Ein Weidmann erzählt
slowakische Geschichten
aus dem Waldrevier
[Rudo Moric – Aus des Försters Tasche]
Ein Weidmann erzählt
slowakische Geschichten
aus dem Waldrevier
[Rudo Moric – Aus des Försters Tasche]
Und wenn die Beatles
nur eine lokale Band
geblieben wären
[Christian H. Smith – Through a Glass Onion, übersetzt von Stefan Kalhorn]
Weitergehen, mehr
braucht es nicht, dass am Ende
meist alles gut wird.
[Wolfgang Büscher – in Porträts, Filmprojekt von Thomas Henke via kraulquappe]
Morgen früh sind wir
unserem Sieg (schon) wieder
einen Tag näher
Immerzu höre ich von ihr reden
als wär sie an allem schuld.
Seht nur, wie sanft und bescheiden
sie unter uns Platz nimmt!
Warum besudeln wir denn
ihren guten Namen
und leihen ihn
dem Präsidenten der USA,
den Bullen, dem Krieg
und dem Kapitalismus?
Wie vergänglich sie ist,
und das was wir nach ihr nennen
wie dauerhaft!
Sie, die Nachgiebige,
führen wir auf der Zunge
und meinen die Ausbeuter.
Sie, die wir ausgedrückt haben,
soll nun auch noch ausdrücken
unsere Wut?
Hat sie uns nicht erleichtert?
Von weicher Beschaffenheit
und eigentümlich gewaltlos
ist sie von allen Werken des Menschen
vermutlich das friedlichste.
Was hat sie uns nur getan?
Hans Magnus Enzensberger, 1964
In Jerusalem
Mit Kertész still durch Jena
Delir im Koma
[Friedrich Christian Delius – Die sieben Sprachen des Schweigens]
What a strange writer
To read this book took me years
I regretted it
[D. T. Max – Every love story is a ghost story. A Life of David Foster Wallace]
Spiegel der Seele
Die Privatbibliothek
Fixierte Neugier
Vor fünfzig Jahren:
eine Woche Leichtigkeit,
dann der Terror live.
Freilich muss man aushalten lernen, was Jünger schreibt. Man muss einmal mehr auf Zehenspitzen durch die Hölle wandern. Mag sein, dass das erst dann gelingt, wenn man gewisse Leseerfahrungen gemacht, und das Stadium überwunden hat, in dem man Werke nur noch daraufhin liest, ob sie politisch korrekt sind.
Jürgen Nielsen-Sikora in Glanz & Elend zur Neuausgabe von Ernst Jüngers Strahlungen
Es ist extrem schwer,
sich von Büchern zu trennen.
Keiner möchte sie.
[frei nach Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger (Frank Wierke)]
Denk ich an Deutschland
Sich am Nordkanal kreuzen
Walross und Tanzbär
[Wolf Biermann trifft Heine in der Elphi]
Neugierig bleiben,
das Wundern nicht verlernen,
seinen Weg gehen
[Werner Herzog – Jeder für sich und Gott gegen alle]
Lockere Essays
über Leute und Orte,
sich selbst nicht schonend
[Paul Theroux – Figuren in der Landschaft]
Drastische Szenen
zu Kriegsende, plastisch erzählt.
Familienforschung.
[Ralf Rothmann – Im Frühling sterben]
In Zelle schreiben
In Gruppe drüber sprechen
Verrohung stoppen
Weiche Stimme liest
vom Kampf des jungen Selbst mit
unwirtlicher Welt.
[Werner Herzog – Vom Gehen im Eis (Hörbuch)]
Keinen Berg zwischen
Eisenach und Budapest
zu Fuß auslassen.
[Rebecca Maria Salentin – Klub Drushba]
Die Malven blühen
Der Sperber im Rüttelflug
Zwei Bücher verschenkt
Am besten schläft man
mit dem Kopf und den Füßen
in Nord-Süd-Richtung.
[Bernd Brunner – Die Kunst des Liegens]
Konflikt auflösen
durch geschicktes Ausnutzen
des Gegners Schwäche
[Molière – Der Geizige, Hans Otto Theater, Am Tiefen See, Potsdam]
T. S. Eliot – The Waste Land
Das russische Volk
propagandaberieselt
Oblomow im Bett
Auf dünnem Faden
meines Atems auf Morgen
wartend wie Spinne
[Ivo Andrić – Insomnia, leicht adaptiert]
Wie Poe bin ich oft
bereits nach einem Glas Wein
völlig betrunken.
Held meiner Jugend
Auf dem Trip zum nächsten Kick
Splitterfasernackt
[Unterwegs (Hörspiel) von Jack Kerouac, der gestern hundert geworden wäre]
Kuschlige Nächte
in Laubhütten neben Hund
auf Blättern und Gras.
[Manuel Larbig – Waldwandern]
Mondlandung verpasst
Mädchen nahegekommen
Mutter verloren
[Ulrich Woelk – Der Sommer meiner Mutter]
Leben und Schreiben.
Der Text als Wünschelrute,
die weiß, wohin’s geht.
Im wilden Osten,
im Wohlstandsbauch des Westens.
Man bleibt unter sich.
[David Wagner & Jochen Schmidt – Drüben und drüben: Zwei deutsche Kindheiten]
Von Ziegen, Schwänen,
Mauerseglern, Nachtschwalben,
Ameisen, Hasen…
[Helen Macdonald – Abendflüge]
Mit offenem Ohr
begleitet Sohn die Mutter
auf dem letzten Weg.
[Jürgen Wiebicke – Sieben Heringe]
Theaterdonner.
So ’ne Leber, kein Rückgrat.
Der Rest ist Schweigen.
[Klaus Pohl liest Sein oder Nichtsein]
Junger Schwede reist
durch ein Land in Ruinen,
schildert das Elend.
[Stig Dagerman – Deutscher Herbst]
Schonungslos notiert.
Wie graue Zellen langsam
zu Schlamm mutieren.
[Michael Buselmeier – Elisabeth: Ein Abschied]
Orgelstimmender
bibelfester Apostat
versteht die Frauen.
[Maarten `t Hart – Der Nachtstimmer]
Anfangs geschwätzig.
Dann wird man reingezogen.
Was ist sein Problem?
[Emmanuel Carrère – Yoga]
Schonungsloser Blick
auf Vergreisung und Demenz.
Rollentausch. Heimkehr.
[Claudia Wolff – Letzte Szenen mit den Eltern]
Une femme disparaît.
Une agence lance une enquête.
Il se passe rien.
[Patrick Modiano – Encre sympathique]
Das alte Schachbrett aufgeräumt und unter dem alten Holztisch verstaut. Nicht ein Mal wirklich gespielt sondern die Figuren willkürlich aufgestellt, weil man da noch Kind war. Der Turm in der ersten Reihe und die Bauern alle beim Namen genannt. Das Holzbrett schon ganz verbogen wie eine hügelige Landschaft. Und rollt und rollt, so wie das Mädchen die Wiese hinunter.
Kopfkinogeschwätz.
Selbst Gretel Adorno kann
den Text nicht retten.
[Andreas Maier – Die Universität]
Humanistische
Bildung feit nicht vor Absturz
in die Barbarei.
[Alfred Andersch – Der Vater eines Mörders]
Die ersten beiden
Houellebeqs getauscht gegen
Bieneks Die Zelle.
Resolute Frau
blickt zurück auf ihr erstes
halbes Jahrhundert.
[Petra Gerster – Reifeprüfung von 2007, aus dem Bücherschrank]
Langweilereien
wechseln sich ab mit vielen
packenden Partien.
[Andreas Maier – Die Städte]
Sprechend, nicht schreibend
verrät sie so einige
Tricks des Zauberers.
[Katia Mann – Meine ungeschriebenen Memoiren]
Zwanzigerkindheit.
Forsthaus mit Seen, Havelland.
Kein fließend Wasser.
[Ilse Gräfin von Bredow – Kartoffeln mit Stippe aus dem Bücherschrank]
Söhne und Mutter.
Frühherbst in Schwedisch-Lappland.
Birken und Samen.
[Sigrid Damm – Wandern – ein stiller Rausch]
Frühe Achtziger.
Liebe auf den ersten Blick.
Verwirrt in Berlin.
[Ulrich Peltzer – Das bist du]
Bücherschrankregel:
Nie mehr Bücher mitnehmen
als offerieren.
aber wo nur wo
ist man woanders und
wo ist man anders?
[Masha Qrella – Woanders vom gleichnamigen Album nach Texten von Thomas Brasch]
Wie Leonore
Kleidungsstücke fallen lässt
auf dem Weg hinauf.
[Detail aus Das bist du von Ulrich Peltzer]
Rodomontade
in Bücherschrank verfrachtet.
Bye, bye Netzkarte.
Dieses Buch zu lesen, ist mir schwergefallen. Der Einstieg war sehr zäh. Ich glaube, es hatte damit zu tun, dass Ian McEwan nicht sofort auf den Punkt kommt, viel um das Thema herumschwadroniert. Außerdem war es nicht so einfach zu lesen auf Englisch wie ich es mir vorgestellt hatte, McEwan benutzt manchmal ein ausgesuchtes Vokabular und ich bin fast immer zu faul, nachzuschlagen. Mein persönliches Problem ist, dass ich nur selten die Muße habe, Bücher zu lesen. Abends im Bett passiert es mir oft, dass ich beim Lesen einnicke. Wenn ich morgens sehr früh aufwache weil ich schlecht schlafe, habe ich oft noch keine Lust zu lesen, weil ich zerschlagen bin. Trotzdem habe ich meist zu diesen beiden Zeiten gelesen und gerade abends wegen der Müdigkeit Konzentrationsschwierigkeiten gehabt.
Ich hatte von McEwan vorher Kurzgeschichten und den Stalker-Roman Enduring Love gelesen, den ich vor rund 20 Jahren sehr genossen hatte. Dieses neue Buch widmet sich dem Thema Roboter. Charlie, der Ich-Erzähler und Miranda, die seit noch nicht so langer Zeit ein Paar sind, schaffen sich einen menschenähnlichen Roboter an, Adam. Dieser Roboter ist sehr gebildet, er weiß so ziemlich alles da er permanent im Internet rumsurft, sich alles merkt und seine Schlüsse zieht. Da er gut bewerten und rechnen kann – welche Überraschung – ist er auch erfolgreich beim Daytraden, bei dem er eine gute Stange Geld verdient für den finanziell eher schwach aufgestellten Haushalt. Er weiß auch Sachen über die Protagonisten, insbesondere über Miranda, die Charlie nicht weiß. Hier zeichnen sich die Konflikte ab. Sehr früh läuft etwas zwischen Miranda und Adam, aber das ist nicht die Crux. Obwohl das Thema Liebe sowohl für Adam als auch für Charlie ein ganz wichtiges ist. Im Mittelpunkt des Romans steht vielmehr eine Geschichte von früher, die sich um eine Freundin Mirandas dreht, die sich umgebracht hat. Diese Geschichte ist sehr konstruiert, so ähnlich wie die extremen Settings von Ferdinand von Schirach, die ich nervend und uninteressant finde. Auf jeden Fall steuert die Ménage à trois, aus der eigentlich eine richtige Familie mit einem Adoptivkind werden soll, auf einen Showdown zu, den es am Ende auch gibt. Wenn man die Situation analysiert und weiß wie der Roboter programmiert ist, nimmt die Geschichte ihren zwangsläufgen, schicksalhaften Lauf. Ich sage mal, der Roboter kommt am Ende fast sympathischer rüber als Miranda und Charlie, aber das ist evtl. meine persönliche Ansicht. Was mich ein bisschen geärgert hat ist, dass der Erzähler etwas abschätzig auf den literarischen Output von Adam herabsieht, der tausende von Haikus schreibt. Von denen aber nur sehr wenige – natürlich eher schwachbrüstige – zitiert werden. Das ist einfach arrogant. Insgesamt werden ziemlich gut nachvollziehbar die Konflikte aufgezeigt, die es mit Robotern geben könnte, die ganze Robotergeschichte hat mich von Anfang an gefesselt.
Was drumherum erzählt wird, die Rahmenhandlung in einem alternativen Großbritannien nach dem Falklandkrieg mit einem Labour-Premier Tony Benn, der durch ein Attentat umkommt, hat mich dagegen tödlich gelangweilt. Es fahren zu dem Zeitpunkt schon viele Autos autonom mit schlafenden Fahrern, Alan Turing lebt noch und spielt eine wichtige Nebenrolle. Ich finde dieses Drumherumgespinne hat der Geschichte nicht gut getan. Außerdem gibt es immer wieder Exkurse über naturwissenschaftliche Themen, die ich als nervtötend und schlaumeierisch empfinde. Gut gefällt mir, dass das Buch in zehn Kapitel à ca. 30 Seiten eingeteilt ist, die man jeweils ganz gut in einer Sitzung lesen kann. Allerdings hätte man den Plot des Buches wahrscheinlich auch auf eine dreißigseitige Kurzgeschichte zusammendampfen können. Der Roman hat etwas Aufgeblasenes. So schnell werde ich wohl kein Buch von McEwan mehr lesen, dieses hatte mich vom Thema interessiert, fast alle seine Bücher der letzten zwanzig Jahre hatten mich schon vom Sujet her nicht angesprochen.
7/10
Als Gregor Samsa
eines Morgens … erwachte,
trug er ’ne Maske.
Rauschoptimierung.
Erst Fasten, dann ’ne Flasche
Veuve Cliquot süffeln.
[frei nach Amélie Nothomb – Die Kunst, Champagner zu trinken]
Ein perfekter Freund,
„ein Simmel“, Almayers Wahn,
Notre-Dame-des-Fleurs.
[Helga Schubert – Vom Aufstehen]
so glänzend schien die zukunft
[jörg piringer – kuzushi]
In dem Bücherschrank
Moravias „Die Römerin“.
Schwer zu widerstehn.
In Zeiten von E-Books zwar ziemlich sinnbefreit und außerdem gibt es die Bücher gar nicht alle, aber egal.
Nachdem ich ja vorletzte Woche selber fünf Tage gefastet habe und zufällig von diesem Buch gehört hatte, musste ich es mir natürlich sofort besorgen und habe es in kürzester Zeit verschlungen. Es ist sehr einfach zu lesen, mich hat allerdings die Geschwätzigkeit irritiert. Der Autor ist freier TV-Redakteur beim NDR und arbeitete z.T. auch während der Fastenperiode weiter. Gerade bei einem Buch über das Fasten, das für Konzentration und Einkehr bei sich selbst steht, hat es mich verwundert, dass einerseits soviel banale „Erkenntnisse“ ausgebreitet werden, z.B. der doch sehr abgedroschene Gedanke, wie gut es uns doch in der Wohlstandsgesellschaft geht, und dass andererseits bestimmt die Hälfte des Buches aus im Internet aufgelesenen Informationen besteht. Besonders hanebüchen war da die Sache mit der Lichtnahrung: angeblich kann man nach einer Woche Fasten und Dursten (für eine Weile?) nur noch von Licht leben. Esoterischer Humbug. Mitgenommen habe ich aus dem Buch u.a. dass das Schlafen wohl immer schwieriger wird je länger man fastet, ähnliches hatte ich ja auch selber bei meinem Kurzfasten schon bemerkt. Der Autor kämpft hier besonders mit seiner Blase, da er abends viel trinkt, muss er nachts oft mehrmals aufs Klo. Nicht überraschend fand ich, dass sich im Laufe der langen Fastenzeit der Körper immer mehr runterregelt (Puls geht runter, Blutdruck dito, man friert, man wird langsamer in den Bewegungen) in eine Art Winterschlafmodus. Auch die Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Eindrücken – sehr schön als eine erhöhte Durchlässigkeit des Körpers gegenüber der Umwelt gedeutet – und der Hang, sich auf sich selbst zurückziehen, der parallel läuft zu einer gewissen sozialen Inkompatibilität bzw. Unausstehlichkeit waren mir nicht ganz neu. Angeblich soll die Lust auf Sex nachlassen, das halte ich für eine individuelle Eigenheit des Autoren und kann ich aus meiner im Verhältnis sehr kurzen Fastenzeit nicht bestätigen. Dass die Verdauung nahezu bis zum Ende der 40 Tage aktiv ist und Einläufe daher an der Tagesordnung bleiben, war mir vorher noch nicht bekannt. Man hat am Ende des Buchs allerdings ein bisschen das Gefühl, dass es dem Autor mehr darum geht, sich selbst zu beweisen, dass er 40 Tage ohne Essen durchhalten kann als diese Aktion dafür zu nutzen, wirklich neue Erkenntnisse über sich selbst bzw. eine tiefere Selbsterfahrung zu machen. Hierzu passt auch, dass er nach Ende seiner Fastenzeit seinen Job hinwirft, nach Indien reist und einem Guru auf seiner Weltreise zu seinen Anhängern als Assistent folgt. Der Mann ist vierzig, aber scheint noch einen großen Bedarf nach Abenteuer und Flucht vor der Realität zu haben. Das lässt ihn eher als sprunghaften Teenager erscheinen denn als reifen Mann. Er erinnert mich auch in seiner Naivität an mich selbst vor dreißig Jahren. Neben der Gurugeschichte, von der er auch völlig überdreht in Elstners „Menschen der Woche“ erzählt hat, denke ich da an seine Bettelgeschichte, er sagt zwar nicht warum er einmal bettelt, aber ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass er sich auch hier austesten wollte, ob er den eigenen Stolz soweit überwinden kann, sich soweit erniedrigen kann, dass er andere anschnorrt. Eine andere Banalität, die er nicht müde wird dauernd zu wiederholen, ist dass wir alle riesige Egoisten sind. Aber muss man, um das zu realisieren wirklich 40 Tage fasten?
Zwei Sterne.
I live in New York, and I was thinking about the lagoon in Central Park, down near Central Park South. I was wondering if it would be frozen over when I got home, and if it was, where did the ducks go? I was wondering where the ducks went when the lagoon got all icy and frozen over. I wondered if some guy came in a truck and took them away to a zoo or something. Or if they just flew away.
[Holden Caulfield in Chapter 1 of The Catcher in the Rye]
Der Typ, der im Sinne eines System-Shutdowns 200 Gramm Gras in 4 Tagen wegrauchen will und auf die Frau wartet, die ihm den Stoff vorbeibringen soll.
Ich höre fern das Plätschern deiner Wasser
Ich fühl das Herz in meine Hode sinken.
Es drängt mich wieder dein Pipi zu trinken,
Weil ich ein ruchlos raffinierter Prasser.
(Friedrich Schlegel)Es drängt mich, dein Pipi zu trinken,
und sieh, nun trinke ich bereits.
O welch Genuss bei deinem Beinespreiz,
o wie die Wasser hurtig blinken.
(Joachim Ringelnatz)
Er war nicht schön, nicht reich, nicht besonders charmant und kein großer Redner, aber er war der Frau mit wunderbarem Gleichmut beständig zugetan, und er machte beim Schlafen kleine Geräusche, „die schöner waren als alle, die ich kannte, weil sie einer machte, den man mochte, und weil er doch leben musste, um Geräusche zu machen, die mir ein Zelt bauten in der Nacht.“
kann mal jemand die kifferszenen und die teile, die über alkoholentzug gehen, zusammenschreiben von diesem monstrum? für den rest ist mein interesse begrenzt. über tennis zu lesen ist ja noch öder als tennis zu gucken. tennis kann man eigentlich nur spielen, natürlich geht das nur, wenn man kann. heute müssen einfach mal ein paar worte raus aus dem system. ich bitte das vielmals zu entschuldigen. zu irgendwas muss so ein blog ja gut sein.
In seinen Texten herrscht eine Ruhe, in der wir unser eigenes Herz schlagen hören.
(Vorwort zu Walter Kappacher: Selina oder das andere Leben)
William ist von einer Mission beseelt: Er ist überzeugt, dass die Welt in wenigen Stunden untergehen wird – und dass er berufen ist, sie zu retten. Als Einziger hat er die Zeichen erkannt und gedeutet, und jetzt muss er sich beeilen und die überhitzte Welt abkühlen, bevor sie verglüht. Lektürefetzen zur Klimakatastrophe haben sich in seinem Kopf mit diffusen Erlösungsphantasien zu einer bizarren, in sich aber vollkommen schlüssigen Überzeugung verquickt: Die Welt ist in ihm, deshalb kann er sie, indem er sich selbst abkühlt, mitabkühlen. Für diesen Temperatursturz aber muss er ein Opfer bringen, das ihn, ganz wie der Anblick von Geld, mit Sehnsucht und Ekel zugleich erfüllt: Er muss mit jemandem Sex haben.
(Aus einer Besprechung von John Wray’s Retter der Welt (Originaltitel: Lowboy))