Und wenn die Wirklichkeit dich überholt,
hast du keine Freunde, nicht mal Alkohol,
du stehst in der Fremde, deine Welt stürzt ein,
das ist das Ende, du bleibst allein.
So schwer ist mir die Wahl noch nie gefallen, die Anzahl der exquisiten Musikstücke mit 2 3/4 Minuten Länge auf meinem iPod ist Legion. Aurora Borealis von den Meat Puppets z.B., eines der luzidesten Instrumentals überhaupt. Oder das erfrischende Gilles von dem Bretonen Miossec, oder das intime Spät von Tom Liwa. Oder Humor Me, einer der melodischsten Songs von Pere Ubu. Oder Southwood Plantation Road von der eine Beziehungskatastrophe ausmalenden Tallahassee der Mountain Goats. Oder wie Hille Perl was von Marais auf ihrer Kniegeige spielt. Oder Unhappy Birthday von wem wohl? Oder. Oder. Oder.
Ich überlege gerade, was ich 1980 so gemacht habe, wenn ich mich recht erinnere, ging das Jahr los mit unserem (David aus England plus Freund? plus mein Vater plus ich) 50 Kilometer-Langlaufmarathon von Kaprun nach Mittersill und zurück bei -15 Grad und saukaltem Gegenwind. Windchilltemperatur garantiert -25. Die erste Stunde waren meine Hände eiskalt gefroren obwohl sie in dicken Lederfäustlingen versteckt waren. Aber irgendwann hat sich die Körperbewegungswärme gegen die Außenkälte dann durchgesetzt, in der Gruppe wollte und konnte ich mich nicht blamieren, und meine Hände sind aufgetaut. Im Sommer war ich dann, glaube ich wieder mit David und zweien seiner Freunde im Schwarzwald und wir sind von einer Jugendherberge zur anderen gezogen. Freiburg, Titisee, Schluchsee, Ulm, Memmingen etc. Auf der ersten Etappe über den Feldberg hat es den ganzen Tag geregnet und meine Jeans war so nass, dass sie bestimmt 2-3 Kilo gewogen hat und erst nach Ewigkeiten wieder getrocknet ist. Das war die Zeit als es in Danzig mit Walesa und der Solidarnosc losging. Lustigerweise hatten wir auf unserer diesjährigen Jakobswegteilsteckenwanderung auch einen Tag mit Dauerregen. Von Varaire nach Cahors. Mit 35 km eine der längsten Etappen. Wir sind einfach durchgegangen durch den Wald mit zwei Pausen in Scheunen, wo wir uns unterstellen konnten, von 8 Uhr bis 14 Uhr. Ansonsten hätten wir uns erkältet. Nach 25 km war Schluss mit dem Regen, die Funktionsklamotten sind ratzfatz getrocknet und wir sind die letzten 2 Stunden in der Sonne nach Cahors. Die Aussicht von oben hinunter auf den Ort, der vom Lot wie von einem U umflossen wird, allein war es wert. Der Abstieg war allerdings Gift für meine Knie. Wieso schreib ich das alles? Weil ich auch mal was erzählen will.
Jetzt habe ich nichts über das Lied geschrieben. Das macht glaube ich nichts, da es für sich spricht. Einfach laut aufdrehen und die Zeitmaschine transportiert euch dreißig Jahre zurück. Und mithilfe der Coda gelingt dann wieder der Sprung zurück ins heute. Es klappt, glaubts mir.
(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 170 Songs ist hier.)
November 4, 2010 um 21:57
[…] eine Band aus Düsseldorf (in diesem Projekt nach den Fehlfarben und dem KFC bis dato die dritte), wieder von der Kompi Verschwende Deine Jugend. Es handelt sich um […]