Zwei Paar Stieglitze
zwitschern ihr Liedchen auf dem
Purpur-Sonnenhut.
Zwei Paar Stieglitze
zwitschern ihr Liedchen auf dem
Purpur-Sonnenhut.
Der Paketbote
klingelt, rennt die Treppe hoch,
wirft Päckchen vor Tür.
Ich frage mich, ob ich besser oder schlechter jonglieren würde, wenn der nächste runtergefallene Ball mein Todesurteil wäre. Natürlich mit einer vorher definierten Mindestwurfzahl z. B. 300. Man muss dazu sagen, ich zähle die Würfe beim Jonglieren und zwar laut. Ich glaube, es würde keinen Unterschied machen. Beim Jonglieren ist man so im Jetzt da lauert die Gefahr hauptsächlich darin, dass man sich ablenken lässt, dass man anfängt, zu denken. Im Moment des Jonglierens würde das über einem schwebende Fallbeil nichts ändern. Während des Jonglierens würde ein Denken daran das Risiko zu versagen sogar eher vergrößern da man ja gerade im Automatismus, sozusagen auf Autopilot sein muss, um es zu schaffen. Da braucht man keine Zusatzmotivation.
Obwohl es sein könnte, dass ich vor Publikum fehlerfreier jongliere als ohne. Weil die Konzentration eine andere ist. Sich vor anderen zu blamieren ist einfach etwas anderes als dies vor sich selbst zu tun. Kann es sein, dass die Eitelkeit stärker ist als die Todesangst? Seltsamer Gedanke.
Ein Fehler, der mir oft passiert ist es, mich in Sicherheit zu wiegen. Sagen wir, ich habe mir 300 Würfe vorgenommen und ich habe 250 geschafft. Wenn ich jetzt anfange zu denken, dass ich schon fast am Ziel bin, der Rest ist ein Klacks, dann ist das der Beginn eines Abschweifens von den Objekten, die im Fokus stehen, den in der Luft fliegenden Bällen und rächt sich meist sofort. Oder ganz ähnlich, ich bin kurz vor dem Ziel und mache mir bewusst, dass ich fast da bin und es schaffen muss. Dann werde ich nervös und verkrampfe mich und mache einen Fehler. Entweder werfe ich zwei Bälle gegeneinander oder schaffe es nicht, einen Ball zu fangen weil z. B. die Würfe nach oben nicht senkrecht genug sind.
Ich kann es bis heute nicht fassen, dass ich noch mit über 35 jonglieren gelernt habe. Damals einfach aus einer schriftlichen Anleitung, erst mit zwei dann mit drei Bällen, schönen bunten Jonglierbällen, die super in der Hand liegen. Man muss es sich trauen, etwas üben und es kommt dann irgendwann. Es wird aber für mich immer ein Wunder bleiben. A propos Jonglierobjekte, habe ich das schon mal geschrieben im Blog? Ich glaube in Boston war es, da sahen wir einen Typen, der hat doch tatsächlich mit Toastern jongliert.
Treffe trotz Tröpfelns
in Dämmerung Fußgänger,
Jogger und Radler.
Der Regen lässt nach.
Der Morast lässt mich nicht los.
Der Boden ein Schwamm.
Die Kunst, Figuren
anzufassen, zu schlagen,
zurechtzurücken.
Einige Schritte
nach vorn. Dann Innehalten.
Trompetenträume.
[J. Peter Schwalm (& Arve Henriksen) – Raumzeit vom neuen Album Neuzeit]
Die Inspektion
per Überweisung bezahlt.
Hier traut man sich noch.
Es riecht nach früher.
Der alte Mann im Büro
mit Fluppe im Mund.
Auf der Treppe liegt
eine winzige Spitzmaus.
Sie ist mausetot.
Schnatternde Gänse
im Formationsflug mit
Belgischem Kreisel.
Ein Zuckerbäcker
hat die Natur über Nacht
schneeweiß gepudert!
Auf Wiese dampfen
Misthaufen bei frostigen
Temperaturen.
Die Kohlmeise singt
auf der Edelkastanie
ihr einsames Lied.
Nebeneinander
fliegende Entenvögel
über Mammolshain.
Lächelfalten von
brünetter Textilfachfrau
als sie Ware reicht.
Rechts hinterm Taunus
versinkt Helios während
links Luna aufgeht.
Sennenhündin gleicht
Sumoringerin im Spiel
mit Kangalrüden.
Collies begleiten
meine Laufbewegungen
mit bösem Bellen.
Renne durch Nebel
mit beschlagener Brille
in Streuobstwiesen.
Ohrstöpsel raus und
ich hör‘ Uhrticken, Heizung,
Autos, dein Atmen.
Vater tadelt Sohn,
der nicht klingelt, bevor er
mich mit Rad passiert.
Hellgelbe Blätter
um den Apfelbaum verstreut
leuchten auf Rasen.
Bibbern bei fünf Grad.
Körper an Klimawandel
bereits angepasst.
Nächtens aufgewacht.
Nicht genug Luft bekommen.
Warte aufs Ende.
Die Nächte waren
nie länger als in diesem
Coronaspätherbst.
Mit Melatonin
mehr gedämmert als gepennt.
Kopf nicht zermartert.
Lavendel entsorgt.
Lange mit Hotline gequatscht.
Fliege erschlagen.
Meditationen
zwischen den weißen Linien
Tempomat sei Dank.
Waldsee umrundet.
Ahorn mit Schwarzfleckigkeit.
Urnenfeld besucht.
Die Enten schnattern,
die Krähen krächzen mir ihr
„Guten Morgen“ zu.
Himmel trägt Tonsur.
Wolkendecke drumherum.
Zenith nachtschwarzblau.
Himmel zieht sich zu.
Leute grüßen nicht zurück
oder mit Brummen.
Eine Mondsichel?
Oder eine Banane?
Pflück‘ sie und find’s raus!
Sich beim Vortragen,
ans Manuskript zu halten.
Viel zu langweilig.
Keinen getroffen.
Doch nicht allein auf dem Weg
durch die kühle Nacht.
Vielleicht das Schönste
im Leben. Am Firmament,
Sterne zu sehen.
Streifzug durch die Nacht.
Man ahnt mehr, als dass man sieht.
Der Himmel gibt Licht.
Der Weg in die Nacht,
wo man die Sinne aufreißt,
wird zu einer Sucht.
In Nacht eingetaucht.
Großen Wagen gesehen.
Polarstern gefolgt.
Mit Taschenlampen
blenden Leute die Natur
und sehen mich nicht.
Morgens eingepennt.
Polizist schießt mit Taser.
Trifft mich. Wache auf.
Zwischen den Wolken
des aufreißenden Himmels
funkeln Fixsterne.
Schnelle Vertrautheit
mit Unbekannten, die man
in Dunkelheit trifft.
Hör‘ im Haus Kratzen.
Ne Maus? Nee. Ein Eichhörnchen!
Dachrinnenturner.
Eichhörnchen greift sich
Nüsse aus Futterkasten
und wedelt mit Schwanz.
Schnitt unter Nase
beim Rasieren. Blutstillung
lässt Träne kullern.
Der goldgelbe Saft
mit durchdringendem Geruch
nach Heu und nach Tier.
Frühlingssonne fällt
auf Massen von Spaziergängern
sonntagnachmittags.
Drahtzaun geöffnet
für ausgebüxtes Zwerghuhn
und wieder fixiert.
Nachdem die Zehen
gegen das Tischbein stoßen,
bevor der Schmerz kommt.
Schwarzrote Farbe,
Brombeeraromen, fruchtig,
rund und geschmeidig.
[Primitivo aus Puglia, Doppio Passato, 2019 Bio]
Walnüsse gesucht,
gesammelt, -schält, -lagert, -knackt,
gepult, genossen.
Die Windschutzscheibe
heute morgen weiß bestäubt:
ein Feuerlöschstreich.
Eichkatz meditiert
auf Apfelbaum in leere
Noisettebar blickend.
Krähe wirft Walnuss
mit Maul so oft aufs Pflaster
bis sie geknackt ist.
Peruanische
Heidelbeeren so groß wie
Trollingerreben.
Zwei Runden locker
mit beschlagener Brille
durch Wiesen getrabt.
H…e, W……d, S..-
.a, H…e, L..a, G..i,
C…….e, B…..a.
Winfried, Franz, Walter,
Jonathan, Eckhard, Kostas,
Andrea, Thomas.
Süßes Wiegenlied,
das Augen schließt und sacht trägt
in Morpheus Arme.
An siebter Stufe
der Treppe stolpere ich
bei Versonnenheit.
Langes Wachliegen
bis zum Klingeln des Weckers.
Danach Entspannung.
Frecher Regelbruch:
Auto auf Geh- und Radweg
beschleunigt vor mir.
Novembernebel
hängt über Feld und Wiese.
Wie es sich gehört.
Halb vier aufgewacht.
Nicht mehr eingeschlafen nach
seniler Bettflucht.
Abgelaufenes
Bier zu trinken, wäre mir
früher nicht passiert.
Die Geheimnisse,
die ich der Nacht anvertrau‘,
bleiben im Dunkel.
Windstille total.
Sechs Highlander fressen Heu.
Vogelgekreische.
Die Nacht breitet sich
wie eine Decke über
die klamme Erde.
Der schwere, graue
Himmel hängt voller Wolken
und will einstürzen.
Wenn die Augen sich
an die Nacht gewöhnt haben,
scheint sie tief vertraut.
Eine Frau mit Hund
fragt mich im Dunkeln, ob ich
Angst vor Hunden hab‘.
Als Spaziergänger
ragt man aus der Landschaft raus
und wird gesehen.
Morgens streichelt mich
Dachshaar vom Rasierpinsel.
Kaum noch zu kriegen.
Milchig-trüber Trunk.
Schwer auf der Zunge liegend.
Sonne pur. Pastis.
Nach dem Ausatmen
kommt ein Moment der Ruhe
vor dem Einatmen.
(Er:) Neue Klamotten?
Schon wieder? Wozu denn nur?
(Sie:) Zum Tragen, was sonst?
Früher war’s Rauchen
verboten im Schlafzimmer.
Jetzt auch das Handy.
Mann joggt mithilfe
zweier Jagdhunde, an die
er gegurtet ist.
Die Schlehen sind reif.
Süßlich, mit etwas Säure.
Patxaran olé!
Menschen mit Demenz
haben keine Sorgen mehr,
und das hält (sie) jung.
[Martina Bergmann – Mein Leben mit Martha]
Diese Helligkeit.
Der November ist auch nicht
mehr das, was er war.