Archive for the ‘diary’ Category

A perfect day (for a funeral)?

Dezember 3, 2011

Gestern war die Beerdigung meines Patenonkels, ich habe es schon erwähnt. Morgens fuhr ich mit der U2 und dann ab Turmstraße mit dem TXL-Bus zum Flughafen Tegel. Kurz vor dem Flughafen gucke ich auf die Uhr und es fällt mir auf, dass ich einen Denkfehler gemacht habe. Es ist 9h30. Nicht der Abflug von Tegel ist 10h10, nein die Ankunft in Frankfurt ist zu dieser Uhrzeit. Mit anderen Worten, ich haben meinen Flieger verpasst, der Abflug war um 8h55. Im Flughafen organisiere ich noch in letzter Sekunde – die Dame am Ticketschalter muss sich noch am Gate erkundigen, ob sie mich noch akzeptieren, da der Ticketverkauf eine halbe Stunde vor der Abflugzeit eigentlich geschlossen wird – ein Ticket mit dem nächsten Flugzeug, das wirklich um 10h10 abfliegt. Es ist von der anderen Airline. Den Preis erwähne ich jetzt mal nicht, ich glaube die Stunde, die ich mir morgens zusätzlich genommen habe, war eine der teuersten Stunden meines Lebens. Von jetzt an verzögern sich noch so einige Sachen, in Frankfurt-Zentrum bin ich erst kurz vor halb eins. Wir können es nicht schaffen bis um 1 nach Oberissigheim. Im Ort natürlich im Umkreis der Kirche kein Parkplatz, wir sind kurz vor Viertel nach eins dort, die Leute stehen im Regen vor der Kirche, die Kirche ist voll. Wir spannen die Regenschirme auf und hören Musik. Ich weiß wer da spielt, meine beiden Vettern, der eine die Geige, der andere die Orgel. Ich kann mir denken was, ich kenne die Musik, weiß es aber nicht genau. Ja es ist natürlich Bach, der erste Satz des Violinkonzerts a-Moll. Wie da an diesem trüben, regnerischen Dezembertag die Geige aus der Kirche nach draußen schallt, wo wir uns die Füße abfrieren, da frage ich mich, wie es möglich ist, dass mein Cousin diese überirdisch schöne Melodie auf der Geige spielen kann, ohne zu weinen. Vielleicht weint er ja, ich sehe ihn nicht, aber ich glaube es nicht. Ich hingegen stemme mich gegen die Tränenflut, die sich da Bahn brechen will, ich kann so gerade eben widerstehen, als die anderen nach der Predigt aus der Kirche kommen, muss ich mich auch nochmal zusammenreißen, mein Vater will mich ansprechen, lässt es aber dann, ein Wort hätte das Fass bei mir zum Überlaufen gebracht, ich glaube er hat es gemerkt. Die Trauergemeinde strömt zum Dorffriedhof, der sich ganz langsam füllt, es dauert bestimmt eine Viertelstunde bis alle da sind und der Pfarrer weitermachen kann. Es sind so um die 400 Leute, so viele Menschen habe ich bei einem Begräbnis noch nie erlebt. Da sind die Jagdhornbläser, die Johanniter, die Vereinskameraden, die Leute aus dem Dorf, die Freunde, die Familie etc. In dem Moment wo sein Sarg ins Grab hinabgelassen wird, intonieren die Jagdhörner noch einen letzten Tusch, wieder kämpfe ich mit den Tränen, wie unglaublich stark ein paar Töne in diesen Umständen wirken können, die wohlgewählten Worte des sehr jungen Pfarrers, der seine Sache sehr gut macht, haben eher eine beruhigende Wirkung.

Die Einschläge…

Dezember 1, 2011

Vor einer Woche ist mein Patenonkel gestorben, morgen ist die Beerdigung. Ich stand ihm nicht sehr nahe, heute frage ich mich warum, er gehörte einer Generation an, die noch die Kriegs- und Nachkriegszeit mit Haut und Haaren erlebt hat, aber ich glaube nicht, dass das der Grund war, warum wir eigentlich fast immer nur eher oberflächlich und smalltalkartig miteinander kommunizierten. Er lebte in einer völlig anderen Welt, auf einem Reiterhof mit vielen Pferden, in einem kleinen Dorf, wo jeder sich kennt. Eine Besonderheit an ihm war, dass er eine Art Patriarch war, also etwas was es heute in Deutschland kaum noch gibt, alle nannten ihn Papus. Als junger Teenager war ich in der Mitte der Siebziger mehrmals in den Ferien auf dem Hof reiten, da ich sein Patenkind war, mussten wir nichts bezahlen. Das Reiten war nicht so mein Ding, ich glaube mir tat schnell der Rücken weh, insbesondere beim Trab, Galoppieren war natürlich ein wildes Gefühl des über die Erde Fliegens. Während der Ferien dort habe ich hauptsächlich Tischtennis gespielt und wir haben Lieder gesungen, die ich nirgendwo anders je gehört habe (z.B. Lager-Boogie). Am Besten erinnere ich mich aber an die rauschenden Familienfeste, die wir bei E. gefeiert haben, er hat sein Leben in vollen Zügen genossen und hat uns, die recht große Familie, daran teilhaben lassen. Berüchtigt waren seine Reden, wenn er einmal angefangen hatte, fiel es ihm schwer wieder aufzuhören, er drehte häufig rhetorische Pirouetten, er stand gerne im Rampenlicht. Bei diesen Festen, die natürlich meist im Sommer stattfanden, habe ich dann oft bis zur Morgendämmerung beim zigten frisch gezapften Bier mit meinen Vettern und Kusinen über Gott und die Welt gequatscht. A propos Welt. Man sagt ja, dass mit jedem Menschen eine Welt untergeht, bei E. stimmt das auf jeden Fall, mit seinem Tod ist die Welt um ein großes Original ärmer geworden.

Das Lied da oben ist von den beiden Schotten Bill Wells (Piano) und Aidan Moffat (Gesang): Die Totenwache nimmt den Erzähler so mit, dass er sofort in den Pub neben dem Krematorium gehen muss.

P.S. Vor das Feiern hat der liebe G. die Arbeit gesetzt, das ist in dem Posting zu kurz gekommen. Mein Onkel hat vor allem natürlich in der Erntezeit, wenn das Heu auf dem Hänger eingefahren wurde – den Traktor fuhr er meistens selber, wenn ich mich recht erinnere – geschuftet wie ein Berserker, er war ein Typ, der auch sehr wohl in der Lage war, kaum Worte zu machen und einfach nur zuzupacken.

Kurt Vile – Jesus Fever

September 21, 2011

Zwischen Berlin und dem Rhein-Main-Gebiet pendel ich ungefähr jedes zweite Wochenende entweder mit dem Flieger, der Bahn oder dem Auto. Durch die verschiedenen Verkehrsmittel ergeben sich andere Perspektiven, der erhabene Blick aus dem Flugzeug von oben auf die Stadt, der verhuschte Blick auf die vorüberfliegende Umgebung aus dem ICE, der mit 300 Sachen dahinrast und der nach vorn gerichtete Blick des Autofahrers, der am meisten drin ist in der Landschaft, durch die er hindurchfährt. Wenn ich mit dem Wagen fahre, versuche ich Leute mitzunehmen, die ich übers Internet finde. Zum einen vergeht die Zeit schneller zu zweit, jedenfalls, wenn man ins Gespräch kommt, zum andern kann man so die Treibstoffkosten teilen. Und das ökologische Gewissen beruhigt es auch ein bisschen. Neulich auf dem Weg zurück nach Berlin hatte ich einen jungen Mann aus der Filmbranche dabei, ich glaube er war Cutter oder so was ähnliches und er hatte gerade an einer TV-Produktion zu einem Jazzmusiker (Chet Baker?) mitgearbeitet. Da im Radio nichts Hörenswertes kam, stöpselte ich irgendwann meinen iPod in die Anlage und ließ ihn die Playlist mit den 365 Stücken aus meinem inzwischen abgeschlossenen Internetprojekt a day, a second durchshuffeln. Das hatte ich auch bei vorherigen Fahrten schon getan; es hatte allerdings nie einer der Mitfahrer ein Wort zu der Musik verloren. Dieses Mal war das anders. Es kamen zwei Bemerkungen, zum einen die, dass die Auswahl relativ ausgefallen wäre und, dass ich ja wohl eine ganze Menge verschiedenartiger Musik hören würde. Zum andern die, dass ich offensichtlich ein Faible für Gitarren (und zwar oft akustische) hätte. Das fiel mir dann plötzlich auch auf, geschätzte zwei von drei Stücken wurden von Gitarren dominiert. Womit wir bei Kurt Vile wären. Das obige Lied Jesus Fever habe ich gestern das erste Mal gehört und der warme Gitarrenklang hat bei mir sofort ein wohliges, inneres Gefühl ausgelöst, obwohl die Melodie eher melancholisch ist und langsam gespielt wird, ist unbestreitbar, dass hier ein Gitarrenmagier am Werke ist, der auch noch eine gut abgehangene, leicht hingenuschelte Stimme hat. In seiner Band, den Violators gibt es drei Gitarristen. Vom Äußerlichen erinnert Kurt Vile etwas an J. Masics von Dinosaur Jr., musikalisch setzt er sich von Mascis dadurch ab, dass er weniger laut ist, aber seine fließenden Gitarrenklänge umso mehr im Ohr des Zuhörers haften bleiben.

Quiz time

Mai 4, 2011

Ein paar Fragen zu diesem Lied für Leute mit Stamina, seine Dauer in Sekunden stellt eine Schnapszahl dar. Es passt in großen Teilen ganz gut zur chilligen Stimmung in der Shisha Lounge heute abend, wo wir eine Kollegin verabschiedet haben.

1) Wie heißt das Lied?
2) Von wem wurde es ursprünglich gespielt?
3) Von wem wird es hier gespielt?
4) Nach welchem bekannten Rocksong, der by the way einer meiner Lieblingssongs ist, klingt dieses Cover am Anfang?

6:00 Talk Talk – Ascension Day (1991)

März 19, 2011

I’ll burn on judgement day

Heute waren wir in Friedrichshain. Sind aus der U1 Warschauer Straße ausgestiegen über die Bahnbrücke, in die Revaler Straße und dann über das ehemalige Gelände des RAW, wo heute das Astra Kulturhaus ist. Außerdem diverse andere Projekte u.a. eine Skatehalle und ein cooles Café. Die Sonne schien als gäbe es kein Morgen. Dann ging es über die schattige Simon-Dach-Straße an einigen Cafés vorbei rechts in die Krossener Straße und zum Boxhagener Platz, wo der Wochenmarkt sich gerade auflöste. Über diverse andere Stationen ging es dann schließlich die Sonntagstraße runter hin zum Lenbachplatz. Auf der langen roten Bank verweilten wir anschließend, hörten die Sechsminutenlieder durch, guckten uns das bunte Treiben an, blinzelten in die Sonne, dösten dahin. Und stiegen schließlich am nahegelegenen Ostkreuz in die S-Bahn gen Hackescher Markt.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 360 Stücke ist hier.)

5’58 The Golden Palominos – Pure (1994)

März 17, 2011

seven pale scars out of sheer love

1. Fünfundvierzig Lieder zur Auswahl heute abend aber kein wirklich Herausragendes.
2. Hier wird ein dichter Teppich aus Gitarrenklängen und Frauensprechgesang gewoben. Ein Teppich, der sich ganz langsam bewegt.
3. Der Frauenchorgesang im Hintergrund hier erinnert mich an einen Song der Field Mice, einen ihrer späteren, wo sie ins Mystische, in den Trockeneisnebel der Klubs abgleiten.
4. Da war auch etwas von Pat Metheny, das hätte ich auch nehmen können. Mit einem elektrischen Bass, der sich doch sehr nach Jaco Pastorius anhörte. Ich sehe gerade, es war Jaco. Track 5 von hier.
5. Heute morgen habe ich seit knapp zwanzig Jahren das erste Mal wieder geheult. Ich habe keine Ahnung warum. Ich saß im Wohnzimmer auf meinem Ledersessel, trank meinen Assam, hörte ein paar 5’58er Musikstücke auf dem iPod, ich glaube es lief gerade Porgy in der Interpretation von Bill Evans und ich las über die Begegnung und den Briefwechsel der Tochter von Ponto und der Schwester von Susanne Albrecht. Der jetzt als Buch veröffentlicht wurde, Patentöchter heißt es glaube ich. Besonders auffallend war die Betonung des hellen Lichtes Ende Juli 1977, am Tag des Mordes. Ich habe irgendwie versucht, mich daran zu erinnern, wo ich denn zu dem Zeitpunkt war und ich kam zu dem Schluss, dass ich wohl in England in Margate gewesen bin, mit einem anderen deutschen Schüler in einer englischen Gastfamilie. Und dann plötzlich flossen die Tränen, unmöglich sie zurückzuhalten, ich wollte es auch gar nicht. Es tat gut in dem Moment, war aber auch erschreckend weil ich nicht kapiert habe warum. Das letztes Mal war es wegen einer Frau gewesen, dieses Mal waren es Tränen, um der Tränen willen. Ich glaube ich habe das Weinen so lange aufgeschoben, dass es irgendwann kommen musste, nachdem ich viele Gelegenheiten, in denen ich gute Gründe zu heulen gehabt hätte, verpasst hatte, war dieser unschuldige Moment heute morgen, der aus dem Nichts auftauchte, perfekt. Hoffentlich dauert es jetzt nicht wieder zwanzig Jahre bis zum nächsten Mal.

(Die Liste aller seit 1. Februar 2010 ausgewählten 358 Stücke ist hier.)

5’41 Captain Sensible – Wot (Maxi 1982)

März 1, 2011

It went bang – I said rap up.
Well I’m aware that the guy must do his work
But the piledriver man drove me berserk.

It’s strange but I am having all these flashbacks in the last couple of months. Mostly totally unimportant memories which suddenly come and go. Do I have an example? Yes, for instance the first time I drank alcohol. I must have been around 13 and there were all these blokes sitting at a long table at a friend’s house. We were maybe eight or nine altogether and IIRC everyone had two glasses of beer. I remember that I was disappointed as I hardly felt anything except a slight relaxation but nothing mind-bending. Why do I write this? Because if I had to choose one year, I would go for 1982. Not because of Captain Sensible’s one hit wonder, I heard it first a couple of years later. No, it was the end of school and I decided to make a cut. It was the best decision of my life. What an amazing Greek summer. Later on in November or something I came back to Germany. In retrospect it probably was the right thing to do but at the time I was in doubt. Now I can still dance to this song and it brings back myriads of memories. What more can you ask from pop music?

(The list of all 341 selections since 1st February 2010 is here.)

0:09 Tortoise – Intro (live Frankfurt 1999)

Februar 11, 2011

The first time I heard something by Tortoise was in May 1999 in a bookshop somewhere in Massachusetts. It was a very long, instrumental piece with ups and downs, I think I didn’t leave the place before the end and I asked somebody what kind of music it was. It was Djed, from their chef d’œuvre millions now living will never die (what a great title), a natural symphony with thunder and wind and stuff, altogether twenty minutes long. Here they get nine seconds, hardly enough time to develop their sound. Cut. Today in the plane from Berlin to Frankfurt there was this red-haired lady, a couple of weeks ago I shared a flight with this man who looked even younger than on tv. Politicians seem to spend a lot of time in the air.

(The list of all 326 selections since 1st February 2010 is here.)

0:18 Thinking Fellers Union Local 282 – Jagged Ambush Bug (1995)

Februar 2, 2011

This morning I learnt that the year of the rabbit has started today. They said that there was one Chinese zodiac sign that should beware this year. The rabbit himself. Rabbits are supposed to face a huge professional change this year. As they said it on the radio it wasn’t necessary a change for the better. Guess which sign I am? And guess with whom I had an argument today (hint: think Springsteen)? Today’s music fits well to all this. Not exactly a chart topper. By the way the next year of the dog is in seven years.

(The list of all 317 selections since 1st February 2010 is here.)

0:41 John & Sean Lennon – With a Little Help from My Friends

Januar 11, 2011

Kreuzberger Nächte sind lang. Aber dang, aber DANG. Ich sag nur Goldrausch, oder war es Rauschgold?

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 294 Stücke ist hier).

0:47 The American Analog Set – New Drifters IV (1999)

Januar 4, 2011

Mein in der Straße stehendes Auto ist eingeschneit. Vorne und links. Der Schnee ist vereist. Heute allerdings ein bisschen angetaut. Vorhin hätte ich die Möglichkeit gehabt, den Wagen eine Parkposition nach hinten zu bewegen da der hintere Parknachbar eine Abendspritztour unternommen hat. Ich habe zwar die Scheibe und die Fahrertür freigemacht, die man wegen des Schneebergs nicht mehr öffnen konnte, habe aber den Wagen am Ende doch nicht bewegt. Er kann ruhig noch ein bisschen länger Winterschlaf halten. Ich brauche ihn gerade nicht unbedingt und wieso sollte ich das geringe Parkplatzangebot in Berlin noch weiter verknappen? Denn der jetzige Platz ist bis auf weiteres nicht zu benützen, da die Schneemassen immer noch 30 bis 40 cm hoch sind, die ihn umrahmen. Achso die Musik hätte ich heute fast vergessen. Eher locker-lässig zum abhängen. Aus Austin, Texas. Bei dem Drumsound muss ich an Schneebesen denken, warum nur?

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 288 Stücke ist hier).

1:02 Johann Sebastian Bach – Befiehl du deine Wege (Matthäuspassion 1729, Harnoncourt 1970)

Dezember 9, 2010

Befiehl du deine Wege
Und was dein Herze kränkt
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.

  • Wenn man die letzten vier Verse so allein liest, könnte man meinen, das wäre hier der Choral für den Jakobswegpilger.
  • Das ist in dieser Reihe das erste Gesangswerk von Bach, wenn man diese Musik hat, dann braucht man kaum noch die Kirche drumherum.
  • Das sind, glaube ich, alles Originalinstrumente bzw. nachgebaute Originalinstrumente. Ich bilde mir ein, dass man das hört.
  • Heute war der Tag der fetten Schneeflocke, die über Berlin schwebte.
  • Überraschungseinladung am Abend, bin immer noch etwas gerührt.
  • Heute hat meine Nase angefangen, mit Zatopek um die Wette zu laufen. Das Wettrennen ist noch völlig offen.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 273 Stücke ist hier.)

1:06 Zulya Kamalova – Saginou (1999)

Dezember 5, 2010

Was wir heute auf dem Weihnachtsmarkt am Roten Rathaus gekauft haben:
1. Langos mit Debreziner
2. Folienkartoffel mit Kräuterquark
3. Steinerne Seifenschale in Schildkrötenform
4. 0,4 l Glühwein
5. 0,2 l Glühweintasse mit buntem Weihnachsmarktbild mit Riesenrad, Rotem Rathaus und W-Pyramide drauf
6. Windspiel aus Metallstreifen, das optische Spiraleffekte erzeugt
7. 100 g geröstete Maronen
8. Schale aus Olivenholz
9. Brillennase aus Palisanderholz

Der Titel des heutigen Liedes heißt, glaube ich, Sehnsucht auf Tatarisch. Tatarisch ist eine Turksprache. Tatarstan ist eine russische Republik westlich des Urals. Zulya ist eine tatarische Sängerin aus Sarapul (Udmurtien), die seit geraumer Zeit in Australien lebt.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 269 Stücke ist hier.)

1:13 Ramones – Judy Is a Punk (live, 1979)

November 29, 2010

Jackie is a punk
Judy is a runt
They both went down to Berlin, joined the Ice Capades

Beim Gehen gedacht
Dieser Weg ist mein Meister
Er hat kein Ende

(So., 28.11. Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 262 Stücke ist hier.)

1:15 Atomic Death Circle – Returning to Port (200?)

November 28, 2010

Ist das ein Walzer?
Mir ist grad nicht nach Tanzen
Vom Netz abgekappt

(Fr., 26.11. Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 260 Stücke ist hier.)

1:26 Serge Gainsbourg – Champêtre et Pop No.2 (1967)

November 15, 2010

Irgendwie haut mich die simple, coole Melodielinie dieses Instrumentals völlig um; ich würde sagen, es hat couilles. Gainsbourg war ja nicht nur Chansonnier sondern auch wie mir gerade erst klar geworden ist, Komponist von Filmmusiken. Hier werden immerhin 72 seiner Filmmusikstücke vereinigt, es wäre vielleicht mal an der Zeit, diese Seite seines Schaffens näher zu beleuchten, aber nicht heute. Ach eins noch, champêtre heißt ländlich und auf dem Land gedeiht die Pflanze, die Serge mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei der Komposition unterstützt hat, am Besten.

Meine Gedanken kreisen allerdings immer noch um ein seltsames Zusammentreffen mit zwei mittelalten (in der 2. Hälfte der Vierziger, wüde ich sagen) Frauen im ICE nach Berlin gestern. Sie hatten ein Wochenendseminar in Karlsruhe besucht und waren jetzt auf dem Weg zurück nach Hildesheim. Als ich mich auf meinen Tischplatz im Großraumwagen begeben wollte, sprach mich sofort eine der beiden an und sagte, dass sie schon auf die Person, die sich auf den vierten Platz am Tisch setzen würde – der dritte war von einem anderen Mann besetzt, den sie auch schon angequatscht hatten – gewartet hätten und gewettet hätten, ob es ein Mann oder eine Frau sein würde. Nach einer Weile verschwanden sie Gottseidank mit dem anderen Mann für ein Bierchen ins Bistro und ich hatte meine Ruhe bis 20 Minuten vor Hildesheim. In den 20 Minuten gelang es den beiden allerdings mich mit ihren inquisitorischen Fragen zu enervieren, was ich versucht habe, mir nicht anmerken zu lassen, ob mit Erfolg sei dahingestellt. Jedenfalls wollten sie zum Schluss unbedingt wissen, was ich beruflich mache. Jetzt im Nachhinein kommt es mir so vor als hätten sie in ihrem Seminar, in dem es um soziale und psychologische Dinge gegangen sein muss, die Aufgabe aufgetragen bekommen, jeden den sie auf dem Weg zurück treffen, nach seiner beruflichen Tätigkeit zu fragen. Jedenfalls habe ich ihnen dann gesagt, dass es etwas mit Zahlen zu tun hat und sie waren offensichtlich enttäuscht ob meiner profanen Antwort und versuchten, mir meinen Job schlechtzumachen. Etwas, das ich aber sowas von dringend gebrauchen kann im Moment und überhaupt. Die eine sagte, ihr hätte ihr Beamtenjob auch nicht gefallen und sie wäre krank geworden und hätte jetzt eine neue Stelle, in der sie ihre soziale Kompetenz besser einsetzen könne (oder so ähnlich). Hinterher sagte mir der Mann, der auch noch am Tisch war und mit den beiden im Bistro gewesen war, dass sie ihn natürlich auch nach seinem Job gefragt hätten und ihn halbwegs korrekt eingeschätzt hätten, mich jedoch für jemanden von der schreibenden Zunft gehalten hätten. Der sex appeal von Schriftstellern auf einen gewissen Frauentypus, das wäre bestimmt auch mal eine lohnenswerte soziopsychologische Untersuchung.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 249 Stücke ist hier.)

1:45 Johann Sebastian Bach – Suite g-Moll BWV 995 III Courante (ca. 1730, Óscar Cáceres)

Oktober 27, 2010

Das ist jetzt schon der dritte Tanz – vom Tempo her zwischen der gemächlichen Sarabande und der flinken Gigue – aus dieser herrlichen Lautensuite von Johann Sebastian Bach in der luziden Interpretation des Montevideoer Gitarristen Cáceres. In Der vollkommene Capellmeister (1739) schreibt Mattheson über die Courante (von mir aus dem Englischen zurückübersetzt):

Die Bewegung einer Courante ist hauptsächlich durch die Leidenschaft oder die Stimmung einer süßen Erwartung gekennzeichnet. Denn es ist etwas Inniges, etwas Sehnendes und auch Erfreuliches in der Melodie: Eindeutig Musik, auf die Hoffnungen aufbauen.

Cut. Auf der ersten Etappe auf dem Jesus Trail von Nazareth nach Cana war der Weg- und Straßenrand voller Müll. Wir sprachen später noch mit einem der amerikanischen Voluntaries in unserer Nazarether Herberge darüber und er sagte uns, dass sie vor kurzem jede Menge Müll entfernt hätten und sogar der israelische Tourismusminister da gewesen war und versprochen hatte, sich hier einzusetzen. Das Ergebnis war ernüchternd, insbesondere der Ort Mashhad kurz vor Cana ist eine einzige stinkende Müllhalde. Ich werde diese im Süden sehr verbreitete Mentalität, dass die Natur ein Feind ist und daher vermüllt werden darf nie verstehen. Was auch interessant auf dem Weg war: Den ersten israelischen Juden haben wir erst am Nachmittag des dritten Tages getroffen. 25% der Bevölkerung in den nichtbesetzten Gebieten in Israel sind Araber. Mit den besetzten Gebieten wären es noch wesentlich mehr. Kein Wunder, dass Israel denen keinen Staatsbürgerstatus geben will. Die Araber, die das Glück haben auf israelischem Territorium zu wohnen, sind nicht nur voll stimmberechtigte Bürger, sie haben sogar noch wie die Orthodoxen keine Militärpflicht. Ich glaube, die fühlen sich in Israel recht wohl, da der Lebensstandard höher, das Land wegen guter Bewässerungstechnik fruchtbarer und die Infrastruktur besser ist als in den arabischen Anrainerländern.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 230 Stücke ist hier.)

short break

Oktober 14, 2010

bin dann mal ein paar tage weg, hier unterwegs. frieren werden wir wohl nicht, morgen sollen es 36 grad werden. komme am 25. wieder zurück. dann geht es mit dem musikalischen countdown hier weiter. in der zwischenzeit könnt ihr ja nochmal durchhören, was bis jetzt so gelaufen ist. alle bis auf die ersten 20 oder so songs sind weiterhin online.

NoonSong

September 26, 2010

Hab ich jetzt schon auf Facebook geshared, muss natürlich auch ins Blog:

War gestern beim gutbesuchten NoonSong in der Kirche am Hohenzollernplatz in Berlin-Wilmersdorf. Da gibt es jeden Samstag
mittag eine ca. einstündige Gesangsdarbietung des Vokalensembles
sirventes Berlin (seh gerade, die sind sogar auf Facebook und werden
jetzt gleich von mir geliked), das gestern Werke von Orlando di Lasso
(mein Favorit…, läuft gerade auf der Website), Mendelssohn-Bartholdy,
Palestrina, Stobäus etc. gesungen hat. Dazu gibt es dann noch ein ganz bisschen Liturgie (einen Psalm, eine Mini-Predigt, das Vaterunser). Die eine Stunde Besinnung hat mir gestern sehr gut getan, vor allem die Kirchengesänge aus der Renaissance haben Ruhe und Kraft gespendet. Den Noonsong gibt es seit über anderthalb Jahren und das komplette Archiv aller Werke kann auf der Website in mp3-Form in guter Qualität runtergeladen werden, wenn man sich mit Namen und email registriert.

.

September 23, 2010

In Berlin verfestigt sich zunehnmend der Eindruck, dass die Einheimischen sehr inzestuös unterwegs sind. Kontakte knüpfen ist eine echte Herausforderung. Schade. By the way, kommentieren ist nicht ausgegraut.

2:29 Nick Drake – Day Is Done (1969)

September 1, 2010

When the day is done
Down to earth then sinks the sun
Along with everything that was lost and won

Gestern morgen als ich aus dem U-Bahnschacht am Hausvogteiplatz heraustrat Richtung Gendarmenmarkt sah ich einen Mann, der ein Rad schob. Er war vielleicht sechzig und normal gekleidet. Ich habe ihm ins Gesicht gesehen und schon sprach er mich an. Ich dachte erst, er wolle nach dem Weg – z.B. zur Werderschen Kirche – fragen, aber er war kein Tourist. Er bat mich darum, mir eine Frage stellen zu dürfen. Er würde draußen leben – jetzt fiel der Groschen bei mir – und es wäre sehr schwierig und blablabla. Seine Frage hat er mir nie gestellt, ich habe ihn vorher unterbrochen. Ansonsten hätte er mir wahrscheinlich lang und breit seine traurige Lebensgeschichte erzählt. Um das zu verhindern, habe ich ihm ganz schnell einen Euro gegeben. An ihm hat mich seine Professionalität beeindruckt, er achtete sehr gut auf sein Äußeres, seine Fassade war noch völlig ok. Ich weiß nicht, ob es seine Masche war oder ob es eher zufällig war weil ich ihn unterbrochen habe, aber im Grunde hat er mich gar nicht explizit angebettelt. Was bestimmt auch wichtig für Bettler ist, ist zur richtigen Tageszeit aktiv zu sein. Und morgens gegen neun ist garantiert eine gute Zeit, da die Leute noch leicht verschlafen und noch nicht so abgebrüht sind. Mit jedem Schnorrer, der einem im Laufe des Tages über den Weg läuft, wird man immuner, was dessen Probleme angeht. Das Ziel eines Bettlers muss es sein, der Erste zu sein. In diesem Business gilt ganz besonders: „The early bird catches the worm“. Was ich noch vergessen habe zu erwähnen, „mein“ Bettler hatte einen ganz leichten süddeutschen Singsang drauf, der mich so sanft und ernst vorgetragen auch positiv in seinem Sinne beeinflusst hat. Und Nietzsche hat natürlich trotzdem den Nagel auf den Kopf getroffen: „Bettler aber sollte man ganz abschaffen! Wahrlich, man ärgert sich, ihnen zu geben, und ärgert sich, ihnen nicht zu geben.“ „Mein“ Bettler hat sich nämlich selbst abgeschafft. Nach außen hin hat er nicht die Rolle eines Bettlers gespielt, er war noch er selbst und nicht jemand, der seine Selbstachtung das Klo runtergespült hat.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 186 Stücke ist hier.)

2:45 Fehlfarben – Gottseidank nicht in England (1980)

August 16, 2010

Und wenn die Wirklichkeit dich überholt,
hast du keine Freunde, nicht mal Alkohol,
du stehst in der Fremde, deine Welt stürzt ein,
das ist das Ende, du bleibst allein.

So schwer ist mir die Wahl noch nie gefallen, die Anzahl der exquisiten Musikstücke mit 2 3/4 Minuten Länge auf meinem iPod ist Legion. Aurora Borealis von den Meat Puppets z.B., eines der luzidesten Instrumentals überhaupt. Oder das erfrischende Gilles von dem Bretonen Miossec, oder das intime Spät von Tom Liwa. Oder Humor Me, einer der melodischsten Songs von Pere Ubu. Oder Southwood Plantation Road von der eine Beziehungskatastrophe ausmalenden Tallahassee der Mountain Goats. Oder wie Hille Perl was von Marais auf ihrer Kniegeige spielt. Oder Unhappy Birthday von wem wohl? Oder. Oder. Oder.

Ich überlege gerade, was ich 1980 so gemacht habe, wenn ich mich recht erinnere, ging das Jahr los mit unserem (David aus England plus Freund? plus mein Vater plus ich) 50 Kilometer-Langlaufmarathon von Kaprun nach Mittersill und zurück bei -15 Grad und saukaltem Gegenwind. Windchilltemperatur garantiert -25. Die erste Stunde waren meine Hände eiskalt gefroren obwohl sie in dicken Lederfäustlingen versteckt waren. Aber irgendwann hat sich die Körperbewegungswärme gegen die Außenkälte dann durchgesetzt, in der Gruppe wollte und konnte ich mich nicht blamieren, und meine Hände sind aufgetaut. Im Sommer war ich dann, glaube ich wieder mit David und zweien seiner Freunde im Schwarzwald und wir sind von einer Jugendherberge zur anderen gezogen. Freiburg, Titisee, Schluchsee, Ulm, Memmingen etc. Auf der ersten Etappe über den Feldberg hat es den ganzen Tag geregnet und meine Jeans war so nass, dass sie bestimmt 2-3 Kilo gewogen hat und erst nach Ewigkeiten wieder getrocknet ist. Das war die Zeit als es in Danzig mit Walesa und der Solidarnosc losging. Lustigerweise hatten wir auf unserer diesjährigen Jakobswegteilstreckenwanderung auch einen Tag mit Dauerregen. Von Varaire nach Cahors. Mit 35 km eine der längsten Etappen. Wir sind einfach durchgegangen durch den Wald mit zwei Pausen in Scheunen, wo wir uns unterstellen konnten, von 8 Uhr bis 14 Uhr. Ansonsten hätten wir uns erkältet. Nach 25 km war Schluss mit dem Regen, die Funktionsklamotten sind ratzfatz getrocknet und wir sind die letzten 2 Stunden in der Sonne nach Cahors. Die Aussicht von oben hinunter auf den Ort, der vom Lot wie von einem U umflossen wird, allein war es wert. Der Abstieg war allerdings Gift für meine Knie. Wieso schreib ich das alles? Weil ich auch mal was erzählen will.

Jetzt habe ich nichts über das Lied geschrieben. Das macht glaube ich nichts, da es für sich spricht. Einfach laut aufdrehen und die Zeitmaschine transportiert euch dreißig Jahre zurück. Und mithilfe der Coda gelingt dann wieder der Sprung zurück ins heute. Es klappt, glaubts mir.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 170 Songs ist hier.)

Es geht nichts mehr ohne Gehen

August 4, 2010

Nach 20 Tagen hintereinander mit nahezu 30 Km Fußmarsch pro Tag habe ich seit der Rückkehr am Samstag einen sich täglich verschlimmernden Muskelkater in meinen Beinen bekommen. Aus lauter Verzweiflung bin ich heute daher von meinem Arbeitsplatz in der Nähe des Gendarmenmarkts bis nach Wilmersdorf zu Fuß gelaufen. In nur etwas über einer Stunde. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind auch nur etwa 50% schneller. Zumindest ist der Muskelkater jetzt nicht mehr ganz so schlimm. Überraschend auf dem Weg war wie leer das Zentrum von Berlin doch im Vergleich zu Paris z.B. ist. Da waren ein paar Touristen am KZ-Gedenkmal, ein paar mehr am Potsdamer Platz, aber ansonsten waren da zwischen 6 und 7 abends nur ein paar versprengte Figuren.

3:00 The Feelies – On the Roof (1986)

Juli 5, 2010

Stop for a while
Talk about it

Mit diesem dichten, aber luftig gewebten Gitarrenklangteppich beginnt mein Lieblingsalbum der Feelies, die man allein schon wegen des Covers der ersten Platte wo sie so herrlich nerdig rüberkommen, liebhaben muss. Natürlich schreib ich das nur weil mich heute jemand wegen der beiden Stifte in der Brusttasche meines kurzärmligen Hemds mit diesem schönen, urdeutschen Adjektiv belegt hat. In der letzten Minute des Songs passiert etwas, das ihn aus meiner 3’00“-Shortlist, in der außerdem noch Lloyd Cole’s glorreiches Why I Love Country Music und das melancholische Une Chanson du Crépuscule von den Montgolfier Brothers drin waren, herausstechen lässt. Ich glaube, es ist ein Taktwechsel, eine Beschleunigung des Rhythmus, eine stärkere Betonung der einzelnen Noten, jedenfalls bekommt das Lied plötzlich diesen Twist ins Metaphysische, auf einmal kann ich meine Lippen nicht mehr verschließen, ich muss die Melodie mitpfeifen bzw. versuchen, sie mitzupfeifen. Sie ist in mir übergelaufen, so dass ich sie nicht mehr für mich behalten kann, sie muss einfach raus. Do you know what I mean? Bis Ende Juli mach ich jetzt erst einmal Pause hier, zum einen habe ich diese Woche noch soviel zu tun, dass ich voraussichtlich keine Zeit zum Bloggen mehr haben werde, zum andern sind wir ab Samstag für drei Wochen auf dem Jakobsweg von Le Puy en Velay im Zentralmassiv nach Aire sur l’Adour in den Landes, wo wir vor drei Jahren losgegangen sind nach Santiago. Das heißt also, dass es in diesem Programm, wenn alles gut geht erst wieder am 2. August weitergeht. Außerdem wollte ich mich eigentlich noch bitterlich beklagen, dass dieses Blog in den letzten fünf Monaten quasi völlig resonanzlos geblieben ist. Aber dann habe ich es mir noch einmal anders überlegt. Im Grunde schreibe ich ja sowieso nur für mich selbst. Ansonsten hätte ich schon vor Jahren mit der Bloggerei aufgehört.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 155 Songs ist hier.)

3:18 X Mal Deutschland – Polarlicht (1987)

Juni 17, 2010

Von Alaska bis Kiruna

Am Sonntag ist mein Onkel aus Amerika gestorben. Wir haben es erst heute erfahren. Natürlich war unsere Beziehung nicht sehr eng. Obwohl er sehr oft in Deutschland war, ich glaube, ich habe ihn in den letzten 25 Jahren so im Schnitt einmal pro Jahr auf Familienfesten getroffen. Letztes Jahr waren C. und ich zu seinem 70. in Ohio. Wie auch schon 10 Jahre zuvor. Er war ein sehr einnehmender, lustig-lockerer Typ. Er war der Einzige aus der Familie, der nach Amerika gepasst hat. Seine Urne wird in Deutschland beigesetzt werden. Wie er es gewollt hat. Hoffentlich dauert es jetzt nicht wieder zehn Jahre bis zu unserem nächsten Trip nach Amerika.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 137 Songs ist hier.)

.

Mai 25, 2010

Heute bzw. gestern waren C. und ich auf der Pfaueninsel. Wir haben es beide sehr genossen, ich habe ein Faible für kleine Inseln. Hiddensee ist ja schon nicht groß, aber die Pfaueninsel ist vielleicht ein Zwanzigstel davon. Am meisten beeindruckt hat uns beide die Fontäne mit den zwei Schalen. Wie der Wasserstrahl die obere kleine Schale füllt, die dann überläuft, indem das Wasser eine dünne, durchsichtige Wand bildet und wie die zweite, größere Schale dieses Wasser auffängt und dann ebenfalls überläuft und das Wasser nun eher wild und anarchisch auf den schöngeformten Steinfuß fällt und dort aufschlägt und in alle Richtungen spritzt, das ist ein Schauspiel, dem ich stundenlang zusehen könnte. Gibt es da nicht ein Gedicht zu? Nach der kurzen Rückfahrt mit der Fähre gab es plötzlich einen fetten Regenschauer und wir haben uns nahe der Anlegestelle untergestellt. Dort war auch eine andere Bloggerin mit ihrem Sohn und einem Begleiter. Habe mich natürlich nicht getraut, sie anzusprechen.

***

Vorvorgestern auf dem Karneval der Kulturen wären wir am Mehringdamm fast erdrückt worden. Da waren eindeutig zwei oder drei Leute zuviel am gleichen Ort.

3:42 The Blue Aeroplanes – Jacket Hangs (1990)

Mai 24, 2010

Pick a card, any card.
Wrong.
Pick 19th century twin-set pearls in a new clasp,
Brass neck, collar me
Right.

Swagger, die Schallplatte, die mit diesem Lied anfängt, war ein Geschenk von A. zu meinem Geburtstag, ich glaube es war 1991, also mein Achtundzwanzigster. Zusammen mit Bossanova von den Pixies. Meine ersten beiden Indiescheiben. A. hat mich eingeführt in die Welt des Independent Rock, eine gute englische Bekannte von ihm arbeitete in Brüssel bei einem in Insiderkreisen bekannten Musiklabel. Die Blue Aeroplanes aus Bristol waren dann für eine Weile – zusammen mit den Pixies – eine meiner Lieblingsbands. Ich mochte Gerard Langley’s Stimme und seinen Sprechgesang. Von den Texten habe ich nicht viel kapiert, aber der Kerl hatte literarisch was drauf, das war sonnenklar. Bis heute gefällt mir an diesem Lied und der ganzen Platte die warme, intime Atmosphäre. Ich habe sie in meinem ersten Studio in Luxemburg in der rue de Neudorf meistens spätabends bei Kerzenschein gehört. Die Musik erzeugte bei mir so eine Art campfire feeling. Eine andere Frau, in die ich damals schwer verliebt war, kannte die Band weil ihr Ex sie zu Konzerten mitgenommen hatte und fand sie nicht so toll. Sie verstand auch nicht, was man an Raymond Carver oder Eric Rohmer gut finden konnte. Für sie waren deren Werke öde und langweilig. Dafür hat sie mir Paul Auster’s New York Trilogy empfohlen, die ich begeistert in einem Rutsch durchgelesen habe. Primitivo habe ich auch durch sie entdeckt. Bei den damaligen wilden Parties spielten wir oft drinking games. Wenn sie und ich dann ziemlich hinüber waren, spielten wir manchmal Schach. Ich weiß nicht mehr, wer da gewonnen hat, aber auf jeden Fall hat es mich jedes Mal überrascht wie stark sie war. Vielleicht lag es auch nur daran, dass sie den Wein besser vertrug.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 113 Songs ist hier.)

3:44 Lloyd Cole & the Commotions – Minor Character (1985)

Mai 23, 2010

She said she’d throw herself off a bridge
He stood and laughed and she never did
She telephoned to say that she’d cut her wrists
Instead she beat the walls with her fists

Das passt jetzt sehr gut zu dem gestrigen Eintrag. Wieder 80er in Großbritannien, wieder dieser läutende Gitarrensound (Neil Clark heißt der Mann an der Klampfe hier), wieder ein romantischer Songwriter mit einer sonoren Stimme. Bei dem Lied muss ich an eine alte, unglückliche Liebe Anfang der Neunziger aus der Luxemburger Zeit denken. Ich hatte ihr die CD Easy Pieces geschenkt, auf der es drauf ist. Es stellte sich dann raus, dass ich leider nur ein minor character in ihrem Leben war, worauf ich mich dann auch nicht von der Brücke geschmissen habe, allerdings hat etwas Ähnliches dann später ein sehr guter Freund gemacht (nicht wegen ihr), mit dem ich vorher öfter darüber gescherzt hatte. Da wusste ich, dass ich aus Luxemburg weg musste. Zurück zu ihr. Sie war sehr blond und aus Zehlendorf. Zu unserer Middle Life Crisis Luxo Reunion Ende Juni kommt sie natürlich auch nicht.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 111 Songs ist hier.)

3:51 Joni Mitchell – California (1971)

Mai 15, 2010

Still a lot of lands to see
But I wouldn’t want to stay here
It’s too old and cold and settled in its ways here
Oh but California

Vor 40 Jahren, die Siebziger haben gerade angefangen, Joni ist auf Europareise und sie hat den Blues. Zum einen weil sie spürt, dass dem Frieden doch keine Chance gegeben wird (der Vietnamkrieg geht weiter), zum andern weil sie sich zurücksehnt. In ihre Wahlheimat Kalifornien. Eigentlich kommt sie ja aus dem kanadischen Westen. Von Paris reist sie der Sonne nach weiter südlich nach Griechenland und dann nach Spanien, aber die Parties mit den vielen gebildeten, schönen Leuten können nichts an ihrem Heimweh ändern. Bei dem Lied denke ich auch ein bisschen an meine Radfahrt nach Griechenland, die ursprünglich ins Morgenland gehen sollte, im Sommer 1982. Ich war damals auch in Matala, die Höhlen waren kaum noch bewohnt. Am Strand lagen Neckermannurlauber in einem Glutofen von 40 Grad und mehr. Das war so ziemlich der südlichste Punkt meiner Tour, danach ging es langsam wieder zurück nach Mitteleuropa. Inzwischen ist die Gegend um Perpignan, in der ich mich jetzt gerade befinde, so ein wenig mein Kalifornien geworden. Die Sonne scheint jetzt gerade wieder und das helle Licht zusammen mit dem kühlen, starken Nordwind, der Tramontane, vertreibt jegliche Schwermut. Dazu der honigsüße, schnell zu Kopf steigende Muscat und das frugale französische Essen. Sowie die als Albères im Mittelmeer auslaufenden Pyrenäen, in denen man herrliche Wandertouren machen kann. Mehr braucht man nicht zum Glück.

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 104 Songs ist hier.)

3:52 Aimee Mann – Susan (1999)

Mai 14, 2010

Oh, Susan, the hope of fusion
is that the halo will reappear
it may be pure illusion
but it’s beautiful while it’s here

Der Regen hat aufgehört. Die Tramontane hat die Wolken verscheucht. Wir haben die Chance genutzt und am vorletzten Tag eine zweieinhalbstündige Wanderung in der Nähe von Maureillas-las-Illas gemacht. Auf schmalen, felsigen Wegen an der Bergflanke durch den Wald zu einem Dolmen und einer Turmruine mit schöner Aussicht nach Céret. Hierzu passt das zupackende Lied von Aimee Mann sehr gut. Es geht, glaube ich, um eine Beziehung, die in die Brüche geht. Und wie man daraus das Beste macht. Mal sehen, ob wir morgen problemlos nach Hause kommen. Die Vulkanasche, die unseren Hinflug um einen Tag verzögert hat, scheint derzeit Girona zu verschonen. Ansonsten bleiben wir halt noch ein paar Tage…

(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 103 Songs ist hier.)

kreuzberg so36

Mai 3, 2010

vorgestern auf dem myfest gewesen. jetzt beim aufschreiben schäme ich mich dafür, einer veranstaltung mit diesem namen beigewohnt zu haben. myspace, myfest, myzeil. myass. erstaunlicherweise in dem gewusel drei kollegen getroffen. der erste war zu sehr mit seinem kinderwagen beschäftigt, um mich in der unterführung vom kottbusser tor zu bemerken. mit der zweiten hatte ich mich dort am kiosk verabredet. die dritte hat uns beide dann am mariannenplatz erspäht. ansonsten eine sehr leckere, gehaltvolle caipirinha getrunken und ein fladenbrot mit köfte und würzigen gegrillten wurstscheiben gefuttert. hab mal wieder den altersdurchschnitt angehoben. länger als eine minute techno halte ich immer noch nicht aus, aber das herumgehampel der leute, vor allem des typen mit sonnenbrille, zauberte ein dickes, fettes breitmaulfroschgrinsen auf meine wangen. gut hingegen die oft orientalisch angehauchte musik auf der bühne am mariannenplatz. ich sag nur saz.

4:08 Joy Division – A Means to an End (1980)

April 28, 2010

Heute mittag habe ich mein erstes Subway-Sandwich gegessen. Thunfisch auf Vollkornbrötchen mit Mexican Southwest Sauce und Honig Salz und Pfeffer sowie allem außer Paprika. Wir – zwei Kolleginnen und ich – gingen dann bei herrlichem Sonnenschein zum französischen Dom, wo wir uns auf die Stufen setzten. Nachdem ich das Sandwich ausgepackt hatte, konnte ich mir folgende kritische Bemerkung nicht verkneifen:

15 Zentimeter? Das sollen 15 Zentimeter sein?

(bei Subway gibt es normale 15 Zentimeter lange „Baguettes“ und 30 Zentimeter lange, ich hatte mich für die Kurzversion entschieden)

Worauf eine der Kolleginnen etwas in der Richtung sagte, dass sie diesen Gedanken auch schon mal gehabt hätte, allerdings in einem etwas anderen Zusammenhang. Es dauerte etwas bis es bei mir klingelte.

Der Bezug dieses Eintrags zu dem gewählten Lied mag auf den ersten Blick nicht erkennbar sein, aber das scheint nur so. 😉

(Die Liste aller seit 1. Februar [5:34] ausgewählten 87 Songs ist hier.)

4:12 My Bloody Valentine – When You Sleep (1991)

April 24, 2010

When I look at you
Oh, I dont know what I feel

Wieder schlecht geschlafen letzte Nacht, dann ein wunderschöner, frühsommerlicher Sonnentag. Und eine Depressionswelle von tsunamihaften Ausmaßen schlägt über mir zusammen. Ausweichen unmöglich. Versuche mich abzulenken, indem ich die Teakmöbel auf der Terrasse öle. Es klappt nicht so richtig. Eigentlich wollte ich einen anderen Song wählen, Skyscrape von Idaho, Sad-/Slowcore, meiner Stimmung angemessener. Aber mein Lieblingslied von Loveless ist transzendentaler. Und nebelverhangener. Ich suche jetzt den Schlaf auf den Federkernen. Hoffentlich finde ich ihn.

(Die Liste aller 83 seit 1. Februar (5:34) ausgewählten Songs ist hier.)

Statusmeldung

Februar 28, 2010

Kaum angekommen und schon wieder auf dem Sprung

5:19

Februar 16, 2010

I am strong enough
To be weak in your arms

On days like these I get the impression that I am the only normal person on earth. Everybody else seems to be insane (and additionally has a music taste inferior to my own, just joking). Yes you heard it right, you are all totally nuts. You have a budget of millions of euros and you spend your time saving a stamp for a letter and a roll for a guest. Or you buy stuff for half of half the price (after negotiating) and then you are surprised that the stuff does not work. Or you put the stuff in the cellar where there is lots of other stuff and you don’t find it anymore after buying more stuff to stuff in the cellar. Or you are insincere to a good friend of yours. And you think much more about others than about yourself. When you actually should think more about yourself. Or you write superfluous blog posts like this one. See, it is infectious, I am crazy too now.

Flotte Lotte

Februar 3, 2010

Als ich das erste Mal davon gehört habe, dass Thomas Mann in seinen Tagebüchern – vor allem gegen Ende, iirc – ausgiebig über seinen Stuhlgang berichtet hat, habe ich damals gedacht typisch. So ein Spinner, der nimmt sich so wichtig, dass er seine eigene Scheiße in Literatur umwandeln muss. Am Samstag war ich bei meinem Gastroenterologen und er hat eine Magenspiegelung gemacht, die nichts erbracht hat. Der Grund für meine Durchfälle wurde weder im Dick- oder Dünndarm noch im Magen gefunden. Die Fruktose- und Laktosetests ergaben auch keine Unverträglichkeiten. Jetzt soll ich in den Fußstapfen von Thomas Mann wandeln und Tagebuch über meinen In- und Output führen. Ich erspare meinen Lesern weitere Ausführungen. Außer, dass es meiner Meinung nach mit dem Weißwein zu tun hat, den ich nur noch in kleinen Dosen zu verdauen scheine. Vielleicht habe ich ihn ja zu Tode geliebt. Vor allem den Retsina.

P.S. Die Lösung meines Problems hat ein hilfreicher Kommentator gegeben. Flohsamenschalen. Die ballaststoffreichen Schalen saugen sich voller Flüssigkeit, weiten sich aus und sorgen so für Druck im Darm. Mal wieder typisch, dass die diversen Spezialisten (drei Gastroenterologen!) nur ihre Instrumentenmedizin im Kopf hatten. Und dafür gebe ich Krankenkassenbeiträge bis zum Abwinken aus. Was ein Scheiß!

16117

Januar 9, 2010


This made my day. I had never heard of Dr. Buzzard’s Original Savannah Band before the alternate 70s poll. That combination of swing and disco is so much fun. Kid Creole plays bass here. In other news there was some snow shovelling to do today. The whole of Germany is covered with a layer of white, frozen crystals. Nice to look at, I hope it will stay for a while. It slows everything down which is a very good thing.

16116

Januar 8, 2010

die geschichte des ex-mannes einer arbeitskollegin. er soff. eines tages vermissten sie ihn auf der arbeit, allerdings erst nach 18 tagen, die er nicht erschienen war. bei ihm zuhause floss der briefkasten vor post über. die tür war zu, keiner öffnete. die polizei wurde verständigt und brach die tür auf. er saß auf dem sofa. und war tot. es lagen verschiedene schachteln mit vergammeltem essen rum. in einem schrank waren 15 leere flaschen wodka (oder whisky, aber ich glaube wodka, das würde besser passen). er hatte das essen mit dem alkohol bei einem indischen restaurant bestellt und nur den sprit getrunken. nach außen hin hat er bis zum ende nicht zugeben können, dass er alki war. er war gerade mal 50. leider gibt es einen befreundeten kollegen, der dabei ist, diese geschichte zu wiederholen.

16115

Januar 7, 2010

keinen bock mehr auf:

  • weißweinunverträglichkeit
  • schmacht nach zichten
  • datenbankprojekte
  • shuffle, rate & skip
  • berlingejammer
  • profilneurotiker
  • gelalle
  • frost

16114

Januar 6, 2010

es gibt so tage, über die schreibt man besser nix. heute war so einer. um es mit brecht zu sagen:

Der Mensch ist gar nicht gut
drum hau ihn auf den Hut
hast du ihn auf den Hut gehaut
dann wird er vielleicht gut.

(Das Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens)

16613

Januar 5, 2010

zumindest hab ich jetzt das tonträgersystem gefunden von meinem neuen usb-plattenspieler von omnitronic (günstiger technics-nachbau), es war im styropor versteckt (dank und sorry an den händler). der klang ist allerdings nicht so toll, scheinbar wenig dynamik, ich hab da eine in new york gekaufte platte vom love unlimited orchestra (barry white mit orchester und ohne gesang) auf dem plattenteller drauf, die ich noch nie vorher gespielt habe. der sound scheint mir so dumpf. hab ich evtl. das auflagegewicht falsch (2,5 g) eingestellt? oder ist die nadel so schlecht? da muss ich nochmal ran. ansonsten ist es mir gerade viel zu kalt irgendwas vernünftiges zu machen. der arbeitstag war lausig. ein superlied zum abschluss, dass meinen trüben abend aufgehellt hat (wirklich sehr sehr schade, dass david berman seine band aufgelöst hat):

16612

Januar 4, 2010

bis gestern dachte ich, es wären noch drei monate bis berlin, es sind aber nicht mal mehr zwei! nur noch 54 tage. eigentlich lohnt es sich gar nicht mehr, den kopf aus dem sand zu ziehen.

###

einen schönen bunten taschenkalender gekauft. eine woche auf 2 seiten, fester einband, etwas dick für die hosentasche. brauche jetzt aber nicht mehr meine tasks auf die karteikarten zu schreiben, im kalender sind pro tag 28 zeilen. sollte normalerweise reichen.

###

in südwestfrankreich ist mir wieder aufgefallen wie nett die leute sich dort grüßen. hier dagegen sehe ich beim joggen und vor allem beim spazierengehen fast nur mürrische, griesgrämige gesichter, die fast nie als erste grüßen und einen gruß auch nur in ca. einem von zwei fällen erwidern. und einen dann entweder so seltsam mustern oder ostentativ weggucken. widerwärtiges, arrogantes pack. vor allem beim joggen deprimiert mich das zutiefst, da es eine anstrengung für mich bedeutet, einen „guten morgen“ zu wünschen, wenn ich völlig außer puste bin. in laroque des albères erfreuen sich die leute an meinem „bonjour“ und erwidern es lächelnd. wobei mir allerdings aufgefallen ist, dass ich selber auf den fotos aus südfrankreich fast immer ein lächeln auf den lippen habe. vielleicht reagieren die leute ja deswegen positiver weil ich besser drauf bin. und wieso ist das so? hat garantiert mit der wärme und dem licht zu tun, die die sonne dort verschwenderischer verteilt. man wird dadurch einfach lockerer und unernster. dieses mal gab es sogar den astérix-effekt. der einzige teil frankreichs wo es nicht regnete bzw. schneite in den letzten 2 wochen war justement die gegend um perpignan. letztes jahr hatte es noch ein furchtbares schneechaos gegeben mit unter der schneelast zusammenbrechenden palmblättern u.ä.

###

bei „i love music“ gibt es die alternative wahl der besten alben der 70er. bis jetzt eher enttäuschend. allerdings schön, dass es chic geschafft hat.

16611

Januar 3, 2010

wache nach ca. 4h schlaf um halb drei auf. schäfchenzählen bringt mich nicht weiter, mir gehen 1000 sachen durch den kopf: der job, berlin etc.pp. kurz nach vier bin ich soweit, dass ich endlich das weckerklingeln (5h45) ersehne. werde dann doch von einem geräusch – mit dem ich aber sowas von nicht mehr gerechnet habe – geweckt, natürlich es ist der wecker. bin wohl ganz kurz vorher eingenickt, für den beginn eines alptraums hat es gereicht. ich bin bei einem familienfest in einer größeren lokalität in einer kleinstadt, wo auch festfremde rumlungern. das fest findet irgendwie ohne mich statt, wenn irgendetwas losgeht (die festrede, das essen etc.) muss ich aus irgendeinem grunde weg. treffe in einer oberen etage die beiden von portishead, frage sie was sie in diesem gottverlorenen nest machen, etwa eine neue platte? geoff lächelt vielsagend und nickt. geh dann wieder zurück zum fest, muss durch einen größeren raum. als ich durchgegangen bin, fehlt mir plötzlich mein sacko, das hat mir jemand klammheimlich vom leib gezogen. ich fange an, ein riesentheater zu machen. da klingelt es. der wecker. schnelles teefrühstück. 6h30 los. fahrt durch die frühmorgentliche dämmerung nach girona ohne besondere vorkommnisse. stimmt nicht ganz, im auto vorne rechts bzw. oben ein seltsames geräusch, das wir nicht identifizieren können. als wäre das fenster nicht geschlossen. wir interpretieren es schließlich als nordwind (tramontan), der ab 100 deutlich hörbar wird. in girona trinken wir noch einen cafe con leche und essen von c’s leckerer selbstgebackener galette des rois. am flughafen recht wenig los. heute fliegt nur ryanair. im flieger allerdings mehrere bekannte. c trifft 2 kollegen von der ezb, ich im flugzeug schräg vor mir a aus luxemburg, mit dem ich damals den schachklub gegründet hatte. er würde normalerweise von barcelona-reus fliegen, der flughafen ist aber bis zum frühjahr geschlossen. das flugzeug ist wahrscheinlich auch deswegen proppevoll. quatsche mit a, der mir von seinen erwachsenen söhnen erzählt. der eine macht jazz in london, der andere ist in barcelona. habe den ganzen tag fürchterliche schmacht, jetzt gerade besonders stark. hat bestimmt auch mit den pastillen zu tun, von denen ich bestimmt zehn gelutscht habe. rauchen war natürlich auch ein thema im gespräch mit a. er raucht immer noch eine packung pro tag. schach spielt er nicht mehr, aber er schreibt. fiktion mit einem icherzähler. das lesen dann seine freunde und bekannten, die auch gelegentlich leute darin wiedererkennen. das ganze ist natürlich schwer autobiographisch. in hahn liegen einige zentimeter schnee und es ist etwas unter null. der wagen springt sofort an, die tür hinter der fahrertür klemmt allerdings. nach einer knappen viertelstunde auf der hunsrückhöhenstraße geht plötzlich die innenbeleuchtung an und die offenetürwarnleuchte geht an. nach einem stopp im tiefverschneiten hunsrück stellt sich raus, dass es die besagte hintere tür ist, die inzwischen aufgetaut ist. schwein gehabt. nothing special auf dem restlichen weg nach niehö. außer dass die leute wie immer zu viel auf den linken spuren fahren und außerdem nach dem überholen zu früh vor einem einscheren, so dass man den getauten schnee auf die windschutzscheibe kriegt. verbringe die halbe fahrt mit regenwischerfeintuning, tempomat ist fast permanent an. wir sind um 1 da. packe aus, surfe etwas im netz und halte von 2-3 siesta. schlummere im tiefschlaf, der wecker erscheint mir im moment des klingelns wieder wie ein böses, monströses, extraterrestrisches objekt, dass sich beim besten willen nicht in meine schlafwelt integrieren lässt. lade dann noch diverse fast durchgängig miese elektronische und halbelektronische musik aus dem netz, die ein blogger empfohlen hat. der nachmittag wird vertändelt, komme mit meinem jakobswegfotobuch kaum weiter. abends gibt es minestrone und ich entdecke im kühlschrank eine große pet-flasche mit muscat drin. was für ein göttlicher nektar, dank an c, die gerade den frankfurter tatort zu ende geguckt hat. berlinfahrt um zwei wochen verschoben. da war noch irgendwas wichtiges, tolles, ich hab es aber vergessen.

2009 war

Januar 1, 2010

das Jahr, in dem mir klar geworden ist, dass jeder Mensch so gut wie permanent mindestens mit einem Pfund Scheiße durch die Gegend läuft.

P.S. Das Gefühl, einen über einen Meter langen Schlauch im Darm stecken zu haben und auf dem Bildschirm das Ende der Reise der Kamera am Schlauchende kurz vor dem Dünn- und Blinddarm durch eine braune, stinkende Brühe zu sehen während einem in jeder Sekunde der Dickdarm platzen will (ohne dass man es selber wollte) und man nur notdürftig mit einem Handtuch bedeckt zwei Fremden, darunter einer jungen Frau, mehr oder weniger den nackten Hintern hinstreckt, ist ziemlich unbeschreiblich. Allerdings glaube ich jetzt eine Ahnung davon zu haben, wie es ist, wenn man gerade seine Jungfernschaft verloren hat. Dagegen ist die Beobachtung eines abgezwackten, blutenden Polypen eigentlich schon fast wieder eine Wohltat. Der Polyp war nicht bösartig, aber in drei Jahren muss ich wieder hin, denn die Dinger können ja recht schnell das Lager wechseln.

.

September 18, 2009

den ganzen tag gefragt zu werden und antworten zu müssen, macht mich aggressiv gegenüber leuten, die nichts fragen, die nicht sofort zum punkt kommen, die nichts von mir zu wollen scheinen. heute habe ich ungefähr so viele telefongespräche geführt wie sonst in einem monat.

was mache ich hier?

September 18, 2009

habe ich mich heute gefragt. nach dem märchen der alptraum. heute mittag habe ich fast die fassung verloren. manche sachen glaubt man nicht bevor man sie sieht. details kann ich hier nicht preisgeben, aber es hat mit internet, geld und messe zu tun. und „kundenfreundlichkeit“ in ganz fetten anführungszeichen.

fair tale #1

September 17, 2009

ich glaube es war am ersten pressetag, am dienstag, gefühlte 10 millionen jahre her, da klingelte kurz nach 7 das telefon in unserer info am torhaus und da war eine weibliche stimme, die ich kaum verstanden habe. sie sprach etwas gebrochen deutsch, sie wollte mit der verkehrszentrale sprechen. oder so was ähnlichem. keine ahnung. sie kam irgendwie nicht dahin wo sie hinwollte. ein schlüsselproblem? ich hab es nicht kapiert. völlig egal. jedenfalls kommt sie gestern nachmittag an unserer info vorbei, lacht mich an und entschuldigt sich für ihren anruf am frühen morgen. wir smalltalken etwas, sie lächelt und lächelt. ich bin total hin und weg. heute kam sie wieder vorbei und sagte mir auf nachfrage, dass sie telefonhotline für die messe macht. und lacht mich wieder an als gäbe es kein morgen. so eine süße habe ich lange nicht mehr getroffen.

wer die wahl hat, hat die qual

September 12, 2009

wir haben vorhin einen kleinen spaziergang durch die streuobstwiesen zum kronberger herbstmarkt gemacht. da steht vor uns an einem modestand ein mann mit dem rücken zu uns im anzug. es redet ein kronberger zu ihm über seinen verein (wahrscheinlich den mtv) und guckt ihm tief in die augen. ich denke erst, der mann im anzug ist der besitzer des modeladens, dann sehe ich ihn von vorne und seine rote fliege und sein mönchischer rundhaarschnitt stechen ins auge. es ist heinz riesenhuber. er ist alt geworden, das gesicht fast schon mumienmäßig eingetrocknet. habe gerade gegogelt und gefunden, dass er jahrgang 35 ist. das hätte ich nicht gedacht, hab ihn immer noch als smarten, dynamischen forschungsminister mitte, ende der achtziger im kopf. er ist auch bei dieser bundestagswahl wieder der direktkandidat der cdu. auf den wahlplakaten ist er nicht einmal drauf, wahrscheinlich weil er sowieso den main taunus wahlkreis gewinnen wird, vor 4 jahren bekam er 51%. interessanterweise haben sie 2002 kronberg und königstein, die eigentlich zum hochtaunuskreis gehören wahltechnisch in den mtk eingemeindet. honi soit qui mal y pense. in any case wurde ich wieder an die wahl erinnert und dass ich obwohl ich nur weiß, wen ich nicht wählen will, nämlich eigentlich alle der parteien, die da antreten, doch nicht meine stimme verschenken will. und da am 27. letzter iaa-tag ist, muss ich auch noch die briefwahl beantragen. was für ein theater.

was sonst noch so geschah…

September 4, 2009

ein tag weniger ist ein tag mehr in der erinnerung. in der erinnerung ist ein tag mehr als er eigentlich war bevor man sich an ihn erinnert hat.

###

wahr und falsch gibt es nur in der logik. im leben gibt es nur schattierungen. nur grau. hellgrau oder dunkelgrau, what do you prefer? mausgrau. knallgrau.

###

nach einer teuren flasche spätburgunder des badischen winemakers (deutsch hat der wohl verlernt) fritz keller, die nach möchtegerngroßwinzer schmeckt (schöne pflaumenfarbe allerdings), ist ein einfacher cru bourgeois aus dem médoc eine unglaubliche offenbarung. plötzlich hat man frucht auf dem gaumen, plötzlich ist da natur. die apotheose des rotweins ist bordeaux und dessen apotheose der pomerol. müsste mir mal wieder einen leisten (leider sind die meist überteuert), um zu testen, ob es immer noch wahr ist.

###

eleventh dream day. mein erster wirklicher blogpost von vor über 8 jahren war über sie. gerade auf dem ipod „new rules“, ein gitarrenfreakoutstück á la neil young in seiner fruchtbarsten periode gehört. musste nach ein paar minuten eingrooven dazu pfeifen wie als gäbe es kein tomorrow. dieses improvisierte pfeifen, in dem meine sehr eingeschränkte musikalität sich zu 99% selbst verwirklicht. diese soli verzerrter gitarren. irgendwas wollen die uns sagen. ganz viel blues und lebenserfahrung steckt vda (das verschriebene v lass ich jetzt) drin. eigentlich ist unsere ganze existenz in diesen gitarrensoli drin. und noch etwas mehr. weil die sind transzendent und unsere existenz nicht wirklich.

###

ob einzelkinder wohl altkluger (altklüger wäre wohl grammatikalisch korrekter hört sich aber beschissen an) sind als andere kinder? es scheint so. war ich früher auch und bin es wohl noch. das traurige daran ist, dass man nur altklug sein kann, wenn man keine lebenserfahrung hat. da gibt es ein blog auf antville, das ich sehr liebe, wo ein sohn gelegentlich zu worte kommt und wo ich mich manchmal frage, ob es diesen sohn wirklich gibt. weil so schlau kann man in dem alter eigentlich noch nicht sein. ein fünfjähriger alleschecker. so sieht wahrscheinlich die zukunft aus.

the heat is on oder kann jemand mal bitte die heizung ausstellen?

August 20, 2009

Current Weather Conditions:
Frankfurt / M-Flughafen, Germany
(EDDF) 50-03N 008-36E 113M
Conditions at

2009.08.20 1350 UTC
Wind from the S (190 degrees) at 14 MPH (12 KT)
Visibility greater than 7 mile(s)
Temperature 96 F (36 C)
Heat index 94.1 F (34.5 C)
Dew Point 55 F (13 C)
Relative Humidity 25%
Pressure (altimeter) 30.00 in. Hg (1016 hPa)

wc69

Juli 10, 2009

ich höre gerade close your eyes von keith jarrett im blue note eingespielt. mein blog war besser als dieser substandard-standard, sorry keith. nur zwei sterne. und damit ins archiv.

###

was sonst? achja, die änderungskündigung. montag ist der tag der wahrheit. bis dahin isjanochjanzvielzeit. das ding kann ich eigentlich nicht nicht unterschreiben. berlin rückt jeden tag einige kilometer näher an frankfurt. ich sehe mich schon in wilmersdorf tränen vergießen für mainhattan.

.

Juni 8, 2009

m. back in the brd. mit 70 dosen kautabak. total durchgeknallt. also ich glaub nicht, dass konsum glücklich macht. vor allem nicht der von 70 dosen wintergreen skoal kautabak. wintergreen, das ist der kloreinigergeschmack. american geschmacksverirrung. da gibt es doch gepflegtere wege, sich den krebs an den hals zu holen. c. hat aufgehört, zu rauchen. ein deal. ich habe vorgelegt mit zwei monaten abstinenz. morgens im badezimmer bevor sie das nikotinpflaster auf den oberarm geklebt hat, ist sie unausstehlich. schreit mich an, schlägt mich gelegentlich gibt mir kläpse auf den rücken. bin im ersten moment völlig perplex, muss mir mühsam den grund herleiten. sie leidet ziemlich. nikotin ist die härteste droge überhaupt. hab ich schon zig mal geschrieben. aber es kristallisiert sich immer mehr als eine der ganz großen lebensweisheiten heraus. nach zehn monaten erlebe ich immer noch momente extremer schmacht. spüre fast permanent eine reizung im hals. vorhin das philosophische quartett gesehen. juli zeh ist genauso alt wie ich dachte. baujahr 74. brünett und blaue augen. wie w., meine erste freundin. außerdem ist sie ähnlich naiv und unbekümmert wie w. und ziemlich intelligent. ich glaube, ich bin gerade dabei, mich zu verlieben.

nyc war toll, aber ich krieg den post nicht gebacken

Mai 19, 2009

heute morgen vorm joggen hatte ich einen puls von 33. wenn das so weitergeht, dann erwartet mich in elf tagen das nirvana. ansonsten will ich unbedingt was über new york schreiben bevor ich wieder alles vergessen habe, eine woche im big apple geht nicht spurlos an einem vorbei. you can call it liebe auf den zweiten blick. 1979 rannte ich im heißen juli durch greenwich village – wo eigentlich nix zu sehen war – und war glaube ich im natural science museum, ein tag, der kaum hängen geblieben ist. nur an die knapp einstündige fahrt vom see in connecticut mit robert, der in meinem alter war, erinner ich mich noch ganz gut. er fuhr glaube ich den bug – beetle sagte damals niemand in den usa – nicht den straßenkreuzer, im radio viele worte und werbung, der morgen hatte noch diese erfrischende kühle, die ihm im sommer noch einen zusätzlichen vorteil gegenüber den anderen tageszeiten beschert. cut. vorhin mal wieder „on the beach“ gehört – da gibt es einen ilm thread drüber was das beste lied auf der platte ist – und die story über die honey slides gehört. also das titellied und „motion pictures“ sind so ziemlich die besten lieder, die gras und honig so hervorgebracht haben. lässiger geht nicht mehr. und das schönste ist, diese backmischung nimmt man oral ein, lungenzüge braucht sowieso kein mensch. wieso ich so derartig over the top bin these days, ist mir auch schleierhaft. weil die zwei monate abstinenz vorbei sind? weil ich immer noch den kick vom fliegen habe? weil der jetlag noch wirkt und mich aufputscht? weil ich heute zweimal sport getrieben habe? weil ich jetzt wieder morgens meinen liter tee trinken kann? wegen der nachmittag-kaffees im büro? oder sind es die altoids? no clue whatsoever. schon viertel vor eins, jetzt aber ab in die heia.

Blitzfrühling

April 2, 2009

Vor ein paar Tagen habe ich noch morgens das Eis von der Windschutzscheibe gekratzt und jetzt sind gefühlte 20 Grad und die Forsythien in unserem Garten blühen so gelb, dass es einem in den Augen wehtut. Und von der Blitz-Insolvenz spricht heute auch kaum einer. Noch einen Tag Arbeiten und dann geht es für eine Woche tausend Kilometer Luftlinie gen Südwest. Die Schmacht ist noch da, aber sie kämpft auf verlorenem Posten wie der Winter. Wird jetzt alles gut?

Wanderlust

März 19, 2009

Heute morgen war Frühling. Es war schon früh hell, die Sonne konnte ungehindert auf Niederhöchstadt hinunterscheinen heute morgen. Von den Temperaturen her war es immer noch kühl, so um die fünf Grad, aber das sind nur noch Rückzugsgefechte des Winters. Er hat eigentlich keine Chance mehr, es ist sozusagen seine Ardennenoffensive. Was ein Bullshit, egal. Jedenfalls wurde mir heute morgen klar, was das Problem an unserer Jakobswegbegehung ist. Für diejenigen, die dieses Projekt nicht verfolgt haben: Wir wanderten im Sommer 2007 in Aire sur l’Adour los und kamen in zwei Wochen bis Logroño, der Rioja-Hauptstadt. Letztes Jahr gingen wir von dort in drei Wochen u.a. durch die Meseta bis nach Villafranca del Bierzo. Von dort haben wir noch knapp zehn Tage nach Santiago und dann noch ein paar Tage bis nach Fisterra zum Atlantik. Ein großes Rätsel für mich war, dass die Etappe letztes Jahr viel weniger eindrucksvoll als unsere ersten Schritte 2007 gewesen ist. Und es schwante mir schon vorher, dass es mit dem unvermeidlich näher kommenden Ziel zu tun haben könnte. Ich habe jetzt eine neue Idee. Anstatt in Villafranca weiterzumachen und über die galizischen Berge zu ziehen, könnten wir doch ganz von vorne anfangen. In Frankfurt. Das könnte dann so aussehen:

  • Frankfurt/Main – Konstanz: Fernwanderweg E1 mit dem Andreaskreuz, 600 Km, ca. 26 Tage
  • Konstanz – Genf: Jakobsweg Schweiz, 18 Tage
  • Genf – Le Puy, Via Gebennensis, 16 Tage
  • Le Puy – Aire sur l’Adour, 23 Tage

Summa summarum 83 Tage mit den zwei Wochen Villafranca bis Atlantik noch 97 Tage. Wenn man davon ausgeht, dass wir im Schnitt maximal 2 1/2 Wochen Urlaub pro Jahr für diesen Spaß übrig haben, dann reicht das auf jeden Fall bis 2014. I am stretching it, I know.

groß

März 16, 2009

Ein Wort, das ich noch nie leiden konnte. Ein verbranntes Wort. Und zwar nicht nur in Konjunktion mit deutsch. Bis vor nicht so langer Zeit – ich bin gerade mal taufrische fünfundvierzig – traf ich immer noch Verwandte und Bekannte der Generation meiner Eltern, die mich mit einem Satz begrüßten, den ich nie verstanden habe und den sie zuletzt bei meinem Anblick nur noch automatisch repetiert und selber wohl auch nicht mehr verstanden haben. „Mann bist du aber groß geworden.“ Was kann man darauf noch antworten? Wie kann man in ein Gespräch treten mit einem Menschen, der einen auf die Länge in Zentimetern reduziert? Schlimm an dem Satz ist ja vor allem diese Insinuation, dass ich nur physisch groß geworden bin und nicht geistig, seelisch oder sozial oder sonst wie. Denn ansonsten würden sie es ja sagen. Der Satz ist nahezu eine Diskriminierung, es wird ja damit ausgedrückt, dass man gerade nicht wirklich groß ist, sondern nur physisch. Inzwischen erwische ich mich selber bei diesem Gedanken, wenn ich meinen Neffen in Jahresabständen wiedertreffe. Bis jetzt konnte ich es mir noch verkneifen, aber so „groß“ ist er mit 14 noch nicht.

Außerdem gibt es da noch Alexander den Großen mit dem mich seltsamerweise noch fast niemand verglichen hat. Obwohl er doch immerhin mein Namensvetter ist, ich von der Körperstatur groß bin und dem Wein auch nicht abgeneigt. Als Feldherr habe ich mich zudem im Schach hervorgetan, wo ich mal kurzzeitig Zweiter bei der NRW-Schülermeisterschaft war. An sowas muss ich denken, wenn irgendwas angeblich groß ist. Gegen das Wort hat sich eine ganz schwere Allergie bei mir entwickelt. Die krieg ich auch nicht mehr weg, nicht dass ich das wollte.

.

März 12, 2009

Sie findet, dass ein Bett eher dazu da ist, darin zu schlafen.

.

März 7, 2009

Caos Calmo (Stilles Chaos), der gerade erst in Berlin gelaufen ist, mit Nanni Moretti in der Hauptrolle gesehen. Mir hat vor allem gefallen, mal wieder italienisch zu hören, verstehe zwar so gut wie nichts aber die Sprache und natürlich ihren Klang habe ich immer gemocht und die Leute auch fast immer. Das Land sowieso. Der Film war untertitelt und ich habe gelernt, dass casino auf italienisch nicht Spielbank heißt, das wäre casinò, sondern Bordell, Durcheinander, Haufen, Lärm, Radau, Schlamassel, Tohuwabohu, Drunter und Drüber etc. Es dauert halt bei mir manchmal etwas länger bis der Groschen fällt. Der Film hat mir übrigens bis auf die dreifache Schleichwerbung für einen Premiumautokonzern gut gefallen. Vor allem das Lächeln der kleinen Claudia¹, der Tochter, das mich an den Charme eines anderen etwa gleichaltrigen italienischen Mädchens erinnert hat, das heute so an die 20 sein sollte. Hexen scheinen für eine italienische bambina unheimlich spannend zu sein. Ich wurde sogar an das wunderlich schöne Wort strega erinnert. Ansonsten auch noch gute Musik. Radiohead’s Pyramid Song in einer zentralen Szene des Films. Was für ein gefühlsschweres Lied, dazu kann man ganz phantastisch loslassen und -heulen, das hat Nanni Moretti dann auch gemacht. Ich glaube, ich versuch das jetzt auch einmal.

¹Blu Yoshimi, ob die überhaupt Italienerin ist?

Centro de Interpretación del Julán – Los Letreros

Februar 26, 2009

Rast am Tagoror
Zwei große Vögel kreisen
Krächzende Krähen

El Mocanal – Pozo de las Calcosas

Februar 25, 2009

Nach dem steilen Teil
Nur noch ein sanfter Abstieg
Doch ihm reicht es jetzt

***

Unten Sonnenschein
Beim Aufstieg kein Tröpfchen
Oben ist es nass

El Julán

Februar 25, 2009

Der erste Radler:
Ein gebräunter Norweger
ist vor uns am Ziel

Hoya del Morcillo – Mercader

Februar 24, 2009

Ein junges Pärchen
kommt den Barranco runter
dank Geocaching

San Andrés – Las Montañetas

Februar 23, 2009

Der dürre Schimmel
steht eingepfercht im Schatten
auf der Meseta

Carneros in Tigaday

Februar 23, 2009

Sie holen mich ein
Die Männer im Hammelfell
Au, schwarze Backe
(22.2.)

Ermita de los Reyes – Mirador de Bascos

Februar 22, 2009

Errötet sagt sie:
„So eine schöne Natur
Müssen Sie sehen!“

Frontera – Mirador de Jimana

Februar 21, 2009

Am Fuß des Weges
Die Bäckersfrau mit dem Brot
ein Himmelsgeschenk

***

Wiedergetroffen
Die spanischen Wanderer
Jetzt steigen sie ab

***

Das Taxi wartet
oben auf einen Wandrer
Es ist seine Frau

***

Weicher Waldboden
Der Abstieg ein Fußbalsam
Nervend: Die Falter

Valverde – Tamaduste

Februar 20, 2009

Der Himmel reißt auf
Rechts taucht La Gomera auf
Links liegt La Palma

***

Geschminkte Kinder
singen, tröten und trommeln.
Carnaval. Tschüss, Fleisch.

El Pinar – La Restinga

Februar 19, 2009

Der Hirte schnalzt
Die großeutrige Ziege
springt aus der Linse

***

Von uns aufgeschreckt
Ein Paar Felsenhühner
Sie flattern davon

El Lunchón – Las Puntas

Februar 19, 2009

Ein Gekreisch hebt an
Ich steige auf die Mauer
Kein Vogel zu sehn
(15.2.)

Sabinosa – Playa de Verodal

Februar 18, 2009

Sieh da die Welle
den weißen Kamm geschwollen
überschlägt sie sich

Valverde – Mirador de la Peña

Februar 18, 2009

Die Passatwolke
vor der Steilwand löst sich auf
Die Aussicht ist tief
(17.2.)

es ist noch hoffnung da

Januar 28, 2009

die erste mücke gesehen. sie lauert auf dem vorhang. der winter war zu warm bis jetzt (dabei war er gar nicht so schlecht, aber ich bin halt verwöhnt, münchen 1985 auf dem rad zum matheinstitut bei minus 25). wir haben ja erst ende januar. die kältesten tage kommen oft erst im februar.

It has been a shitty day

Januar 21, 2009

Silver Jews: Punks in the Beerlight from Tanglewood Numbers

There is one thing I do not understand. Why do grown-up people prefer to talk badly about a third person when that person is not there to saying it to that person directly? And why the hell do I have to be in between those two persons? Which means of course that I also have to listen to the other person’s criticism of the first. Je n’y suis pour rien. Additionally I got into a rather fruitless discussion (unfortunately it is in German) about the question if Obama is black, white or something else. I opted for something else. I’d rather forget all this crap and listen to David Berman’s wonderful song about punks in the beerlight. I guess to produce a rhyme like

Ain’tcha heard the news?
Adam and Eve were Jews.

you have to be a) a Jew and b) David Berman
But the unforgettable line in this song is of course the chorus. „I loved you to the max“. It resonates in the ear. There is a happiness hormone hidden in this simple sentence which has an effect only when you sing it and repeat it again and again. The complete lyrics are here. And there is another part which makes this post kind of come full circle:

If it ever gets really really bad,
Let’s not kid ourselves.
It gets really really bad.

How can someone not love David Berman? There’s another great mystery of life.

Everything is falling apart

Januar 20, 2009

Joy Division: Heart and Soul from Preston 28 February 1980

1. The temperatures have risen in Germany in the last couple of days. Last week we had around -10° Celsius when I left work today it was something like 7°. This weather change caused havoc in the water container for the wipers. For some reason – probably I did not put enough anti-freeze liquid inside – the water froze when there was permafrost. And the ice melted again when it got warmer. So far, so good. But unfortunately the alarm display for the wipers went on again today. There was no water left. And whenever I pour some water into the container, it never gets filled. After some deep analysis – Edgar Allen, you are still my hero – I came to the conclusion that there is a hole in the container. When I will go to the garage to change the container I am pretty sure that it will cost a fortune. Probably they have to remove the motor or something to change that bloody thing.

2. I have got an electronic body-fat balance which I use after my ergometer training to check my weight and body-fat index. Whenever I try to weigh me these days it produces error 0 which means wrong initialisation. First I thought it was the battery but it wasn’t. The balance is just a pile of high-tech junk. A totally useless gadget. Actually I never understood the value-added of the body-fat index. All that interests me is my weight in kilograms. I descended the mechanic balance from the bathroom again which may be less flashy and maybe less accurate but at least it works.

3. Finally the pulse monitor watch has packed up. It used to have difficulties to pick up my pulse in the past, I imagined it was because my pulse was too weak and/or too slow. But now the display has totally faded away. I hope it is only the battery.