Zwei Muskelprotze
mit freiem Oberkörper
mit Kinderwagen
Zwei Muskelprotze
mit freiem Oberkörper
mit Kinderwagen
Wie ein Lämmerschwanz
wackelt Krone links unten
auf dem Implantat
Im Morgengrauen
unter der Sommerdecke
nach Wärme suchen
Wie die Fußsohlen
bei dem Gehen Schritt für Schritt
durchmassiert werden
Auf den Handflächen,
nicht auf den Fingerspitzen
Der verschärfte Hund
Seit vierzig Jahren
sich täglich überwinden
Zum Schluss kalt duschen!
Sauge unterm Bett
auf dem Boden liegend Staub
Komme kaum noch hoch
Wir wachen alle
eines Tages als Käfer
auf dem Rücken auf
Die ersten Schritte
nach dem Aufstehn ein Humpeln
seit drei Monaten
Unter den Sohlen
Aus dem Nichts in der Hornhaut
Kleine Orgasmen
Ein goldgelber Strahl
Nicht besonders ergiebig
Du musst mehr trinken!
Die Verdauung still
Das Geräusch der Fußschrite
Der Geist auf Touren
Der Einlauf reinigt
Die Riemen festgezogen
Die Sonne blinzelt
Fasten. Autark sein.
Leben von den Reserven
Sich selbst auffressen
Wach und federleicht
Ich fliege über den Weg
Mit leerem Magen
Bohrende Frage
tief in den Eingeweiden
Habe ich Hunger?
Wandern und Fasten
Täglich ein paar Gramm leichter
Gleich hebe ich ab!
Egal, ob du schläfst
Schön warm unter der Decke
Das Glück des Dösens
Gefahr beim Fasten
Nicht wieder mit dem Essen
starten zu wollen
In der Nacht um vier
Im Kopf summt ein Bienenschwarm
Im Hals ein Feuer
Gluckerndes Wasser
Wärme strömt in den Körper
Die Explosion!
Nach dem Aufstehen
Der durchdringende Geruch
des ersten Urins
Vom Schlaf benommen
In den Ohren ein Sausen
Das linke Knie zwickt
Auf den Kopf regnet’s
Die Stirn runter läuft der Schweiß
Große Reinigung
Die Gelenke steif
Skelett in Vorfreude auf
die Leichenstarre
Die Stirn runter rinnt
der Schweiß, tropft hinab ins Klo
im Sekundentakt
Finger auf die Stirn
Ausatmen in Pulsader
Hand auf dem Gesicht
[Atemübung aus Gabriele von Arnim – Der Trost der Schönheit]
Morgens nach dem Tee
Der Gang aufs stille Örtchen
Die Erleichterung
Klappern im Karton
Der Mund ein Würfelbecher
Die Zähne fallen
Die Plombe ist raus
Wie magisch angezogen
vom Loch die Zunge
Haben oder Sein?
Ich habe einen Körper.
Ich bin ein Körper.
Senkrecht aufrichten
nach Schürsenkelzumachen
Fast schwarz vor Augen
Ein ganzes Leben
in einem Haus verbringen
Dem eignen Körper
Küss mich, Nacktschnecke
Das feit gegen Alpträume
Die Nacht kann kommen
Dreißig Sekunden
schaut der Hund auf den Boden
und der Rücken juckt
Aus heitrem Himmel
Kribbeln in den Fußsohlen
Der Weg spricht zu mir
Lippen aufgespritzt,
Nase korrigiert, gebräunt
Blick abgewendet
Heute letzter Tag
mit Mund-Nasen-Schutzmaske
Wird sie mir fehlen?
Bauch-Aneurysma
Von der Schippe gesprungen
Spaghettibeine
Der Zug rappelvoll
Die Gelenke rosten ein
Allein im Gang stehn
Sachen, durchgeschwitzt
auf Wäscheleine trocknend,
stark nach Chlor riechend
„Könnten Sie bitte
den Bauch etwas freimachen?“
fragt Urologin.
Einlauf in den Darm
Erst gewöhnungsbedürftig,
dann eine Wohltat.
Wiesenweg im Wald
Massage für Fußsohlen
Schon wieder vorbei
Auf dem Kopf wachsen
zwei graue Pinselhälften
Dazwischen viel Haut
Das Nasenbluten
als Wink, den Mund zu schließen
und zuzuhören.
Auf dem Implantat
sitzt die Krone wieder fest,
steht nach oben vor.
Zehn Kilometer
im Stehen radgefahren
Viel geschwitzt heute
Nicht mehr hochkommen
aus dem Sofa. Nicht alles
ist schlecht im Alter.
Am folgenden Tag
nach Ergometer-Einheit:
Der Gang federleicht
Zahnschmerz am Morgen
Auf Müsli mit kalter Milch
folgt heißer Grüntee
Traum vieler Männer
Frauen mit einem Blick nackt
ausziehen können
Kiefer verspannt durch
Zähnezusammenbeißen
Wegen Zahnschiene?
Am Ledersessel
klebt der verschwitzte Rücken,
löst sich langsam ab
Sich im Kreis drehend
laufen unsere Zungen
Schlittschuh im Sommer
Körper- und Außen-
temperatur identisch
Wind: Teufelsatem
Morgens und abends
geh’n bis Feder entspannt ist.
Aufziehmännchen sein.
Nach zwei Monaten
Nichtwiegen Überraschung
auf Waage erlebt.
Aus der Kabine
steigt nach der kalten Dusche
ein anderer Mensch.
Feuerbekämpfung
mit Kräutertee, Heilerde
Kaugummi und Sport.
[Es geht hier um das innere Feuer, wenn sich ein Säureloch in die Kehle brennt. Man nennt es auch stillen Reflux. Ein bisschen so wie ein Wassertropfen, der einem alle zehn Sekunden an exakt derselben Stelle auf den Kopf fällt. Seit über zehn Jahren. Fast ohne Pause. Ein Gastroenterologe sagte mir mal nach einer Magenspiegelung, es wäre nicht so tragisch, nur eine Wohlstandskrankheit. Kein Ratschlag, keine Hilfe, nada. Ich war damals zu baff, sonst hätte ich ihn sicher auf der Stelle k.o. geschlagen. Medikamente wirken übrigens bei mir nicht. Ich glaube das Wetter bzw. Klima hat einen großen Einfluss. In Südfrankreich war es ein paar Tage fast völlig weg. In Berlin dafür jetzt im trüben Winter umso schlimmer. Und das Schlimmste daran, man kreist nur noch um sich selbst, suhlt sich in seinem eigenen Selbstmitleid, kommt da von allein nicht raus.]
Feuersbrunst wälzt sich
flammenlos durch die Kehle
am frühen Morgen
Eingesogen von
trock’nen, juckenden Waden:
die Körperbutter.
Beide Zahnreihen
mit Drachenblut versiegelt
in zwei Minuten.
Die Unteilbarkeit
des körperlichen Schmerzes
nicht akzeptieren.
Hornhaut, die nachwächst
auf langen Spaziergängen,
täglich abraspeln.
Schlohweiß, ausgezehrt
kommt Nachbar die Treppe hoch.
Covid shows its face.
Mit im Impfzentrum.
Perplex. Priorisierung
vor Pragmatismus.
In der Antike.
Das Abebben der Wollust
im Alter als Glück.
Gerstenkorn platzt auf.
Das Jucken kaum erträglich.
Auge zu und durch!
Wie siehst du denn aus?
Auf die Fresse bekommen?
– Nein, ein Gerstenkorn.
Erst durch Nase ein-,
danach doppelt so lange
durch Mund ausatmen.
Wie das Blut pulsiert
im linken Zeigefinger
in der Jeanstasche.
Bis zehn: Erfrischung.
Elf bis zwanzig: Eisregen.
Schluss: Torso on rocks.