Mit Polyrhythmen
hochsteigend zum Himmelszelt
auf Eschers Treppe
[Gong – Ard Na Greine, via]
Liebesballade
Ein Tenorsaxophonton
rein wie der Neuschnee
[John Coltrane – Naima]
Die Musik plötzlich
nach Einbruch der Dunkelheit
ohrenbetäubend
Schnipps! Stelle dir vor,
die Welt wär exakt so wie
vor fünfzig Jahren
[David Sylvian – Nostalgia]
Bass und Piano
auf gleicher Wellenlänge
Herzschmelzmelodie
[Charlie Haden & Keith Jarrett – Ellen David]
Tes belles chansons tristes
ont toujours brisé mon coeur.
Elles vont rester, sûr.
[Jean-Louis Murat – Aimer]
P. S. Hier habe ich auch noch ein paar Worte zu Murat geschrieben.
Morgens der Himmel
Tief ins Plumeau einsinken
Der Grat des Halbschlafs
[Alva Noto – Kinder der Sonne (Intro) (via)]
Aus den Favelas
Eine Stimme wie ein Bär
Lang lebe der Dub!
[Seu Jorge & Almaz – Cala Boca, Menino (via)]
Your bass was the heart
of the most magic band of
our generation
Eins mit dem Kosmos
Auch auf den Antipoden
Pharoah’s Geist lebt!
[The Circling Sun – Kohan]
Da dreht einer ab
Ein Gitter aus Pappmaché
Mein Kopf explodiert
[David Byrne – Wheezing]
Ein Bett aus Saiten
Plötzlich ist alles so klar
Wir tanzen im Kreis
[Saif Al-Khayyat – Hakimi]
Nach der Siesta
Die Ohren noch jungfräulich
Musik wirkt direkt
An die Synapsen
andockende Gitarren
Cover me, Babe!
[William Tyler & The Impossible Truth – Highway Anxiety / Radioactivity (Live)]
Eine Injektion
mitten rein in die Seele
Warmer Liebesstrom
[Ben Watt – That’s the Way Love Is]
Ganz tief im Wald drin
Die Wunderwelt der Töne
Manchmal verstörend
Wir wollen feiern,
dass du endlich dreißig bist
Wir wollen feiern
[Katharina Schwerk – Reden umgetextet von Amelle]
Zartbitterschoko
Orangenmarmelade
Wacholderschnäpschen
[Everything but the Girl – Caution to the Wind]
Duett mit sich selbst
Beats, auf der Stelle tretend
Schwebendes Ende
[Everything but the Girl – Karaoke]
Das Herz erwärmen
mit Tracey’s Stimme im nicht
endenden Winter
[Everything but the Girl – Run a Red Light]
Schalk an den Tasten
Sie sprudeln vor Spielfreude
The Groove must go on
[Ahmad Jamal – Poinciana (Olympia, Paris 2012)]
Zusammenjammen
bis dass der Tod uns scheidet
Die Wüste in uns
[Giant Sand feat. Rainer Ptacek – The Inner Flame]
Sliding deep into
the delta of guitar blues
Shivers guaranteed
[Rainer Ptacek & Das Combo – Me and the Devil (Robert Johnson), 1985, via z.art]
All I want right now
Instant gratification
Three girls kicking ass
[Horsegirl – Anti-glory]
Die Goldberg-Variationen in der berühmten 1955er Aufnahme von Glenn Gould gehen reflektiert und präzise los, das Tempo spart sich Gould für später auf. Ich weiß nicht mehr genau in welchem Jahr es war, vielleicht 1986, jedenfalls war ich auf Interrailtour in Griechenland, Italien und Portugal, wo ich gerade noch hingekommen bin in der begrenzten Zeit. Und ich habe in allen drei Ländern rein zufällig morgens zum Frühstück in den Hostels bzw. Privatquartieren die Gouldschen Goldberg-Variationen gehört. Sie waren der Soundtrack zu meiner ersten und letzten Interrailreise. Und mit dieser Aria geht der Trip los. Es gibt schlechtere.
(Die Liste aller seit dem 1. Februar ausgewählten 222 Stücke ist hier.)
Hört sich jetzt an wie
das vorweggenommene
eigne Requiem
[Ryuishi Sakamoto – andata]
In meinen Körper
fährt der Bass, in meinen Kopf
die hohe Stimme
[Esperanza Spalding, Aruan Ortiz & Francisco Mela – The Peacocks (Jimmy Rowles)]
infectious groove
exuberant stellar trip
sensuality
[Meshell Ndegeocello – Virgo]
Akkordeonblues
Breite den Klangteppich aus
Lass mich wegfliegen
[Lloyd Cole – Man Enough]
Die Sounds des Dschungels
Immer tiefer reingehen
Sich dort verlieren
Sie, die Liebe ist
ein fragiles Gebilde.
Tasten wir uns ran.
[Keith Jarrett – I Loves You, Porgy (Nina Simone)]
Alles was man sagt
operettenhaft singen
macht gute Laune
Spiel mich schwindelig
Arrangier etwas dazu
Berühr mich innen
Die Wange streifen
mit einer Vogelfeder
Die Zeit anhalten
Acoustic guitar
Straight into the heart of things
An expectant voice
Manchmal brauche ich
seine kaputte Stimme
Er kann auch anders
Dahingeschmolzen
Einfach mal innehalten
Und wieder von vorn
Äquivalenz von
Melodie in der Musik
und Menschenlächeln
[Valentin Silvestrov, haikufiziert]
Der lange Atem
geht dem Saxofonspieler
irgendwann mal aus
[Wayne Shorter – Infant Eyes]
Fingerchen gleiten
behende über Saiten
Von Herzen lachen
Ganz im Hier und Jetzt
Nicht sitzen bleiben können
Eins mit dem Klavier
[Keith Jarrett – Solar (Live in Japan 1987) von Miles Davis]
Siebziger Jahre,
die Tanzfläche rappelvoll,
der Refrain endlos.
[Donna Summer – Love to Love You Baby]
Töne, aufgereiht
wie Perlen auf der Kette,
im Lichtbad schimmernd
[Cimarosa – Sonate No. 42 in d-moll (Arr. Vikingur Ólafsson)]
Libanon, früher
die Schweiz des Nahen Ostens,
heute ein failed state
[Mickey 3D – Mon pays est tombé]
Wogende Körper
Warten bis es zu spät ist
Wagner auf dem Klo
[Patric Chiha – La Bête dans la jungle, 3/10]
Neunzig Minuten
Carmina Burana und
Ride Like the Wind hör’n
Antidot gegen
Griesgrämigkeit, Winterblues,
Schlafmangeldepri
[Haim – If I Could Change Your Mind]
Ein Kunstwerk aus Kitsch
Bossanova-Luftigkeit
Ein reifer Jahrgang
[Dionne Warwick – Walk on by (Burt Bacharach/Hal David)]
Einsame Straßen
Nachts durch die Stadt flanieren
Die Stadt liegt am Meer
Where a man dives deep
into the essence of things
Follow him, will you?
[Van Morrison – Rave on John Donne]
alternativ:
Niemals aufhören
darf dieses Lied und wenn doch, dann
drücke auf Repeat
Zärtlicher Anschlag
Töne hallen nach und vor
Der Raum öffnet sich
Samtene Stimme
Schwebende Akkordfolge
Steigende Spannung
[Nadine Khouri – Vertigo]
Quecksilbrig schimmernd
Gitarrenklangzauberer
Spielt jetzt im Himmel
[Television – No Glamour for Willi]
Dort passiert gar nichts
und die Band spielt immer nur
traurige Musik
[Talking Heads – Heaven]
Jazz at the fringes
Musikauswahl exquisit
Treffende Worte
[Klang und Resonanz auf WDR 3 moderiert von Ralf Dombrowski]
Perlenkette, echt
Stakkato, das schwindlig macht
Klavierkaskade
Es braut sich etwas…
Die schwarze Wolke hängt so…
Doch sie zieht an uns…
[Ryuishi Sakamoto – 20220202]
Den letzten Moment
mit dem Vater erleben.
Treppe hoch, singend.
Sie machen heute
noch so coole Musik wie
vor dreißig Jahren
Und wenn die Beatles
nur eine lokale Band
geblieben wären
[Christian H. Smith – Through a Glass Onion, übersetzt von Stefan Kalhorn]
Treffen in Paris
Corona kam dazwischen
Would-have-been-DJ
After all there is
still great music around but
you have to find it
[Wadada Leo Smith, Henry Kaiser, Alex Varty – Pacifica Koral Reef]
Die Musik so schlecht
so viel Oropax gibts nicht,
wie ich brauchen tät
Don’t you think it is
a strange and beautiful world
that we all live in?
Der Groove drängt nach vorn,
verästelt sich immer mehr,
ist unser Schicksal.
Sonne und Regen
Lebensfrohe Verspieltheit
Tiefe Traurigkeit
Kinderkrippenspiel
Schmettern von Weihnachtsliedern
Bescherung zu siebt
Relativierung
von der Ausdrucksfähigkeit
menschlicher Sprache
[Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium – Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen]
Spielt noch langsamer!
Kostet jeden Ton voll aus!
Lasst es nie enden!
[Sebastian Rochford / Kit Downes – Even Now I Think of Her (snippet)]
Streicherteppiche
quer durch den Wilden Westen
im Breitwandformat