Nach einer erholsamen Nacht in unserem Airbnb-Studio nehmen wir unser Frühstück im nahegelegenen Café ein, die beiden Rhabarberkuchen stellen sich als sehr gut sättigend heraus.
Nieste, Café
Wir haben heute wunderschönes Sommerwetter und bekommen beide etwas Farbe. Ich verkürze unterwegs meine Hose, da es mir zu warm wird. Wie am ersten Tag, so kommen uns auch heute keine den Grimmsteig „richtig“ gegen den Uhrzeigersinn Wandernde entgegen. Insgesamt sind die Wege heute eher breiter, häufig sind es Pisten. Gleich am Anfang stoßen wir auf eine schöne Schutzhütte des Naturparks Meißner – Kaufinger Wald. Insgesamt finden sich jedoch recht wenig Ruhebänke, insbesondere, wenn man sie braucht, kommt kilometerweise nichts.
Schutzhütte
Wir bewegen uns im Tal der Nieste, auch Gläsnertal genannt, weil hier früher viel Glas hergestellt wurde, was in diversen Schautafeln dokumentiert wird. Interessant z. B., dass die grüne Färbung des Glases daher kam, dass man mit Asche die hohe Schmelztemperatur des Sandes, die 1700 Grad beträgt, gesenkt hat. Es gab zudem eine Art Glasordnung, die regelte, wie viel Glas die einzelnen Glasereien herstellen durften, um den Preis hoch zu halten. Heute würde man von einem Kartell sprechen.
Gläsnertal
Auch heute begleitet uns wieder ausgiebiges Vogelgezwitscher auf dem Weg, als würde nur für uns eine Natursymphonie aufgeführt. Der romantische Pfad an der Nieste ist zum Teil mit vielen Wurzeln bewachsen, man muss aufpassen, wo man hintritt.
Brücke über Nieste
Wir sehen auch heute wieder viele blühende Pflanzen am Wegesrand. Hervorstechend sind die gelb leuchtenden Ginsterbüsche. Das matte Blau des Wald-Vergissmeinnicht – bei der Bestimmung hilft mir C. bzw. eine App, die allerdings meint, dass es sich um Gamander-Ehrenpreis handelt – hat es uns angetan.
GinsterWald-Vergissmeinnicht
Wir kommen auch heute durch Mischwald, der allerdings von Laubbäumen dominiert wird. Die Fichten sind häufig vom Borkenkäfer kahlgefressen und sterben ab. Vereinzelt wird auch wieder aufgeforstet. Im Vergleich zum Harz scheint der Wald allerdings relativ intakt zu sein.
In der Nähe vom Kreuzstein (534 m), auf dem oben Windräder stehen, erreichen wir den höchsten Punkt der heutigen Etappe. Es geht nun hinab nach Wickenrode, wo uns die historische Obermühle ins Auge fällt.
Wickenrode, Alte Mühle
In Wickenrode rasten wir an der Kirche und steigen dann wieder den Grimmsteig hoch Richtung Rommerode. Von oben bietet sich ein großartiger Blick zum langgezogenen Bergrücken des Hohen Meißners, der morgen Vormittag auf dem Programm steht.
Blick auf Hohen Meißner vor Rommerode
Wir gehen großräumig um Rommerode herum und erreichen bald Friedrichsbrück, von wo es an zwei Windrädern vorbei – das eine ist abgeregelt – wieder zurück nach Rommerode geht.
Bank mit drapiertem BaumHinter Friedrichsbrück
Wir treffen nun auf die Gleise einer alten Eisenbahnstrecke und schließlich bei Rommerode auf die alte Eisenbahnbrücke dieser stillgelegten Strecke nach Hirschhagen.
Rommerode, alte Eisenbahnbrücke
Es ist jetzt nicht mehr weit zu unserem Etappenziel Velmeden am Fuße des Hohen Meißners. Die Füße werden zwar schwer gegen Ende, aber insgesamt sind wir heute gut durchgekommen. Der Gärtner, der den Rasen um die Kirche mit seinem Aufsitzmäher vorbildlich kurz geschnitten hat, kann uns bzgl. Kirchenschlüssel leider keine befriedigende Auskunft geben. Die meisten Kirchen in der Gegend scheinen abgeschlossen zu sein.
Velmeden, ev. Kirche
Unser Hotel ist gut belegt und sowohl Restaurant innen als auch Biergarten gut besucht. Hier sehen wir auch „endlich“ so einige Wanderer, die sich so bewegen, als hätten sie heute schon einige Kilometer intus.
Hier ist die Übersicht unserer Wanderung auf dem Grimmsteig Ende Mai/Anfang Juni 2025.
Nach einer geruhsamen Nacht nehmen wir morgens um acht ein üppiges Frühstück mit Ei und sehr leckeren, frischen Erdbeeren ein. Vorher hatte ich noch den Wagen umgeparkt neben das Wohnmobil oben, da er ja jetzt vier Tage hier bleibt. Zur Info: Der Grimmsteig ist ein gut 80 km langer Rundwanderweg.
Wattenbach: Morgenblick aus Hotelzimmer
Am Weg und in den Orten treffen wir heute auf viele blühende Blumen, am Auffälligsten sind die zum Teil riesigen Rhododendronbüsche, die ihre volle Pracht ausbreiten.
Rhododendron
Wattenbach liegt nicht direkt auf dem Grimmsteig, wir gehen einen asphaltierten Zubringer hoch, bevor wir auf die erste stilisierte G-Markierung mit dem Scherenschnitt der beiden Brüder treffen, die ihre Märchen ja größtenteils in der Nähe von Kassel gesammelt haben.
Blick zurück gen WattenbachGrimmsteigmarkierung
Der Weg ist von nun an extrem naturnah, zunächst geht es auf schmalen Pfaden durch den Laubwald, wo wir uns prompt beim Telefonieren leicht verlaufen und über einen matschigen Weg zurückfinden. Die Wiesenwege werden gesäumt von den gelb leuchtenden Butterblumen.
Butterblumen
Insgesamt gut 2000 Höhenmeter sind angesagt in den nächsten vier Tagen – wir gehen die Runde in vier statt normalerweise fünf Tagen. Bei den Grimmsteig-Tagen kann man am 20.6. die ganze Strecke in 24 Stunden bewältigen, wenn es einen nach einer besonderen körperlichen Herausforderung gelüstet.
An einem Teich blühen gelbe Sumpfschwertlilien. Später kommen wir an den Fahrenbachteichen vorbei. Etwas abseits des Weges vor einer Schutzhütte hinter einer Lichtung links der gut befestigten Franzosenstraße finden wir nach etwas Herumsuchen eine alte Autobahnbrücke, die mitten im Wald steht und nie genutzt wurde. Sie wurde 1939 gebaut für die Autobahn Eisenach – Kassel, die dann aus naheliegenden Gründen nicht vollendet wurde.
Alte Autobahnbrücke
Es geht aufwärts zum höchsten Punkt heute, dem rund 500 m hohen Großen Beigerkopf. Wir treffen hier auf eine Männergruppe mit Bierdosen in den Händen, der Vadderdach wird begangen. Unser Blick schweift nach Westen, wo wir eine größere Stadt, es handelt sich um Kassel, das knapp 15 km entfernt liegt, ausmachen können.
Blick nach Westen von umweit Großem Beigerkopf
Wir befinden uns hier im Stiftswald Kaufungen, wo man seine Asche im Ruheforst beisetzen lassen kann. Dies scheint recht populär zu sein, auf einer Karte sind hunderte Punkte eingezeichnet, wo organische menschliche Überreste liegen. Der Besucherparkplatz ist voll.
Ruheforst Stiftswald Kaufungen
Am Ortseingang von Oberkaufungen, in das wir hinabsteigen, hat sich jemand ein luftiges Baumhaus aufs Grundstück gebaut.
Oberkaufungen, Baumhaus
Man hat einen schönen Blick auf den Ort, die evangelische Stiftskirche ist allerdings leider geschlossen.
OberkaufungenStiftskirche Oberkaufungen
Wir machen hier unsere Mittagsrast inmitten angeheiterter Menschen. Gut, dass neben den Getränken aus der Kneipe im Grillwagen auch Bratwürste etc. für hungrige Wanderer wie uns bereitstehen.
Im Ort ist eine Familienskulptur auffällig. Während der Junge auf einem Skateboard steht, hat das Mädchen einen Walkman umgeschnallt und befindet sich in einer Art Meditationspose. Kopfhörer bzw. In-Ear-Ohrhörer wie sie heute in Berlin gang und gäbe sind, sucht man jedoch vergeblich.
Oberkaufungen, Skulptur
Es sind jetzt noch knapp 5 km zu unserem Ziel. Wir kommen an einem Bergbaumuseum vorbei, hier wurde früher das schwefelhaltige zum Färben benutzte Alaun abgebaut. Dann geht es am Mittelalthof mit Ponys und mietbaren, bunten Holzhäuschen vorbei. Schließlich hören wir laute Blasmusik in der Ferne. Auf der schön oberhalb von Nieste gelegenen Königsalm – hier beginnt der 24h-Gewaltmarsch – wird zünftig gefeiert. Sie spielen gerade „Hey Jude“ und dann den Tusch „Ein Prosit der Gemütlichkeit“. Gut, dass die Musikanten, als wir vorbeiziehen, gerade eine Pause machen.
Vor Nieste, Königsalm
In Nieste, wo es anfängt, zu nieseln, finden wir unsere Unterkunft nicht auf Anhieb, weil ich 8 und 9 verwechsele. Es ist ein Airbnb, der Schlüsselcode funktioniert und wir sind in der Einliegerwohnung. Von den Besitzern, die selber unterwegs sind, sehen wir nichts.
Nach der Dusche und dem Eincremen der Füße, die genauso wie die Gelenke schon gut beansprucht wurden am ersten Tag, gehen wir hinunter zur Dorfmitte, wo es doch tatsächlich nur meist geistige Getränke gibt und alle schon ziemlich angeschickert sind und sich über mich in Wandersocken in Flipflops amüsieren. Wir essen dann im einzigen offenen Lokal, der von einem Südasiaten bewirtschafteten Pizzeria, unser Abendmahl.
Zurück in der Unterkunft erholen sich unsere müden Knochen in der Horizontalen und ich höre noch um 9 die Klanghorizonte auf dem DLF von Michael Engelbrecht. Insbesondere die neuen Eno-Alben hören sich recht vielversprechend an. Aufgrund der Wandermüdigkeit döse ich allerdings leicht weg.
Hier ist die Übersicht unserer Wanderung auf dem Grimmsteig Ende Mai/Anfang Juni 2025.
Wir verbringen einen regnerischen Tag im Home Office in Niederhöchstadt, die Natur atmet auf, es hat in den letzten Wochen definitiv zu wenig Niederschlag gegeben. Gegen halb fünf packen wir unsere Rucksäcke in den Wagen und fahren los gen Kassel. Die A5 nach Norden ist von Anfang an sehr dicht befahren, den Feiertag haben offensichtlich viele für ein verlängertes Wochenende genutzt und den Freitag als Brückentag genommen. Kurz vor Homburg/Ohm fahren wir runter von der A5 in Richtung der erst vor zwei Monaten fertiggestellten A49, wo es sich besser fährt, kurz vor uns passiert ein Unfall, ein Wagen ist vorne zerdeppert und steht um 180 Grad gedreht auf der Überholspur, die Polizei ist schon da.
Bei Edermünde fahren wir ab und kommen nach knapp 20 Km Landstraße an unserem Startpunkt, dem zu Söhrewald gehörenden Dorf Wattenbach an. Dort beziehen wir unser komfortables Zimmer im Waldschlösschen im 2. Stock und nehmen unten im gut besuchten Gastraum unser Abendessen ein, das Bärlauchschnitzel schmeckt hervorragend. Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den am Hang liegenden Ort, der idyllisch inmitten von Wiesen und Wald liegt. Nach den Nachrichten, in denen sich unser neuer Bundeskanzler leider mal wieder wenig überzeugend präsentiert, gehen wir kurz nach halb elf ins Bett.
Die Wettervorhersage ist wechselhaft. Es soll eventuell Schauer geben die nächsten Tage, aber auch hochsommerlich warm werden.
Wattenbach, Abendblick vom Zimmer
Hier ist die Übersicht unserer Wanderung auf dem Grimmsteig Ende Mai/Anfang Juni 2025.