Zuerst erschienen 1970 auf Abraxas, 1974 dann als Single aus einer Hitkompilation ausgekoppelt.
Die Siebziger waren musikalisch gar nicht so langweilig wie sie mir in der Erinnerung bis vor kurzem erschienen. Sie waren nicht nur das überproduzierte Wasteland aus Progrock, Jazzrock, Glam, Soul, Funk, MoR, Schwedenpop, Schlager usw. Sie waren auch und vor allem das, das stimmt schon, aber sie hatten auch ziemlich gute Musik zu bieten. Und das Erstaunlichste ist, dass ich sie sogar zum Teil gehört habe obwohl ich in den Siebzigern zwischen sechs und sechzehn war und somit nicht unbedingt die Musiktrends jenseits des Mainstreams kennengelernt habe. Ich fange jetzt mal eine lose Reihe mit Posts über Tracks aus den Siebzigern an, die mir mit guten Erinnerungen im Hirn haften geblieben sind und die ich auch heute noch gelegentlich, wenn ich in einer nostalgischen Stimmung bin oder mich in eine versetzen lassen will, gerne höre. Bei sehr vielen Songs aus der Zeit ist das nicht der Fall. Hierunter fällt z.B. das Gesamtwerk von Abba und auch die Fistelstimme des Supertrampsängers Roger Hodgson ertrage ich nicht mehr. Von Freddie Mercury und Queen will ich jetzt gar nicht anfangen.
Samba pa ti (auf deutsch: Samba für dich) habe ich zum ersten Mal Mitte der Siebziger in einer TV-Vorabendserie gehört. Ich glaube es wurde gespielt als sich gerade eine Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und einem Jungen anbahnte. Auf jeden Fall war ich beim ersten Hören sofort hin und weg. Das Instrumental wurde in meinen Gedanken sofort das ultimative Bluesstück. In Frankreich sagt man übrigens erstaunlicherweise slow zu dem Tanz bei dem sich die Partner eng umschlingen und sich gaaanz langsam um die eigene Achse drehen. Natürlich habe ich auf Samba pa ti nicht ein einziges Mal in meinem Leben mit irgendeinem Mädchen getanzt. Dieser Traum wird wohl auf ewig unerfüllt bleiben. Nick Hornby hat sich übrigens gewünscht zu Samba pa ti seine Unschuld zu verlieren, für ihn hörte sich das Lied an wie wenn zwei Liebe machen. Ist nicht völlig abwegig, u.a. auch da die Geschwindigkeit im Laufe des Stücks ansteigt, aber auf den Gedanken wäre ich niemals gekommen. Dazu war es mir damals viel zu verträumt romantisch und zu zärtlich. On second thoughts: Wobei schneller werdende Musik eigentlich gerade nicht zu Sex passt. Weil sich die Bewegung beim Sex schon von ganz alleine beschleunigt. Meine Lieblingsmusiken für dieses Setting sind jedenfalls alle durchgehend langsam.
Bei Samba pa ti fasziniert mich die meditative Ruhe der langsam gespielten Gitarrenmelodie, deren einfache Schönheit fast weh tut, und dieses Innehalten nach der aufsteigenden Tonfolge. Die Pause, in der sich eine starke positive Spannung aufbaut, die erst in einer Wiederholung der Melodie vorübergehend aufgelöst und dann später von einer dissonanten, lauten Keyboardfigur endgültig entladen wird. Danach wird extemporiert und improvisiert, der Track läuft irgendwie ohne klar definiertes Ende aus. Er könnte eigentlich noch ewig weiter gehen.
Carlos Santana sagte kürzlich in Mojo folgendes, was die direkte Emotionalität des Liedes anspricht:
…when I recorded it I was thinking of nothing, it was just pure feeling. I have a suspicion it came from stuff bottled up inside me, that I didn’t know how to express or articulate. (q)