Collies begleiten
meine Laufbewegungen
mit bösem Bellen.
Collies begleiten
meine Laufbewegungen
mit bösem Bellen.
Renne durch Nebel
mit beschlagener Brille
in Streuobstwiesen.
Zwei Runden locker
mit beschlagener Brille
durch Wiesen getrabt.
Ich jogge so schnell,
dass ich noch nachdenken kann
und im Kopf sprechen.
Dreizehn Grad. Regen.
Das Schmatzen der Obstwiesen
unter den Füßen.
Voll im Hier und Jetzt
bei der Dreiballjonglage.
Nur nicht nachdenken!
Zweirundenherbstlauf
mit innerem Schweinehund
am trüben Morgen.
Jog im Morgengrau’n.
Mülltonnenstopp, Warten auf
S-Bahn, forschen Hund.
Einsame Runde.
Fußschmatzen auf Wiesenweg.
Boden saugt sich voll.
Team T-Shirt gegen
Team Freier Oberkörper:
Barfuß dem Ball nach.
Eine Sekunde
beim Ergometer-Countdown.
Eine Ewigkeit.
Flotter Morgenjog.
Knallrot leuchtender Klatschmohn
gibt Endspurtpower.
Ein Elsternpaar ist
meine Vorhut auf dem Lauf
durch die Obstwiesen.
Schweißperlen laufen
von der Stirn in die Augen
beim Morgenjogging.
Ein Blutstropfen reicht,
um den ganzen Ozean
rot einzufärben.
Die Leute grüßen
und gehen mir aus dem Weg.
Flotter Wiesenlauf.
Jog in den Wiesen.
Die Forsythien leuchten gelb.
Na, komm schon. Endspurt!
Nach 20 Tagen hintereinander mit nahezu 30 Km Fußmarsch pro Tag habe ich seit der Rückkehr am Samstag einen sich täglich verschlimmernden Muskelkater in meinen Beinen bekommen. Aus lauter Verzweiflung bin ich heute daher von meinem Arbeitsplatz in der Nähe des Gendarmenmarkts bis nach Wilmersdorf zu Fuß gelaufen. In nur etwas über einer Stunde. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind auch nur etwa 50% schneller. Zumindest ist der Muskelkater jetzt nicht mehr ganz so schlimm. Überraschend auf dem Weg war wie leer das Zentrum von Berlin doch im Vergleich zu Paris z.B. ist. Da waren ein paar Touristen am KZ-Gedenkmal, ein paar mehr am Potsdamer Platz, aber ansonsten waren da zwischen 6 und 7 abends nur ein paar versprengte Figuren.
Mal ein Filmchen aus der Zeit meiner Jugend zur Auflockerung. Frisch aus der Machtdose geklaut.
Platthaus findet es gespenstisch, dass das Unvorstellbare, Jens könne irgendwann einmal Goethe-Verse vergessen, nun tatsächlich eingetreten ist, und hofft beklommen, dass er aber die Sturmaufstellung von Eimsbüttel noch parat hat.
heute morgen vorm joggen hatte ich einen puls von 33. wenn das so weitergeht, dann erwartet mich in elf tagen das nirvana. ansonsten will ich unbedingt was über new york schreiben bevor ich wieder alles vergessen habe, eine woche im big apple geht nicht spurlos an einem vorbei. you can call it liebe auf den zweiten blick. 1979 rannte ich im heißen juli durch greenwich village – wo eigentlich nix zu sehen war – und war glaube ich im natural science museum, ein tag, der kaum hängen geblieben ist. nur an die knapp einstündige fahrt vom see in connecticut mit robert, der in meinem alter war, erinner ich mich noch ganz gut. er fuhr glaube ich den bug – beetle sagte damals niemand in den usa – nicht den straßenkreuzer, im radio viele worte und werbung, der morgen hatte noch diese erfrischende kühle, die ihm im sommer noch einen zusätzlichen vorteil gegenüber den anderen tageszeiten beschert. cut. vorhin mal wieder „on the beach“ gehört – da gibt es einen ilm thread drüber was das beste lied auf der platte ist – und die story über die honey slides gehört. also das titellied und „motion pictures“ sind so ziemlich die besten lieder, die gras und honig so hervorgebracht haben. lässiger geht nicht mehr. und das schönste ist, diese backmischung nimmt man oral ein, lungenzüge braucht sowieso kein mensch. wieso ich so derartig over the top bin these days, ist mir auch schleierhaft. weil die zwei monate abstinenz vorbei sind? weil ich immer noch den kick vom fliegen habe? weil der jetlag noch wirkt und mich aufputscht? weil ich heute zweimal sport getrieben habe? weil ich jetzt wieder morgens meinen liter tee trinken kann? wegen der nachmittag-kaffees im büro? oder sind es die altoids? no clue whatsoever. schon viertel vor eins, jetzt aber ab in die heia.
You can imagine what happened. Today was another day where I burnt 1919 kilojoule on the stationary bicycle. It is a 27 minute program starting with two minute intervals of 250, 275 and 300 watt. Then I reach the 325 watt plateau which lasts 15 minutes and the last six minutes are descending down to 250 watt in two minute intervals again. By the way 1919 was the last year where swapping of the first two digits with the last two did not change the number. The next one will be 2020. And 1919 is no prime number. As all four digit figures which are permutable in this way it is a multiple of 101. Enough playing around with digits now.
Let’s come back to Paris 1919. This song is actually my favourite of the album. Another declaration of love. This time to a geographical place, the South of Spain. It starts with this great line where syllables seem to be permutated in a magic way that it sounds like a nursery rhyme:
Andalucia when can I see you
When it is snowing out again
Farmer John wants you
Louder and softer closer and nearer
Farmer John who is probably John Cale himself will have to wait for a long time to see Andalucia again as it rarely snows there. Except in the Sierra Nevada but there is no mention of a mountain range in the lyrics. Again Cale sings in a sweet and tender way, there is a lot of yearning and longing for the object of desire in his voice. And in the music as well: the sublime acoustic guitar, the keyboards which stay nicely in the background and finally the pedal steel guitar adding the typical country sentiment to this outspoken ballad.
Needing you taking you keeping you leaving you
In a year and a day to be sure
That your face doesn’t alter
Your words never falter — I love you
After a one year stay the face of Andalucia will be almost the same as on the first day. The seasons will have gone full circle. Spanish people – especially those from the South – don’t hesitate with words, they love talking and apparently Cale loves that too.
He built a cathedral for a woman in hell, didn’t he?
Lester Bangs‘ Freundin über „The Marble Index“
Der Einstieg ist jetzt etwas unpassend, aber so war es nun einmal. Die Realität ist meist banal und Rücksicht nimmt sie auch auf niemanden. 1919 Kilojoule habe ich gestern auf meinem Ergometer verbrannt. Da lag es nahe, etwas über John Cale’s Paris 1919 zu schreiben. Es war schon fast eine unheimliche Koinzidenz, dass Stefan gestern im Kommentar sich ein Posting von mir zu einem Lied von genau dieser Scheibe wünschte. Vorher noch etwas zu der Zahl: Es handelt sich natürlich um eine Jahreszahl. 1919 fand in Paris die Friedenskonferenz nach dem ersten Weltkrieg statt, die dann zu dem unseligen Versailler Vertrag führte. Aber erst einmal war jetzt Frieden. Vielleicht auch, um das herauszustellen, ist das Album für John Cale untypisch wohlklingend, viele Stücke sind mit Streichern unterlegt. Es wurde in L.A. mit drei Mitgliedern der funkigen Country/Blues-Rocker Little Feat eingespielt, unter ihnen Lowell George an der Gitarre. Man schwelgt in üppigen orchestralen Arrangements voller Harmonien.
Antarctica Starts Here ist das letzte Stück. Und es ist anders als die Vorgänger. Zum einen ist es eine sehr ruhige und anfangs recht zurückgenommene, schmucklose Pianoballade, die im Vergleich zum Rest fast schon wie Low-Fi anmutet. Zum andern flüstert Cale seinen Songtext ins Mikrofon als hätte er Angst, irgendetwas zu zerbrechen. Das Lied schwebt eigenartig in Moll dahin, vorgetragen mit einer großen Ernsthaftigkeit und Intensität. So sanft und zärtlich kann eigentlich nur ein Liebeslied sein. Es gibt einige Hinweise darauf, dass es um Nico geht, die schöne deutsche Sprechsängerin der frühen Velvet Underground, mit der John Cale viel musikalisch zusammengearbeitet hat (s. Zitat oben). Cale erzählt von einer paranoiden Schauspielerkönigin (Nico spielte in Fellini’s La Dolce Vita), die untätig und mit Puder und Maskara bewaffnet dasitzt. Der folgende Satz beschreibt treffend Nico’s monotone Art zu sprechen:
The lines come out and struggle with
The empty voice that speaks
Wie Antarctica Starts Here auf diesem Album so war Nico ein Fremdkörper in dieser Welt. Von einer atemberaubenden Schönheit, gleichzeitig eine unnahbare Kälte ausstrahlend. Ihre große Liebe war das Heroin, ihr Leben war bewusst gewollte Selbstzerstörung. 1988 starb sie mit 49 an einer Hirnblutung auf Ibiza nach einem Sturz vom Rad.
Cale findet Vergleiche, die buchstäblich ins Herz treffen:
Her heart is oh so tired now
Of kindnesses gone by
Like broken glasses in a drain
Gone down but not well spent
The road from Barbary to here
Bei dem letzten Satz kann ich nur an die Barbarei der Nazis denken, Nico wurde wie meine Mutter 1938 geboren. Auch der letzte Abschnitt würde gut zu Nico passen. Ihre vielen fast durchweg unglücklichen Beziehungen (neben Cale u.a. mit Delon, Morrison, Reed, Buckley, Dylan, Jackson Browne, Brian Jones und Iggy Pop) als eine Art Peep-Show bei der die Männer ihr zugucken wie die Wirkung der Drogen langsam nachlässt. Da fängt sie an, die Eiswüste der Antarktis:
Her schoolhouse mind has windows now
Where handsome creatures come to watch
The anaesthetic wearing off
Antarctica starts here
Und ganz am Ende ertönt im Hintergrund ein Harmonium. Das war ihr Instrument.