Seit Holocaust Angst,
sie könnten Tür aufbrechen
und mich mitnehmen
Seit Holocaust Angst,
sie könnten Tür aufbrechen
und mich mitnehmen
Die Putzfrau, die nicht
zum Saubermachen herkommt,
sondern zum Reden.
Fahrscheinkontrolle
„Die App hat nicht funktioniert.“
Damit durchkommen
Erstickungsängste,
wenn ich mir bewusst mache,
dass ich einatme
Es macht dich stärker,
wenn dir nie jemand zustimmt,
egal wie recht du hast.
Leute, die lieber
sich selbst widersprechen, als
mir zuzustimmen
Nicht spüren lassen
wie man jemand verachtet
Kann auch nicht jeder
Nachbar setzt Räder
im Keller um, im Glauben
an seinen Stellplatz
Der Schatten vor mir
Mein Hase auf dem Hinweg
Zurück fällt es ab
Das Vertrauen weg
mit Diktaturerfahrung
Welt doppelbödig
Öffne dich! Sei nackt!
Und auch dein Gegenüber
wird sich dir öffnen.
Leute, die bereits
unterm Regenschirm laufen,
wenn es bedeckt ist.
Überschwänglichkeit
kaschiert Tieferliegendes
Gegenreaktion
Mit leiser Stimme
spricht der Mann auf der Mauer
die Passanten an.
Nach einem Weißbier
vor Mitteilungsbedürfnis
übersprudeln. Zisch!
Die Unfähigkeit,
den Fahrer anzuschauen,
der mich fast anfährt
Die Radfahrerin
schenkt mir einen kurzen Blick.
Es fühlt sich gut an.
Ins Kino gehen,
nur um neunzig Minuten
ganz still zu sitzen
Menschen, die lieber
E-Mail-Pingpong betreiben,
als anzurufen
Verlassen Väter
ihre Frau, so nimmt sich oft
der Sohn ein Vorbild
Söhne von Vätern,
die die Mutter verlassen,
tun oft dasselbe.
Leute, die über
andere lästern, die noch
in Hörweite sind
Das Stöckchen im Maul
des and’ren aufregender
als das im eig’nen.
Kollege ruft an,
fängt plötzlich an, zu stottern.
Fühle mich hilflos.
Aus Position
der Schwäche verhandeln gleich
kapitulieren
Sich nicht erinnern
wegen Desinteresse
oder aus Ohnmacht
Die meisten Menschen
sind viel sensibler als man
annehmen würde.
Ob ein Zauderer
jetzt wirklich der Richtige
an der Spitze ist?
Und wenn Putin sich
einfach mal mit Selenskij
ans Schachbrett setzte
Schule fürs Leben.
An der Schachniederlage
ist man selber schuld.
Aussichtsloser Kampf
gegen Depression, die
mich voll übermannt.
Selten so geschämt.
Kein Wort dazu, den Opfern
direkt zu helfen.
[Ich war heute bei einer Onlineveranstaltung zu diesem Thema]
Das russische Volk
propagandaberieselt
Oblomow im Bett
Wenn man sich dieses Interview mit dem Putin-Kenner Michel Eltchaninoff von kurz vor der Invasion anhört, da scheint klar, dass die Ukraine für Putin nur ein Anfang ist. Er will den Westen, die NATO angreifen und sich rächen für in seinem Hirn herumgespensternde Kränkungen. Die erstaunlich rigiden Sanktionen, die jetzt von einer großen westlichen Allianz gegen Russland beschlossen wurden, werden ihn sicherlich nicht besänftigen. Er steht mit dem Rücken zur Wand. Was würde ein Judoka jetzt machen?
ich jetzt draußen Explosionen hören würde, würde es mich nicht wundern. Im Grunde höre ich sie schon in meinem inneren Ohr. Ich bin gerade in Berlin. Wie kann Europa in nullkommanix wieder in die Barbarei eines physischen Krieges zurückfallen? Ein Mann, der versucht, uns sein Psychopathenhirn aufzudrängen. Im Grunde ist das ein Stoff für eine Dystopie aber nicht für die Realität. Ich springe jetzt runter, um aus dem Alptraum zu erwachen. Das hat bis jetzt jedes Mal geklappt.
Gassi mit Berner
Uns Entgegenkommende
Mit breitem Lächeln
Dem Gehirn einfach
auf die Sprünge helfen mit
Freude, Leichtigkeit.
Nehme ab sofort
Beschwerden über Dritte
nicht mehr entgegen.
Anfangs geschwätzig.
Dann wird man reingezogen.
Was ist sein Problem?
[Emmanuel Carrère – Yoga]
Die Starrsinnige
und der Stolze machen sich
unnütz das Leben schwer.
Vertrauen zeigen.
Gelassenheit bewahren.
Positiv denken.
Schwäche nicht zeigen.
Bis zum letzten Atemzug
Hilfe ablehnen.
Manche seiner Freunde haben geweint, als sie ihn, diesen anderen, zerbrochenen Mann, zum ersten Mal sahen. Ich war zornig. Wie konnten sie ihm ihre Tränen antun.
[Gabriele von Arnim – Das Leben ist ein vorübergehender Zustand]
J’avoue une faiblesse
et l’autre s’ouvre aussi.
Une échange commence.
In der Antike.
Das Abebben der Wollust
im Alter als Glück.
Ich glaube, es war Esther Kinsky, die einmal gesagt hat, wenn man übersetze, müsse man sich bis zur Erschöpfung in den Text vertiefen, bis man in eine Trance gerate und dann in dem anderen sei und nicht mehr in sich selbst.
[Gabriele von Arnim – Das Leben ist ein vorübergehender Zustand]
Vor Stress an Kasse
beim Discounter nebenan
Geheimzahl verkehrt.
Voll aufgedreht nach
morgendlichem Sport-Exploit
für Rest des Tages.
Nicht genug Selbsthass,
um auf dem Ergometer
zum Ziel zu kommen.
Bei der Jonglage
niemals einen Extratrick
gelernt zu haben.
Die Sennenhündin
versteht nicht wieso alle
vor ihr Angst haben.
Sich ärgern bringt nichts
es sei denn, man ärgert sich
nur über sich selbst.
Auf je mehr Fremde
man unterwegs trifft, desto
weniger grüßt man.
Die Leute scheinen
mehr Rücksicht zu nehmen
beim Schlangestehen.