Abstieg vom Hochsitz.
Eine Sprosse ist angeknackst.
Ich lasse sie aus.
Abstieg vom Hochsitz.
Eine Sprosse ist angeknackst.
Ich lasse sie aus.
Oberhalb des Wegs
sitzt ein Paar auf einer Bank.
Der Welt enthoben.
Durch Wiesen hinab
– mit Blick nach Mainhattan –
in Richtung Grotte.
Auf dem Holz im Teich
sitzt die braungrüne Kröte
und bewegt sich nicht.
Die Weizenhalme
wogen im Wind wie eine
La-Ola-Welle.
Das Galloway-Rind
mit dem hellen Mittelteil
weidet gemütlich.
Über den Bäumen
hervorlugend: Messe- und
später Fernsehturm.
So weit gehen bis
die Trajektorie mit
dir kongruent ist.
Für die Boulespieler
gehört der Weg der Kugel,
nicht den Passanten.
Drei Tische besetzt.
Zwei Gegner und ein Kiebitz
pro Schachbrett im Park.
Die Wiese halbvoll.
Alle in dem Sonnenteil,
niemand im Schatten.
Der Mops kackt aufs Gras.
Sie fragt ihn nach der Tüte
fürs Hundegeschäft.
Im Park singen sie
„Dona nobis pacem“ mit
Sicherheitsabstand.
Beim Gehen denken.
Die Synchronisation
von Körper und Geist.
Zwei dunkle Rufe.
In den Berliner Himmel
krächzt die Saatkrähe.
In dem Supermarkt.
Alle Kunden mit Maske.
Personal teils, teils.
Zurück in Berlin.
Trotz vier Wochen ohne Nass
gedeiht der Geldbaum.
Flotter Morgenjog.
Knallrot leuchtender Klatschmohn
gibt Endspurtpower.
Une robe pourpre foncée,
un nez de réglisse et cuir,
explosif en bouche.
[Château de Villeclare, Le Chant des Vignes 2015]
Flugversuche der
drei Blaumeisenküken im
alten Apfelbaum
Zuerst die Maske
dann die Brille aufsetzen
und sie beschlägt nicht.
Die Amsel zappelt
im Netz des Nachbarkirschbaums.
Die Befreiung naht.
In Eichelsdorf klappt
ein Visier runter: Hazi
auf ’nem Motorrad.
Liegebankpicknick
mit Blick auf Hoherodskopf
bei schönstem Wetter.
Haiku: fast ein Nichts,
eine Wahrnehmung, gerafft
auf siebzehn Silben.
Peter Hook played the bass
one octave higher as he
didn’t hear the low notes.
In Serpentinen
gleitet die Ringelnatter
die Ebene lang.
Betonplattenweg
mit Baumkronendach gradaus.
Ganz fern: zwei Punkte.
Zwei Turteltauben
sitzen schnäbelnderweise
auf dem Fichtenast.
Schlohweiße Haare,
so lang wie seit einigen
Jahrzehnten nicht mehr
Die einen quaken,
andere begatten sich,
dann die, die nix tun.
Holzkrokodilmaul
mit weißen Steinzähnen, die
Wasserhahn rahmen
Die Wirtschaft strauchelt.
Die Aktienkurse steigen.
Zuviel Geld im Markt.
Spargel, Kartoffeln,
Parmaschinken, Schalotten,
Essig, Senf, Butter
das lied hat mich heute morgen wirklich umgehauen. von tobias gruben und seiner band die erde hatte ich vorher noch nie etwas gehört, von seinem frühen tod durch eine überdosis 1996 natürlich auch nicht. er war exakt 2 wochen jünger als ich. und was er hier singt ist ein lied aus der perspektive der droge „und ich mach es wieder gut und du weisst, dass ich’s gut mach.“ da ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen als ich das gehört habe. er hat diese droge wirklich gefunden und sie ihn. und es geht so weiter. die droge ist sein bester freund und er stellt sich vor, dass sie ihn sogar das geld aus dem hut vom bettler stehlen lässt. 1982 habe ich in amsterdam in einer besetzten wohnung gelebt und da war auch gelegentlich ein junkie. außer heroin gab es nichts mehr in seinem leben. er hat alle beklaut, auch „freunde“. und er hatte kein schlechtes gewissen dabei. diese droge muss schon einen unheimlichen kick geben. in any case das ultimative lied über heroin ist weder von lou reed noch von neil young sondern von tobias gruben.
wie komme ich hierauf? da gibt es jetzt einen film über ihn.
Durch die Weinberge
und hellen Stieleichenwald
mit Blick zum Feldberg.
Am Freitagabend.
Ein Zelt auf der Obstwiese.
Die Party steigt bald.
Am Wegesrand liegt
eine tote Blaumeise.
Pandemieopfer?
Von Tauben umringt
sitzt der Hase in dem Feld.
Friede auf Erden.
Im Spiegel ein Mann
ohne Kopf. Liegt es am Mann?
Oder am Spiegel?
Das braune Fohlen
stakst über die Weide, traut
sich nicht an den Zaun.
Ans Licht mit ’nem Schrei.
Gerobbt, gelaufen, spaziert.
Augen geschlossen.
Das blaue Auto
steht draußen. Unser Nachbar
macht Feuer im Hof.
Rote Tupfer auf
sattgrünem Wiesentableau:
Klatschmohn in Blüte.
Die Löffel senkrecht.
Meister Lampe sitzt vor uns,
rennt los, schlägt Haken.
Sauerkrautstrudel.
Kiwi, Mango mit Joghurt.
Walnuss, Ingwertee.
Sturm: Die Gießkanne
schrammt über Steinplatten,
stoppt unterm Auto.
Eine Stute setzt
sich ab von ihrem Fohlen,
das vorher gesäugt hat.
Mit offnem Schnabel
folgt eine junge Amsel
ihrem Väterlein.
Der Parkplatz, den wir
nicht gefunden haben, ist
auch noch abgesperrt.
In der Schutzhütte
prostet sich ein Paar hinter
dem Absperrband zu.
In Abendsonne
getauchte Mischwaldhänge
rauf zum Altkönig.
Fluchtweg Buchenstamm.
Im Unterholz scheuchen wir
zwei Eichhörnchen auf.
Das Rauschen im Kopf,
wenn man wach im Bett liegt
nach ein paar Gläsern.
Zärtliche Texte,
’ne glockenhelle Stimme,
prima Mitsänger.
[Dota Kehr – Kaléko]
Heute gerechnet,
verrechnet und den Fehler
ins Gute gewandt.
Ist Hamlet verrückt
oder ist er der letzte
Mensch, der empfindet?
Der Vollmond scheint auf
den Wagen im Garten und
den fetten Rasen.
Wildblumenwiese.
Borretsch und Margeriten
und Ringelblumen.
Der blasse Vollmond
mit Halo geht über dem
Reiheneckhaus auf.
Haselnussschalen
auf dem Eichhörnchenbargrund.
Auch die Haselmaus…
Das Eichhörnchen steckt
kopfüber in seiner Bar.
Haselnusssägend.
Salat satt: Schlotten,
Fenchel, Gurken, Zucchini,
Datteltomaten.
„Die Pest“ von Camus.
Erst sich steigernder Horror.
Am Ende Party.
Kinder im Kronthal
bestaunen eine Drohne
über der Wiese.
Im Autokino:
Autos mit großem Abstand,
Ordner mit Maske.
Na, wer sägt denn da?
Auf der Buchenastgabel
sitzt ein Eichhörnchen.
Der Raubvogel stürzt
vom Baum hinab auf das Gras.
Beute macht er nicht.