Erinnerung an
Lesen des ersten Haikus.
Welche Ent-Täuschung!
Auf Wiese dampfen
Misthaufen bei frostigen
Temperaturen.
Die Kohlmeise singt
auf der Edelkastanie
ihr einsames Lied.
Nebeneinander
fliegende Entenvögel
über Mammolshain.
Lächelfalten von
brünetter Textilfachfrau
als sie Ware reicht.
Rechts hinterm Taunus
versinkt Helios während
links Luna aufgeht.
Sennenhündin gleicht
Sumoringerin im Spiel
mit Kangalrüden.
Collies begleiten
meine Laufbewegungen
mit bösem Bellen.
Renne durch Nebel
mit beschlagener Brille
in Streuobstwiesen.
Ohrstöpsel raus und
ich hör‘ Uhrticken, Heizung,
Autos, dein Atmen.
Vater tadelt Sohn,
der nicht klingelt, bevor er
mich mit Rad passiert.
Good vibes. Joy of life.
Dancing to the Afrobeat.
What a horn section!
Hellgelbe Blätter
um den Apfelbaum verstreut
leuchten auf Rasen.
Bibbern bei fünf Grad.
Körper an Klimawandel
bereits angepasst.
Nächtens aufgewacht.
Nicht genug Luft bekommen.
Warte aufs Ende.
Die Nächte waren
nie länger als in diesem
Coronaspätherbst.
Mit Melatonin
mehr gedämmert als gepennt.
Kopf nicht zermartert.
Lavendel entsorgt.
Lange mit Hotline gequatscht.
Fliege erschlagen.
Polyrhythmic trance
in the Senegalese night
to forget the world.
Meditationen
zwischen den weißen Linien
Tempomat sei Dank.
Waldsee umrundet.
Ahorn mit Schwarzfleckigkeit.
Urnenfeld besucht.
Die Enten schnattern,
die Krähen krächzen mir ihr
„Guten Morgen“ zu.
Don’t say I don’t care,
I do. Just not in the way
you want me to-hoo.
Himmel trägt Tonsur.
Wolkendecke drumherum.
Zenith nachtschwarzblau.
Himmel zieht sich zu.
Leute grüßen nicht zurück
oder mit Brummen.
Eine Mondsichel?
Oder eine Banane?
Pflück‘ sie und find’s raus!
Sich beim Vortragen,
ans Manuskript zu halten.
Viel zu langweilig.
Keinen getroffen.
Doch nicht allein auf dem Weg
durch die kühle Nacht.
Vielleicht das Schönste
im Leben. Am Firmament,
Sterne zu sehen.
Streifzug durch die Nacht.
Man ahnt mehr, als dass man sieht.
Der Himmel gibt Licht.
Der Weg in die Nacht,
wo man die Sinne aufreißt,
wird zu einer Sucht.
In Nacht eingetaucht.
Großen Wagen gesehen.
Polarstern gefolgt.
Mit Taschenlampen
blenden Leute die Natur
und sehen mich nicht.
Morgens eingepennt.
Polizist schießt mit Taser.
Trifft mich. Wache auf.
Zwischen den Wolken
des aufreißenden Himmels
funkeln Fixsterne.
Schnelle Vertrautheit
mit Unbekannten, die man
in Dunkelheit trifft.
Hör‘ im Haus Kratzen.
Ne Maus? Nee. Ein Eichhörnchen!
Dachrinnenturner.
Eichhörnchen greift sich
Nüsse aus Futterkasten
und wedelt mit Schwanz.
Schnitt unter Nase
beim Rasieren. Blutstillung
lässt Träne kullern.
Der goldgelbe Saft
mit durchdringendem Geruch
nach Heu und nach Tier.
Frühlingssonne fällt
auf Massen von Spaziergängern
sonntagnachmittags.
Drahtzaun geöffnet
für ausgebüxtes Zwerghuhn
und wieder fixiert.
Nachdem die Zehen
gegen das Tischbein stoßen,
bevor der Schmerz kommt.
Schwarzrote Farbe,
Brombeeraromen, fruchtig,
rund und geschmeidig.
[Primitivo aus Puglia, Doppio Passo, 2019 Bio]
Walnüsse gesucht,
gesammelt, -schält, -lagert, -knackt,
gepult, genossen.
Die Windschutzscheibe
heute morgen weiß bestäubt:
ein Feuerlöschstreich.
Eichkatz meditiert
auf Apfelbaum in leere
Noisettebar blickend.
Krähe wirft Walnuss
mit Maul so oft aufs Pflaster
bis sie geknackt ist.
Peruanische
Heidelbeeren so groß wie
Trollingerreben.
Zwei Runden locker
mit beschlagener Brille
durch Wiesen getrabt.
H…e, W……d, S..-
.a, H…e, L..a, G..i,
C…….e, B…..a.
Winfried, Franz, Walter,
Jonathan, Eckhard, Kostas,
Andrea, Thomas.
Süßes Wiegenlied,
das Augen schließt und sacht trägt
in Morpheus Arme.
An siebter Stufe
der Treppe stolpere ich
bei Versonnenheit.
Langes Wachliegen
bis zum Klingeln des Weckers.
Danach Entspannung.
Frecher Regelbruch:
Auto auf Geh- und Radweg
beschleunigt vor mir.
Novembernebel
hängt über Feld und Wiese.
Wie es sich gehört.
Halb vier aufgewacht.
Nicht mehr eingeschlafen nach
seniler Bettflucht.
I was kind of parsing the grammar.
[Tamara Lindeman on the story behind one of her songs]
Abgelaufenes
Bier zu trinken, wäre mir
früher nicht passiert.
Die Geheimnisse,
die ich der Nacht anvertrau‘,
bleiben im Dunkel.
Windstille total.
Sechs Highlander fressen Heu.
Vogelgekreische.
Die Nacht breitet sich
wie eine Decke über
die klamme Erde.
Der schwere, graue
Himmel hängt voller Wolken
und will einstürzen.
Wenn die Augen sich
an die Nacht gewöhnt haben,
scheint sie tief vertraut.
Eine Frau mit Hund
fragt mich im Dunkeln, ob ich
Angst vor Hunden hab‘.
Als Spaziergänger
ragt man aus der Landschaft raus
und wird gesehen.
Morgens streichelt mich
Dachshaar vom Rasierpinsel.
Kaum noch zu kriegen.
Elixir des Dieux.
Breuvage du soleil ardent.
Pastis, je t’aime tant!
Milchig-trüber Trunk.
Schwer auf der Zunge liegend.
Sonne pur. Pastis.
Nach dem Ausatmen
kommt ein Moment der Ruhe
vor dem Einatmen.
(Er:) Neue Klamotten?
Schon wieder? Wozu denn nur?
(Sie:) Zum Tragen, was sonst?
Früher war’s Rauchen
verboten im Schlafzimmer.
Jetzt auch das Handy.
Mann joggt mithilfe
zweier Jagdhunde, an die
er gegurtet ist.
Die Schlehen sind reif.
Süßlich, mit etwas Säure.
Patxaran olé!
Menschen mit Demenz
haben keine Sorgen mehr,
und das hält (sie) jung.
[Martina Bergmann – Mein Leben mit Martha]
Diese Helligkeit.
Der November ist auch nicht
mehr das, was er war.
Verzweifelt suchst du
nach den Namen der Dinge.
Die Welt entfernt sich.
[Reiner Kunze]
Nördlich der A4.
Über Weimar. Buchenwald.
Unübersehbar.
Richtgeschwindigkeit.
Rase an Trabi vorbei,
der mit achtzig tuckert.
Ich jogge so schnell,
dass ich noch nachdenken kann
und im Kopf sprechen.
Schönster Sonnenschein,
ein Grad, die Autobahn leer.
Die Welt gehört mir.