Immer mehr gewollt
von anderen Menschen als
sie geben konnten
„passiv aggressiv“
Sie hielt mir den Spiegel vor
Ich war’s und war’s nicht
Neugier des Kindes
auf das geheimnisvolle
Reich der Buchstaben
Konfliktentschärfung
Alle Karten auf den Tisch
Vieraugengespräch
So stark verbunden
mit anderen Menschen wie
in einer Seilschaft
Bürodissonanz
Klärendes Gespräch zu dritt
Erinnerungen
Nach dem Leckerli
Kimba springt hoch, bellt um sich
Da muss noch mehr sein
Ein langer Anstieg
einfacher als drei Kurze
mit Verschnaufpausen
[Ergometerweisheit]
Auf dem Bürgersteig
fährt vollbepacktes E-Bike
Der Nachbar, ein Geist
Zwei Ohren suchen,
das was sich aufgestaut hat,
zu übermitteln
Die Klappe halten
Oft die beste Strategie
Einfach zuhören
[Diabologum – Mieux vaut se taire von Le gôut du jour, 1994 (more)]
He said something that
would change my life forever.
‚Do not hide your light.‘
[Vashti Bunyan – Just Another Life to Live]
Erinnerungen
an schlimm schmerzende Füße
auf dem Weg lassen
Wortkarge Jugend
Redseliger Lebensherbst
Ein Männerleben
Lebensbegleiter
Nicht mehr unter uns weilend
Wunden der Seele
Sich freuen, wenn’s juckt,
weil dann die Körperbutter
gut einziehen kann
Gassi mit Kimba
Regen durchweicht die Hose
Vorfreude aufs Haus
sich nachmittags auf den Wein freuen
sich nach dem Wein aufs Bett freuen
sich frühmorgens im Bett aufs Frühstück freuen
sich morgens nach dem Tee auf den Computer freuen
sich am Computer aufs Mittagessen freuen
sich danach auf die Siesta freuen
sich nach der Siesta auf den Computer freuen
nach der Arbeit rüber zum Nachbarn gehen,
wo mich die Hündin freudig begrüßt
Die Sehnsucht nach den
Aus den Augen Verlornen
steigt mit dem Alter
Verzichten können
auf nachtragende Menschen
Wer im Glashaus sitzt…
Zahlen, Schach, Wandern
Marathon, Frankreich, Haiku
Eigene Terrains
Gruppendynamik
Mit eignen Ideen nie
direkt durchdringen
Die kurzen Blicke
Ding Lirens hoch zu Gukesh,
wenn er am Zug ist
Die Stimmung heben
durch einfaches Zuhören
Den Dank einheimsen
Sie nimmt Reißaus, wenn
sie mich mit der Leine sieht
„Du ziehst mich nicht mehr!“
Sie legt sich ins Gras.
Wir gehen scheinbar zurück,
einen andren Weg.

Das Leben danach
in den Griff kriegen wollen
Ein Tag im Baumarkt
[Denis Pfabe – Die Möglichkeit einer Ordnung (Bachmannwettlesen]
Der Krieg reißt Wunden
in den Seelen der Menschen,
die nie verheilen
[Tijan Sila – Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde (Bachmannpreisgewinner)]
Je mehr ich trinke,
desto mehr bin ich ich selbst,
dachte ich lange
Ältere Frauen,
die meinen, Männer wüssten
mehr als sie selber
Unrecht mit Unrecht
beantworten kurzsichtig
Gewaltspirale
Eine Notlüge
Es geahnt gehabt haben
Statt Flug dann doch Zug
Aus dem Mund purzeln
unverständliche Worte
müssen ins Freie
„Diese Sprachnummer“
Tödliches Beleidigtsein
Der Bruder weinend
Wieso grüßen mich
manche Leute nicht zurück?
Nächstes Mal frag ich
Dieses Gejammer
Was will sie, die Ilsebill?
Es geht uns zu gut
Entschuldigungen
Gesprächsfaden gerissen
Das Feedback bleibt aus
Mehr Geduld haben
Den Menschen mehr Zeit lassen
Mehr in mir ruhen
Die Angst davor,
zu früh ins Bett zu gehen,
um eins aufzuwachn.
Im Wein ersaufen
sich in die Arbeit stürzen
mit Füßen beten
21.06.1941
Es heißt immer, es sei die Liebe, nach der wir ein Leben lang suchen, oder es sei Ruhm. Es ist keins von beiden. Was wir suchen, ist Verständnis. Wir suchen dauernd ein anderes Herz, das wir anrühren können und das uns anrühren kann. Unermüdlich wie ein ausgehungertes Tier suchen wir danach. Denn unser Herz ist immerzu einsam. Immerzu allein. Und wo immer wir dieses Verständnis auch zu finden meinen, bei einem Mädchen, bei einem Jungen, einem gebrechlichen Greis oder einer alten Schrulle, bei einem Säufer, einer Prostituierten, einem Verrückten, einem Kind, dahin gehen wir, und nichts auf der Welt kann uns zurückhalten.
Patricia Highsmith: Tage- und Notizbücher
Karte aufs Gerät
Die Bedienung dreht sich weg
Ich gebe PIN ein
Nach dem Korb „betteln“,
ihn kriegen, es nicht fassen,
es nicht bereuen
A propos Ghosting
Das größere Problem hat
der Verweigerer
Die Erleichterung,
wenn das Gesicht im Spiegel
aussieht wie gestern.
Unfassbares Glück,
in der Fähigkeit steckend,
sich zu bewegen
Altern tun immer
nur die, die man wiedersieht,
niemals man selber.
Menschen, die bei Teams
die Kamera ausschalten;
man selbst hat sie an.
Anfang der Liebe
Völlige Selbstaufgabe,
aus der Stärke wächst
Heute zwei Cookies
zum Preis von einem, weil ich
sie so doll wollte
Wie der Rebensaft
schlechte Laune vertreibt und
Redefluss erzeugt
Statist in einem
über Jahre gehenden
Schauspielstück zu sein
Seit Holocaust Angst,
sie könnten Tür aufbrechen
und mich mitnehmen
Die Putzfrau, die nicht
zum Saubermachen herkommt,
sondern zum Reden.
Fahrscheinkontrolle
„Die App hat nicht funktioniert.“
Damit durchkommen
Erstickungsängste,
wenn ich mir bewusst mache,
dass ich einatme
Es macht dich stärker,
wenn dir nie jemand zustimmt,
egal wie recht du hast.
Leute, die lieber
sich selbst widersprechen, als
mir zuzustimmen
Nicht spüren lassen
wie man jemand verachtet
Kann auch nicht jeder
Nachbar setzt Räder
im Keller um, im Glauben
an seinen Stellplatz
Der Schatten vor mir
Mein Hase auf dem Hinweg
Zurück fällt es ab
Das Vertrauen weg
mit Diktaturerfahrung
Welt doppelbödig
Öffne dich! Sei nackt!
Und auch dein Gegenüber
wird sich dir öffnen.
Leute, die bereits
unterm Regenschirm laufen,
wenn es bedeckt ist.
Überschwänglichkeit
kaschiert Tieferliegendes
Gegenreaktion
Mit leiser Stimme
spricht der Mann auf der Mauer
die Passanten an.
Nach einem Weißbier
vor Mitteilungsbedürfnis
übersprudeln. Zisch!
Die Unfähigkeit,
den Fahrer anzuschauen,
der mich fast anfährt
Die Radfahrerin
schenkt mir einen kurzen Blick.
Es fühlt sich gut an.
Ins Kino gehen,
nur um neunzig Minuten
ganz still zu sitzen
Menschen, die lieber
E-Mail-Pingpong betreiben,
als anzurufen