Morgenlaufrunde
wegen Schmerz im linken Knie
nicht durchgezogen
Morgenlaufrunde
wegen Schmerz im linken Knie
nicht durchgezogen
Leicht gebückt laufend,
der Oberkörper wackelt,
die Zunge hängt raus
Langsam gestartet
Feld aufgerollt, viel gequatscht
Knie hat gehalten!
[Berliner Firmenlauf]
Gleich schnell laufen
für ne halbe, ne ganze,
anderthalb Stunden
Sechsundvierzig Mal
Jonglieren auf einem Bein
Noch ganz am Anfang
Schärfung der Sinne
nachdem man körperlich bis
an die Grenze ging
Mitten auf dem Weg
sitzt Meister Lampe und nimmt
reißaus nach links ins Feld
Morgens und abends
Erst auf einem Bein, dann auf dem anderen
die Zehen abwechselnd zusammenkrallen und strecken
beim Zähneputzen mit der elektrischen Zahnbürste
Diesen Flohzirkus
aus bunten Jonglierbällen
zusammenhalten
Ortseingangsschild durch
Neubaugebiet verschoben:
Lauf am Ziel vorbei
Niesel begrüßt mich
Mehr gerutscht als gelaufen
Vierzig Minuten
Geläuf, nachgiebig
Nieselregen, nachlassend
Pferdehufspuren
Streuobstwiesenjog
Boden leicht angefroren
Allein auf der Flur
Frau mit Kopfhörer
erschrickt sich nach Morgengruß
vor mir zu Tode.
Dreißig Sekunden
schaut der Hund auf den Boden
und der Rücken juckt
Streuobstwiesentrab
Weiter Blick ohne Brille
Schmatzende Füße
Pfützen gefroren
„Immerhin haben Sie schon
eine Jacke an!“
Null Grad, Morgenlauf
Fliege im Schnee auf den Bauch
Keiner hat’s gesehn
Sachen, durchgeschwitzt
auf Wäscheleine trocknend,
stark nach Chlor riechend
Morgendämmerung
Rutsche durch Obstwiesenmatsch
Der Regen setzt ein
Rosa Cumulus
Temperatur 16 Grad
Das Windrad dreht sich
Es ruft die Amsel.
Es lüftet sich der Schleier.
Es grüßt der Morgen.
Zusehn wie Männer
weiße Flüssigkeit speien
auf grünen Rasen
Das ist aber jetzt wirklich Hardcore bei den Temperaturen!
Frau mit Dalmatiner in den Streuobstwiesen zu mir. Dabei hatte es noch nicht mal gefroren.
Das Pulsmessgerät
über Maximalleistung
entscheiden lassen
Bettsport am Morgen
führt zu Muskelkater an
den Oberarmen.
Der Schatten vor mir
Mein Hase auf dem Hinweg
Zurück fällt es ab
Ihrem Blick gefolgt:
In Liegestützposition,
Frauen auf Wiese.
Feldspieler Tauben
Schiedsrichter ein Greifvogel
Im Tor ’ne Krähe
Zehn Kilometer
im Stehen radgefahren
Viel geschwitzt heute
Vor fünfzig Jahren:
eine Woche Leichtigkeit,
dann der Terror live.
1972 war Jesse Owens ein Jahr jünger als ich heute bin. Jesse Owens, der 1936 zu einem Zeitpunkt, der für mich in der Frühgeschichte der Menschheit liegt, auf dem Höhepunkt seines Lebens war. Während 1972 für mich vorgestern war. Ein ziemlich aufregendes Jahr. Ein Jahr, das in gewisser Weise den Beginn der modernen, unsicheren Zeit darstellt. Ich lese gerade ein Buch über die Olympischen Spiele in München. An die Namen vieler Olympiasieger erinnere ich mich noch.
Am folgenden Tag
nach Ergometer-Einheit:
Der Gang federleicht
Joggende Frauen,
die mich erst überholen,
dann weitergehen
Fast schwarz vor Augen
bei dem Zähneputzen nach
Ergometertrip
Am Ledersessel
klebt der verschwitzte Rücken,
löst sich langsam ab
Mit einem Kopfsprung
ins seichte Wasser sterben
nur meist junge Männer
Korrelation
zwischen Ausgeschlafenheit
und leichten Beinen
Morgenschwimmrunde
Wasser vierundzwanzig Grad
Am Strand von Racou
Befreit aufspielen
ohne Würfe zu zählen:
Jonglierhamsterrad
Karambolage,
Fangfehler, seitlicher Wurf,
Kein Fang-Wurf-Umstieg
Morgenluft schon lau
„Kalte“ Dusche erfrischt noch
nach Joggingrunde
Um sieben gejoggt
Thermofenster ausgenutzt
Bachstelze fliegt vor
Im Hängesessel
mit Pomuskeln rotierend
unterm Apfelbaum
Einsamer Morgen
Jog durch gemähte Wiesen
Im Heu versunken
Nach Sport kalt duschen
und nie mehr damit aufhör’n,
zum Fisch mutieren
Kaninchen en masse
Elektrorollstuhlfahrer
Drei Walkerinnen
Mit jedem Laufschritt
klebt nasses T-Shirt fester
an Oberkörper.
Auf nur einem Bein
mit drei Bällen jonglieren:
noch Luft nach oben
Meister Lampe lacht
über hundert Kilo Mensch,
spurtet Feld entlang.
Weicher Fall ins Gras
Gänseblümchenwiesenmahd
Klinker erneuert
Jog durchs hohe Gras
Mäusebussard getroffen
Brennnesseln gespürt
Auf Ergometer
30 Sekunden Endspurt
mit 40 Stuckis
Laufgruppe schwenkt ein.
Der Abstand wird nicht kleiner.
Sie dreht nach links ab.
Knie schmerzt. Umgeknickt.
Beine schwer. Durchgebissen.
Warte auf S-Bahn.
Morgens und abends
geh’n bis Feder entspannt ist.
Aufziehmännchen sein.
Die Sonne geht auf.
Zwischen sattgrünen Wiesen
ein langer Schatten.
Elster auf Holzzaun
Sehr grüßfreundliche Menschen
Die Moersbachschnellen
Kaninchen, Tauben
Windrad im Morgennebel
curro ergo sum
Acht Stunden gepennt.
Frostige Streuobstwiesen
bei Sonne durchrannt.
‚Waow!‘, rief die Frau,
als ich in kurzer Hose
bei Frost vorbei lief
40 Minuten
Jogging bei sonnigem Frost
Prime Time mit mir selbst
Morgensonnenjog.
Weit weg dröhnt es dumpf. Erst Schreck.
Ist nur die S-Bahn!
Der Boden steinhart
Locker zwei Runden gejoggt
Die Kniee halten
Seit knapp 5 Monaten
erster Doppelrundenjog
Zeit nebensächlich
Boden gefroren
Sonne blinzelt durch Wolken
Hundeleut‘ grüßen
Windböen, Niesel.
Mit beschlagener Brille
durch Matschwies’n gerannt.
Auf der Wand vor mir
drei sich jagende Schatten.
Das Jongliergleichnis.
Morgensonnengruß
Obstwiesen zugefroren
Es knackt und knistert
Joggen in T-Shirt
– egal bei welchem Wetter –
und kurzer Hose.
Gehe Kiesel-Auffahrt hoch,
das Tor bereits halb geöffnet,
nach nur wenigen Laufschritten
fühle ich das linke Knie,
gehe es langsam an,
links den asphaltierten Chemin de la Boutade hinab,
vor mir hinter einem rötlich-braunen,
in Morgensonne getauchten Streifen
die Corbières,
rechts ist das Mittelmeer zu erahnen,
davor in der Ebene,
die weiße Kathedrale von Elne,
links zum Greifen nah,
der langgezogene, mit Puderzucker bestreute
Bergrücken des Canigou-Massivs,
schneeweiß, jungfräulich,
in der Sonne glänzend,
die Landschaft vollkommen beherrschend,
vor der Doppelkurve
mit dem Schlenker
das Ortsausgangsschild,
laufe vor einer Linkskurve
rechts in das Wäldchen hinein,
über die Straße
dann zwischen alten Weinstöcken,
an der kleinen Brücke am Ortsrand von Saint Génis
der tiefste Punkt der Tour,
nun geht es aufwärts, erst leicht,
dann 100 m Steigung rauf zwischen den Pinien,
am Himmel die Halbmondsichel, abnehmend
rechts daneben fliegt
ein die Sonne reflektierendes
Propellerflugzeug durchs Bild,
vor mir im Hintergrund
erheben sich die grün bewaldeten Albères,
auf der rechten Straßenseite
– ich laufe links –
geht ein Paar mit zwei Hunden,
sie leinen sie beide an,
der Schäferhund schweigt,
der kleine Köter kläfft
als ich vorbeilaufe,
nun im Einfamilienhaus-Neubaugebiet
von Villelongue,
am Friedhof vorbei
hinaufgeschnauft ins Ortszentrum,
die enge Kurve
vor der Départmentale nach Laroque
schneidet ein dunkler französischer Kleinwagen
fährt Millimeter an mir vorbei,
ich kann mich gerade noch
an die mit Wein bewachsene
Hauswand schmiegen,
noch ein paar Meter
bis zum Zebrastreifen,
dem höchsten Punkt,
in der Ferne
der Pic Martineau,
lasse die Beine locker auslaufen,
den Berg hinab
bis zum Ortsausgang,
dann rechts quer durch
ein Stück Wiese
hinunter zur ersten Brücke
hinter der Kurve,
die Straße wieder eben,
der Himmel voller Schäfchenwolken,
eine Amsel singt ihr Morgenlied,
rechts vor mir Schleierwolken
links unterhalb des Néolous,
da wo die Albères
langsam zum Mittelmeer hin auslaufen,
versucht die Sonne aufzusteigen,
überquere noch zwei Brücken,
vor mir zwei Frauen,
die eine jung, die andere alt,
was ich erst sehe
als ich sie links überhole,
setze zum Endspurt an,
direkt vor dem Ortseingangsschild
geht das Tor auf.
[33:18]
A jogging group that
meets daily before sunrise
in all big cities.
Canigou versteckt.
Frischen Jogger überholt.
Am Ende spurtlos.
Der Typ, der abends
zehn Runden um den Block läuft
in kurzer Hose.
Orgeldrones pushen
zu Hundertertrittfrequenz
auf Ergometer.
Baumsilhouetten
schälen sich aus Frühnebel.
Sinke ins Geläuf.
[20:22]
Kaninchenblumen.
Leuchtende Gassigeher.
Jog ins Morgenrot.
Von der Dämmerung
in das Morgenlicht gejoggt.
Wolkendecke dicht.
Drehe Laufrunde,
sehe fern am Horizont
Sonne aufgehen.
Morgenfrische-Jog.
Fenchel-, Kamillendüfte.
Spätsommer gibt Gas.