

702

Oktober 21, 2020

Muss man traurig sein,

wenn die Todesanzeige

nicht gekommen ist?

690

Oktober 15, 2020

CB: Some day we’ll all die.

S: True, but on all the other

days we will not (die).

[The Peanuts turned 70!]

689

Oktober 15, 2020

Unser’n letzten Kampf

können wir nur gewinnen,

wenn wir loslassen.

688 In Gedenken an L.

Oktober 14, 2020

Onkel wolltest Du

schon früh nicht mehr genannt werden.

Immer jung im Geist.

586

September 3, 2020

Sie ist gewandert,

hat Schüler unterrichtet

und ist gepaddelt.

[sinngemäß aus einer Trauerpredigt]

585

September 3, 2020

Bei der Geburt ist

niemand alleine, beim Tod

sind es sehr viele.

574

August 31, 2020

Wie aus heiterem

Himmel: Jemand verschwindet

als wir nicht da sind.

573

August 31, 2020

Die Sprachlosigkeit

gegenüber dem Tod nimmt

im Alter nicht ab.

328

Juli 2, 2020

Wenn man die Mündung

an den Kopf hält und abdrückt,

hört man dann den Schuss?

40

März 20, 2020

Die Erde wird auch

ohne uns überleben.

Wir nicht ohne sie.

A perfect day (for a funeral)?

Dezember 3, 2011

Gestern war die Beerdigung meines Patenonkels, ich habe es schon erwähnt. Morgens fuhr ich mit der U2 und dann ab Turmstraße mit dem TXL-Bus zum Flughafen Tegel. Kurz vor dem Flughafen gucke ich auf die Uhr und es fällt mir auf, dass ich einen Denkfehler gemacht habe. Es ist 9h30. Nicht der Abflug von Tegel ist 10h10, nein die Ankunft in Frankfurt ist zu dieser Uhrzeit. Mit anderen Worten, ich haben meinen Flieger verpasst, der Abflug war um 8h55. Im Flughafen organisiere ich noch in letzter Sekunde – die Dame am Ticketschalter muss sich noch am Gate erkundigen, ob sie mich noch akzeptieren, da der Ticketverkauf eine halbe Stunde vor der Abflugzeit eigentlich geschlossen wird – ein Ticket mit dem nächsten Flugzeug, das wirklich um 10h10 abfliegt. Es ist von der anderen Airline. Den Preis erwähne ich jetzt mal nicht, ich glaube die Stunde, die ich mir morgens zusätzlich genommen habe, war eine der teuersten Stunden meines Lebens. Von jetzt an verzögern sich noch so einige Sachen, in Frankfurt-Zentrum bin ich erst kurz vor halb eins. Wir können es nicht schaffen bis um 1 nach Oberissigheim. Im Ort natürlich im Umkreis der Kirche kein Parkplatz, wir sind kurz vor Viertel nach eins dort, die Leute stehen im Regen vor der Kirche, die Kirche ist voll. Wir spannen die Regenschirme auf und hören Musik. Ich weiß wer da spielt, meine beiden Vettern, der eine die Geige, der andere die Orgel. Ich kann mir denken was, ich kenne die Musik, weiß es aber nicht genau. Ja es ist natürlich Bach, der erste Satz des Violinkonzerts a-Moll. Wie da an diesem trüben, regnerischen Dezembertag die Geige aus der Kirche nach draußen schallt, wo wir uns die Füße abfrieren, da frage ich mich, wie es möglich ist, dass mein Cousin diese überirdisch schöne Melodie auf der Geige spielen kann, ohne zu weinen. Vielleicht weint er ja, ich sehe ihn nicht, aber ich glaube es nicht. Ich hingegen stemme mich gegen die Tränenflut, die sich da Bahn brechen will, ich kann so gerade eben widerstehen, als die anderen nach der Predigt aus der Kirche kommen, muss ich mich auch nochmal zusammenreißen, mein Vater will mich ansprechen, lässt es aber dann, ein Wort hätte das Fass bei mir zum Überlaufen gebracht, ich glaube er hat es gemerkt. Die Trauergemeinde strömt zum Dorffriedhof, der sich ganz langsam füllt, es dauert bestimmt eine Viertelstunde bis alle da sind und der Pfarrer weitermachen kann. Es sind so um die 400 Leute, so viele Menschen habe ich bei einem Begräbnis noch nie erlebt. Da sind die Jagdhornbläser, die Johanniter, die Vereinskameraden, die Leute aus dem Dorf, die Freunde, die Familie etc. In dem Moment wo sein Sarg ins Grab hinabgelassen wird, intonieren die Jagdhörner noch einen letzten Tusch, wieder kämpfe ich mit den Tränen, wie unglaublich stark ein paar Töne in diesen Umständen wirken können, die wohlgewählten Worte des sehr jungen Pfarrers, der seine Sache sehr gut macht, haben eher eine beruhigende Wirkung.

Die Einschläge…

Dezember 1, 2011


Vor einer Woche ist mein Patenonkel gestorben, morgen ist die Beerdigung. Ich stand ihm nicht sehr nahe, heute frage ich mich warum, er gehörte einer Generation an, die noch die Kriegs- und Nachkriegszeit mit Haut und Haaren erlebt hat, aber ich glaube nicht, dass das der Grund war, warum wir eigentlich fast immer nur eher oberflächlich und smalltalkartig miteinander kommunizierten. Er lebte in einer völlig anderen Welt, auf einem Reiterhof mit vielen Pferden, in einem kleinen Dorf, wo jeder sich kennt. Eine Besonderheit an ihm war, dass er eine Art Patriarch war, also etwas was es heute in Deutschland kaum noch gibt, alle nannten ihn Papus. Als junger Teenager war ich in der Mitte der Siebziger mehrmals in den Ferien auf dem Hof reiten, da ich sein Patenkind war, mussten wir nichts bezahlen. Das Reiten war nicht so mein Ding, ich glaube mir tat schnell der Rücken weh, insbesondere beim Trab, Galoppieren war natürlich ein wildes Gefühl des über die Erde Fliegens. Während der Ferien dort habe ich hauptsächlich Tischtennis gespielt und wir haben Lieder gesungen, die ich nirgendwo anders je gehört habe (z.B. Lager-Boogie). Am Besten erinnere ich mich aber an die rauschenden Familienfeste, die wir bei E. gefeiert haben, er hat sein Leben in vollen Zügen genossen und hat uns, die recht große Familie, daran teilhaben lassen. Berüchtigt waren seine Reden, wenn er einmal angefangen hatte, fiel es ihm schwer wieder aufzuhören, er drehte häufig rhetorische Pirouetten, er stand gerne im Rampenlicht. Bei diesen Festen, die natürlich meist im Sommer stattfanden, habe ich dann oft bis zur Morgendämmerung beim zigten frisch gezapften Bier mit meinen Vettern und Kusinen über Gott und die Welt gequatscht. A propos Welt. Man sagt ja, dass mit jedem Menschen eine Welt untergeht, bei E. stimmt das auf jeden Fall, mit seinem Tod ist die Welt um ein großes Original ärmer geworden.

Das Lied da oben ist von den beiden Schotten Bill Wells (Piano) und Aidan Moffat (Gesang): Die Totenwache nimmt den Erzähler so mit, dass er sofort in den Pub neben dem Krematorium gehen muss.

P.S. Vor das Feiern hat der liebe G. die Arbeit gesetzt, das ist in dem Posting zu kurz gekommen. Mein Onkel hat vor allem natürlich in der Erntezeit, wenn das Heu auf dem Hänger eingefahren wurde – den Traktor fuhr er meistens selber, wenn ich mich recht erinnere – geschuftet wie ein Berserker, er war ein Typ, der auch sehr wohl in der Lage war, kaum Worte zu machen und einfach nur zuzupacken.

Werden wir sie je verstehen?

März 17, 2011

Hokusai - Große Welle von Kanagawa

Dort (in Tokio) wurde noch einmal Hokusais legendärer Holzschnitt Die Welle von Kanagawa aus dem Jahre 1832 gezeigt – der Inbegriff dessen, was die Welt für japanische Kunst hält. Und den die Welt seit fast zweihundert Jahren missversteht. Der Westen sah in der „Welle“ immer ein Symbol für die unbeherrschbare Naturgewalt. Die Japaner selbst jedoch sahen weniger die Welle als die winzigen gelben Schifferboote darin – und wie geschmeidig die Ruderer darin die Wellenkämme reiten. Die Welle ist also das Sinnbild dafür, wie gemäß der alten Schinto-Tradition Natur und Mensch im Einklang miteinander Höhen und Tiefen erleben.
(Florian Illies heute in der ZEIT)

Der Eintritt des Reaktorunfalls in Japan ist einerseits ein ungeheures, unvorhersehbares Unglück und andererseits deswegen unglaublich weil es einem klar macht, dass die Japaner anscheinend wirklich anders ticken als wir, dass sie nicht so ein starkes Sicherheitsstreben wie wir haben, dass sie irgendwo den Kamikaze in sich tragen. Wie konnte es dazu kommen, dass dieses relative kleine Land, das zu den dichtbesiedelsten Ländern der Welt zählt, sich so mit Haut und Haaren der Kernkraft ausgeliefert hat? Es gibt dort über 50 Kraftwerke, Fukushima hat glaube ich zehn Reaktoren mit ca. 10 GW, die größten deutschen Atommeiler haben zwei Reaktoren. Und das in einer Weltgegend, wo Erdbeben regelmäßig auftreten. Das Wort Tsunami ist japanisch, wie konnten sie so leichtsinnig sein, ihre KKWs direkt am Meer zu bauen? Wie konnten sie davon ausgehen, dass 8,0 auf der Richterskala nicht übertroffen werden nur weil in der jüngeren Vergangenheit kein Beben wesentlich stärker gewesen war? Das ist wohl ihre pragmatische, aber gleichzeitig ungeheuer leichtfertige Ader. Vorhin habe ich gehört, sie hätten die Pläne für Fukushima einfach von den Amerikanern kopiert und das Kraftwerk überhaupt nicht an die geografischen Gegebenheiten angepasst. Und schlussendlich die Erfahrung von Hiroshima und Nagasaki. Wie kann es sein, dass sich Japan trotzdem mit KKWs zugestellt hat? Sie haben den Strahlentod doch schon tausendfach erlebt. Versteht das einer?

Phaidon

Mai 2, 2010

Dies hier hat mich heute sehr bewegt. Der Gedanke, Gestorbene, die man gut gekannt hat, irgendwann wiederzutreffen, verfestigt sich auch bei mir immer mehr. Die können doch nicht für alle Zeit verschwunden sein. Im Grunde kommt es mir ja schon jetzt so vor, dass die Toten gar nicht weg sind. Dadurch, dass ich an sie denke, ich denke da besonders an eine Person, sind sie weiter lebendig.

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September 2, 2009

Während sie die Schlaflosigkeit zunächst als Zuwachs an Vitalität und Lebensqualität erlebe, kommt ihr nach 17 Tagen der erschreckende Gedanke, dass sie vielleicht in Wirklichkeit gestorben sei und der Tod somit keineswegs ewigen Schlaf, sondern immer währendes Wachsein bedeutet

Where is the grim reaper when you need him?

März 24, 2009

Personally, I am hoping for one of those massive heart attacks (not the little sort that merely leave you an invalid). So too are most of the doctors that I know. Going out with a bang on the golf course is the physicians‘ preferred exit route. Though quite why they persist in prescribing for the rest of us pills that will make such an event less likely and consign us to far less desirable forms of death, is a bit of a mystery. I’m still waiting to meet a medic who greets my high blood pressure and raised cholesterol with a smile and a warm prediction of a premature but speedy end. (source)

What a naive question about the fact that doctors prescribe medicine which does prolong the life of a person who has turned into a zombie. They and the whole „health“ industry want to make money, what else. A quick, painless death of the patient is not in their interest. Their favourite scenario would be a long, painless death where lots of pills and other medicine will be consumed by the patient. Maybe I should restart smoking just for maximizing my chance for a massive heart attack. But of course tonight I have no urge whatever to smoke. Tomorrow then.