Gefallne Äpfel
Mirabellenparadies
Brombeerhimmel
Gefallne Äpfel
Mirabellenparadies
Brombeerhimmel
Endlich weiß ich es
9 mm mit Übergang
So heißt mein Haarschnitt
Eintausend Meilen
längs durch Großbritannien
Parkinson fuck off!
[Raynor Winn – Über Land]
Gitarrenzauber
Unvergessliche Stimme
Knochentiefer Groove
[Jeff Tweedy – Enough]

Seit ein paar Tagen
kann ich nicht genug kriegen
von einem Album
eines norwegischen Schlagzeugers
Es startet mit Stille,
von Gongschlägen unterbrochen,
die eine Erwartung schüren
aufs Offene, aufs Freie
Das Nachhallen der diskreten Gongschläge,
das den Raum weit öffnet,
plötzlich ein kurzes Schnalzgeräusch,
das überrascht, fast erschreckt
Es gibt viel Schlagwerk,
das unrhythmisch bearbeitet wird
eher Geräusche erzeugt,
viele Pausen
Gelegentlich ein Klavier,
das einen anderen Klangraum schafft
eher abstrakte Tonfolgen spielt
Kaskaden ohne Melodie
Dann Zitherklänge
mit asiatischem Flair
beruhigend, sanftmütig
Gegengewicht zum hektischen Schlagzeug
Ein Saxophon
wie eine verschwommene Wasserfarbe
Eine Frauenstimme singend
in einer mir unbekannten Sprache
Es gibt hier keinen Wohlklang,
aber auch keine völlige Disharmonie
Atonalität ja, aber keine Dissonanz
Alles ist möglich
Ich liebe die Langsamkeit,
wie alle Töne gleichberechtigt
nebeneinander stehen,
die Kurzweiligkeit der Stücke
Musik, die sich nicht anbiedert,
Musiker, die ihr Ding durchziehen,
die etwas wagen,
wo jedes Stück einen eigenen Kosmos schafft
Hier der Opener Confronting Silence:
Man sieht ihn förmlich
an sich vorbeirauschen und
wie er verschwindet
[Hermann van Veen – Kleiner Fratz (live 1975)]
Bleierne Schwere
Müdigkeit übermannt mich
Auf dem Weg nach Haus
Melodrama-Kitsch
Wohl zu schön, um wahr zu sein
Aber der Weg reizt
[Marianne Elliott – Der Salzpfad nach dem Buch von Raynor Winn]
Erst schilfig, dann voll
Trompetenklangverwandlung
Mittenrein ins Herz
[Mathias Eick – September, s.a. 4792]
Sag jetzt lieber nichts
Spanne nur die Ohren auf
Lass die Töne rein
[Mathias Eick – September]
Tempo rausnehmen
Sein verspultes Ding machen
Es fließen lassen
[Kurt Vile – hit of the highlife]
Ganz tief in mir drin
etwas zum Schwingen bringen,
das ich nicht kannte
[Eliana Glass – Flood]
Als Fan sein Idol
wieder zurückschubsen auf
den richtigen Weg
[James Griffiths – The Ballad of Wallis Island]
Von innen geduscht
Sperberpaar überfliegt uns
Kletterparadies
Morgens wieder ein Frühstück zu acht in der engen Küche in unserer Unterkunftin Schmilka. Neben einem französischen Paar aus der Picardie nördlich von Reims, das wir gestern schon an der Mühle getroffen hatten, zwei junge deutsche Wanderinnen und zwei Engländer, die Tagestouren machen. Der Hausherr erklärt die um über 100 auf 65 Personen gesunkene Einwohnerzahl in Schmilka. Zum einen ist die Bevölkerung stark überaltert, zum anderen sind die Mieten aufgrund des hohen Anteils von Fremdenverkehrszimmern, die zu rund 100 Euro pro Nacht vermietet werden können, mit um die 3000 Euro pro Wohnung unbezahlbar. Da geht es Schmilka ähnlich wie bekannteren touristischen Hotspots wie Barcelona oder Mallorca.
Wir nehmen mal wieder die Fähre über die Elbe, wo wir unsere Gästekarten einsetzen können.

Auf der anderen Elbseite sieht man die völlig verlassene, vor sich hin verrottende Grenzstation.

Mit den Franzosen gehen wir die Steinstufen hinauf zum Gebirgsplateau. Oben angekommen sind die Hemden bereits komplett durchnässt, die zweite Dusche des Tages, dieses Mal aus körpereigenem Schweiß. Wir quatschen über Gott und die Welt und kommen dabei an einigen blühenden Blumen vorbei.

In Schöna begleiten die alten DDR-Straßenlaternen uns auf dem Weg.

Die heutige Malerwegetappe und die Eintageswanderung Caspar David Friedrich-Weg sind über weite Teile identisch, der Blick zum Zirkelstein hat anscheinend den Wanderer über dem Nebelmeer mit inspiriert.

Im nächsten Ort stoßen wir erstmals auf offene Bekundungen gegen den Staat, die nur noch knapp von der Meinungsfreiheit gedeckt sein dürften. Auf der Heckscheibe des in der Nähe stehenden Autos steht: „Wir sterben wie Männer. Wir brauchen keine Airbags.“ Mein erster etwas zynischer Gedanke: Viel Erfolg dabei!

Hinter Krippen, wo wir die zackige Wegführung etwas abkürzen, hören wir langgezogene, schrille Schreie im Wald. Man sieht von unten die Silhouette von zwei kleinen Greifvögeln, es handelt sich laut App um ein Sperberpaar.
In Kleinhennersdorf machen wir unsere Mittagsrast auf einer Bank in einem Wohngebiet. Es geht nun an einem wahrscheinlich für die Jagd gehaltenen privaten Damwildgehege vorbei den Berg hinauf zum Kleinhennersdorfer Stein, von wo man eine schöne Aussicht auf die umliegenden Wiesen, Felder und Tafelberge hat.

Nun geht es wieder über Leitern mitten rein ins Herz des Elbsandsteingebirges auf den Papststein, wo ein Ausflugslokal seit 1860 Wind und Wetter trotzt. Bei einem Eiskaffee beobachten wir in der Ferne zwei wagemutige Kletterer, die sich daran machen, den Felsen Große Hunskirche auf der uns abgewandten Seite zu erklimmen. Später sehen wir noch eine Familie mit Kind, die oben auf einem ca. 10 Meter hohen Felsen den Großeltern zuwinken, die das fotografieren. Das wäre nichts für mich. Der Großmutter ist dabei auch etwas mulmig zumute, wie sie uns beichtet.


Jetzt geht es erst runter zur Straße und dann wieder hoch zum letzten Gipfel, dem Gohrischstein, von wo wir zurück auf den Papststein mit der Antenne blicken können. Hier wurde beim Abstieg der Rohstoffeinsatz minimiert, wir sind trotzdem heil runtergekommen.

Es zieht sich nun so langsam der Himmel zu, unsere französischen Wanderfreunde wollen noch zelten, ich wünsche ihnen viel Glück. Kurz nachdem wir in unserer Unterkunft angekommen sind, fängt es um viertel vor vier an, stark zu regnen. Selbst um sieben als wir zum vorreservierten Essen – zwei riesigen Portionen von Großvaters Frühstück – gehen, plästert es noch kräftig, erst gegen acht auf dem Rückweg hört es auf.
Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
Um 8 frühstücken wir mit sechs jungen Wanderinnen in der etwas engen Küche unserer Unterkunft in Schmilka. Der Hausherr kommt etwas später dazu und erzählt Geschichten aus seinem Leben.
Wir müssen uns heute Morgen etwas sputen, um den ersten 435er Bus ins 3 km entfernte Hřensko auf der tschechischen Seite zu bekommen, der mit uns als einzigen Fahrgästen pünktlich um 8h28 auf dem Parkplatz in der Nähe des Elbfährenanlegers losfährt. Da der tschechische Busfahrer keine Euros akzeptiert, bezahle ich die umgerechnet 1,88 Euro für 2 Personen mit der ec-Karte. Nach wenigen Metern fahren wir über die völlig unbewachte Grenze und kommen bald darauf in Hřensko an, wo wir etwas hinter dem seit 8 geöffneten Touristenzentrum gegenüber vom äußerlich schmucken Hotel Labe mit Fachwerk rausgelassen werden, wo sich schon eine Schlange gebildet hat.

Hier kann man die streng kontingentierten Eintrittskarten für die Kahnfahrt in der Edmundsklamm, die nach einem Waldbrand 2022 gesperrt wurde und erst seit kurzem wieder geöffnet ist, kaufen. Es dürfen maximal 15 Personen gleichzeitig auf einem Boot in der Klamm sein. Wir haben Glück und bekommen zwei Tickets ab 13 Uhr für 800 Kronen, also rund 36 Euro und ich muss meine Handynr. für den Notfall angeben. Die nächsten Stunden bummeln wir ganz langsam die 2 km die Kamice hinauf, am Straßenrand verkaufen äußerlich aus Ostasien stammende Händler Ramschwaren. Wir nehmen unseren Cappuccino ein, lesen etwas und essen später einen Salat, bevor wir zur auf der anderen Seite mit einem Tor verschlossenen Brücke kommen, hinter der uns zwei Mitarbeiter mit orangen Schutzwesten erwarten. Der Ältere der beiden möchte uns mit unseren Sandalen, die wir tragen, um unsere Füße nach den Strapazen der letzten Tage zu schonen, aus Sicherheitsgründen erst nicht akzeptieren, aber nach einem Telefonat des Jüngeren mit der Leitung geht alles klar.
Es geht nun in einer Gruppe von 14 Touristen auf der rechten Seite der Kamice auf einem zum Teil recht schmalen Pfad zur Kahnanlegestelle, am Ende im zweiten Tunnel wird es in der Mitte stockduster und die Augen gewöhnen sich nur langsam an die Dunkelheit. Kurz vor unserem Ziel gibt es eine künstliche Stufe im Gebirgsbach.

An der Anlegestelle erwartet uns der Bootsmann, der den Kahn mit einem langen Holzstab steuert und durch Abstoßen am Boden vorwärts bewegt. Auf den 700 Metern, die wir in einer Richtung zurücklegen, ist so gut wie keine Strömung.
Hinter uns sieht man mehrere vertikale Sandsteinfelsen, die eine Familie mit Kindern und ganz rechts hinter den Bäumen der Schwiegermutter darstellen sollen.

Der Bootsmann erklärt uns auf Tschechisch und Deutsch die diversen Tiere wie Affen, einen Elefanten und einen Delphin, die man mit etwas Phantasie im Gestein der Schluchtwand erkennen kann und erzählt lustige, teils leicht makabre Geschichtchen.
An einer Stelle, an der links ein Rinnsal den glatten Felsen herunterrinnt, zieht er an einem Drahtseil und löst eine künstliche Fontäne aus.

Schließlich dreht er den Kahn und fährt uns wieder zurück

Ein überstehender Felsen an der Seite scheint von einem dünnen Baumstamm gehalten zu werden.

Nach ca. 20 Minuten ist die Kahnfahrt vorbei und wir treten wieder die Rückwanderung an.


Zurück nach Schmilka gehen wir an der Straße. Die Grenze ist weiterhin völlig verlassen, der Duty Free Laden vorher auf der tschechischen Seite so gut wie nicht besucht.
Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
Dolch im Gewande
Singe mir erst noch ein Lied
Stoss ihn in mein Herz
[Emily Jane White – Dagger ursprünglich von Dark Undercoat, 2007]
Melonensalat
Kipphorn: Bilderbuchaussicht
Runter zur Elbe
Nach dem vom Wetter her durchwachsenen gestrigen Tag erwarten uns heute Sonne und sommerliche Temperaturen an die 25 Grad. Wir füllen die drei Literflaschen mit Wasser, die wir im Laufe des Tages auch fast ganz austrinken werden.
Beim Frühstück sind wir an einem Vierertisch mit einem holländischen Paar platziert; er erzählt uns vom Dutch Mountain Trail in Südholland. Die beiden hängen an den Malerweg dann noch den 100 km langen Kammweg durch die Böhmische Schweiz dran.

Nach einem kurzen Stück an der Straße im Kirnitzschtal geht es steil bergauf nach links, wo die Straße unten durch Drahtnetze gegen Steinschlag geschützt ist, wir aber nicht.

Die Räumichtmühle im nächsten Ort ist zwar inzwischen geschlossen, wir können uns aber trotzdem dort erfrischen, bezahlt wird nach Gusto in die Kasse des Vertrauens, auf dem spanischen Jakobsweg sagt man hierzu auch donativo.

Die vielen umgestürzten Bäume haben inzwischen auch ihren Niederschlag in den Schilderwald gefunden.

Es geht nun weiter bergauf zum Pohlshorn und wir werden auf dem Kamm mit schönen Aussichten belohnt.
Kurz vor 12 kommen wir am Zeughaus an, wo wie so oft hier in der Grenzregion ein tschechischer Wirt das Szepter übernommen hat. Wir setzen uns zu unseren holländischen Frühstücksnachbarn, die gerade im Aufbruch begriffen sind. Hier gibt es einen köstlich-leichten, geschmacksintensiven Melonen-Blaubeersalat mit Wassermelone, Heidelbeeren, Rukola, Minze, Feta und Pinienkernen. Dazu etwas frisches, dunkles Brot sowie eine eiskalte Flasche Oppacher Mineralwasser und unser Mittagsrastglück ist komplett.

Nachdem wir neue Kräfte gesammelt haben, geht es nun recht steil hinauf in Richtung Winterberg. Es sind am Ende über dreihundert Meter Anstieg durch den Wald, so dass wir zumindest meist im Schatten gehen, kräftig ins Schwitzen kommen wir trotzdem. Links geht es ab zur wenig spektakulären Goldsteinaussicht. Die Sandsteinfelsen gegenüber sind rechts im Gegenlicht und nicht auf dem Foto.

Im folgenden Wegverlauf suchen wir vergeblich den Abzweig zum kleinen Kuhstall, einer weiteren Felsenhöhle, wo wir aber nach Auskunft eines Einheimischen nichts verpasst haben. Am Katzenstein machen wir eine kurze Trinkpause und beobachten aus diesem Versteck die anderen, vorbeikommenden Wanderer.

Es geht weiter auf Holzplanken über morastigen Boden hinauf zum Winterberg, wo wiederum eine Baude steht. Wir nehmen einen deliziösen Eiskaffee zu uns. Der nette Wirt fragt mich, woher wir kommen und gibt mir den Tipp mit dem Kipphorn. Diese relativ wenig frequentierte Aussicht, die etwa 400 Meter abseits des Weges liegt, kann man nicht anders als spektakulär bezeichnen. Links die Wälder und Berge der Böhmischen Schweiz, direkt vor uns die Elbe, die sich ihren Weg durchs Elbsandsteingebirge bahnt, am rechten Elbufer in der Ferne Bad Schandau, dann die Schrammsteine. Wir haben den Ausblick vorne an der Aussichtsbank ganz für uns allein und sind begeistert.

Nachdem wir wieder zurück zum Malerweg gegangen sind, steigen wir nun 400 Meter über viele Treppen hinab nach Schmilka. Es kommt uns eine junge, tschechische Familie entgegen, der Vater mit seiner Tochter im frühen Vorschulalter an der Hand, die sich sehr wacker hält. Es kommt noch eine Passage, die wegen angeblichem Baumbruch abgesperrt ist, woran sich jedoch niemand hält. Der Weg ist frei und ungefährlich.
Wir kommen oben in Schmilka an der Ilmenauquelle an. Der Ort ist voller Tagesgäste, die hier größtenteils durchwandern, in dem Café in der Ortsmitte an der alten Mühle herrscht reges Treiben.

Der Inhaber unserer Pension erwartet uns schon auf seiner Terrasse. Hier werden wir zwei Nächte verbringen, um uns von den Wanderstrapazen der letzten Tage etwas auszuruhen.
Abends essen wir noch bei dem Bistro an der Mühle und treffen erneut auf das Paar ungleichen Alters, das wir bereits auf dem Aufstieg nach Waitzdorf vor zwei Tagen getroffen hatten. Es stellt sich raus, dass es Vater und Tochter aus dem Rheinland sind. Er ist emeritiert und schon fast 80, ihre Tagesetappe heute noch ein gutes Stück länger und die beiden entsprechend erschöpft, da sie heute schon bei den Lichtenhainer Wasserfällen starteten.
Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
Off the beaten track
Rückwärts die Leitern runter
Unter Bergsteigern
Heute steht uns die Königsetappe des Malerwegs bevor, 730 Höhenmeter und über 7 Stunden reine Gehzeit. Daher frühstücken wir schon früh um halb acht. Allerdings entkommen wir dem Regen heute nicht. Bis 14 Uhr schüttet es immer wieder. Trotzdem treffen wir auf sehr viele Tagestourer, da wir touristische Hotspots abgrasen.
Anfangs regnet es nur leicht, allerdings kommen wir schon bald zu einem Abschnitt, der aufgrund von Böschungsarbeiten, von denen man allerdings nichts sieht, gesperrt sein soll. Der Hauptweg über die Kirnitzsch, die uns meist unten im Tal den ganzen Tag begleiten wird, ist in der Tat unbegehbar. Ich finde auf der Appkarte jedoch einen Weg hinunter auf etwas verschlissenen Holzstufen, auf dem wir uns den Hang hinunterstürzen. Unten kommen wir zur Ostrauer Mühle, hier liegt ein viel genutzter Campingplatz. Der Regen hört jetzt erst einmal für eine Weile auf. Ein junger Mann mit großem Rucksack, den wir heute immer wieder kreuzen, geht nun von hier los.
Meine Beine sind heute am Vormittag sehr schwer, ich bewege mich schwerfällig vorwärts, die Wandermüdigkeit setzt ein und die sich im Kopf stellende Sinnfrage zusammen mit der zunehmenden Durchnässung machen es nicht leichter.
Nach dem Aufstieg sehen wir bald in der Ferne die markante Formation der Schrammsteine, die auf unserem Weg liegen.

Wir treffen am Schrammsteintor, wo es einen Durchlass durch die imposanten Sandsteinfelsen gibt, auf Familien mit Kindern.

Kurz vor dem Aufstieg über Eisenleitern zum Grat, der rund 50 Meter höher liegt, legen wir eine kurze Pause auf einem Baumstamm ein. Es beginnt, wieder zu regnen. Oben auf dem Grat geht es dann richtig los. Erst stehen wir mit meinem Schirmchen etwas geschützt unter einem Baum, dann als der Regen zum Schauer wird und nicht so schnell aufhören will, lehnen wir uns gegen die leicht überstehende Felswand. Nass werden wir trotzdem.
Als der Regen in Niesel übergeht, gehen wir weiter zur Breiten Kluft. Hier hat sich der Himmel bereits aufgeklart und C. vor mir erinnert mich etwas an ein bekanntes Bild von Caspar David Friedrich, das ja bekanntlich auch von der Sächsischen Schweiz inspiriert war.

Unsere Mittagsrast mit Brötchen, die mit Fleisch- und Eiersalat belegt sind, machen wir auf der steinernen Domkanzel. Mitten beim Essen fängt es wieder an, zu pladdern, es kommen hier einige Wanderer vorbei. Nun geht es hinunter zum Sandloch- und dann Zeughausweg.

Die Beine gehen sich jetzt wieder besser, wir bewegen uns meist im Streichen oder sogar abwärts, was nicht schadet. Wir kommen nun zur Kirnitzsch, erst am Beuthenfall vorbei, dann zu den Lichtenhainer Wasserfällen, wo die Endstation der gelben Straßenbahn von Bad Schandau ist und wir im Biergarten mit Eiskaffee unsere müden Lebensgeister wecken können.

Von hier geht es über eine schöne Steinbrücke hinauf durch den Wald zu einer der Hauptattraktionen, dem von Caspar David Friedrich im Bild verewigten Kuhstall, der ca. 30 Minuten entfernt ist. Es kommen uns so einige Besucher entgegen.

Den Kuhstall, eine offene Höhle unter einem Sandsteinfelsen, nehme ich klassisch von vorne gegen das Licht und von hinten auf. Von hinten hat er mehr Höhlencharakter.


Hinterm Kuhstall führen superschmale, metallene Stufen durch den Fels hindurch nach oben, sozusagen auf das Dach des Kuhstalls. Wir kommen da so gerade eben mit unseren 30 Liter-Rucksäcken durch. Es handelt sich um die sogenannte Himmelsleiter. Von oben hat man eine gute Aussicht über diesen Teil der Sächsischen Schweiz. Hier ist auch viel weniger los als unten.

Vom Kuhstall gehen wir u.a. auf einer Eisenleiter zurück – ich gehe steile Leitern gerne rückwärts runter – ins Kirnitzschtal. Kurz bevor wir das munter dahinfließende Bächlein erreichen, trennen sich kurz unsere Wege. Während ich noch einmal hoch auf einen naturnahen, etwas zu gewachsenen Pfad, den offiziellen Malerweg abbiege, überquert C. die Kirnitzsch und geht an der wenig befahrenen Straße lang. Ich sehe sie bald vor mir, bin allerdings noch rechts der Kirnitzsch auf einem herrlichen Naturpfad, dem Flößersteig. Hier wurde früher Holz die 25 km hinunter bis zur Elbe transportiert. Wir treffen uns an der Brücke neben der Neumannmühle, in der wir in einem eigenen Zimmer übernachten.
Im kühlen Wasser des Bergbaches baden viele nackte Männer und einige wenige nackte Frauen. Wahrscheinlich sind das Bergsteiger. Jedenfalls sitzen abends draußen in der Neumannmühle an den Tischen neben uns sehr drahtige Typen, die völlig unter sich sind und uns keines Blickes würdigen. Ich lausche später auf dem Klo dem Gespräch zweier Typen in der Dusche daneben, die im 2. Stock im Matratzenlager pennen. Es geht um den Watzmann.
Ich entdecke beim Abendessen das sehr süffige Eibauer Schwarzbier, das ich auch viel besser vertrage als das Weißbier, das ich sonst immer trinke. Auch nach zwei Litern fühle ich mich noch pudelwohl.
Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
Bad in der Menge
Von Feldjägern eingeholt
Hinab in Wolfsschlucht
Nach einer erholsamen Nacht in unserem Zimmerchen nehmen wir unser gestern zusammengekauftes Frühstück im Wintergarten eine Etage tiefer ein.
Wir sind heute schon vor neun unterwegs, müssen allerdings noch einmal die Fähre auf die rechte Elbseite nehmen. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen geht es den Uferweg nach Osten entlang und dann steil auf mit Geländern gesicherten Steintreppen hinauf, so dass wir früh ins Schwitzen kommen. Im Wald in der Nähe eines Steinplateaus mit Elbaussicht hören wir einen krächzenden Kolkraben.
Im Wald überholt uns eine ältere Frau mit Tagesrucksack. Es stellt sich heraus, dass sie ebenfalls passionierte Fernwanderin ist und auch gerne pilgert, z.B. ist sie wie wir den ökumenischen Jakobsweg von Görlitz nach Vacha gegangen und hat dort ebenfalls in Kirchen übernachtet. Ursprünglich kommt sie aus Mecklenburg, wohnt aber jetzt in der Gegend und fühlt sich dort viel wohler. Sie geht auch den Malerweg, kehrt jedoch abends immer nach Hause zurück. An der Bastei trennen sich unsere Wege.

Hier wimmelt es auch am Vormittag schon von Touristen, auf der erst im Februar 2023 eröffneten, betonierten Aussichtsplattform drängen sich die Menschen mit ihren Smartphones. Wir nehmen einen die Lebensgeister weckenden Cappuccino im Pappbecher zu uns.

Wir genießen die Blicke auf die bizarr geformten, in die Höhe strebenden, hinkelsteinförmigen Sandsteinfelsen und gehen weiter über die Basteibrücke hinunter nach Rathen.

Unten gehen wir den breiten Steinweg hinauf zur Rathener Felsenbühne, wo gerade Rotkäppchen gegeben wurde und die Kinder mit ihren Aufsichtspersonen kurz nachdem wir oben angekommen sind, herausströmen.

Nun geht es wieder zurück und am Amselsee entlang, an dem man sich Ruder- und Tretboote ausleihen kann, durch den Amselgrund hinauf zu den Amselfällen, die wir nicht sehen könnten, da es kürzlich einen Felssturz gegeben hat und der Weg eingerüstet ist und die Baude geschlossen.

Die Bänke am Wegrand sind alle besetzt, erst ganz oben kurz vor Rathewalde finden wir eine leere Bank. Nach einer Minute Sitzen sind wir plötzlich umringt von einer Feldjägerkompanie, die hier ebenfalls ein Päuschen einlegt. Seit meiner Bundeswehrzeit vor über 40 Jahren hatte ich nicht mehr so viele Soldaten auf einem Haufen gesehen. Es sind auch einige junge Frauen dabei, eine läuft vorneweg und trägt eine weißrote Fahne.
Es setzt nun Nieselregen ein und uns kommt die Jägerklause kurz vor Rathewalde gerade recht, wo wir eine Soljanka und eine Linsensuppe zu uns nehmen.

Die moderne, schlichte evangelische Kirche in Rathewalde ist geöffnet. Die Kanzel ist mit einem bunten Kreuz mit lokalen Motiven geschmückt.

Es geht nun weiter durch das Waldhufendorf, an einer Ausfallstraße entlang und dann zu der Schutzhütte am Hockstein. Hier steigen wir auf steilen, gut gesicherten Metalltreppen zwischen Felsritzen hinab in die Wolfsschlucht, von der wir buchstäblich verschlungen werden. Sie ist ein wichtiger Schauplatz in Carl Maria von Webers Freischütz.

Unten im Polenztal gibt es einen schönen Biergarten, der allerdings erst um 16 Uhr öffnet, zu spät für uns. Hier unten im sog. Bärengarten wurden bis 1756 Bären für die Jagd gehalten. Bären gibt es keine mehr, stattdessen pflücken wir am Wegesrand schmackhafte, kleine Wildhimbeeren. Wir steigen mühsam den Schindergraben hinauf – zum Teil über umgestürzte Bäume, die gefällten Bäume liegen säuberlich neben dem Weg – und kommen an unserem Etappenziel Hohnstein an. Auf einem Felsen gegenüber liegt die Burg.

Unser Hotel mit Wellnessbereich, zu dem wir von der Ortsmitte hinaufsteigen müssen, ist gut besucht. C. schwimmt im Pool, ich schwitze in den beiden Saunen.
Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
Herumgewirbelt
Boden unter den Füßen
Hinweggeblasen
[Curtis Harding – Time]
Weinberg steil hinauf
Gekläffe statt Lohengrin
Dem Regen getrotzt
Morgens beim Frühstück steht das Servicepersonal in der Ecke und beäugt uns, als wir uns beim Buffet bedienen. Anscheinend sind wir mit unserer Wanderkluft in diesem Etablissement underdressed.
Gegen neun sind wir on the road, die schöne, leider geschlossene Weinbergkirche, liegt wie der Name schon sagt, inmitten von Weinbergen im kleinen, östlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands. Vom Leitenweg oben, dem wir eine Weile folgen, haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Elbebene und -hänge.

Wir passieren die kegelförmige Rysselkuppe, von der die Sicht etwas zugewachsen ist. Es geht nun in den feuchten Wald, wo wir von Mücken belästigt werden, die wir uns mit biologischen Mitteln vom Körper halten. Heute Nachmittag erwartet uns eine Gewitterfront, die uns dazu anstachelt, etwas zügiger zu gehen und nicht jeden Umweg mitzumachen. Wir marschieren durch den Wald und lassen Graupa rechts liegen und sparen uns auch die Schleife vor Bonnewitz. Dort machen wir Halt im überdachten Bonnewitzer Rundling, einem offenen Holzpavillion, der auch als Bücherkiste genutzt wird. Eine Gruppe gehandicappter Kinder in Rollstühlen kommt uns mit ihren Begleitern entgegen. Ich muss an unselige Zeiten denken; in Pirna, zu dem Bonnewitz gehört, ermordeten die Nazis auf der anderen Elbseite in Sonnenstein über 13.000 psychisch kranke und geistig behinderte Kinder in einer Gaskammer.
Wir bewegen uns nun Richtung Liebethal, wo der erst 2006 inaugurierte Malerweg offiziell beginnt. Pate stehen ihm Künstler wie Caspar David Friedrich, Ludwig Richter und Adrian Zingg, die sich von der Sächsischen Schweiz im 19. Jahrhundert zu Landschaftsbildern haben inspirieren lassen.

Entlang der wilden Wesenitz, die sich hier mit Stromschnellen durch die Schlucht zwängt, treffen wir nun auf viele Tageswanderer, es ist der erste Hotspot auf unserer Wanderung.

Plötzlich hören wir lautes Hundegebell direkt vor uns. Links oben über uns steht überlebensgroß Richard Wagner, der in der nahe gelegenen Lochmühle 1846 Teile des Lohengrin komponiert hat. Eigentlich hatten wir erwartet bzw. befürchtet, dass hier das Vorspiel erklingt, das ich eigentlich mag, aber bitte nicht in der Natur, jedoch der Lautsprecher steht still und schweiget.

Am Wegesrand immer wieder Blumen, die das Auge des Wanderers erfreuen.

Ein von hinten kommender Radfahrer, der uns erschreckt, so dass wir etwas zur Seite springen, wirft uns stark sächselnd vor, dass wir zu verbissen seien.
Wir sind noch am Anfang unseres Weges, schön zu wissen, dass wir hierher zurückkehren können, wenn unsere Schuhe ausgelatscht sind.

In Lohmen stärken wir uns kurz beim Bäcker mit einer Minipizza und Eiskaffee, bevor eine größere Rentnertruppe einfällt.
Es wird nun knapp, um 14h25 soll der Schauer laut Regenradar einsetzen, wir geben Gas und gehen hinein in den Uttewalder Grund. Die ersten Tropfen fallen und wir hasten die Treppenstufen hinauf nach Uttewalde, wo wir eigentlich einkehren wollten, aber natürlich hat das Gasthaus erst ab Mittwoch geöffnet. Ein überdachter Hauseingang mit Sitzbank rettet uns. Hier bleiben wir trocken.

Nach dem Guss treffen wir auf ein dänisches Paar, die ebenfalls den Malerweg begehen. Sie sind aufgrund des Umleitungsschildes die Treppenstufen gegangen und denken wie wir, dass der Weg unten im Grund gesperrt ist. Es handelte sich jedoch nur um die Umleitung nach Uttewalde, die „Umleitung“ nach Wehlen ist der normale Weg, wie wir von einem Einheimischen erfahren.

Schließlich erreichen wir die Stadt Wehlen, wo wir am Marktplatz kurz rasten und dann die Fähre rüber nach Pötzscha nehmen, wo sich unser Zimmerchen befindet.

Da auf dieser Elbseite alles geschlossen ist, müssen wir die Fähre noch zweimal nehmen. Gut, dass C. das Deutschland-Ticket hat. Mit Fish & Chips, einer Rhabarberschorle und zwei riesigen Eiskugeln beende ich die Nahrungsaufnahme. Auf dem Markt gibt es eine akustische Installation, die den Touristen erklärt, dass der Name Sächsische Schweiz anscheinend von zwei Schweizern vergeben wurde, die sich an ihre Heimat erinnert fühlten. Wir gucken noch die Tagesschau, lesen etwas und sind um zehn in der Pofe. Die direkt neben uns vorbeifahrenden Regionalzüge hören wir aufgrund der Schallschutzfenster nicht.
Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
Beine schwer wie Blei
Mädchen schüttet ihr Herz aus
Elbschlossromantik
Und auf geht es zur nächsten Fernwanderung. Dieses Mal haben C. und ich uns den Malerweg in der Sächsischen Schweiz vorgenommen, den für ihn schönsten Wanderweg überhaupt, wie uns ein erfahrener Wanderer sagte, den wir letztes Jahr auf dem Eifelsteig getroffen hatten.
Wir starten in Dresden-Bühlau bei schönem Sommerwetter recht spät gegen halb zehn. Es geht die Neugersdorfer Straße steil hinunter, weiter unten wird vor Rotfüchsen, Mardern und Habichten gewarnt, die das hinter einem Elektrozaun herumlaufende Federvieh bedrohen. Wir kommen auf die Grundstraße, die sich am Leonhardi-Museum vorbei bis zur Elbe hinunterschlängelt.

Wir werfen einen Blick auf die auch Blaues Wunder genannte Loschwitzer Brücke, die östlichste der Dresdner Elbbrücken. Die nicht sehr hochstehende Elbe fließt träge dahin.


Am Körnerplatz, wo wir uns in einem gut frequentierten Café bei einem Cappuccino stärken, geht der Dichter-, Musiker-, Malerweg los, dem wir die ersten anderthalb Tage folgen werden, bevor wir in Liebethal auf den Malerweg stoßen werden.

Wir passieren die Talstationen der Standseilbahn zum Weißen Hirsch und der Schwebebahn nach Oberloschwitz, bevor es den Veilchenweg steil bergauf geht, der Schweiß beginnt bereits, den Körper hinabzurinnen. Hier hat man die Wahl, das Kopfsteinpflaster oder bei Nässe die Stufen hinaufzugehen. Wir gehen in Richtung Fernsehturm im Stadtteil Wachwitz, um dessen Zustand sich eine Bürgerinitiative Sorgen macht.

Die Grundstücke und Häuser, an denen wir hier vorbeikommen, kann man als großzügig und gediegen bezeichnen. Bereits nach weniger als einem Kilometer hatten wir die erste Stempelstation erreicht. Andere Wanderer treffen wir nicht. Ich quäle mich die ersten Kilometer etwas den Weg hinauf, das Eingrooven braucht seine Zeit.

Unseren Weg zieren lustige Warnungen vor dem Hund, gerade Yorkshire Terrier und Berner Sennenhunde sind ja besonders gefährlich, wie wir aus eigenen Erfahrungen wissen ;-).

Unsere Mittagspause machen wir in Pappritz an einem Bassin, das gelegentlich von einem steinernen Frosch gefüllt wird.

Hier ziehe ich unsere Wanderstöcke aus, die ein Lieferwagenfahrer, der eine Zigarettenpause macht, bestaunt.

Hinter Pappritz geht es durch den großzügigen Helfenberger Park mit vielen mächtigen Trauerweiden nach Helfenberg und dann nach Rockau, wo wir uns an der etwas abseits des Weges gelegenen Rockauer Aussicht an Plattpfirsichen laben. Plötzlich kommt ein kleines Mädchen mit einem in einem Joghurtbecher gefangenen Insekt vorbei, das es uns stolz präsentiert. Es erzählt uns von mehreren Papas, einer alleinstehenden, berufstätigen Mutter, seinen zwei Geschwistern und, dass es nach den Sommerferien, von denen es nur weiß, dass sie bis zum Ende des Sommers, also ewig, dauern, in die 3. Klasse kommt. Zudem steht ein Umzug an. Es möchte natürlich wissen, was wir so treiben und vor allem wo wir hin wollen. Ich bin, ob dieser kindlichen Offenheit ziemlich gerührt.
Wir kommen nun wieder in den Wald zur einsam da liegenden Keppmühle, wo sich Carl Maria von Weber wohl für seinen Freischütz hat inspirieren lassen. Auch Richard Wagner ist im Keppgrund spazieren gewesen.

Weiter geht es zwischen Wiese und Wald zum sogenannten Zuckerhut, der einen weiteren Ausblick auf die Elbe, zurück nach Dresden und auf die umliegenden Berge bietet. Zu Füßen liegt die Kirche Maria am Wasser, die ich mit meinem neuen, zum heutigen Geburtstag bekommenen Smartphone, recht nah heranzoomen kann.

Wir kommen jetzt auf den letzten heutigen Streckenabschnitt hinunter nach Hosterwitz, wo wir am momentan geschlossenen Carl Maria von Weber Museum, das mich mit der Fassade in ocker und den grünen Klappläden etwas an unser eigenes Häuschen erinnert, vorbeikommen. Weiter geht es in den Schlosspark Pillnitz, wo wir nach einem wohlverdienten Eiskaffee unser Hotelzimmer beziehen.

Am heutigen Montag ist auf dieser Elbseite keinerlei Einkehrmöglichkeit vorhanden. Daher nehmen wir die Fähre nach Kleinzschachwitz, wo es einen gut besuchten Biergarten gibt und wir einen trockenen, überschirmten Platz neben einem einheimischen Paar finden. Es hat inzwischen angefangen, leicht zu regnen. Hier gibt es großzügig eingeschenkte erfrischende Erdinger Urweisse vom Fass. Auch der Cheeseburger und die breiten Pommes übertreffen alle Erwartungen.

Auf dem Rückweg erhaschen wir eine besinnliche, romantische Abendstimmung, es scheint unvorstellbar, dass anderswo Krieg herrscht.

Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
Klamotten vom Leib
Braune Brühe im Abfluss
Wie neugeboren
Latifundien
Zum Kaffee und Kuchen bei
einem Bücherwurm
Immer wieder schön,
zufällig Nick Drake-Musik
hören zu dürfen
[Nick Drake – Brittle Days III/Work in progress No. 4 (piano)]
Im Mondlicht am Meer
Wellen treffen auf den Strand
Laufen langsam aus
[Robert Schumann – Kinderszenen No. 12, Kind im Einschlummern (Horowitz)]
Niesel auf der Haut
Abgestandenes Wasser
Raubvogelschreie
Um zehn unterm Dach
Auf Julivollmond warten
Und es ist bewölkt

Hundert Sekunden
Das Ende einer Liebe
Wenn die Zeit stillsteht
[Neil Young – Mexico von Homegrown 2020, eigentlich 1975]
Der Julivollmond
Heute noch unvollkommen,
der Vollmundige

Zerschellt am Ufer
der unwirtlichen Insel,
Sirene aus Wales
[Gwenno – Utopia]
Im abgebrannten
Festsaal Kreuzberg sah ich ihn
mal live. A class act!
[Jonathan Richman – Night Fever (Bee Gees)]
Am Wegrand leuchten
unbenutzte Kackbeutel
im Regen orange
Es regnet sich ein
Hinter uns nasse Hündin,
das Örtchen suchend
Die Urlaubsberichte sind also so etwas wie eingekochte Konserven für schlechte Zeiten.
[Das Wieseltier hat Flandern und die Normandie unsicher gemacht]
Fünfzig mal atmen
Alle vier von sich gestreckt
Der Körper wird schwer
Da tickt eine Uhr
Da ist jemand tieftraurig
Da zieht es mich hin
[Ludovico Einaudi – Punta Bianca]
In dem Spiegelbild
der eigenen Seele tun
sich Abgründe auf
[Bruce Springsteen – Blind Spot]
Sofort mittendrin
Schatten der Vergangenheit
Die Rollen vertauscht
[Tara Meister – Wakaschu oder, Bachmannwettlesen 2025]
Ein Strom aus Tönen
fließt langsam durchs Trommelfell
bis er versickert
[Louis Sclavis – Extases von Characters on a Wall, 2019]
Baby auf Schultern
Strahlende junge Mutter
Knipsender Vater
[Brandenburger Tor]
Ihre Stimme kühl
Kristallklar wie ein Bergsee
Texte rein wie Schnee
[Dota Kehr – Das wogende Meer]
Fünfzehn Minuten
Morgenprogramm begonnen
Muskeln wachsen spürn
Erster Durchlauf: nix
Beim zweiten Mal aufgehorcht
Nun bin ich gespannt
Einmal durch Deutschland
Zu viert bei offnen Fenstern
Fünfunddreißig Grad
[22.6.]
Anrührender nie
Die ältesten Instrumente
Menschliche Stimmen
[Johann Sebastian Bach – Kunst der Fuge, Contrapunctus 1 (Netherlands Bach Society)]
Mit Kopf durch die Wand
Eine Stunde von New York
Wölfin zeigt den Bauch
[Hélène Grimaud – Wolfssonate]
Schwirrende Schwärme
Hufeisen-Azurjungfern
Rosa Teichrosen
Gurrende Taube
Trällernde Mönchsgrasmücke
Zilpzalp, einsilbig
Den Rhein hinauf schnauft
ein Erz- und Kohlenfrachtschiff
in Ufernähe
Sie bedankt sich, dass
ich es mit Fassung nehme
Lichte Momente
angekommen sein
nicht mehr weitergehen wollen
und auch nicht müssen
[Sandro Perri – Floriana von Soft Landing, 2019]
Drei, sechs, neun oder
zwölf Monate wandern, das
ist hier die Frage
Nachtgeruch draußen
bei hoher Luftfeuchtigkeit
nach Chlor(ophyll), Moos
Nach vier Minuten
fängt Musik an, zu flirren
Bitte halt an, Zeit!
Genesis – The Battle of Epping Forest von Selling England by the Pound, 1973]
Katze sieht Kimba,
rast in Sprüngen übers Feld
Hase verfolgt sie
Wege voller Heu
Sonnenlicht zeichnet Welt weich
Sommerabend, lau
Ein wildes Geschrei
weckt mich morgens vor 5 auf
Vogel-Crescendo
Vorsicht Rehkitze!
Erst Alarm, dann Durchsage:
Es wird bald gemäht
Auf die Knie gehen
Haarsträhnen herumwirbeln
Kellerdisco dampft
[Golden Earring – Radar Love, 1973]
Kühler Morgenwind
In den Wiesen ein Summen
Das Gras taubenetzt
Tanzfeld beackern
Innehalten. Nachdenken.
Tempo rausnehmen
[Nathan Salsburg – Ruby’s Freilach / Low Spirits von Third, 2018]
Vielleicht das erste
Lied, welches mich vollkommen
umgehauen hat
[Supertramp – School von Crime of the Century, 1974]
Eine Rundreise
ums Mittelmeer aus über
zwanzig Blickwinkeln
[Das weiße Meer. Erkundungen des Mittelmeers (Anthologie)]
Limpertsberg, Sommer
Chillen in meiner Küche
Im Bauch der Mutter
[Weezer – My Name Is Jonas, 1994]
Jemand verlässt uns,
der niemals wirklich da war
und doch fehlen wird
[The Beach Boys – Til I Die (A Cappella) von The Sunflower & Surf’s Up Sessions 1969-1971]
Krähe fliegt heran,
erreicht Balkongeländer,
pickt Walnussstückchen
Ein langer Anstieg
einfacher als drei Kurze
mit Verschnaufpausen
[Ergometerweisheit]

In Cold Blood ist Truman Capote’s Hauptwerk, es ist eine Fleißarbeit der Recherche, basierend auf vielen Interviews mit den Betroffenen, die zum großen Teil mit ihren realen Namen genannt werden. An einem Sonntagmorgen, dem 15. November 1959 werden in Holcomb, einem Kaff in West-Kansas vier Mitglieder einer angesehenen Familie in ihrem Farmhaus tot aufgefunden. Geld bzw. Wertgegenstände fehlen so gut wie keine. Was ist da passiert? Gleich von Anfang an weiß der Leser, wer es gewesen ist, zwei vor kurzem entlassene Sträflinge, Dick und Perry. Ihre durch ungedeckte Schecks finanzierten Road Trips werden in kurzen Passagen wie in einem Film gegen geschnitten zu der Entdeckung des Massakers und der Geschichte der Familie und ihrer Bekannten sowie den Nachforschungen. Das Kansas Bureau of Investigation übernimmt mit einem Stab von 18 Mann die Ermittlungen. Die eng bedrucken rund 300 Seiten sind in etwa vier gleichlange Teile gegliedert: I Die sie als letzte sahen, II Täter unbekannt, III Antwort und IV Die Ecke.
Bis zum Schluss bleibt es spannend, obwohl der Leser ahnen kann, wie es ausgehen wird. Die ersten vier Zeilen aus François Villon’s Ballade der Gehängten stehen dem Buch vor. Und trotzdem bleibt am Ende mindestens ein großes Mysterium. Mich hat das Buch von Seite eins an gefesselt, weil ich gespürt habe, dass das nicht ein herkömmlicher Krimi ist, sondern beunruhigend authentische und tiefe Einblicke in die Seele von Kriminellen und wie sie dazu geworden sind, erlaubt. Beide Täter wurden von Capote ausgiebig befragt.
Die in den Plot eingewobene Werbung für Pfandbriefe und Kommunalobligationen, die Anfang der Achtziger Usus war bei rororo, hat mich zurück gebeamt in meine Jugend.

Ganz am Schluss des sogenannten „wahrheitsgemäßen Berichts“ trifft der Hauptermittler auf dem Friedhof von Garden City, wo die vier ermordeten Familienitglieder beigesetzt sind, auf die Schulfreundin der getöteten Teenager-Tochter und unterhält sich mit ihr. Dass das ein schönes, aber erfundenes Ende ist, hat mir beim Lesen sofort geschwant. Nicht alles, was hier geschildert wird, hat sich wirklich so zugetragen, Capote hat durchaus seine künstlerische Freiheit genutzt, was der Qualität des Buches m. E. jedoch keinen Abbruch tut.
5 Sterne
P. S. Es spricht nicht für den Menschen Capote, dass obwohl er sich mit dem Mörder Perry Smith während der vielen Gespräche im Gefängnis angefreundet hat und nach eigener Aussage Mitleid gegenüber ihm empfunden hat, er keinerlei Gnadengesuch für ihn gestellt hat. Wenn die Täter nicht gehängt worden wären, wäre das Buch wahrscheinlich weniger erfolgreich gewesen. Auch der Autor war kaltblütig.
Der Blick der Greisin
Diffus, durchdringend, entfernt
Aus dem Zwischenreich
Am schlimmsten fand ich allerdings, dass ich als Rechtshänder mit links masturbieren musste. Monatelang.
Nebelgestocher
Glasklarer Frauensprechgesang
Klingende Worte
Ein trauriges Lied
wunderschön beruhigend
Der Hund versteht ihn
[Lambchop – My Blue Wave von Is a Woman, 2002]
Ohne Corona
wär ich DJ gewesen
Danke, Costanza
Und urplötzlich ist man mittendrin. Ohne Worte. Wie immer, wenn es wichtig wird im Leben, sind Worte überflüssig, nichts als Urlauber, die sich im falschen Moment einmischen, sich wichtig machen und durchs Bild laufen.
„Ich fühle mich eindeutig wohler unter Menschen, die trinken, als unter Menschen, die essen.“
Die Natur erwacht
Sonnenstrahlen streicheln dich
Liebe in der Luft
[Max Richter – Spring 1, Vivaldi’s Four Seasons recomposed]
In deinem Bauch war es wohlig warm.
Doch nach neun Monaten war es dort zu eng für mich.
Ich musste raus an die frische Luft.
Jedoch bin ich dir lange nicht von der Seite gewichen.
Wir sagen „Mutter“ zu dir.
Die vielen Pakete, die du gepackt hast.
Die Liebe zu Fremdsprachen, die Freude, zu kommunizieren.
Lange warst du für mich die beste Köchin der Welt.
Heute bewundere ich, wie du versuchst, anderen zu helfen, auch wenn eher du Hilfe benötigst.
Wie ihr beide euch durch den Tag kämpft.
[Die dritte von 112 Stufen der Holsteiner Treppe in Wuppertal, tolle Idee vom Kollegen Grinsekatz]