Archive for the ‘60s’ Category

Quicksilver Messenger Service – Mona

Januar 8, 2012


Quicksilver Messenger Service waren in der zweiten Hälfte der Sechziger so ziemlich die abgefahrenste Gitarrenband an der Westküste. In San Francisco machten ihnen zwei andere Acidrockcombos Konkurrenz, die beide kommerziell erfolgreicher und bekannter waren, Jefferson Airplane und Grateful Dead. Live liefen QMS oft zu Hochform auf, die Doors waren eine ihrer Vorgruppen. Hier sieht man den relativ früh verstorbenen Leadgitarristen John Cipollina einen eigenen Tanz mit viel Gesäßeinsatz vollführen. Musikalisch handelt es sich hier wie häufiger bei QMS um ein Bo Diddley-Cover. Beinharter Bluesrock mit einem Schuss LSD. Ein phantastischer Tremolo-Gitarrensound. 1969, das waren noch Zeiten.

5’42 Neil Young – Sugar Mountain (1968)

März 2, 2011

Oh, to live on Sugar Mountain
With the barkers and the colored balloons
You can’t be twenty on Sugar Mountain
Though you’re thinking that you’re leaving there too soon

Hier geht es offensichtlich ums Älterwerden. Da gab es diesen Klub in Kanada, in den man nur unter zwanzig reinkam. Inzwischen gibt es Parties in Deutschland speziell für über Vierzigjährige. Die Zeiten haben sich geändert. Früher war man mit zwanzig erwachsener als heute mit vierzig. Unser aller Karl Theo von und zu hat übrigens schon bald den nächsten Schock zu verkraften. Er wird dieses Jahr vierzig. Hier noch etwas mehr zu Sugar Mountain und welches Lied von Joni Mitchell damit etwas zu tun hat.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 342 Stücke ist hier.)

5’40 The Velvet Underground – Pale Blue Eyes (1969)

Februar 27, 2011

She said, money is like us in time,
It lies, but can’t stand up.
Down for you is up.

Dieser Song ist derjenige, der in meinen Ohren das dritte Album der einflussreichen New Yorker Kultband am Besten verdichtet. Der düstere, wilde Walliser John Cale ist weg und Lou besinnt sich auf seine alten Lieben. Hier geht es wohl um ein Mädchen von der Uni in Syracuse mit der Lou mal was hatte, die dann aber einen anderen heiratete. Die Ballade strahlt eine unglaubliche – fast schon beängstigende – Gelassenheit, Ausgeglichenheit und Souveränität aus, ich habe sie vorhin im mit über 250 kmh dahinbrausenden Sprinter gehört und musste die Augen schließen, es ging nicht anders, manche Musik erfordert den ganzen Menschen inklusive aller seiner Sinne. Wie das grandios, geradezu Grand-Canyon-mäßig dahinfließt. Einfach mal einen Gang rausnehmen. Einfach mal nur da sein und genießen. Es lohnt sich. Ohne Schmu.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 340 Stücke ist hier.)

Monterey 1967

Februar 6, 2011


Quicksilver Messenger Service – All I Ever Wanted to Do

0:15 Bill Evans – I’ll See You Again (1964)

Februar 6, 2011

Tonight we went to see Eugene O’Neill’s autobiographical Long Day’s Journey into Night at the Renaissance Theater. David Bennent who I had noticed first and last in the Tin Drum more than thirty years ago played the twentysomething Edmund who was suffering from tuberculosis like O’Neill himself in his early years. His brother, the alcoholic Jamie was played by Ben Becker, a rather well-known German actor who had fought with drugs himself in the recent past. The father James, a miserly actor with a penchant for Whisky was incarnated by Gerd Böckmann, another well known actor. The story was simple. The whole family including the mother who was addicted to morphium lived in a pseudo-reality. The American dream had turned into a nightmare. By the way the piece was a little too long and repetitive for my likes.

(The list of all 320 selections since 1st February 2010 is here.)

0:16 Miles Davis Quintet – Paraphernalia (1969)

Februar 4, 2011

Friday evening is a good moment to hold your breath and slowly glide into the week-end. To help you in doing so I have chosen some cool jazz from the late second Miles Davis Quintet. They perform live in Brooklyn here and they almost play anachronistic music as at the time stylistically Miles was already moving somewhere else. Jazz rock was the big thing to come but this classic jazz aged way better than the new fad. Paraphernalia in German translates to Krimskrams, a word which I like a lot, as it seems very figurative and physical in a way. Its sound matches its meaning perfectly. Whatever.

(The list of all 319 selections since 1st February 2010 is here.)

0:19 John Peel/Pink Floyd – Top Gear introduction (1968)

Februar 1, 2011

Top Gear was a BBC radio programme in the sixties. At the time the BBC had lost a lot of its young audience to RTL and pirate stations. In the early years of BBC Radio 1 from 1967 on the show was revived and by then it featured mainly progressive music. This small bit can be found on a Pink Floyd bootleg called Celestial Voices. John Peel announces the bands and artists he will play on the show and there is some menacing rather extraterrestrial sounding instrumental music by Pink Floyd, I suppose, in the background. This is radio and rock history.

(The list of all 316 selections since 1st February 2010 is here)

0:26 Can – Pnoom (1968)

Januar 25, 2011

Endlich mal eine Kölner Band nach all den Düsseldorfer Gruppen. Ich glaube schon, dass man sagen kann, dass dies die wichtigste Formation aus der Karnevalhauptstadt ist, die mit Karneval aber normalerweise eher weniger zu tun hat. Hier spielen sie allerdings lustig ein bisschen freestylemäßig vor sich hin. Aus denen hätte auch eine große Freejazzkapelle werden können. Es kam dann ein bisschen anders aber nicht viel. Irgendwie muss ich jetzt die Kurve kriegen zu einem schwerwiegenden Problem, das sich in meinem Musikcountdown abzeichnet. Da gibt es ein Loch zu stopfen und ich verspreche mir in dem Zusammenhang viel von meiner kompetenten und musikalisch gut ausgestatteten Leserschaft. Ich habe bis jetzt keinen Fünfsekundentrack (in Ziffern 5). Geht da was? Wenn ja, die mp3 bitte an alex63ANbigfootPUNKTcom schicken oder mir sagen, wo ich sie im Internetz finden kann. Jute Nacht allerseits.

(Die Liste aller 309 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

0:29 The Smiths – I Want a Boy for My Birthday (1982, The Cookies 1963)

Januar 22, 2011

I want a boy for my birthday
That’s what I’ve been dreaming of
I won’t have a happy birthday
Without a boy to love

Tschuldigung für die schlechte Qualität dieses unvollständigen Liedes. Es ist soweit ich weiß die älteste erhaltene Aufnahme der Smiths, sie covern eine amerikanische R&B Mädchenband der 50er und 60er. Den Liedtext trägt Morrissey mit hoher Überzeugungskraft vor, selbst in der grottenschlechten Qualität hört man doch auch schon hier – zumindest ging es mir so mit dem iPod – die einzigartige Magie des Smiths-Sounds. Ich hatte vorhin in der U-Bahn jedenfalls eine Gänsehaut über die knappe halbe Minute, bevor das Lied abbrach. Das Aufnahmejahr 1982 ist außerdem ein Jahr, in dem mein Leben eine interessante Wendung nahm, von der ich, wenn ich ehrlich bin, noch heute zehre. Und 1963, na ja, da schweigt des Sängers Höflichkeit oder wie es nochmal heißt.

(Die Liste aller 306 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)

***

Wir haben heute übrigens den allerschlimmsten, banalsten, überflüssigsten Film von Rudolf Thome überhaupt gesehen. Schon die letzten Machwerke waren ja nicht sehr toll – beim Letzten von 2006 pennte lustigerweise Thome himself über die längste Zeit der Vorpremiere in der Sachsenhausener Harmonie, der wir beiwohnten. Das rote Zimmer ist eine Altherrenphantasie über einen Mann der mit zwei Frauen rummacht, die auch miteinander rummachen. Es wird viel geküsst, die Frauen dürfen sich ausziehen, der Mann natürlich nicht, und die Dialoge sind wieder mal an der Grenze der Debilität, hölzern und unlustig und ohne Charme. Der Film zog sich außerdem ewig in die Länge, die Einstellungen wollten nicht aufhören, es war eine Qual. Das war nun endgültig der letzte Thome, den ich mir in diesem Leben angetan habe.

0:34 Carl Orff – Iii Cour D’amours – Dulcissime (Carmina Burana, 1937, Aufnahme 1968)

Januar 17, 2011

So viel Klassik hatte ich ja hier noch nicht und klassischen Gesang noch weniger. Und von Orff noch gar nix. Außerdem wird hier geradezu guinnessbuchrekordverdächtig hoch gesungen. Muss ins Blog.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 301 Stücke ist hier).

0:44 Nick Drake – Saturday Sun (1969)

Januar 8, 2011

Saturday sun came early one morning
In a sky so clear and blue
Saturday sun came without warning
So no-one knew what to do.

The complete version of this song finishes off Nick Drake’s first – and my favourite – album of his. Here he just starts the song on the piano, sings a couple of verses from the distance and then closes the lid of the piano with a bang. This broken up rendering with some classical opera(?) music in the background somehow summarizes Nick Drake’s life much better than the long version. Additionally it is Saturday tomorrow and according to the weather forecast sunshine will be quite improbable in Berlin. So if it occurs nobody will know what to do again! This is actually the first time I have chosen the same song twice. I should have done that more often.

(The list of all 291 chosen tracks since February, 1st, 2010 is here).

1:01 Nico – Prelude (1969)

Dezember 10, 2010

Der erste Track auf The Marble Index, einem nicht besonders einladenden, eher spröden Album der Kölner Chanteuse, die auch bei Velvet Underground sprechsang, das man auch als verschlossen bezeichnen kann. Ich habe es damals aufgrund eines Artikels in Rock Session gekauft, einer Musikreihe von rororo, in dem ein Englischsprachler es als das verstörendste und furchteinflößendste Album aller Zeiten beschrieb. Ein Block aus Eis, der nicht mal in der Hölle auftaut. Oder so. Ich habe die komplette CD dann vielleicht einmal von Anfang bis zu Ende gehört, es hat gereicht. Die Musik, wenn man den monotonen Vortrag gekoppelt mit ein bisschen Harmoniumspiel (plus diversen von John Cale gespielten Instrumenten wie z.B. Viola), das kaum melodischen Mustern folgt, denn so bezeichnen will, scheint nicht in Hinblick auf einen Zuhörer aufgenommen worden zu sein. Dieses Instrumentalstück leitet also ein in diesen Gral der Goth Music (s.a. das schwarzweiße Cover mit ihrem fahlen Gesicht, das vor dem dunklen Hintergrund, der sich wie ein tiefschwarzer Heiligenschein um ihren Kopf legt, hervorsticht). Und es ist noch geradezu verspielt und unernst im Vergleich zu dem was danach folgt. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie zum einen nicht stimmmäßig in Erscheinung tritt – ihren Sprechgesang als kühl und irritierend zu beschreibend ist eigentlich untertrieben, er hat mich fast immer genervt – und dass hier zum andern John Cale dem Glockenspiel einige Töne entlockt, die so leicht daherkommen wie das Tirilieren einer Lerche. Ein Stück, das den Zuhörer hineinzieht in die Düsternis, ein Köder in eine Unterwelt.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 274 Stücke ist hier.)

1:11 Bill Evans – My Heart Stood Still (1964, Rodgers 1927)

November 30, 2010

Wie kann es sein, dass dieser Jazz-Standard aus dem Musical A Connecticut Yankee (1927) in dieser Fassung so kurz ist? Ganz einfach, er wird hier dreimal gespielt! Allerdings kein einziges Mal bis zum Ende! Das Herz des vom Trio aus Bill Evans am Klavier, Gary Peacock am Bass und Paul Motian an den Drums gespielten Stücks bleibt dreimal stehen. Warum, wieso, weshalb leuchtet mir nicht so wirklich ein. Zumindest nicht bei Take 3 und bei Take 1 eigentlich auch kaum. Irgendetwas war nicht so, wie es hätte sein sollen. Es gibt wohl nur wenige Musiker, die auf so hohem Niveau scheitern wie Bill Evans und seine Mitspieler.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 264 Stücke ist hier.)

1:22 The Beatles – I Want to Hold Your Hand (1963)

November 19, 2010

And when I touch you
I feel happy inside
It’s such a feeling
That my love I can’t hide

Auch nach all den Jahren immer noch ein tolles Lied. Hier in der Version von der Love-Kompi mit dem dazugemischten Mädchenkreischen im Hintergrund, das die Nummer dann auch stilecht beendet. Zum Schluss hört es sich an wie das Rauschen einer Meeresbrandung. Mehr braucht man zu dem Song kaum zu sagen, der Text ist so banal, dass er fast schon wieder gut ist. Elf Millionen Mal ging die Scheibe weltweit über den Ladentisch, eine der meistverkauften Singles aller Zeiten, die den Beatles den Durchbruch in den USA bescherte. Sie klingt immer noch frisch und jugendlich naiv, ziemlich unglaublich nach fast 47 Jahren.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 253 Stücke ist hier.)

1:26 Serge Gainsbourg – Champêtre et Pop No.2 (1967)

November 15, 2010

Irgendwie haut mich die simple, coole Melodielinie dieses Instrumentals völlig um; ich würde sagen, es hat couilles. Gainsbourg war ja nicht nur Chansonnier sondern auch wie mir gerade erst klar geworden ist, Komponist von Filmmusiken. Hier werden immerhin 72 seiner Filmmusikstücke vereinigt, es wäre vielleicht mal an der Zeit, diese Seite seines Schaffens näher zu beleuchten, aber nicht heute. Ach eins noch, champêtre heißt ländlich und auf dem Land gedeiht die Pflanze, die Serge mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei der Komposition unterstützt hat, am Besten.

Meine Gedanken kreisen allerdings immer noch um ein seltsames Zusammentreffen mit zwei mittelalten (in der 2. Hälfte der Vierziger, wüde ich sagen) Frauen im ICE nach Berlin gestern. Sie hatten ein Wochenendseminar in Karlsruhe besucht und waren jetzt auf dem Weg zurück nach Hildesheim. Als ich mich auf meinen Tischplatz im Großraumwagen begeben wollte, sprach mich sofort eine der beiden an und sagte, dass sie schon auf die Person, die sich auf den vierten Platz am Tisch setzen würde – der dritte war von einem anderen Mann besetzt, den sie auch schon angequatscht hatten – gewartet hätten und gewettet hätten, ob es ein Mann oder eine Frau sein würde. Nach einer Weile verschwanden sie Gottseidank mit dem anderen Mann für ein Bierchen ins Bistro und ich hatte meine Ruhe bis 20 Minuten vor Hildesheim. In den 20 Minuten gelang es den beiden allerdings mich mit ihren inquisitorischen Fragen zu enervieren, was ich versucht habe, mir nicht anmerken zu lassen, ob mit Erfolg sei dahingestellt. Jedenfalls wollten sie zum Schluss unbedingt wissen, was ich beruflich mache. Jetzt im Nachhinein kommt es mir so vor als hätten sie in ihrem Seminar, in dem es um soziale und psychologische Dinge gegangen sein muss, die Aufgabe aufgetragen bekommen, jeden den sie auf dem Weg zurück treffen, nach seiner beruflichen Tätigkeit zu fragen. Jedenfalls habe ich ihnen dann gesagt, dass es etwas mit Zahlen zu tun hat und sie waren offensichtlich enttäuscht ob meiner profanen Antwort und versuchten, mir meinen Job schlechtzumachen. Etwas, das ich aber sowas von dringend gebrauchen kann im Moment und überhaupt. Die eine sagte, ihr hätte ihr Beamtenjob auch nicht gefallen und sie wäre krank geworden und hätte jetzt eine neue Stelle, in der sie ihre soziale Kompetenz besser einsetzen könne (oder so ähnlich). Hinterher sagte mir der Mann, der auch noch am Tisch war und mit den beiden im Bistro gewesen war, dass sie ihn natürlich auch nach seinem Job gefragt hätten und ihn halbwegs korrekt eingeschätzt hätten, mich jedoch für jemanden von der schreibenden Zunft gehalten hätten. Der sex appeal von Schriftstellern auf einen gewissen Frauentypus, das wäre bestimmt auch mal eine lohnenswerte soziopsychologische Untersuchung.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 249 Stücke ist hier.)

1:31 The Telescopes – Candy Says (1990, VU 1969)

November 10, 2010

Candy says I’ve come to hate my body
and all that it requires in this world

Ich weiß wirklich nicht wie die Telescopes das machen, aber sie verkürzen den Song um zweieinhalb Minuten, sie verdichten ihn auf weniger als 40% des Originals und in dem Lied scheint nichts zu fehlen. Es ist nur alles etwas intensiver, kurzlebiger, komprimierter. Und das Dollste ist ja, dass sie sich gleichzeitig alle Zeit der Welt nehmen, dass sie eine Zeitlupenversion des Klassikers von Velvet Underground abliefern, der das selbstbetitelte dritte Album der Band startet. Sehr gelungenes Cover, das übrigens ziemlich nah am Vorbild bleibt. Was aber auch absolut nichts macht, da es mehr oder weniger perfekt ist.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 244 Stücke ist hier.)

1:38 Man or Astro-man? – Intoxica (1994, The Revels, 1960s)

November 3, 2010

Ich kenne weder die Coverband noch die gecoverte Band, die beide angeblich zum Genre Surfmusik zu zählen sind, das mir jetzt in dem Zusammenhang auch nichts sagt, für mich hört sich das eher an wie ein Soundtrack zu einem Western mit dem irgendwas nicht stimmt. Die Landschaft ist nicht weit und er spielt nicht in der Vergangenheit sondern eher in der Zukunft. Und er wird zu schnell abgespielt. Im Film wird viel gelacht und nur in die Luft geschossen und nicht auf Cowboys, Soldaten oder Indianer. Und die Pferde wiehern die ganze Zeit. Aber es ist schon ein Breitwandformat. Man merkt schon, im Grunde ist meine Suche nach dem perfekten Achtundneunzigsekundenstück auf meinem iPod noch voll im Gange.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 237 Stücke ist hier.)

The Pretty Things

November 2, 2010

spielten gestern im Quasimodo neben dem Theater des Westens. Es war sehr voll und sehr laut und es war neben dem Sänger Phil May noch der Gitarrist Dick Taylor – der eher wie ein schmaler, pensionierter Schullehrer mit kleiner, runder Nickelbrille daherkam – von der Ursprungsformation von 1963 mit an Bord. Der R&B war musikalisch eher grob geschnitzt bzw. ging im Lärm etwas unter (nächstes Mal unbedingt Ohrstöpsel mitbringen), aber Phil May’s schelmisches, lausbübisches Grinsen ins Publikum nach jeder dritten Liedzeile war einfach umwerfend. Er konnte es selber kaum glauben, dass so viele Leute ihn gestern in Berlin noch hören wollten. Vorne tanzten mindestens sechzigjährige Pärchen solo herum, die weißhaarigen Damen hätte ich ja gerne mal vor vierzig Jahren gesehen. Wen es interessiert, hier steht noch mehr über das Konzert.

1:48 Vashti Bunyan – Winter Is Blue (1966)

Oktober 12, 2010

Why must I stay here
Rain comes I’m sitting here
Watching love moving
Away into yesterday

Hier geht es offensichtlich um das Ende einer Liebe, das mit dem Beginn des Winters koinzidiert. Vashti Bunyan’s zärtlich-sanfte Stimme evoziert für mich Flower Power wie kaum eine andere. Passenderweise war sie eine Weile mit einem Pferdewagen unterwegs und suchte mit ihrem Partner nach einer angeblich von Donovan auf einer schottischen Insel gegründeten Künstlerkommune. Während dieser Zeit on the road schrieb sie ihre Lieder, die dann 1970 auf Just Another Diamond Day veröffentlicht wurden. Dieser Song von einer älteren Aufnahmesession war ein später veröffentlichter Bonustrack.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 227 Stücke ist hier.)

1:54 The Beach Boys – Caroline, No (1966/1997, a cappella)

Oktober 6, 2010

Where did your long hair go
Where is the girl I used to know
How could you lose that happy glow

Caroline hat sich verändert. Was ist nur mit ihr passiert? Warum liebt er sie nicht mehr? Wieso hat sie das glückliche Leuchten in den Augen verloren? Ist sie alt geworden? Oder hat sie sich ihr Haar schneiden lassen und hat ihn einfach verlassen? Und dieses Lied von Brian Wilson ist in Wirklichkeit nicht über ihre verblasste Schönheit sondern über seinen Liebeskummer? In any case seien wir froh, dass es mit Caroline und Brian so ein trauriges Ende genommen hat. Denn sonst gäbe es dieses wunderschöne Lied nicht, das in der reinen Vokalfassung aus den erst 1997 veröffentlichten Pet Sounds Sessions wie ich finde noch bewegender ist. Die Liebe zwischen den beiden Protagonisten wird in diesem Song sozusagen aufgehoben und kann somit gar nicht sterben.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 221 Stücke ist hier.)

1:57 Pascal Comelade – Under My Thumb (2008, Rolling Stones 1966)

Oktober 3, 2010

Ein alter Klassiker der Stones in einer liebevollen rein instrumentalen Bearbeitung mit Glockenspiel, Harmonika, Klavier, Gitarre und diversen Schlaginstrumenten. Der Katalane Pascal Comelade, der unweit Perpignan kurz vor den Pyrenäen in Céret wohnt, hat so ein wenig die naive Kunst in die Musik gebracht. Er arbeitet sehr gerne mit Spielzeuginstrumenten wie Klavieren und Gitarren in Miniaturform und spielt mit Vorliebe bekannte Lieder nach, schreibt aber auch selber welche. Er hat mit vielen bekannten Musiker zusammengearbeitet, sehr gelungen finde ich zum Beispiel seine Kollaboration mit Robert Wyatt mit dem Namen September Song. Das eigentlich sehr machohafte Under My Thumb wird bei ihm zu einer recht rührseligen Ballade zum Schunkeln. Muss auch mal sein. Passt außerdem gut zum Oktoberfestende.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 218 Stücke ist hier.)

2:14 The Velvet Underground & Nico – I’ll Be Your Mirror (1967)

September 16, 2010

When you think the night has seen your mind
That inside you’re twisted and unkind
Let me stand to show that you are blind
Please put down your hands
‚Cause I see you
I find it hard to believe you don’t know
The beauty you are

Lou hat dieses Lied für Nico geschrieben, angeblich hat sie nach einem früheren Konzert zu ihm gesagt, sie sei sein Spiegel. Das würde dann bedeuten, dass Lou Nico singen lässt wie schön er ist. Das ist schon etwas strange, wenn sie den Text geschrieben hätte, wär das ja ok, aber so macht sich – der nicht so wahnsinnig ansehnliche – Lou selbst Komplimente durch den Mund einer schönen Frau. Interessant ist auch die Geschichte der Aufnahme. Nico sollte das Lied einfühlsam und sanft singen, ihre Stimme war allerdings aggressiv und schrill. Die Band ließ sie das Lied so oft wiederholen bis sie in Tränen ausbrach. Danach sang sie die definitive Version wie ein Schmusekätzchen. Es stimmt, das hier ist einer der ganz wenigen Songs, wo Nicos Stimme nicht nervt, nicht so kalt und kantig ist. Ich dachte, ich hätte irgendwo gelesen das wäre Andy Warhol’s Lieblingslied der Velvets, bei Wikipedia steht jetzt es wäre Lou’s Favorit. Egal, es ist auf jeden Fall auch ein sehr schönes Schlaflied.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 201 Stücke ist hier.)

2:15 The Beatles – Revolution (1968, 2006 remix)

September 15, 2010

You tell me it’s the institution
Well, you know
You better free your mind instead

Ganz schwere Wahl heute abend, kein Lied hat mich angesprungen, viel Gutes – das mir etwas zu bubblegumeske Blitzkrieg Bop, die mir etwas zu lahme Aria da Capo am Ende der Gouldschen Goldberg Variationen, Joni Mitchell’s People’s Parties, das mit dem Folgelied Same Situation untrennbar verbunden ist – aber nichts wirklich Herausragendes. Mit den Beatles kann man so falsch nicht liegen, vor allem nicht mit einem für sie nicht sehr typischen Song, der an der Grenze zu dem was man damals Hard-rock nannte, ist. Ich finde diesen verkürzten Remix für die posthume Kompilation Love sehr gut gelungen. Der bluesige, dreckige Garagensound der Gitarren hat es mir vor allem angetan. Da steckt eine Menge Power drin und die kann ich gerade sehr gut gebrauchen.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 200 Stücke ist hier.)

2:26 Johnny Cash – Solitary Man (2000, Neil Diamond 1966)

September 4, 2010

Melinda was mine
‚Till the time that I found her
Holdin‘ Jim
And lovin‘ him

Then Sue came along
Loved me strong
That’s what I thought
Me and Sue
But that died, too

Johnny Cash existierte auf meiner musikalischen Landkarte bis zu American Recordings, der Reihe von hauptsächlich aus Covern bestehenden Alben aus den letzten zehn Jahen seines Lebens eigentlich nicht. Ich hatte mir zwar vorher schon Live at Folsom Prison zugelegt, fand es aber enttäuschend, da es mir viel zu sehr nach Country klang. Das hätte ja nun wirklich keiner ahnen können. 😉 Die dritte Edition von American Recordings hatte phantastische Versionen exzellenter Rocksongs, von denen man nicht erwartet hätte, dass Johnny Cash sie spielen würde. Ich denke da an U2’s One, an I See a Darkness von Will Oldham, an das düster-obsessive Mercy Seat von Nick Cave und an das heute ausgewählte Lied Solitary Man. Man spürt förmlich die ganze Lebenserfahrung Johnny Cash’s in seiner auf den ersten Blick relativ gleichförmigen Interpretation. Sein hier leicht brüchiger Bassbariton gibt dem Ganzen noch eine zusätzliche Gravität. Solitary Man scheint für ihn geschrieben worden zu sein, so wie er es singt, identifiziert er sich jedenfalls zu 100% mit der mit Frauen eher glücklosen Titelfigur. Ein echter Hörgenuss sind außerdem die luziden, stromlos gespielten Gitarrenläufe. Ich glaube, ich kenne jemanden, dem das hier auch gefällt. Stimmt’s?

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 189 Stücke ist hier.)

2:29 Nick Drake – Day Is Done (1969)

September 1, 2010

When the day is done
Down to earth then sinks the sun
Along with everything that was lost and won

Gestern morgen als ich aus dem U-Bahnschacht am Hausvogteiplatz heraustrat Richtung Gendarmenmarkt sah ich einen Mann, der ein Rad schob. Er war vielleicht sechzig und normal gekleidet. Ich habe ihm ins Gesicht gesehen und schon sprach er mich an. Ich dachte erst, er wolle nach dem Weg – z.B. zur Werderschen Kirche – fragen, aber er war kein Tourist. Er bat mich darum, mir eine Frage stellen zu dürfen. Er würde draußen leben – jetzt fiel der Groschen bei mir – und es wäre sehr schwierig und blablabla. Seine Frage hat er mir nie gestellt, ich habe ihn vorher unterbrochen. Ansonsten hätte er mir wahrscheinlich lang und breit seine traurige Lebensgeschichte erzählt. Um das zu verhindern, habe ich ihm ganz schnell einen Euro gegeben. An ihm hat mich seine Professionalität beeindruckt, er achtete sehr gut auf sein Äußeres, seine Fassade war noch völlig ok. Ich weiß nicht, ob es seine Masche war oder ob es eher zufällig war weil ich ihn unterbrochen habe, aber im Grunde hat er mich gar nicht explizit angebettelt. Was bestimmt auch wichtig für Bettler ist, ist zur richtigen Tageszeit aktiv zu sein. Und morgens gegen neun ist garantiert eine gute Zeit, da die Leute noch leicht verschlafen und noch nicht so abgebrüht sind. Mit jedem Schnorrer, der einem im Laufe des Tages über den Weg läuft, wird man immuner, was dessen Probleme angeht. Das Ziel eines Bettlers muss es sein, der Erste zu sein. In diesem Business gilt ganz besonders: „The early bird catches the worm“. Was ich noch vergessen habe zu erwähnen, „mein“ Bettler hatte einen ganz leichten süddeutschen Singsang drauf, der mich so sanft und ernst vorgetragen auch positiv in seinem Sinne beeinflusst hat. Und Nietzsche hat natürlich trotzdem den Nagel auf den Kopf getroffen: „Bettler aber sollte man ganz abschaffen! Wahrlich, man ärgert sich, ihnen zu geben, und ärgert sich, ihnen nicht zu geben.“ „Mein“ Bettler hat sich nämlich selbst abgeschafft. Nach außen hin hat er nicht die Rolle eines Bettlers gespielt, er war noch er selbst und nicht jemand, der seine Selbstachtung das Klo runtergespült hat.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 186 Stücke ist hier.)

Happy Burzeltag!

August 30, 2010


Guck mal, die fabulösen vier spielen nur für Dich!

2:39 The Velvet Underground & Nico – Femme Fatale (1967)

August 22, 2010

See the way she walks
Hear the way she talks
You’re put down in her book
You’re number 37, have a look
She’s going to smile to make you frown, what a clown
Little boy, she’s from the street
Before you start, you’re already beat

Vor um die zwanzig Jahren habe ich mir eingeredet, dass dieses scheinbar so harmlos klingende Liedchen genau die Frauen beschreibt, in die ich mich immer wieder verliebe. Heute kann ich das nicht mehr ganz nachvollziehen. Als ich vor über sieben Jahren schon mal über das Album geschrieben habe, wo das Lied drauf ist, selbst da war mir schon klar, dass es sich wohl eher um einen Mythos handelt und dass es wahrscheinlich so ist, dass femmes fatales eher für sich selbst – als für die Männer, denen sie den Kopf verdrehen – tödlich sind (siehe z. B. Nico, die hier auch den Sprechgesang bestreitet, wobei mich die Livefassung mit Lou Reed damals noch mehr mesmerisiert hat). Mit anderen Worten dieser Song ist eine Erinnerung an die Wirren der Jugend, meine ehemals intime Beziehung zu ihm ist jetzt einer abgeklärteren, eher freundschaftlichen Haltung gewichen.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 176 Songs ist hier.)

2:40 Serge Gainsbourg – Ford Mustang (1968)

August 21, 2010

On s’fait des langues
En Ford Mustang
Et bang!
On embrasse
Les platanes
„Mus“ à gauche
„Tang“ à droite
Et à gauche, à droite

Außerdem waren in der engeren Auswahl zwei NDW-Lieder, das supermonotone Anna von Trio und Andreas Doraus – auch wegen des Kinderchors – leicht infantiles Fred vom Jupiter. Aber Serge und Jane waren einfach cooler. Wie sie hier von einem Zungenkuss in einem Ford Mustang, mit dem sie eine Allee runterfahren, singen, der dazu führt, dass der Wagen sich um die Platanen wickelt und in der Mitte auseinanderbricht, das hat einfach Klasse. Andere Marken, die im Lied genannt werden: Kool, Coca-Cola, Browning, ein Zippo-Feuerzeug, ein Kleid von Paco Rabanne und Aspirin. Alles Sachen, die im Auto nach dem Unfall gefunden wurden, außerdem ein Scheibenwischer, flüssiges Make-Up, ein Blitzlicht, ein Schallplattenwechsler, ein Band von Edgar Allan Poe, ein Superman-Comicheft, ein Foto von Marilyn Monroe.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 175 Songs ist hier.)

2:42 Townes van Zandt – Waiting Around to Die (1969)

August 19, 2010

Now I’m out of prison, I got me a friend at last
He don’t drink or steal or cheat or lie
His name is Codeine, he’s the nicest thing I’ve seen
Together we’re gonna wait around and die

Das Lied hat Townes van Zandt mit Anfang 20 geschrieben und es nimmt im Grunde sein Leben vorweg. Früh als manisch-depressiv diagnostiziert, hat er sich langsam aber sicher zu Tode gesoffen und gespritzt. Sein 52 jähriges Leben hätte mit dem Songtitel überschrieben werden können, er hat es nicht auf die Reihe gekriegt. Und hat trotzdem phantastisch trockene und luzide Songs geschrieben, die ihm großen Respekt bei Musikern und Kritikern eingebracht haben. Ich bin kein Fan, dafür kenne ich seine Musik auch zu wenig, aber dieses Lied ist so abgründig und wird von ihm mit gerade mal 24 so nüchtern-klar und schicksalsergeben vorgetragen, dass ich einfach hinhören musste, was er da so sang und dann war es auch schon um mich geschehen und er hatte mich postmortal am Haken.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 173 Songs ist hier.)

2:44 Captain Beefheart & His Magic Band – Abba Zaba (1967)

August 17, 2010

Babbette baboon abba zaba zoom

Hier geht es um einen kalifornischen Schokoriegel mit Erdnussbutter in der Mitte. Don Van Vliet läuft bereits in diesem frühen Stück von dem Debüt Safe As Milk zu poetisch-dadaistischer Hochform auf. Ich hätte jetzt Stein und Bein schwören können, dass ich den Song das erste Mal am Monopteros in Gesellschaft einiger bizarrer Gestalten im Sommer 1985 auf Bongo Fury, der Livekollaboration mit Frank Zappa auf einem ollen ITT-Cassettenrecorder gehört habe, aber wie ich gerade feststellen muss, scheint er auf der Platte gar nicht drauf zu sein. Mein Musikgedächtnis ist wohl auch nicht mehr das, was es mal war. Egal, auf jeden Fall ein leicht abgedrehtes Stück Westküstenrock, ganz nach meinem Gusto.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 171 Songs ist hier.)

2:50 Nick Drake – Milk and Honey (Jackson C. Frank, 1967/68)

August 11, 2010

Gold and silver
Is the autumn
Soft and tender
Are the skies
Yes and no
Are the answers
Written in
My true love’s eyes

I couldn’t decide if The Smiths Handsome Devil or The House of Love’s Man to Child was better so I went for this. I didn’t even know this song beforehand. It was recorded as a demo tape in Tanworth in Arden, the sound quality is rather poor, there are background noises which add a certain charm of imperfection and authenticity to it. For some reason I needed something pure and stark tonight. Here it is. An early Nick Drake recording where he covers someone else who did not become famous neither. Would it have changed something for Nick Drake if he had become succesful? In the past I had always hoped that it would not have changed a thing, that he would have killed himself anyway. But these days I am not so sure anymore. Does anybody know what I am talking about? I have no clue whatsoever why I wrote this in English by the way. Somehow it wouldn’t have felt right in German.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 165 Songs ist hier.)

2:54 The Beatles – Julia (1968)

August 8, 2010

Half of what I say is meaningless
But I say it just to reach you, Julia
Julia, Julia, oceanchild, calls me
So I sing a song of love, Julia
Julia, seashell eyes, windy smile, calls me
So I sing a song of love, Julia
Her hair of floating sky is shimmering
Glimmering in the sun

Diese Liebesweise John Lennon’s ist gleichzeitig an seine früh verstorbene Mutter Julia wie auch an Yoko Ono, deren Vorname auf japanisch Meereskind bedeutet, gerichtet. Ich habe sie erst sehr spät Ende der Achtziger zum ersten Mal gehört und seitdem ist sie mein Lieblingslied der Beatles, die hier außer Lennon allerdings gar nicht mitspielen. Die sehr privat-persönliche Stimmung kommt auch darin zum Ausdruck, dass man als Zuhörer das Gefühl hat, dass John Lennon einem die intimen Worte direkt in die Ohrmuscheln flüstert. Dazu spielt er im gerade von Donovan in Rishikesh gelernten Fingerpicking-Stil akustische Gitarre. Die Melodie ist sehr einfach gehalten und hat etwas von einem besänftigenden Wiegenlied. Sie erinnert mich entfernt an Joni Mitchell’s Blue, das allerdings erst etwas später geschrieben wurde.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 161 Songs ist hier.)

3:56 Nick Drake – Man in a Shed (1969)

Mai 10, 2010

So leave your house and come into my shed
Please stop my world from raining through my head
Please don’t think I’m not your sort,
You’ll find that sheds are nicer than you thought

Nick Drake im Doppelpack. So richtig wundern tut es mich jetzt nicht, dass er der erste ist, der an zwei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils mein Lieblingslied auf Songlängenbasis geschrieben hat. Man in a Shed, von der ersten Platte Five Leaves Left, ist wiederum – wie alle seine Liedertexte – sehr autobiographisch und hat mich 1979 als ich es mit sechzehn das erste Mal gehört habe, völlig umgehauen. Dieser Typ, der nicht aus seinem Schuppen rauskam und sich in ein Mädchen aus einem schönen Haus verliebte, die ihm außer guten Ratschlägen nicht viel geben konnte, war – das war sonnenklar – ich selbst. Ich hatte mich auch in meinem Zimmer im Souterrain verschanzt, las in meinem braunen Stoffsessel mit den Wörterbüchern auf den Armlehnen die halbe Weltliteratur durch und wartete auf die Frau, die mich vom Kopf auf die Füße stellen würde. Die dann auch kam und mit der ich stundenlang über Gott und die Welt geredet habe. Aus uns wurde natürlich nichts, ich glaube ich war zu schüchtern und zu unreif für sie. Bei diesem Lied fällt es mir besonders auf wie attraktiv es sein kann, in einer Depression zu verharren und sich nicht hinauszuwagen in die Welt da draußen (ich bin dann später hineingesprungen ins knallharte Leben, aber das ist eine andere Geschichte). Die Gitarre auf dem rechten Kanal am Anfang strahlte eine tiefe Verlassenheit und Traurigkeit aus, aber spätestens, wenn der sehr in den Vordergrund gemischte satte Bass einsetzte, konnte ich mich so richtig suhlen in meiner Melancholie und in meinem glücklich-unglücklichen Außenseitertum. Das Klavier vervollständigt die Instrumentierung und gibt dem Stück einen bluesigen und gleichzeitig federleichten Swing. Dieses Lied ist der Beweis: Die größte Gefahr einer Depression lauert in ihrem enormen Suchtpotential.

(Die Liste aller seit 1. Februar [5:34] ausgewählten 99 Songs ist hier.)

4:05 Nick Drake – Saturday Sun (1969)

Mai 1, 2010

Saturday sun brought people and faces
That didn’t seem much in their day
But when I remember those people and places
They were really too good in their way.

Das passende Lied zum heutigen Tag, die Sonne hat auch schon kurz mal durch die Balkontür ins Wohnzimmer reingelünkert. Zu Nick Drake schreibe ich eher ungern obwohl ich es schon öfter getan habe; es scheint immer so, dass die eigenen Worte von der Musik dieses frühvollendeten Songwriters ablenken. Außerdem ist Nick Drake für mich immer noch sehr privat; die Idee mit anderen Leuten gemeinsam seine Lieder anzuhören, ist für mich wie ein Verrat. Ich würde mich in solch einem Setting unwohl fühlen, ein bisschen so als würden meine innersten Gefühle in seinen Songs nach außen gekehrt. Nick Drake habe ich früher viel mit meinem besten Schulfreund gehört, dann ein zwei mal mit C. Heute höre ich seine Musik fast nur zufällig, wenn der iPod im Shuffle-Modus eines seiner Lied ausgewählt hat. Saturday Sun schließt die erste Platte ab, die ich besonders mag weil ich sie auch zuerst gehört habe. Das Lied strahlt eine große Gelassenheit aus und ist für drakesche Verhältnisse schon fast heiter. Das hat vielleicht auch mit der Instrumentierung zu tun, Drake spielt Klavier, zudem sorgt ein Vibraphon für eine leicht beschwingte, offene, jazzige Atmosphäre. Das Stück hat etwas Rundes, Abgeschlossenes, Vollständiges. Ein eigenes Universum, das in sich ruht. Die Melancholie ist gut versteckt und äußert sich vor allem am Ende, wenn er singt

And Saturday’s sun has turned to Sunday’s rain.
So Sunday sat in the Saturday sun
And wept for a day gone by.

Auch das scheint wieder auf dieses Wochenende zu passen, regnen soll es ja eventuell auch noch.

(Die Liste aller seit 1. Februar [5:34] ausgewählten 90 Songs ist hier.)

4:09 The Velvet Underground – I’m Set Free (1969, closet mix)

April 27, 2010

I saw my head laughing
rolling on the ground
And now I’m set free
I’m set free
I’m set free to find a new illusion

Von was singt Lou Reed hier nur? Von einem Drogentrip? Oder vielmehr vom Gegenteil, der Befreiung von einer Drogenabhängigkeit? Oder von einer Elektroschockbehandlung? Oder vielleicht von einer Nahtoderfahrung? Egal worum es hier genau geht, da hat jemand eine sehr tiefgehende Erfahrung gemacht, die ihn verändert hat und hat sie in Musik umgesetzt. Es ist ein ruhiges, hymnisches, pastorales Lied geworden, das eine starke positive Energie aussendet. Eine ähnliche Wirkung hat auf mich sonst nur religiös motivierte Musik wie Soul oder Gospel.

(Die Liste aller seit 1. Februar [5:34] ausgewählten 86 Songs ist hier.)

4:48 Nick Drake – Cello Song (1969)

März 19, 2010

But while the earth sinks to its grave
You sail to the sky
On the crest of a wave

Believe it or not but this is actually not my first choice for a track with 288 seconds. That would have been this phantastic live cover. Due to the abysmal black hole architecture of the ipod – you can copy to it from the pc it is synced with but you can’t copy from it – I had to go for something else. The first piece by one of my favourite songwriters. It is named after the classical instrument which repeats the melody several times. An instrument which gives this song a measured and grave quality. Add to that the prominent tom-tom drumming plus the jazzy bass play and you get a song which melds elements from pop, classical, jazz and world music into something which could be called a genre-transcending blues.

4:54 Bill Evans – My Foolish Heart (1961)

März 13, 2010

Another jazz number which is even more relaxing than yesterday’s choice. There is an incredible lightness and playfulness in this piece. Somehow it reminds me of Satie. A somnambulistic interplay of piano, bass and drums. One of the great standards in a version which is as „there“ as a Japanese calligraphy. All speed has been sucked out and we are transported into the pure present.

5:33

Februar 2, 2010

Wine in the mornin‘, and some breakfast at night.

There were four versions of this song on my iPod. Two of them were five minutes and thirty-three seconds long and both were live recordings. I chose the more conventional, the more polished version, the other one gives the impression that it has been recorded in a staircase with the drums sounding like a dozen of trash bins falling down the steps from the 5th floor down to the ground floor. Cherchez la femme!

Cut.

I’d like to dedicate this post to my friend T. who is beginning to see something he hasn’t realised before. Everyone around him in the last ten years has seen it except him. Or maybe it is more realistic to say he probably saw it himself but he didn’t want to admit it to other people. Now he has made the most important step to get out of the circulus vitiosus, it is only a question of time that he will see the light again.

Another cut.

Something about this song is really amazing. It does not date, it is undestroyable (unkaputtbar), the groove and the tune still sound fresh & young in my ears. Why is that? One reason must be the compact, dirty guitar sound, especially the strummed rhythm guitar, another one the forward movement, the perfect flow, the song pulls the listener toward the future. We cannot escape the promised illumination. That is another important aspect of the song and the album it is from: the spiritual vibe. Somehow it is so totally unexpected and on the other hand it feels so right. And then there is another little line which makes me hold on for a second:

I met myself in a dream, and I just want to tell you,
Everything was alright.

I never had that experience but fortunately I never received electroshock therapy neither. Unlike the singer of this song.