Archive for the ‘DEU’ Category

4496

März 13, 2025

Wohlige Wärme

In Matratze versunken

Unter Bettdecke

4495

März 12, 2025

Den Kopf einziehen

Der Welt den Panzer zeigen

Schildkröte werden

4494

März 12, 2025

Magische Stimmung

Trompete im Bambuswald

Nach Hause denken

[David Sylvian – Brilliant Trees, 1984]

4493

März 12, 2025

Südwesten Deutschlands

Mühsamen Ermittlungen

der SoKo zuschaun

[Stefan Krohmer – Spuren]

4492

März 11, 2025

Kann nicht weglaufen

Beschreibt etwas Konkretes

Hat siebzehn Silben

4491

März 11, 2025

Lebensbegleiter

Nicht mehr unter uns weilend

Wunden der Seele

4489

März 10, 2025

Einzige Nachricht

auf Anrufbeantworter:

meine eigene

4487

März 9, 2025

Auf Gassirunde

Mehrmals Pferdeapfelduft

Pferde nicht in Sicht

4486

März 9, 2025

Weißes Blütenmeer

Auf dem Weg nach Mammolshain

Schneeglöckchenwiese

4485

März 9, 2025

Hinter Klappläden

Breites Grinsen der Sonne

Der Frühling ist da!

[Shelleyan Orphan – Burst aus Humroot, 1991]

4484

März 9, 2025

Spätabends knülle

Musik von früher hören

Freien Lauf lassen

4483

März 8, 2025

Zugucken wie der

Häcksler die dicken Äste

des Apfelbaums frisst

4482

März 8, 2025

Gitarrenkrachen

Tief ins Herz der Finsternis

Fade out mit Feedback

[Giant Sand – Seeded (‚tween Bone and Bark) aus Center of the Universe, 1992]

4481

März 7, 2025

Auf Ergometer

Tritt finden und durchziehen

Musik gut wählen

4480

März 7, 2025

Treffe ich dich, gibst

du mir’s Gefühl, dein Lächeln

ist allein für mich

4479

März 7, 2025

Midwest. Achtziger.

Sechzehn. Endloser Sommer.

Liebe und Abschied.

[Benedict Wells – Hard Land]

4478

März 4, 2025

Motorischer Beat

Gitarrentrip ohne Ziel

Neu! lassen grüßen

[Yo La Tengo – End Credits von der Soundtrack-EP Old Joy]

4477

März 4, 2025

Heimfahrt nach Westen

Abendrot gut Wetter Bot

Tiergarten duster

4476

März 3, 2025

Je dünner ich bin,

desto mehr bin ich ich selbst.

Ist das Magersucht?

4475

März 3, 2025

Intervallfasten

Vierzehn Stunden Vorfreude

aufs nächste Essen

4473

März 2, 2025

Nachteskapaden

Fingerspitzengefühle

Aus Handgelenken

[Yo La Tengo – Today Is the Day, live on McEnroe, 2004]

4472

März 2, 2025

Abendsonne scheint

Satte, braune Farbtöne

Die Erde leuchtet

4471

März 2, 2025

Bis hundert zählen

In Melatoninstarre

Entspannt im Hier-Jetzt

4470

März 1, 2025

Es ziehen vorbei

Heerscharen Verkleideter

Ich säge im Baum

4468

Februar 28, 2025

Sperrige Nummern

Wilde Grooves unterm Glaskreuz

Titel wird gesucht

[Johanna Summer, Tobias Fröhlich & Jan-Einar Groh @Stadtkirche Darmstadt]

4467

Februar 28, 2025

Auf Eibenhecke

spaziert das Eichhörnchen gen

Apfelbaumnussbar

4466

Februar 27, 2025

Sich freuen, wenn’s juckt,

weil dann die Körperbutter

gut einziehen kann

4465

Februar 27, 2025

Das letzte Mal, als

jemand gegen mein Fenster

Kieselsteinchen warf

[war in München in der 2. Hälfte der Achtziger; es war Klaus aus Berlin, der eigentlich aus Köln kam und den ich beim Interrail im Zug vor Sevilla kennengelernt hatte. Er fuhr schwarz und ließ sich immer rausschmeißen, wenn er erwischt wurde. Ein paar Jahre später sah ich ihn zufällig im Fernsehen im blauen Bademantel bei Tutti Frutti, was mich in dem Moment einerseits überraschte, von ihm andererseits aber auch nicht. Komme gerade drauf, weil ich Hard Land von Dominic Wells zu lesen angefangen habe, wo Kirstie das mit den Steinchen bei Sam macht.]

4464

Februar 27, 2025

Gassi mit Kimba

Regen durchweicht die Hose

Vorfreude aufs Haus

4463

Februar 27, 2025

Der Tag, an dem ich

aufhörte, mit dem Kaufen

von Jarrett-Platten

[muss so Ende der Achtziger gewesen sein]

4462

Februar 27, 2025

Das meistverkaufte

Solo-Jazz Album hat mit

Jazz wenig am Hut

[Keith Jarrett – Köln Concert, part I]

joy

Februar 26, 2025

sich nachmittags auf den Wein freuen

sich nach dem Wein aufs Bett freuen

sich frühmorgens im Bett aufs Frühstück freuen

sich morgens nach dem Tee auf den Computer freuen

sich am Computer aufs Mittagessen freuen

sich danach auf die Siesta freuen

sich nach der Siesta auf den Computer freuen

nach der Arbeit rüber zum Nachbarn gehen,

wo mich die Hündin freudig begrüßt

4461

Februar 26, 2025

Nur ein paar Töne

Klavier trifft auf Saxophon

Sag, was ist Sehnsucht?

[Johanna Summer & Jakob Manz – The Opposite]

4459

Februar 26, 2025

Notiz an mich selbst

Ratgeberliteratur

Zeitverschwendung pur

[Ken Mogi – Ikigai]

4458

Februar 24, 2025

Hat Charme behalten

Tausend Mal abgenudelt

Machs gut, Roberta!

[Roberta Flack – Killing Me Softly with His Song, 1973]

4457

Februar 24, 2025

Die Ukraine

trotzt Massenmörderregime

heute drei Jahre

Brandenburger Tor, Demo

4456

Februar 23, 2025

Über die Stimme

besser kommunizieren

als mit der Sprache

[Billy Shebar – Monk in Pieces]

4455

Februar 23, 2025

Mai Achtundsechzig

Vier Generationen

Mitten in Paris

[Lionel Baier – La cache]

4454

Februar 23, 2025

Musikfilm ohne

eine einzige Note

des Originals

[Ido Fluk , Köln 75]

4453

Februar 23, 2025

Eiskaffee, bitte!

Ein lauwarmer Milchkaffee

Das Eis ist schon drin!

4452

Februar 22, 2025

Sommer auf dem Land

Zwei Frauen mit Problemen

lernen sich kennen

[Ina Weisse – Zikaden]

4451

Februar 22, 2025

Klassisch gebildet

Als Schöffe ungeeignet

Kein Lebenskünstler

[Ferdinand von Schirach – Regen]

4450

Februar 22, 2025

Eine Säuferin

Mann nimmt sie huckepack mit

nach Zusammenbruch

[Kang Mi-Ja – Bombam (Spring Night)]

4449

Februar 22, 2025

Inuitmädchen

Ihr die Nase zuhaltend

A good day to die

[Sébastien Betbeder – L’Incroyable femme des neiges]

4448

Februar 22, 2025

Kinderloses Paar

Reproduktionsklinik

Nagende Zweifel

[Johanna Moder – Mother’s Baby]

4447

Februar 21, 2025

Möchtegernpoet

stellt sich der Familie

seiner Freundin vor

[Hong Sangsoo – What Does That Nature Say to You?]

4446

Februar 21, 2025

Schlaganfall kittet

kaputte Familie

wieder zusammen

[Jeanette Nordahl – Begyndelser (Beginnings)]

4444

Februar 20, 2025

Auf Autobahnbrücken

Leute mit Deutschlandfahnen

und gelben Leuchten

4443

Februar 20, 2025

Wüstentanz in Trance

Musik kennt keine Grenzen

Schlangenbeschwörung

[Dissidenten – Telephone Arab, 1986]

4442

Februar 19, 2025

Wache um vier auf

Höre Liwa-Interview

Das Rauschen der Zeit

4441

Februar 19, 2025

Du fünfundzwanzig,

ich dreißig, da haben wir

uns kennengelernt

Jakobsweg, 17.2. Enkheim – Niederhöchstadt 20

Februar 18, 2025

Wintersonne pur
Durch die Außenbezirke
Westerbachplätschern

Heute erwartet mich die letzte Etappe durch Frankfurt nach Hause, wobei ich die nördlichen Stadtteile durchquere. Draußen herrscht herrlichster Sonnenschein bei klirrender Kälte, ohne Handschuhe geht es heute nicht.

Da es keine Jakobswegroute gibt, benutze ich Maps, dessen Zickzack ich blind wie ein Roboter folge. Um Akku zu sparen, merke ich mir die nächste Abzweigung und gucke erst wieder aufs Handy bei der nächsten Seitenstraße danach. Das funktioniert ganz gut.

Zuerst geht es durch das Gewerbe-/Industriegebiet in Enkheim an einer Grünanlage entlang leicht ansteigend nach Alt-Seckbach, wo es noch einzelne Fachwerkhäuser gibt und ich aus einem Bücherschrank das schmale Büchlein Meine wunderbaren Jahre von Reiner Kunze ziehe, das 1976 in kurzen Texten von Diktaturerfahrungen in der DDR berichtet. Sicherlich eine lohnenswerte Lektüre für die Schar der Ewiggestrigen, die gerade immer größer wird.

Frankfurt-Seckbach

Es geht nun weiter hoch durch ein Wäldchen hinter dem der Huthpark – ein kurz vor dem 1. Weltkrieg angelegter Stadtpark – liegt.

Frankfurt-Seckbach, Huthpark

Zwei lange Fußgängerbrücken führen über die Friedberger Landstraße und die A671 (Oberursel – Egelsbach 40 km). Von der zweiten Brücke habe ich eine gute Sicht auf die Bankenskyline zwischen EZB-Gebäude ganz links – leider nicht auf dem Foto – und Fernsehturm ganz rechts in Verlängerung der Brücke – leider auch nicht auf dem Foto – neben dem die Zentrale der Bundesbank liegt. Das private Finanzgeschäft wird eingerahmt von den beiden Zentralbanken, die für den Treibstoff des Systems, die nötige Geldversorgung sorgen.

Frankfurt-Seckbach, Skyline

Ich gehe nun auf dem Marbachweg in Richtung des Fernsehturms an einem Friedhof vorbei gen Dornbusch. An einer Bushaltestelle mache ich eine Trinkpause, die ersten 6 km sind geschafft. Mehrere Rettungswagen mit Blaulicht und durchdringendem Martinshorn rasen vorbei.

Frankfurt-Eckenheim

Ich passiere nun eine weitere Grünanlage, in der mir zwei junge Pärchen auffallen, die auf Bänken in der Sonne sitzen: sie jeweils auf seinem Schoß. Űber die Hügelstraße geht es am alten Friedhof vorbei nach Ginnheim. Von hier unter der Bahn und der Rosa-Luxemburg-Straße durch erreiche ich die Nidda, der ich eine Weile durch den Niddapark folge.

Da wo die Nidda nach Süden abbiegt, überquere ich sie nach Praunheim, wo Sitzbänke Fehlanzeige sind, es sind Steine in einem Kreisverkehr aufgeschichtet, es steht auch eine Tafel da, aber keine Bank weit und breit. Rastende Vagabunden wie ich sind offensichtlich unerwünscht. Ich komme an einer größeren Krankenhausanlage vorbei.

Nun geht es gen A5. Ich werfe einen Blick zurück zur Skyline, die ich nördlich des TV-Turms umrundet habe. In einem Sandhaufen stochern zwei Kanadagänse. Jetzt geht es unter der A5 durch. Drei Elstern flüchten vor mir ins Gebüsch.

Ein Blick nach Westen macht mir klar, dass der Berg links neben dem Großen Feldberg, den ich gestern morgen gesehen hatte, wie insgeheim gehofft doch tatsächlich der Altkönig war, der Kronberger – und damit fast unser – Hausberg.

Nun geht es einen bis zum Horizont schnurgeraden Wirtschaftsweg nach Süden, 200 m vor mir über eine längere Strecke eine junge Frau mit Kinderwagen. Plötzlich eine Bank! Ich trinke meine Säfte auf. Der Wind ist eisig kalt. Über Eschborn komme ich zum Westerbach, folge ihm am Komplex der Heinrich-Kleist-Schule vorbei, lausche dem Rauschen des Baches und bin kurz vor halb drei zuhause.

Niederhöchstadt, zuhause
Niederhöchstadt, Schneeglöckchen

Dort lege ich mich erst einmal für eine halbe Stunde zur Siesta aufs Sofa bevor ich heißes Wasser in die Badewanne einlasse und mich die nächsten zwei Stunden der Lektüre des gestern in Enkheim gefundenen Spiegel widme.

P. S. Die Waage am nächsten Morgen nach elf Tagen Fasten zeigt 88 kg an, ein Gewichtsverlust von rund 9 kg. Davon ist allerdings einiges Flüssigkeit und den momentan nicht vorhandenen Darminhalt sollte man auch einrechnen. Aber es waren dann doch gut 600 g netto, die ich pro Tag bei der Fastenwanderung verloren habe. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Der erste Apfel kann geviertelt werden.

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

Jakobsweg 16.2. Ravolzhausen – Enkheim 22

Februar 17, 2025

Tee auf Reiterhof
Zwischen Spessart und Taunus
Skyline vor Sonne

Ich schlafe diese Nacht phantastisch, genieße das Doppelbett mit der großen Decke. Morgens reibe ich mir den Sand aus den Augen, liege tiefenentspannt auf dem Rücken, mit körpereigenem Melatonin vollgepumpt. Erst um 6h20 mache ich das Licht an zum Schreiben, ein Rekord.

Da ich viel Zeit habe heute morgen – ich treffe meine Kusine im Nachbarort erst kurz vor elf – leiste ich mir eine Darmreinigung in Form eines Einlaufs. Danach fühle ich mich entspannter und bin de facto nochmal leichter.

Im Bad kommt mir eine einfache, aber gute Idee. Die Flaschen fülle ich ab sofort mit heißem Wasser. Was den Vorteil hat, dass es draußen in der Kälte nicht so schnell eisig wird, also gut trinkbar bleibt. Meine Güte, auf die einfachsten Dinge kommt man oft so spät.

Im Hotel kocht mir die Fachkraft zwei grüne Tee und ich versuche, die verschiedenen Obstsorten aus dem Multivitaminsaft rauszuschmecken. Ananas ist ganz weit vorne, Pfirsich auch klar, Passionsfrucht eher im Hintergrund etc.

Draußen ist es mit – 4 Grad knackig kalt und der Weg führt mich zwischen den Feldern entlang. Nach kurzer Zeit sehe ich das Ziel der Wanderung – zumindest von der Richtung her – den großen Feldberg mit dem Funkturm. Ich mag es, zu wissen, wo es hingeht und konkret zu sehen, wie weit es etwa ist bzw. scheint. Das Ziel vor Augen zu haben. Ein ganzes Stück links südwestlich vom Großen Feldberg ist ein anderer Berg, der fast genauso hoch erscheint. Er scheint mir optisch zu weit vom Großen weg zu sein, als dass es der Kleine sein könnte, der ja nicht einmal 1 km vom Großen weg ist, aber welcher Berg soll das sonst sein?

Hinter Ravolzhausen, Taunusblick

Auf einem flachen, schnurgeraden, neu asphaltierten Weg treffe ich einge Sonntagsmorgenspaziergänger, die alle nett grüßen.

Ich laufe nun in Oberissigheim bei meiner Kusine A. ein, die gerade noch Reitunterricht gibt. Selbst bei dieser Kälte sind Ferienkinder da. Es ist Springerwochenende, im Sinne von Reitspringen. Der Laden läuft. M., die gute Seele des Hauses, nimmt mich in Empfang und setzt mir einen grünen Tee auf. A. kommt wenig später und wir tauschen uns ein gutes Stündchen über meine Wanderung, den Hof und die Familie aus. Der Hof hat sich wirklich äußerlich seit den frühen Siebzigern, wo ich einmal als Ferienkind im Sommer für mehrere Wochen hier war, kaum verändert. C., Urgestein und früher die Reitlehrerin, stößt auch noch zu uns. Wir freuen uns alle schon auf das demnächst bevorstehende Familienfest.

Nach dieser willkommenen Abwechslung geht es weiter zwischen Äckern entlang, in der Ferne sehe ich erst das neue, etwas separat stehende, auffällige EZB-Hauptgebäude und danach die Bankenskyline rechts davon. Ich erreiche nun Bruchköbel, das wie viele Ort hier im Kern von Fachwerkhäusern dominiert wird. Die Jakobuskirche soll zwar eine offene Kirche sein, ist aber leider zu und das Schokolädchen gegenüber, wo der Schlüssel liegt, heute am Sonntag auch geschlossen.

Bruchköbel, altes Rathaus und Jakobuskirche

Aus Bruchköbel raus geht es mal wieder unter der A66 durch, aber das ist eigentlich das einzige kurze Stück der heutigen Etappe, das nicht naturnah bzw. unwirtlich ist. Das war auf den zwei vorangehenden Etappen anders gewesen.

In dem nächsten Ort Mittelbuchen gibt es einen mittelalterlichen Rundturm und ein historisches Stadttor mit einem Fachwerkhäuschen obendrauf.

Mittelbuchen, Turm und Stadttor

Weiter gehe ich auf einem Fuß-/Radweg nach Wachenbuchen, wo ich auf einer Bank meine Mittagspause mit Rote Bete Saft, der mir jetzt nach Pellkartoffeln zu schmecken scheint und KiBa, wie A. sagt, mache.

in Wachenbuchen ist der Kirchraum zwar zu, aber zumindest der Vorraum geöffnet, sodass man sich bei Regen unterstellen könnte. Ich mag die Zwischenstationen in den Kirchen, die mich als unsteten Wanderer zur Ruhe kommen lassen und meiner Seele gut tun. Es gibt auch oft etwas zu Entdecken.

Wachenbuchen, Fachwerk

Zwischen Äckern geht es nun hinauf zum Hühnerberg mit Sicht zum Spessart und dem Kraftwerk Großkrotzenburg. Oben ist eine rote Bank –  die Leseecke – wo ich mich niederlasse. Ich bin nun auf der Hohen Straße, dem Handelsweg zwischen Leipzig und Frankfurt. Dies ist insbes. am Sonntag eine beliebte Radstrecke. Die Rennradler flitzen an mir im Minutenabstand vorbei.

Hohe Straße, Leseecke

Die Hohe Straße ist hier eine Art Kammweg, man kann gleichzeitig links den Spessart und rechts den Taunus erblicken. Es kommt nun die Sonne raus, das Wetter ist ähnlich gut wie am ersten Wandertag auf der Etappe von Vacha nach Geisa.

Ich erreiche die Hohe Lohe, wo recht sinnbefreit und mit Amtsdeutsch verbrämt zwei Stelenreihen aus Beton hingepflanzt worden sind.

Hohe Lohe, „Verknüpfung mit Regionalparkrouten im Vordertaunus und Mainuferweg“

Der Weg zieht sich nun ein wenig und ich komme in Bergen an, wo ich ein Stück auf einem höhergelegenen Pfad hinter Buschwerk, das die Sicht nach Frankfurt verschleiert, gehe. Hier mache ich einen winzigen Abstecher zum unspektakulären Stadtschreiberhaus, wo die Rollos runter sind. Der bzw. die aktuell hier residierende Literat(in) scheint gerade nicht da zu sein.

Bergen, Stadtschreiberhaus
Bergen, Liste der Stadtschreiber

Auch in Bergen ist die ev. Kirche verrammelt, aber zumindest liegt sie schön in der Abendsonne hinter der Stadtmauer.

Bergen, ev. Kirche

Von Bergen, das sich von Enkheim, dem zweiten Ortsteil von Bergen-Enkheim dadurch auszeichnet, dass es ein gutes Stück höher liegt, hat man eine schöne Aussicht – so heißt auch ein Lokal – auf die City.

Bergen, Frankfurter Skyline

Mein Hotel ist im Gewerbegebiet von Enkheim, zu dem ich auf schmalen Pfaden hinabsteige. Die vorletzte Etappe ist geschafft. Ich lasse mich auf die Couch in meinem komfortablen Einzelzimmer fallen.

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

Jakobsweg 14.2. Steinau – Gelnhausen 29

Februar 15, 2025

Salziges Wasser
Zickzack um die Autobahn
Demo auf Marktplatz

Heute steht die mit knapp 30 km längste Etappe auf dem Programm. Was ich noch nicht weiß, es wird auch die bis jetzt Ödeste insbesondere in der 2. Hälfte, wo es lange Strecken an der A66 langgeht, um sie herummäandert, also auch noch länger ist als die Autobahn.

Ich komme morgens nur langsam in die Pötte, schreibe lange am Tagebuch, spüre aufgrund der Fettverbrennung in der Dusche eine gewisse Kurzatmigkeit. Es gibt  vor der Zimmertür neben dem Kühlschrank mit freien Getränken, zu denen man einen Obolus leisten kann, einen Wasserkocher. Ich gieße mir zwei Pötte grünen Tee auf, der peu à peu meine Lebensgeister weckt.

Gegen 8h20 verabschiede ich mich von meiner Gastgeberin und trete hinaus. Jeden Tag verliere ich ca. 1 Pfund, entsprechend leichter fühle ich mich.

Steinau an der Straße

Ich mache mir Gedanken über die Zeit nach dem Fasten, es ist ja bekannt, dass jeder fasten kann, aber nur wenige fasten brechen können. Ich visiere nach dem Ausgleichstag langfristig ein 14:10 Intervallfasten an, d. h. 14 Stunden am Tag fasten und 10 Stunden, in denen ich essen darf. Dabei wird sich das Fasten vom späten Nachmittag bzw. Abend bis zum Vormittag hinziehen. Es werden wohl zwei leicht verschiedene Regimes, je nachdem, ob ich im Home Office oder in Berlin bin.

Aus dem Ort heraus gehend, komme ich schnell zur Kinzig, der ich flussabwärts folge. Ich komme auf den Radweg nach Bad Soden. Er geht schnurgeradeaus und ist asphaltiert, ist also nicht sehr schön zu gehen, aber ich komme flott vorwärts. Hier fängt es an, ein bisschen zu hageln. Rechts neben mir sehe ich seltsam verlaufende und versickernde Wasserläufe, es handelt sich um den Anfang der Kinzigtalsperre. Nach einer Weile sehe ich eine lustige Holzkapsel vor mir, in die man hineinsteigen kann. Drinnen gibt es ein Fernglas, mit dem man die verschiedenen Entenarten beobachten kann. Leider ist diese Station fehlkonstruiert. Die Bank ist zu weit vom Fernglas entfernt, so dass man nicht gleichzeitig sitzen und gucken kann. Ich muss mich fast hinhocken, um das schwere Fernglas in eine Position zu bekommen, so dass ich die Enten sehe. Da wurden mal wieder öffentliche Gelder nicht optimal eingesetzt.

Kinzigtalsperre, Vogelbeobachtungskapsel
Kinzigtalsperre, Vogelbeobachtungskapsel innen

Auf dem Radweg tippele ich über eine Stunde lang und treffe zwei Spaziergänger bevor ich die Kinzig überschreite und die Kinzigbahnstrecke sowie die A66 das 1. Mal unterquere. Ich bin jetzt in Bad Soden und komme direkt am Pavillon der Pacificus-Quelle raus. Diese Quelle ist mit über 8 g H2CO3 auf den Liter angeblich die kohlensäurehaltigste Quelle Deutschlands. Was mich allerdings noch mehr verblüfft, das Wasser enthält 44 g Salz auf den Liter, also 4,4%. Zum Vergleich in der Nordsee beträgt der Salzgehalt 3,5%. Mit anderen Worten dieses „Heilwasser“ ist in seiner Ursprungsform untrinkbar. Aber zum Baden sicher wunderbar.

Bad Soden-Salmünster, Pacificus-Pavillon

Von hier geht es den Heilquellenweg den Stolzenberg hoch über einen Kreuzweg – ein ehemaliger Friedhof – zur geschlossenen Laurentiuskirche. Unten gehe ich in eine Bäckerei mit angeschlossenem Cafe und trinke einen grünen Tee sowie eine Cola ohne Zucker. Beim Lesen der Nachrichten verschlägt es mir die Sprache. Die USA agieren wie Cowboys im Wilden Westen und lassen Europa fallen wie eine heiße Kartoffel, das Regime macht Ernst und versucht nebenbei noch die eigene schwer angeschlagene Demokratie zu exportieren. Als hohle Worte von Wichtigtuern kann man das jetzt kaum noch abtun. Ich denke jetzt hilft nur eins und zwar ein einiges, starkes, kühl und besonnen agierendes Europa, das ich aber leider momentan nicht sehe. Ungewisse Zeiten stehen uns bevor.

Now for something else. Ich gehe an der Salz (!) entlang raus aus Bad Soden, verpasse in Gedanken einen Abzweig nach Salmünster und gehe dann einen Forstweg hoch zu einem sich drehenden (!) Windrad hin. Nun geht es hinunter und was sehe ich links von mir? Ein Schaf, das für mich auf den 1. Blick aussieht wie ein Rhönschaf. Auf den 2. dann doch nicht, es hat schwarze Beine.

Neudorf, doch kein Rhönschaf

Ich erreiche nun Wächtersbach, dass ich einmal komplett durchquere. In der 2. Hälfte liegt die Altstadt mit Schloss und Fachwerkhäusern. Die evangelische Kirche ist zu.

Wächtersbach, Schloss
Wächtersbach

Hinaus geht es über Ausfallstraßen und ein Gewerbegebiet, das Muster wiederholt sich. Ich bin trotzdem bester Dinge, quietschfidel, die Füße fliegen nur so dahin. Ich laufe nun rechts der Autobahn, deren Rauschen mich nicht stört, ich höre ein hochinteressantes Interview mit der Schriftstellerin Rachel Cusk und ihrem Mann. Rechts von mir ist eine überschwemmte Wiese, auf der ich plötzlich zwei dahinstaksende Störche entdecke. Dem Vorderen bin ich schon zu nah und er entschwebt bald nach weiter hinten.

Westlich von Wächtersbach, Störche

Ein lohnenswerter Abstecher von der A66-Parallelstrecke ist Wichtheim. Die von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzte Simultankirche ist auf und ich erfreue mich an den lichtdurchlässigen Kirchenfenstern mit roten Einsprengseln. Außerdem hat Wichtheim noch ein Schlösschen zu bieten, das ähnlich aussieht wie das in Wächtersbach, nur viel kleiner ist.

Wichtheim, Kirchenfenster

Nachdem es noch ein Stück eingezwängt zwischen Kinzigbahn und Autobahn weitergeht, komme ich nach Haitz und dann zu meinem Etappenziel dem schmucken Fachwerkort Gelnhausen. Am Markt wird mit Musik für Demokratie und Klimaschutz demonstriert, viele sind bei den frostigen Temperaturen allerdings nicht gekommen.

Gelnhausen, Markt

Mein Hotel, in dem es sehr nach griechischer Küche duftet, liegt direkt neben dem Geburtshaus von Philipp Reis, dem zentralen Wegbereiter des Telefons, ohne den ich diesen Eintrag nicht hätte ins Handy tippen können. Danke nachträglich.

Gelnhausen, Geburtshaus von Philipp Reis

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

Jakobsweg 13.2.25 Flieden-Rückers – Steinau an der Straße 18

Februar 14, 2025

Dicke Schneeflocken
Rehe springen wie Flummis
Märchenkinderzeit

Die Nacht ist wie meistens nur mittelprächtig, ich wache früh gegen 4 auf, liege ein Stündchen wach und schreibe dann mein Tagebuch ins Smartphone. Beim „Frühstück“ zwinge ich mich, ein Liter Wasser vorweg zu trinken. Trotzdem habe ich später auf der Strecke bald eine trockene Kehle und lasse kaum Wasser. Erst nach der Ankunft, nachdem ich mich ins Bett gelegt habe, muss ich dann ca. alle 20 Minuten. Während der Wanderung wird das Wasser anscheinend im System zur Spülung gebraucht, danach kann es ausgeschieden werden. Ich schwitze so gut wie nicht.

Draußen erwarten mich die ersten Schneeflocken, die Temperaturen um null Grad, der Weg glatt. Es geht über einen Höhenzug, um Windräder herum, die stehen. Ich genieße die Morgenstimmung, bin erstmals schon um 8 los, fühle mich leicht. Die erste Stunde am Morgen ist immer die Beste, ich gehe wie in Trance, durch den Kopf läuft das Gedankenkarussell. Ich freue mich darüber, dass erstmal kaum Orte am Weg sind, ich ganz allein in der Natur sein darf. Ich komme durch ein verschlafenes Dorf, wo ich einige Gedanken notiere.

Keutzelbuch, Blick

Heute mittag ist Wanderhalbzeit, ich bin freudig überrascht, dass noch so viel vor mir liegt. Eine kleine Unachtsamkeit und ich bin vom Weg ab, auf den ich aber schnell wieder zurückkomme dank Wanderapp E-Walk. Ich stoße auf einen Rhön-Rundweg, hier scheint also doch noch ein Ausläufer der Rhön zu sein.

Ich höre in der Ferne das Rauschen der Autobahn, hoch über mir ein Flugzeug, Vogelgezwitscher. Als ich so den Berg hinaufstiefele, sehe ich vor mir auf der Wiese zwei Rehe, die mich erst nicht wahrnehmen. Plötzlich springt das eine in hohem Bogen bestimmt zwei Meter nach oben und dann auch nach vorne. Das andere tut es ihm gleich und folgt ihm. Welche Eleganz der Bewegung! Ich bin sprachlos.

Die Schneeflocken werden nun dicker und dichter und verfangen sich in meinem Schal, auf der Mütze tauen sie sofort. Ich habe den leicht zynischen Gedanken, dass ich gerade genau das Richtige tue, indem ich versuche, die letzten Winter zu genießen, bevor der Klimawandel so richtig zuschlägt.

Der Gedankenstarkregen setzt sich fort, die Ideen sprudeln nur so aus meinem Kopf. Was das Fasten angeht, so ist der menschliche Körper dafür gebaut. Als Jäger und Sammler haben wir ja auch über längere Zeiträume nichts gegessen,  wurden von der Evolution dahin entwickelt, Energiereserven in uns anzulegen für die schlechten Zeiten. Mit anderen Worten, was ich da gerade mache, ist völlig normal und natürlich. Das permanente Essen ist nicht normal und die Ursache für viele Krankheiten. A propos, Buchinger, der das Heilfasten mit Säften und Brühen wiederentdeckt hat, hatte eine Entzündung des Knies, die er damit geheilt hat. Mein immer beim Aufstehen schmerzendes Knie tut nicht mehr ganz so weh, scheint mir.

Der Nebel oben am Waldrand wird immer dichter, löst sich unten dann wieder etwas auf. Ich unterquere die Bahnstrecke, wo zwei Güterzüge in kurzem Abstand passieren. Die Stimmung ist seltsam, kein Mensch weit und breit.

Vor Schlüchtern, Shaw-Zitat

Ich erreiche Schlüchtern, das an der deutschen Märchenstraße von Bremen nach Hanau liegt, über das Gewerbegebiet. Ein Lkw-Fahrer, der seinen Sattelschlepper am Straßenrand abgestellt hat, scheint mich zu mustern. Ein auffälliges Gebäude im Ort stellt sich als ehemalige Synagoge heraus, die später als Kulturzentrum genutzt wurde und nun als Stadtarchiv dienen soll.

Schlüchtern, ehemalige Synagoge

Im Ort trinke ich in einer Cafe/Bar einen marokkanischen Minztee und eine Cola zero. Ich komme mit dem Barmann ins Gespräch, da ich ihn nach der Sprache frage, die er mit zwei älteren Gästen spricht. Es ist albanisch, er ist aus dem Kosovo, die beiden anderen direkt aus Albanien. Er erzählt mir von der Vetternwirtschaft und Korruption dort. Angeblich sind die fünf besten Ärzte Albaniens alle im Krankenhaus in Schlüchtern, weil sie in Albanien nicht die richtige Connection hatten.

Ich gehe durch ein Wohngebiet, wo mir verführerischer Brathähnchengeruch in die Nase steigt. Ich kann den Geruch genießen, ohne das Hähnchen zu essen, ich würde sogar sagen nur durch die Nase genieße ich es wie die Blume beim Wein sogar intensiver. Wobei ich mich auch noch an der Aussicht erfreue, demnächst in Wilmersdorf bei Witwe Bolte mal wieder ein Knusperhähnchen zu essen. Gleichzeitig denke ich, dass das Fasten wie ein Reboot des Körpers ist.

Auf einem Schotterweg, der bald  geteert werden wird – mir kommt auch schon ein Raupenfahrzeug entgegen – gehe ich an der Kinzig entlang und überquere sie bei Niederzell. Das Wasser steht ziemlich hoch für die erste Februarhälfte. Wenn die Schneeschmelze einsetzt, wird es sicher Hochwasser geben.

Niederzell, Kinzig

Bei der Pause auf einer Bank hinter Niederzell nehme ich wegen der Kälte nur kleine Schlücke Wasser. Ich stelle fest, dass mein Körper nicht viel Bock auf Salziges, also Gemüsesäfte oder Brühen hat, aber viel Lust auf süße Säfte und (zuckerfreie) Bonbons.

Ich komme nun an meinem Zielort, dem gut erhaltenen Steinau an der Straße (!) an, wo die Leute mich nett grüßen. Das großzügige Schloss aus der Frührenaissance ist sehr gut erhalten und stellt eine Kombination aus Wehranlage mit Bergfried und repräsentativem Schlossbau dar.

Steinau, Schloss

Ich gehe in die Ausstellung Arzt+Tod in der Katharinenkirche. Es wird ein großer Bogen gespannt vom 16. Jahrhundert und davor bis heute. Wie der Arzt dem Tod immer mehr auf die Schliche kommt im Laufe der Zeit – z. B. Röntgen – am Ende aber schlussendlich keine Chance hat. Im von mir ausgewählten Bild von 1968 schiebt der Tod sein Opfer auf der Bahre am nur zuguckenden Ärzteteam am Rande im Affentempo vorbei: „Der ist meiner!“

Steinau, Katharinenkirche, Ausstellung Arzt + Tod, Gertrude Degenhardt – Er Paul triumphierend am Ärzteteam vorbeischob

Während die Wärterin des Brüder-Grimm- Museums noch etwas erledigen muss, bewundere ich schon einmal den Originalstraßenbelag der Via Regia. Das stelle ich mir dann doch als eine holprige Angelegenheit vor für die Herrschaften in der Kutsche im 18./19. Jahrhundert.

Steinau, historische Via Regia

Im Museum verbringe ich einige Zeit. Hier verlebten die sechs Geschwister Grimm eine schöne Kindheit, ihr Vater war Amtmann, was einem heutigen Landrat etwa entsprach. Jacob und Wilhelm, die Ältesten waren in Hanau geboren. Nach dem relativ frühen Tod des Vaters ging es erst einmal ins Armenhaus, das Huttensche Hospital in der Nachbarschaft und später nach Kassel.

Die Räume im Erdgeschoss inkl. Küche widmen sich der Familiengeschichte, im 1. Stock kann man in die Märchenwelt eintauchen und die Märchen aufgrund von dargestellten Szenen erraten. Rotkäppchen hat einen eigenen Saal. In der alten französischen Fassung Le chaperon rouge von Perrault war Rotkäppchen am Ende noch vom Wolf verschlungen worden. Die Brüder Grimm, hier war wohl Wilhelm die treibende Kraft, haben dann ein Happy End ersonnen. Wie man überhaupt sagen muss, dass die Urversionen der Märchen oft sehr grausam waren, in einem Märchen wird sogar ein Kind geschlachtet. Die Brüder Grimm haben die oft sehr kruden und kurzen Märchen etwas aufgehübscht und besser lesbar gemacht. Man kann Stunden in der Ausstellung verbringen.

Ich schlafe heute im Burgmannenhaus, einem alten Fachwerkhaus von 1589 mit niedrigen Türen.

Steinau, Burgmannenhaus

Als Schlaftrunk gönne ich mir in meiner urigen Kemenate noch ein Pils.

Steinau, Burgmannenhaus, Zimmer

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

Jakobsweg 12.2.25 Fulda – Flieden-Rückers 23

Februar 13, 2025

Auf Vézelay-Weg
Vier parallele Strecken
Am Schabbat tabu

Frühmorgens nach vier Uhr habe ich einen sehr lebhaften Traum, in dem ich erstmals etwas rieche und zwar das Parfüm einer Frau aus meiner Vergangenheit.

Das Wetter ist heute trüb. Nachdem ich die Postkarte eingesteckt und einen Fehlkauf getätigt habe – das einzige Fußblasenpflaster, das ich finde, stellt sich als Herpesbläschenpatch raus – geht es los.

Ich bleibe dabei, die metallische Kronenhaube, die die Fuldaer dem Schlossturm letztes Jahr aufgesetzt haben, steht ihm ganz gut.

Fulda, Schlossturm mit Krone

Auf der linken Seite des Doms sieht man Bonifatius mit dem erdolchten Buch, das er angeblich vor sich gehalten haben soll, als er von Räubern in den Niederlanden 754 ermordet wurde.

Fulda, Dom, Bonifatius

Im Dom fällt mir eine Petrusfigur mit erhobenem  Zeige- und Mittelfinger auf, diese Handgeste hatte ich so ähnlich gerade erst in Point Alpha gesehen, so ganz habe ich sie noch nicht dechiffriert. Soll es „Hab acht“ bedeuten? Im Dom ist noch ein anderer Besucher, das nimmt etwas von dem überwätigenden Eindruck des barocken Baus.

Fulda, Dom

Außen oben an der Domfassade in einer unzugänglichen Ecke hat sich der Baumeister Dientzenhofer verewigt, sehr zur Missbilligung seines Auftraggebers, des Fürstabts.

Fulda, Dom, Detail

Nachdem ich den Ort durchschritten habe, erreiche ich die hochstehende Fulda. Es wird unmittelbar klar, warum die Stadt rund 1 km entfernt vom Fluss liegt. Ich überquere ihn auf einer Holzbrücke.

Fulda, Brücke

Es geht weiter durch einen Park, an einem Teich entlang. Der Weg ist allerdings gepflastert und nicht angenehm zu gehen für meine Füße. Heute ist fast die gesamte Strecke asphaltiert, ich entkomme der Zivilisation nicht. Auf Ausfallstraßen verlasse ich Fulda.

Vor Johannesberg – die Kirche wird heute zur Fortbildung in Denkmalpflege und Altbauerneuerung genutzt – steht eine Tafel mit einer Karte der beiden Jakobswege, die sich hier trennen. Der Installateur hatte aber offensichtlich eine Links-Rechts-Schwäche. Der Vézelay-Weg in rot, den ich nehme, geht nämlich nach rechts und der Le Puy-Weg (grün), den ich mit C. von Le Puy bis nach Santiago gewandert bin, geht ab nach links. Glück gehabt, dass ich mich nicht auf die Pfeile der Karte verlassen habe.

Johannesberg, Jakobswegkarte
Johannesberg

Bald hinter Johannesberg liegt rechter Hand eine in drei Jahren Arbeit von Freiwilligen erbaute Lourdesgrotte, wo ich ein Teelichtlein anzünde und kurz auf einer der vielen Bänke verschnaufe.

Harmerz, Lourdesgrotte

Ich erreiche nun einen Wald, wo sich der befestigte Forstweg schnurgerade hinzieht und ich in einen Flow komme. Ich hätte nichts dagegen, wenn das jetzt bis zum Ziel so weiterginge.

Am Ende des Waldes steht ein abgezäuntes Häuschen mit rauchendem Schornstein. Es ist niemand zu sehen. Was geht hier vor?

Oben auf der Kuppe mache ich mein Mittagspäuschen mit Gemüsesaft und Bananennektar, durch den leichten Niesel lasse ich mich nicht stören. Die Wiesen ligen im Dunst. Auf dem Acker rechts dampft ein Misthaufen, es joggt eine junge Frau mit einem Schäferhund vorbei, den sie an ihrem Gürtel angeleint hat.

Es geht nun weiter auf der mit Birken bestandenen Straße nach Neuhof, das ich auf der alten Heerstraße betrete. Natürlich wurde die Via Regia auch vom Militär genutzt, u. a. von Napoleon.

Aus der Rhön bin ich nun raus und bewege mich durch wellige Landschaft zwischen Spessart im Süden und Vogelsberg im Norden.

Diese Gegend, die früher Zonenrandgebiet war, liegt nun in der Mitte von Deutschland, entsprechend spielt der Verkehr eine immer größere Rolle. Ich gehe ein Stück, an dem vier Verkehrswege parallel verlaufen. Ganz links die A66 (Wiesbaden-Fulda) , die ich aufgrund des aufgeschütteten, bepflanzten Lärmschutzwalls kaum höre. Dann die vielbefahrene Bahnlinie Fulda – Frankfurt. Außerdem direkt links neben mir eine regionale Straße. Schlussendlich der Radweg, den ich nutze.

Nach einer Weile biege ich ab nach rechts in Richtung der Äcker und verlasse die Hauptverkehrstrasse. Schon von weitem sehe ich links von mir in ca. 100 m Entfernung einen gelben Davidsstern zwischen den Bäumen. Es handelt sich um den umzäunten, abgeschlossenen Jüdischen Friedhof Flieden, wo auch die Juden aus Neuhof beigesetzt werden. An Feiertagen wie dem Schabbat darf er nicht betreten werden. Der Schlüssel liegt bei der Gemeindeverwaltung. Es fällt mir auf, dass jüdische Friedhöfe in Deutschland häufig weit abseits der Städte angelegt sind, in Kronberg im Taunus liegt der jüdische Friedhof auch verborgen im Wald bei Falkenstein.

Flieden, Jüdischer Friedhof
Frieden, Jüdischer Friedhof

Auf Feldwegen geht es anschließend rauf und runter nach Flieden. Am Ende gehe ich unter der Bahn und der A66 durch in den Stadtteil Rückers.

Im Gasthof trinke ich ein alkohfreies Weißbier und quatsche mit dem Wirt, der erstaunlich gut durch die Coronazeit gekommen ist, u. a. weil er für verschiedene Institutionen gekocht hat. Ich begebe mich auf mein anfangs arschkaltes Zimmer. Die Blase hat sich deutlich zurückgebildet. Das Blasenpflaster klebt zwar etwas an der Socke, hat aber einigermaßen gehalten. Allerdings hat sich eine neue, noch kleine blutunterlaufene Blase am kleinen Zeh links gebildet. Ich habe das Pflasterhütchen, das abgegangen ist, jetzt mal durchstochen, so dass das Röhrchen jetzt etwas besser sitzt. To be watched.

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

4439

Februar 13, 2025

Sieben Minuten

abtauchen in fluffige

Cumuluswolken

[Boards of Canada – Everything You Do Is a Balloon, von High Scores EP, 1996]

4437

Februar 12, 2025

Mitten in der Welt

– Fastenwandern im Winter –

aus der Welt fallen

4436

Februar 12, 2025

Beine überkreuz

Oben in Sauna liegend

Ein Fuß im Feuer

Jakobsweg 11.2.25 Fulda Ruhetag

Februar 12, 2025

In Tasten hauend
Drei Touristen, ein Führer
Fürstensaalkonzert

Heute mache ich eine Wanderpause im Home Office im Hotel. Ich schaffe das Pensum, was ich mir vorgenommen habe, verarbeite die Daten, schicke den Bericht raus.

Die Blase ist derweil noch größer geworden, das Blasenpflaster ist verschwunden, hat wohl die 85 Grad in der Sauna nicht so gut vertragen, ich mache ein Neues drauf.

Mittags gehe ich einkaufen, Kombucha, Brühwürfel, Gemüsesaft, Bananennektar. Letzeren kaue und schlürfe ich anschließend genussvoll. Später in der Konzertpause am Abend gibt es noch leckere Ingwer-Orange Bionade und kurz vorm  Zubettgehen leere ich die 0,33 l Pilsflasche aus der Minibar, ein Geschenk des Hauses. Ich verspüre seltsamerweise keine Wirkung, aber schlafe gut ein gegen halb 12. Die Esssachen wie die Gummibärchentütchen, die Minibrezeln und den Schokoriegel gebe ich einem Bettler, der sich darüber sehr freut.

Von 15h bis 16h30 nehme ich an einer Stadtführung mit einem Paar aus dem süddeutschen Raum teil. Der Führer ist aus Fulda und hat viel zu erzählen. Wir beginnen an dem zum Teil schon abgegriffenen Stadtmodell aus Bronze vor der Stadtinformation auf dem Bonifatiusplatz. Der christliche Missionar Bonifatius, der eigentlich Wynfreth hieß, kam in der 1. Hälfte des 8. Jahrhundert aus Südengland und war der Auftraggeber des Fuldaer Doms, einer Basilika mit angeschlossenem Kloster, deren Errichtumg er nicht mehr erlebte. Heute steht an derselben Stelle eine 1712 fertiggestellte Barockkirche, in der er begraben ist.

In Fulda kamen weltliche und kirchliche Macht in Form der von Friedrich II. 1202 erhobenen Fürstabtei zusammen.

Es geht weiter zum Schloss, dem letztes Jahr eine metallene Krone für 600.000 Euro aufgesetzt wurde, was dem Führer nicht gefallen hat. Ich, der das Schloss nie anders gesehen hat, fand es überraschend progressiv und eher positiv.  Das Schloss wurde in etwa gleichzeitig zum Dom ebenfalls von Dientzenhofer bis 1714 gebaut. Ein Detail, das mir vorher nicht klar war, die Prellsteine an den Ausfahrten waren dazu da, dass die Kutschen, wenn sie raumgreifend um die Ecke fuhren, nicht die Fassade beschädigten.

Fulda, Dom

Wir gehen hinüber durch den Schlossgarten zur Orangerie, die man im 18. Jahrhundert, als der französische Hof den Ton angab, natürlich unbedingt brauchte. Die Temperaturen waren nördlich der Alpen für Zitrusfrüchte viel zu niedrig, daher wurden sie in den Vorläufern der Gewächshäuser gehalten, der Ertrag war eher dürftig. Heute bei der Kälte ist hier niemand, aber im Hochsommer kühlt sich  angeblich halb Fulda neben der dann zehn Meter hohen Springbrunnenfontäne ab.

Fulda, Orangerie

Die Stadtführung geht nun weiter zum Dom, wo sich Dientzenhofer weit oben mit seinem Konterfei verewigt hat, der Führer spricht fast nur von der alten Basilika, deren Türme übrigens angeblich aus Aberglauben nicht abgerissen wurden und sich in den Türmen der Barockkirche befinden.

Wir gehen weiter an einem schönen Fachwerkhaus vorbei, wo Ferdinand Braun geboren wurde, der Erfinder der Braunschen Röhre, ohne die wir heute nicht fernsehen würden. Anschließend passieren wir das Geburtshaus des Vaters unseres Führers. Er stellt sich eine Zeitmaschine vor, wie sein Vater vor dem Krieg hier rumgetollt ist.

An dem Bäckerhaus steht eine Jahreszahl 15×8. Statt dem x steht dort ein Zeichen, das wie ein auf dem Kopf stehender Fisch aussieht. Es ist eine halbe Acht, also eine Vier, die wohl als unglücksbringend galt. Wir gehen bis zur Stadtpfarrkirche, wo die unterhaltsame und interessante Führung endet.

Abends gehe ich ins Konzert im Fürstensaal des Schlosses. Es spielt die Freitagsakademie Bern auf Epocheninstrumenten Auszüge aus der Entführung des Serail und nach der Pause die sich etwas hinziehende Serenade Nr. 10 B-Dur, ebenfalls von Mozart. Es werden Oboe, Klarinette, Horn und Fagott vorgestellt, die schwieriger zu spielen sind, da sie meist keine Ventile oder Klappen haben. Die Horntöne werden nur mit dem Mund und der Hand, die man in den Schallbecher stopft, erzeugt. Die Leiterin erklärt jede Opernszene vorher, da der Gesangsteil ja fehlt. Die Musik ist eine schöne Abwechslung von der Wanderei, ist aber nicht so wirklich meine. Wiedererkennen tue ich natürlich die Arie des Osmin, Ha, wie will ich triumphieren. Den Altersdurchschnitt im fast vollbesetzten Saal senke ich, bin allerdings mit meinen Multifunktionsklamotten völlig underdressed. Aufgrund der vereinzelten standing ovations wird noch eine Zugabe gespielt, das Happy End der dann doch geglückten Entführung.

Fulda, Freitagsakademie Bern im Fürstensaal des Schlosses

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

Jakobsweg 10.2.25 Hünfeld – Fulda 16

Februar 11, 2025

Auf leichten Füßen
durch zerschnittene Landschaft
an Haune entlang

So langsam wird das Wandern zur Routine, ich mache kaum noch Bilder, es geht scheinbar schnell voran, die Füße fliegen zumindest am Vormittag. Von der immer größer werdenden Blase merke ich nichts.

Aber zuerst müssen heute morgen um zehn Uhr drei mal zwei Berlinaletickets für den Publikumssonntag, den 23.2., ergattert werden. Und zwar für Köln 75, Monk in Pieces und La cache. Ich klicke schnell genug, es klappt.

Um 10h15 schließe ich die Gasthoftür zweimal zu, werfe den Schlüsselbund in den Briefkasten und werde von der Tageshelle sofort geflasht, ich fühle mich leicht wie ein Vogel, was aber leider nicht bis zum Ende des Wandertages anhält.

Aus dem Ort raus überquere ich auf einer Steinbrücke die Haune, die mich einen großen Teil des Tages begleiten wird. Ein Bildstock stimmt mich ein auf meinen Zielort, das erzkatholische Fulda. Die Weintrauben unten auf der Säule lassen vermuten, dass man den schönen, überflüssigen Dingen des Lebens aber auch nicht abgeneigt ist.

Hinter Hünfeld, Bildstock

Es geht nun ein gutes Stück an der vielbefahrenen, mit Lärmschutzwänden versehenen B27, entlang. Ich komme in Rückers an, wo ich vor der offenen, schlichten Dorfkirche für „300 Seelen“ ein Päuschen auf einer Bank einlege. Auch hier ist der Fasching kurz davor, seinen Höhepunkt zu erreichen.

Rückers: Hier wohnt die Faschingsprinzessin

Im Ort überquere ich die B27 und unterquere eine weitere Verkehrsverbindung, die Bahntrasse Bebra – Fulda. Es herrscht reger Betrieb. Neben den  ICEs, die gebremst unterwegs sind, fahren hier auch jede Menge Güterzüge. Nun geht es leicht bergan in einen Fichtenwald, den ersten auf der Wanderung. Der dunkle Wald hat etwas Beruhigendes, ich treffe niemand. Unter mir liegt ein See, der mir erst wie ein Bumerang geformt erscheint, aber sich dann doch länger erstreckt, es ist die Haunetalsperre, an der ich auf einer Bank mein Mittagsmahl bestehend aus Gemüse-, Kirschsaft und Wasser einnehme. Der See ist in der Mitte zugefroren, am Rand jedoch nicht, er taut gerade auf bei 3 Grad Außentemperatur. Es kommen zwei „Mütterchen“ vorbei, die eine slawische Sprache sprechen. Mir scheint, dass die in Deutschland lebenden Russen und Ukrainer die aktuelle Kälte genießen, weil sie sie an die Winter in ihrer Heimat erinnert. Es fällt jedenfalls auf, dass ich vielen slawisch sprechenden Spaziergängern begegne.

Im nächsten Ort, Steinau, treffe ich auf die ersten Schafe, es sind aber noch keine Rhönschafe, die ja einen schwarzen Kopf haben.

Steinau, Keine Rhönschafe

Am Wegesrand fasziniert mich ein im Wind wogendes Schilffeld, das wie ein Fremdkörper allein in der Landschaft dasteht.

Schilf

Die nächste Rast mache ich kurz vor der Unterquerung der A7 (mit knapp 1000 km die längste Autobahn Deutschlands, geht von der dänischen Grenze bis Füssen). Es ist heute schon auffällig, wie die Landschaft von Verkehrswegen zerschnitten ist, ich befinde mich ja selbst auf einem, der Handelsstraße Via Regia. Mein Camino  verläuft heute übrigens wieder viel über asphaltierte Wirtschaftswege, damit bin ich der Natur schon ein stückweit enthoben.

Die angebliche 16 km Etappenstrecke – ich glaube es sind mehr – ziehen sich nun. Ich komme nach Petersberg, gut 2 km vor meinem Zielort. Hier geht es plötzlich links einen Kreuzweg mit dunklen Steinplatten, die die Stationen darstellen, steil den Berg rauf. Eine jüngere, durchtrainierte Sächsin überholt mich. Die Kirche St. Peter, die eine Landmarke darstellt, ist montags leider geschlossen. Die Benediktinerkirche ist von ca. 836, die heilige Lioba ist hier bestattet.

Die Sicht zur Hochrhön, die Wasserkuppe liegt 18 km Luftlinie südöstlich, ist heute getrübt. Man kann die einzelnen Bergkuppen höchstens erahnen.

Peterberg, Blick gen Hochrhön

Ich entdecke hier den 780 geborenen Gelehrten Rabanus Maurus, der am Hof Karls des Großen ausgebildet wurde, dem Kloster Fulda vorstand und später Erzbischof von Mainz war. Er hat viele Texte verfasst, u. a. Kreuzgedichte.

Weisheit von Rabanus Maurus
Petersberg, St. Peter

Auf dem Pfaffenpfad geht es nun hinab nach Fulda, wo ich unweit des Schlossgartens mein Quartier – in der Rabanusstraße! – für die nächsten 2 Nächte finde. Ich werde hier einen Ruhetag in Form von Home Office einlegen. Nach zwei Saunagängen im Stadtbad bin ich rechtschaffen erschöpft und schlummere bald ein.

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

4435

Februar 10, 2025

Um die Welt reisen

und dann bis an ihr Ende

und drüber hinaus

[David Darling, Ty Burhoe & Jiebing Chen – Voyager]

4434

Februar 10, 2025

Ungläubiger Blick

französischer Bulldogge

auf Jakobspilger

Jakobsweg 9.2.25 Geisa – Hünfeld 19

Februar 10, 2025

Sonne verbirgt sich
Kreuzweg an alter Grenze
Unter Haut gehend

Nach dem wunderschönen Sonnentag gestern ist heute ein klassischer trüber Februartag, am Morgen ist es mit – 5 Grad eiskalt, der Nebel löst sich nie ganz auf, die Sonne versteckt sich hinter den Wolken.

Da mein Gasthof etwas abseits des Jakobsweges liegt, gehe ich auf eigene Faust auf Feldwegen hinauf zum Point Alpha, einem ehemaligen US- Beobachtungsposten, der Stelle, wo die alte Bundesrepublik am schmalsten war und im Fulda gap auf den Thüringer Balkon traf.

Ich quäle mich etwas den Berg hoch, komme trotz der Kälte sogar leicht ins Schwitzen. Der Körper hat nun auf die Verbrennung vor allem von Bauchfett umgesattelt, aus dem er die für die Bewegung nötige Energie gewinnt. In der Leber werden hierzu Fettsäuremoleküle, auch Ketone genannt, gebildet. Diese Art der Energiegewinnung ist für den Körper deutlich aufwendiger als direkt extern durch die Nahrung zugeführte Kohlehydrate zu verbrennen. Daher bin ich schnell außer Atem und bewege mich nur langsam aufwärts.

Beim Aufstieg habe ich in der kargen Winterlandschaft zudem ein Gefühl der völligen Verlorenheit und Sinnlosigkeit. Die Frage, die sich gerade konkret stellt: Was mache ich hier? überträgt sich auf das ganze Leben: Was mache ich hier auf diesem Planeten? Die Antworten simpel und nahezu identisch. Mich von A nach B bewegen. Während die beiden Punkte auf der Wanderung mehr oder weniger klar sind, ist es beim Leben eher vage, insbesondere das Ziel. Aber es gibt eins, das scheint sicher. Cut.

Leider komme ich zu früh für die um 10 Uhr öffnende Dauerausstellung über den kalten Krieg und die ehemalige Zonengrenze, das Haus auf der Grenze liegt noch im Nebel, ich muss die beschlagenen Brillengläsern abnehmen, um überhaupt etwas zu sehen.

Point Alpha: Haus auf der Grenze

Trotzdem kann ich diverse Relikte aus der damaligen Zeit begutachten. Da wäre als erstes der runde Tisch, an dem die Gesprächsrunden zu Zeiten der friedlichen Revolution in der DDR 1989/90 stattfanden.   Die Nachbildung wurde aus Betonteilen der ehemaligen Grenzbefestigungsanlagen hergestellt.

Point Alpha: Runder Tisch

Etwas weiter nördlich auf der zugefrorenen  Wiese steht ein alter Grenzbaum, hier war Deutschland bis zum 22.12.89, 12 Uhr geteilt.

Point Alpha: Alter Grenzbaum

Eine Metallinstallation aus einem Soldaten, der den Kopf gesenkt hat und den Arm reicht und einem Mann mit Dornenkrone und Pilgerstab, der den Zeigefinger nach oben streckt, steht auf der anderen Straßenseite.

Point Alpha: Soldat und Pilger

Inn unmittelbarer Nähe beginnt der Weg der Hoffnung, ein Kreuzweg aus Metallskulpturen, der sich ca. 1,5 km auf dem Kolonnenweg an der ehmaligen Zonengrenze befindet.

Point Alpha: Weg der Hoffnung

Ich gehe den Kreuzweg ca. 1 km und nehme dann die Straße hinunter nach Rasdorf. Hier befinde ich mich nun in der hessischen Röhn. Bei der Eiseskälte steigt mir ein süßlicher Duft in die Nase, ich bilde mir ein, Himbeergeist zu riechen. Eventuell ist das der höheren Durchlässigkeit aufgrund des Fastens geschuldet.

In Rasdorf gehe ich über den Anger, den sich weit über hundert Meter erstreckenden größten Dorfplatz in Hessen, zur unspektakulären gotischen Stiftskirche aus dem 13. Jahrhundert. Es ist jetzt Sonntag 10h30, eine Messe findet allerdings nicht statt. Der Küster macht die Runde.

Hinter Rasdorf komme ich an einem Kneippbecken vorbei, dem meine Füße angesichts der Kälte noch so grade widerstehen können.

Am Ortsrand von Haselstein mache ich meine Mittagspause auf einer Bank mit Aussicht, eine nett grüßende junge Frau und ihr kleiner Sohn laufen mir dreimal über den Weg. Hier wird mir klar, dass ein Grund für meine permanente Dehydration die Kälte ist. Das Wasser ist eisig, man kann es wirklich nur in kleinsten Schlücken genießen.

Es geht nun leicht aufwärts auf schönen Naturpfaden, auf denen ich heute am Sonntag auch einige Spaziergänger treffe. Oben vom Plateau hat man normalerweise eine phantastische Aussicht auf sechs Vulkankuppen, das sogenannte hessische Kegelspiel, das man heute im Nebel allerdings nur erahnen kann.

Hessisches Kegelspiel im Nebel

Auf leeren Ausfallstraßen geht es nun hinab nach Hünfeld an einer größeren Anlage der Bundespolizei hinter Stacheldraht entlang. Mir kommen zwei kleine Männergruppen entgegen, die eine weiche, östliche Sprache sprechen. Als sie mich erblicken, verstummen sie sofort. Waren das nun Russen, die Angst vor dem Geheimdienst haben oder eventuell Ukrainer, die fahnenflüchtig sind oder keins von beiden?

Da es schon 14h30 ist und mein Gasthof von 14 – 17h30 geschlossen ist, verbringe ich die nächsten drei Stunden im Eiscafe. Dort trinke ich zwei grüne Tee – eventuell schon zu spät – und einen Minztee und höre den Ernährungspodcast zu Ende, der sich zum Schluss auch kurz dem Fasten widmet.

In Neukirchen in der Nähe von Hünfeld hat Konrad Zuse 1949 die Computerindustrie gegründet, er liegt auch in Hünfeld begraben. Nach ihm benannt wurden eine Schule und ein Hotel. Zudem gibt es ein Museum und ich komme an der Zuse-Box vorbei, wo man bei der Stadt beantragte Unterlagen rund um die Uhr abholen kann.

In der Dämmerung erreiche ich meinen Gasthof. Das Google TV kriegt der Bedienstete zwar nicht in Gang, aber ich bin schon froh, dass ich WLan habe. Nach zwei Telefonaten gucke ich mir das Kanzlerduell an, bei dem mir eine Seite doch einen deutlich besseren Eindruck macht. Ich gehöre immer noch zu den 40 20 Prozent, die unentschieden sind.

Beim Ausziehen der Socken muss ich leider feststellen, dass sich außen am großen Zeh des linken Fußes eine Blase gebildet hat. Da muss morgen ein großes Blasenpflaster drauf. Ob die neuen Schuhe doch noch nicht genügend eingelaufen waren? Richtig wohl habe ich mich die ersten zwei Tage in ihnen jedenfalls nicht gefühlt. Bei der Ankunft genieße ich jedoch immer den Ausbruch aus dem Fußgefängnis, denn die neuen sehr raumgreifenden Einlagen lassen den Füßen relativ wenig Platz.

In den Schlaf finde ich nur schlecht, der grüne Tee hat wohl doch eine längere Wirkung als gedacht.

Hünfeld: On parle français

Hier der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

Jakobsweg 8.2.25 Vacha – Geisa 25

Februar 9, 2025

Wartburg im Nebel
Waldbedeckte Bergkuppen
Gleißende Sonne

Nach dem Saftfrühstück bewege ich mich an der Stedtfelder Straße entlang bei Minustemperaturen Richtung Haltepunkt Opelwerk. In der Ferne im Nebel thront wie verwunschen die Wartburg über der Landschaft, eine wahre Landmarke. Außer mir ist hier niemand. Um 8h35 saust ein ICE an der Haltestelle vorbei und weht mich fast um. Die Regionalbahn hat daher 5 Minuten Verspätung. 

Eisenach: Opelwerk vor Wartburg

Am Eisenacher Bahnhof hol ich mir erst einmal einen großen grünen Tee, ich bin jetzt schon dehydriert und kämpfe dann doch mit dem leeren Bauch, wahrscheinlich die Rache für den optimistischen leichtfertigen Eintrag gestern. Den tea to go schlürfe ich genüsslich im Regionalzug nach Bad Salzungen, der hier noch gut 20 Minuten rumsteht. Meine Lebensgeister sind nun wieder geweckt. In Bad Salzungen steige ich in den gut besetzten 100er Bus nach Vacha, der mich über Merkers – im Schaubergwerk war ich schon einmal vor Jahren mit meinem Vater – an den Ausgangsort meiner Wanderung bringt. Vacha war im August 2020 der Endpunkt der Wanderung mit C. auf dem ökumenischen Jakobsweg von Görlitz gewesen. Ich gehe jetzt weiter auf der Via Regia bzw. dem Jakobsweg gen „Heimat“. In Vacha halte ich mich nicht lange auf, es ist ja jetzt schon 10h20 und es liegen noch 25 km vor mir.

Vacha: Fachwerk

Die erste Jakobswegmarkierung ist schnell gefunden. Es geht nun durch die thüringische Rhön.

Vacha: Jakobswegmarkierung

Am Ortsausgang der Friedhof mit der Kapelle, die zum im Bauernkrieg geschleiften Servittenkloster gehörte. In dieses Kloster war Hermann Künig eingetreten, der Ende des 15. Jahrhunderts nach Santiago pilgerte und darüber einen der ersten Berichte verfasste.

Vacha: Friedhofskapelle

Der Weg nach Süden ist am Morgen zum Teil noch gefroren und der harte Boden knirscht bei jedem Schritt. Das wird sich im Laufe des Tages ändern. Die Sonne wird mehr und mehr das Regiment übernehmen und der Weg wird weicher und zum Teil matschig werden. Ich gehe heute anfangs viel auf Asphalt, meist kleine Wirtschaftsstraßen, später auf einem Radweg. Die Landschaft ist offen und man sieht die waldbedeckten Kuppen, die aus vulkanischer Tätigkeit resultieren; ich befinde mich in der Kuppenrhön.

Sünna: Pfarrhaus und Bilderkirche

In Sünna komme ich leider nicht in die barocke Bilderkirche. Auch im Pfarrhaus, vor dem ein großer, weißer Herrnhuterstern hängt, macht niemand auf.

Hinter Sünna öffnet sich ein schöner Blick zum Oechsenberg, dem nördlichsten Berg der Rhön, wo zu DDR-Zeiten Basalt abgebaut wurde, der Berg hat dadurch über 10 Meter an Höhe verloren. Vor der Wende war das hier  Sperrgebiet, mit dem man aus der DDR nur mit Passierschein hineinkam.

Links: Oechsenberg

Es geht jetzt schnurgeradeaus auf einem Radweg, Radfahrer treffe ich nicht, Spaziergänger nur vereinzelt. Ein beschaulich daliegender Teich mit überdachten Bänken und Schilf am Ufer lädt zur Rast ein.

Speicher Mosa, Ulsterberg

Es wird nun Nachmittag und warm, ich binde die Regenjacke um den Bauch. Das Fortkommen wird beschwerlicher, je näher ich dem Ziel komme. Die neuen – allerdings eingelaufenen – Schuhe, die neuen Einlagen und die neuen Merinowollsocken sowie meine permanente Dehydration, die auch mit dem Fasten zusammenhängt, spielen hier sicher auch eine Rolle. Die Anstiege sind zwar nicht steil, aber ziehen sich, ich fange an, einen Podcast über Ernährung – passt gut zum Fasten 😉 – zu hören.

Im Wald, von dem es in der Rhön nicht so viel gibt, begrüßt mich eine kleine Jakobsstatue, darüber hängt die Wunschglocke, die ich natürlich anschlage, während ich mir etwas wünsche. Eine Mutter mit zwei Kindern tut es mir kurz danach gleich.

Bei Otzbach: Jakobus der Ältere
Bei Otzbach: Wunschglocke

Vom Waldrand hat man einen wunderschönen Blick, den Inselsberg kann ich allerdings, wenn überhaupt nur erahnen.

Inselsberg-Milseburg-Blick

Oberhalb von Bremen/Thür. spanne ich auf einer Wohlfühlbank aus, das Leben kann so schön sein.

In Bremen hat die barocke, dem Jakob dem Älteren geweihte Kirche geöffnet, im rechten Seitenaltar ist die Heilige Barbara abgebildet, die Schutzpatronin der Bergleute.

Bremen (Thür.): Barbara

Die letzten Kilometer schaffe ich jetzt auch noch. In Geisa ist der Fasching im Gange, es gibt eine neue Prinzessin, zu deren Ehren mit Papierschleifen  geschmückte Weihnachtsbäume am Straßenrand stehen, die am Ende zusammen auf einem Berg nahebei verbrannt werden.

Geisa: Prinzessinnenfasching

Ich komme nun zu meiner Unterkunft, wo ich die eiskalte Dusche – nach der Warmen – genieße, ein alkoholfreies Weißbier zu mir nehme und mir idiotischerweise die Bundesliga anschaue. Ich bin fix und fertig.

Geisa: Geiß mit Jeck

Hier der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

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Februar 8, 2025

Auf Zunge langsam

Honig-Zitrone-Bonbon

zergehen lassen

Jakobsweg Vacha-Niederhöchstadt Prolog 7.2.25

Februar 8, 2025

Der Bauch passt sich an
Steil die Böschung hinunter
Frieren in Sauna

Heute geht es endlich wieder los. Eine neue Wanderung wartet auf mich. Irgendjemand hat geschrieben, dass man eine wirkliche Wanderung alleine macht, jemand anderes, dass man sie im Winter macht. Das finde ich beides auch, noch intensiver wird sie für mich allerdings dadurch, dass man dabei nichts isst. Das entfernt mich aus dem Alltag, verstärkt die Sinneseindrücke, lässt mich zu mir kommen.

Nach dem Ausgleichstag am Donnerstag, an dem ich Obst, Joghurt und Suppen zu mir genommen habe, wird es nun ernst. Morgens nach dem grünen Tee erst einmal ein Einlauf, ein knapper Liter warmes Wasser rinnt langsam hinten rein, der Effekt lässt nicht lange auf sich warten: Der Darm entleert sich explosiv. Das Zeichen für den Körper, von der Verbrennung externer zugeführter kohlehydratreicher Nahrung auf die Reserven zurückzugreifen, die in ihm selbst schlummern. Immer wieder überraschend wie nahtlos das geht, Hunger verspüre ich kaum, höchstens eine gewisse Leere im Bauch, der sich der neuen Lage im wahrsten Sinne schnell anpasst: Der Magen zieht sich zusammen und schrumpft.

Ich habe heute noch einen Bürotag vor mir, den ich vor allem mit leicht stupiden, repetitiven Arbeiten an der Datenbank verbringe, um 15 Uhr geht es dann endlich hinaus, erst mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof, dann wie vor einem Jahr, als ich meinen ersten Elisabethpfad ging, mit dem ICE nach Eisenach. Der Zug ist voll, die Reservierung zahlt sich aus. Die Mitreisenden untereinander ziemlich kommunikativ, ich höre Podcasts.

Es ist schon dunkel, als ich kurz nach 6 in Eisenach aussteige. Die gut 5 km zu meinem Hotel, demselben wie vor einem Jahr, das im Westen hinter dem Opelwerk in Stedtfeld liegt, gehe ich zu Fuß. Gegen Ende muss ich doch wieder ein Stück am Waldrand entlang, weil die Straße keinen Seitenstreifen hat. Die Stirnleuchte leistet mir hier gleich gute Dienste. Zum Schluss geht es ein kurzes Stück querfeldein über eine steile Böschung zur Straße. Es fehlt nicht viel und ich lege mich hin.

Im Hotel sitzen die Leute gemütlich im Restaurant, ich hole mir die Zimmerkarte, den Bademantel und die Wasserglasflasche, die aufs Haus geht, an der Rezeption ab und zahle gleich. Ein modernes, sauberes Doppelzimmer erwartet mich. Nachdem ich mich an dem Sprudel erfrischt habe, geht es in die kleine Sauna in der 3. Etage. Ich bin dieses Mal nicht alleine, eine Frau schwitzt schon fleißig, als ich es mir oben links bequem mache. Wir kommen erst nach einer Weile darauf, dass man bei dieser Sauna den Startknopf immer wieder drücken muss, da sie sonst ausgeht. Nach der ersten kalten Dusche friere ich doch tatsächlich leicht, als ich wieder zurück in die Sauna gehe. Nach erneutem Druck auf den Startknopf fängt der Ofen zu bollern an und das Wasser, das wir auf die Steine geschüttet haben, verdunstet endlich mit explosiven Knackgeräuschen. Wir kommen gut ins Schwitzen.

Danach begebe ich mich aufs Zimmer, nach der zeitversetzen Tagesschau, sehe ich mir in der Mediathek bereits das Literarische Quartett an, es geht auch um das neue Buch von Julia Schoch, das ich bereits gelesen habe. Jemand sagt, dass sie die ostdeutsche Knausgaard wäre, eine naheliegende Einschätzung. Ihn würde ich allerdings nie lesen, von Julia Schoch hingegen am liebsten alles. Ein Grund mag sein, dass sie im Vergleich recht wenig schreibt. Kurz nach zehn mache ich die Bettleuchte aus.

4432

Februar 7, 2025

Die Stationen

in der Berliner U2

nicht mehr angesagt

4431

Februar 6, 2025

Die Sehnsucht nach den

Aus den Augen Verlornen

steigt mit dem Alter

4430

Februar 6, 2025

Es verschwimmt alles

Wo ist oben, wo unten?

Der Soul als Anker

[Eddie Chacon – Good Sun]

4429

Februar 5, 2025

Normalerweise

bin ich ja gar kein Freund von

Repetition

[Slowdive – Crazy for You von Pygmalion, 1995]

4428

Februar 5, 2025

Minderjährige

Bordsteinschwalbe frühmorgens

bei Minusgraden

4427

Februar 2, 2025

Das fließt so dahin,

nimmt sich alle Zeit der Welt,

bei mir auf repeat

[Mats Eilertsen, Harmen Fraanje, Thomas Strønen – Albatross von And then Comes the Night]

4426

Februar 2, 2025

Das Gendern vorbei

Alle deutschen Hauptwörter

endlich verweiblicht

4425

Februar 2, 2025

Die Epiphanie,

erst nicht aufs Wort zu kommen

und am Ende doch

4424

Februar 1, 2025

Von der Politik

zunehmend angewidert

Macht Hausaufgaben!

4423

Februar 1, 2025

Funkelnde Feuer

in Bürohochhausfenstern

Letzter Sonnenstrahl

4422

Februar 1, 2025

In Forsythie

hängt junge Ratte, knabbert

an Meisenknödel

4421

Februar 1, 2025

Lichtstrahlen fallen

durch Rolllädenlamellen

Die Welt lünkert rein

4420

Januar 31, 2025

Nach dem flotten Song

Der Liebeskummer damals

Fast schon verflogen

[Lloyd Cole – Pay for It]

4419

Januar 30, 2025

Mit Haut und Haaren

Urvertrauen in die Welt

Sich fallen lassen

[Lars Danielsson & Leszek Mozdzer – Eja Mitt Hjärta]

4418

Januar 30, 2025

Bälle in der Luft

Füße fest auf dem Boden

Verbindung halten

4417

Januar 30, 2025

Beim Küssen sprechen

Langsam zurückkehrende

Erinnerungen

[Claude Chabrol – La Fleur du Mal, 2003]

4416

Januar 29, 2025

Neues Kupplungsset

Die Gänge weich wie Butter

1-2-3-4-5

4415

Januar 29, 2025

Nur dieses Leben

und nicht wissen, was danach

Welch riesiges Glück!

4414

Januar 29, 2025

Am Abendhimmel

Im Süden ein heller Stern

Nein, nur Jupiter

4413

Januar 29, 2025

Brecheisen biegen

Sich mit Lichtgeschwindigkeit

linkisch bewegen

[Waxahatchee – Crowbar (via)]

4412

Januar 28, 2025

Hundert Ballwechsel

Auf dem rechten Bein stehend

Jongliermeilenstein

4411

Januar 28, 2025

Gang runterschalten

Besinnliches Antidot

zum US-Wahnsinn

[Chris Eckman – Town Lights Fade]

4410

Januar 28, 2025

Love Story – Motiv

Höhenflug auf Stutzflügel

Vom Kitsch ins Freie

[50 Jahre The Köln Concert]

4409

Januar 28, 2025

Gemeinsam altern

Gänge schalten sich nicht mehr

Fingergelenk fix

4408

Januar 28, 2025

Die ersten Schritte

für das linke Knie schmerzhaft

bis es sich rund läuft

4407

Januar 28, 2025

Die Kupplung ist durch

Dreihunderttausend Km

Der Boden des Lochs?

4406

Januar 26, 2025

Herumgestochert

Schaltknüppel vor und zurück

Erster Gang will nicht

4405

Januar 26, 2025

Farbe bekennen

Aus der Mode gekommen

Lieber nicht fragen

4404

Januar 26, 2025

Unschuld verloren

Der kalifornischer Traum

vom Feuer versengt

[Beach Boys – Do It Again]

4403

Januar 25, 2025

Hardrockbandleader

Geliebte totgeschlagen

Frau hat sich erhängt

[Noir Désir – Le vent nous portera]

4401

Januar 24, 2025

Körperbutter zieht

in trockene Waden ein:

Orgasmus der Haut

news

Januar 23, 2025

Jemanden, der keine Nachrichten konsumiert, muss man sich als einen glücklicheren Menschen vorstellen… (kam mir als ich das hier gelesen habe, „Die Staatsanwaltschaft ermittelt.“ wtf?)

tapas night

Januar 23, 2025

Cava Cautiu Brut

Pan con Aioli Mallorcín

Pimientos de Padrón

Pincho de Tortilla

Nuestra ensaladilla rusa

Croqueta de bacalao

Patatas bravas

Berenjenas fritas con miel de agave

Gambas al ajillo

Vino tinto: Tabaneras 2019

Chorizo a la sidra asturiana

Vacio a la brasa con chimichurri

Crema Catalana

Patxarán Etxeko