In der Dunkelheit
schmeckten die Trockenfeigen
leicht nach Sellerie.
In der Dunkelheit
schmeckten die Trockenfeigen
leicht nach Sellerie.
Wie schmeckt ein Weißwein,
der Jahre im Kühlschrank lag?
Wie ein Sherry-Geist.
Knacken der Schaltuhr.
Ticken der Uhuwanduhr.
Duschwasserfälle.
Wie ein Scherenschnitt:
Schwanzmeisen auf Zierpflaume
vor Morgenrosa.
Mit der linken Hand
massier‘ ich dir frühmorgens
deinen Rücken warm.
Sorglose Jungens
sowie störrische Alte
sind nicht zu stoppen.
Kein Melatonin,
kaum Schritte, kein Frost, kein Schnee.
Trotzdem durchgepennt.
.. god, what a sunset
Blood red floods the Atlantic
…
.. how can I touch this?
[The Weather Station – Atlantic from the new album Ignorance due out in February]
Das Allerschlimmste
am Reflux, dass er einen
auf sich zurückwirft.
Gegen Reflux hilft
nur ein bewährtes Gerät:
die Guillotine.
Wundere mich, dass
der Reflux in meinen Hals
noch kein Loch gebohrt.
Der tiefe Schlummer
in Frostnächten, in denen
morgens der Schnee fällt.
Die Impfbereitschaft
des Pflegepersonals liegt
bei fünfzig Prozent.
Woran liegt es nur,
dass die Leute neuerdings
so empfindlich sind?
Bei Eiseskälte
plantschen die Spatzen munter
in Vogeltränke.
Am Horizont färbt
Abendsonne Kumulus
bedrohlich rosa.
Rotbraune Eichkatz
verfällt an Haselnussbar
in Totenstarre.
Mädchen fragt, ob sie
Hund streicheln darf und sorgt sich
um fleckiges Fell.
Hinter uns tönt es:
„Ich fahre jetzt links vorbei!“
vom Rollskifahrer.
Sennenhündin trifft
im Schnee auf weißen Riesen:
Caspar, den Kuvasz.
Vor Bankentürme
schiebt sich orange Kugel.
„Ti kanis, Eos?“
Das Fenster öffnen
und „Moin“ in die ganze Welt
hinausposaunen.
Reflux weckt mich auf.
Linderung durch Kaugummi,
Wasser, Heilerde.
Das Fensteröffnen
lässt mich frösteln, bin bereit
für Klimawandel.
Taubenkadaver
vom Straßenrand gekratzt und
notdürftig verscharrt.
Auf Brückenfussweg
nach Blick zurück gestolpert.
Zum Glück nur Schürfung.
Zurück in Deutschland.
Leute tragen kaum Masken
und grüßen selten.
Im Bett gefroren.
Trotzdem bis sieben gepennt.
Bei dir aufgewärmt.
Im Südbadischen
tauschen zwei Rappen sanfte
Nasenstüber aus.
Auf der Autobahn
im Burgund schwingt sich ein Storch
über uns hinweg.
Die Zeit dehnt sich aus
bis Seelenwunden heilen
zwischen den Tönen.
[Benjamin Moussay – Villefranque]
Ununterbrochen
vom Aufgang zum Untergang
scheint uns die Sonne.
Kleine Eidechse
gefunden, die anmutet
wie quicklebendig.
Erst zwackt das linke,
dann tut das rechte Knie weh.
Schließlich Wadenkrampf.
Vor mir die Corbières
wie ein schlafender Riese
fern im Morgenlicht.
(La la la la la la la)
La la la la la
La la la la la la la
La la la la la
[Michael Kiwanuka – You Ain’t the Problem]
Auf dem Weg zurück
läuft sie voraus, blickt zu uns
und hebt die Pfote.
Bei großer Freude
tanzt sie mir auf zwei Beinen
staksend entgegen.
Sie will aufs Sofa,
traut sich aber den Sprung nicht
und verschmäht Hilfe.
Strauch mit Wurzelwerk
aus der Erde gerissen,
händisch zerkleinert.
Ein laues Lüftchen
strömt mir im Bett entgegen.
Dein Lebensodem.
Orange Dyane
mit „Nucléaire? Non merci!“
steht am Straßenrand.
Wild-wirr geträumt
in frühen Morgenstunden.
Augen auf und weg!
Die neuen Häuser
bejubeln meinen Einlauf
ins Dorf Villelongue.
Hinter den Albères:
Die hohen Haufenwolken
brennen lichterloh.
Schnee? Puderzucker?
Das Massiv des Canigou
oder ein Stollen?
Alle fünf Meter
guckt die Hündin hinter sich,
ob wir noch da sind.
Wir treffen Alte,
die redefreudig sind und
Junge mit Masken.
Eiskalt und sonnig.
Der Himmel blitzblank geputzt
von der Tramontane.
Nina rast im Kreis
und fliegt über den Rasen
wie ein Wirbelwind.
Vier Pfoten rutschen
den blanken Felsblock runter.
She has lost control.
A l’aube je double
les éboueurs qui m’observent
avec des grands yeux.
Im Morgengrauen
sachte gejoggt wegen Knie.
Canigou in clouds.
Die Yorkshire-Hündin
will dauernd mit mir spielen,
gibt aber nichts her.
Aus der Küche tönt
ein Brummen, Seufzen, Schluckauf.
Der Mann im Kühlschrank.
Immer abwechselnd
lesen und Liebe machen
in der längsten Nacht.
Wirf die Bälle hoch
und pflücke sie in der Luft.
Und wieder von vorn.
Lebenserwartung
noch rund hundert Millionen.
In Atemzügen.
Auf Rücken liegend,
die Glieder von mir gestreckt,
im Weltraum schwebend.
Der Maskenball jetzt
auch in der freien Natur.
Leben ist Schauspiel.
Sie spielt Mikado
mit dem Plastikknochen vor
der Volvicflasche.
Nicht der Esel schreit,
die Alarmanlage schrillt.
Man nennt es Fortschritt.
La vue s’élargit.
La pluie a cedé la place
au soleil timide.
Seltsames Zittern.
Denke erst die Erde bebt.
Es sind die Schenkel!
Zwölfhundert Km
im Verkehr mitgeschwommen
in Richtung Sonne.
Um vier vor halb neun
steigt eine orange Kugel
links der A5 auf.
Morgens geweckt von
Akkualarm des Tablets,
der klingt wie Windspiel.
Öffne Klappläden:
Süßlicher Geruch in Luft.
Diesiger Morgen.
Wach‘ zwar auch nachts auf
mit Melatonin, schlafe
aber wieder ein.
Fünfzehn Minuten
die Sonne übers Gesicht
streichen gelassen.
Der Eichhörnchenkopf
steckt in der Haselnussbar.
Nur der Schweif schaut raus.
Cello und Klavier
anmutig melancholisch,
vornehm traut vereint.
[Anja Lechner, François Couturier – Vague / E la nave va (Anouhar Brahem) vom Album Lontano]
Twenty-five faces,
seventeen rectangular,
eight three-sided points.
There is a flower
blossoming in the heavens.
This is how it sounds.
[Roger and Brian Eno – Spring Frost from Mixing Colours]
Der Westerbach rauscht,
plätschert, gluckert, sprudelt, gluckst,
tost in Dunkelheit.
Mittags von Berlin
mit dem Wagen nach Eschborn
der Sonne gefolgt.
I hope they play you
your floating music when you
knock on heaven’s door.
[Robin Guthrie & Harold Budd – Perfect Fire]
Dobermann schnüffelt
unter dem Schurwollmantel
als ich vorbeigeh‘.
Auf Friedrichstraße
älterer Typ mit Flip-Flops
in dicken Socken.