Unrecht mit Unrecht
beantworten kurzsichtig
Gewaltspirale
Unrecht mit Unrecht
beantworten kurzsichtig
Gewaltspirale
Eine Notlüge
Es geahnt gehabt haben
Statt Flug dann doch Zug
Aus dem Mund purzeln
unverständliche Worte
müssen ins Freie
„Diese Sprachnummer“
Tödliches Beleidigtsein
Der Bruder weinend
Wieso grüßen mich
manche Leute nicht zurück?
Nächstes Mal frag ich
Dieses Gejammer
Was will sie, die Ilsebill?
Es geht uns zu gut
Entschuldigungen
Gesprächsfaden gerissen
Das Feedback bleibt aus
Mehr Geduld haben
Den Menschen mehr Zeit lassen
Mehr in mir ruhen
Die Angst davor,
zu früh ins Bett zu gehen,
um eins aufzuwachn.
Im Wein ersaufen
sich in die Arbeit stürzen
mit Füßen beten
21.06.1941
Es heißt immer, es sei die Liebe, nach der wir ein Leben lang suchen, oder es sei Ruhm. Es ist keins von beiden. Was wir suchen, ist Verständnis. Wir suchen dauernd ein anderes Herz, das wir anrühren können und das uns anrühren kann. Unermüdlich wie ein ausgehungertes Tier suchen wir danach. Denn unser Herz ist immerzu einsam. Immerzu allein. Und wo immer wir dieses Verständnis auch zu finden meinen, bei einem Mädchen, bei einem Jungen, einem gebrechlichen Greis oder einer alten Schrulle, bei einem Säufer, einer Prostituierten, einem Verrückten, einem Kind, dahin gehen wir, und nichts auf der Welt kann uns zurückhalten.
Patricia Highsmith: Tage- und Notizbücher
Karte aufs Gerät
Die Bedienung dreht sich weg
Ich gebe PIN ein
Nach dem Korb „betteln“,
ihn kriegen, es nicht fassen,
es nicht bereuen
A propos Ghosting
Das größere Problem hat
der Verweigerer
Die Erleichterung,
wenn das Gesicht im Spiegel
aussieht wie gestern.
Unfassbares Glück,
in der Fähigkeit steckend,
sich zu bewegen
Altern tun immer
nur die, die man wiedersieht,
niemals man selber.
Menschen, die bei Teams
die Kamera ausschalten;
man selbst hat sie an.
Anfang der Liebe
Völlige Selbstaufgabe,
aus der Stärke wächst
Heute zwei Cookies
zum Preis von einem, weil ich
sie so doll wollte
Wie der Rebensaft
schlechte Laune vertreibt und
Redefluss erzeugt
Statist in einem
über Jahre gehenden
Schauspielstück zu sein
Seit Holocaust Angst,
sie könnten Tür aufbrechen
und mich mitnehmen
Die Putzfrau, die nicht
zum Saubermachen herkommt,
sondern zum Reden.
Fahrscheinkontrolle
„Die App hat nicht funktioniert.“
Damit durchkommen
Erstickungsängste,
wenn ich mir bewusst mache,
dass ich einatme
Es macht dich stärker,
wenn dir nie jemand zustimmt,
egal wie recht du hast.
Leute, die lieber
sich selbst widersprechen, als
mir zuzustimmen
Nicht spüren lassen
wie man jemand verachtet
Kann auch nicht jeder
Nachbar setzt Räder
im Keller um, im Glauben
an seinen Stellplatz
Der Schatten vor mir
Mein Hase auf dem Hinweg
Zurück fällt es ab
Das Vertrauen weg
mit Diktaturerfahrung
Welt doppelbödig
Öffne dich! Sei nackt!
Und auch dein Gegenüber
wird sich dir öffnen.
Leute, die bereits
unterm Regenschirm laufen,
wenn es bedeckt ist.
Überschwänglichkeit
kaschiert Tieferliegendes
Gegenreaktion
Mit leiser Stimme
spricht der Mann auf der Mauer
die Passanten an.
Nach einem Weißbier
vor Mitteilungsbedürfnis
übersprudeln. Zisch!
Die Unfähigkeit,
den Fahrer anzuschauen,
der mich fast anfährt
Die Radfahrerin
schenkt mir einen kurzen Blick.
Es fühlt sich gut an.
Ins Kino gehen,
nur um neunzig Minuten
ganz still zu sitzen
Menschen, die lieber
E-Mail-Pingpong betreiben,
als anzurufen
Verlassen Väter
ihre Frau, so nimmt sich oft
der Sohn ein Vorbild
Söhne von Vätern,
die die Mutter verlassen,
tun oft dasselbe.
Leute, die über
andere lästern, die noch
in Hörweite sind
Das Stöckchen im Maul
des and’ren aufregender
als das im eig’nen.
Kollege ruft an,
fängt plötzlich an, zu stottern.
Fühle mich hilflos.
Aus Position
der Schwäche verhandeln gleich
kapitulieren
Sich nicht erinnern
wegen Desinteresse
oder aus Ohnmacht
Die meisten Menschen
sind viel sensibler als man
annehmen würde.
Ob ein Zauderer
jetzt wirklich der Richtige
an der Spitze ist?
Und wenn Putin sich
einfach mal mit Selenskij
ans Schachbrett setzte
Schule fürs Leben.
An der Schachniederlage
ist man selber schuld.
Aussichtsloser Kampf
gegen Depression, die
mich voll übermannt.
Selten so geschämt.
Kein Wort dazu, den Opfern
direkt zu helfen.
[Ich war heute bei einer Onlineveranstaltung zu diesem Thema]
Das russische Volk
propagandaberieselt
Oblomow im Bett
Wenn man sich dieses Interview mit dem Putin-Kenner Michel Eltchaninoff von kurz vor der Invasion anhört, da scheint klar, dass die Ukraine für Putin nur ein Anfang ist. Er will den Westen, die NATO angreifen und sich rächen für in seinem Hirn herumgespensternde Kränkungen. Die erstaunlich rigiden Sanktionen, die jetzt von einer großen westlichen Allianz gegen Russland beschlossen wurden, werden ihn sicherlich nicht besänftigen. Er steht mit dem Rücken zur Wand. Was würde ein Judoka jetzt machen?
ich jetzt draußen Explosionen hören würde, würde es mich nicht wundern. Im Grunde höre ich sie schon in meinem inneren Ohr. Ich bin gerade in Berlin. Wie kann Europa in nullkommanix wieder in die Barbarei eines physischen Krieges zurückfallen? Ein Mann, der versucht, uns sein Psychopathenhirn aufzudrängen. Im Grunde ist das ein Stoff für eine Dystopie aber nicht für die Realität. Ich springe jetzt runter, um aus dem Alptraum zu erwachen. Das hat bis jetzt jedes Mal geklappt.
Gassi mit Berner
Uns Entgegenkommende
Mit breitem Lächeln
Dem Gehirn einfach
auf die Sprünge helfen mit
Freude, Leichtigkeit.
Nehme ab sofort
Beschwerden über Dritte
nicht mehr entgegen.