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Elisabethpfad F-MR, 3. Etappe, Cleeberg – Wetzlar 18

April 2, 2024

Freund, so du etwas bist, so bleib doch ja nicht stehn: Man muß aus einem Licht fort in das andre gehn.

Angelus Silesius

Gut ausgeruht starten wir mit grünem Tee und dem „Osterlammkuchen“ mit Zitronengeschmack in den Tag. Draußen regnet es. Der Wetterbericht verheißt keine Besserung. Allerdings werden wir Glück haben, ein wirklicher Schauer wird uns erspart bleiben, die paar Regentropfen können uns nicht aus der Bahn werfen.

Cleeberg, Hof Jagdhaus

Auf dem Hof gibt es momentan rund 50 Pferde, die dort zur Pension sind. Offenbar ein gutes Geschäft für beide Seiten. Auch bei Wind und Wetter sind die Pferde draußen. Aber Ställe gibt es natürlich auch.

Cleeberg, Hausinschrift

Wir gehen an der Straße hinab nach Cleeberg, einen schönen Fachwerkort mit Burg und Dorfkirche. Lokale oder Geschäfte sucht man vergeblich bzw. haben inzwischen zugemacht, Die Leute, die hier wohnen, sind entweder Rentner oder arbeiten in Wetzlar, Gießen oder Butzbach und schlafen hier.

Cleeberg, Kirche

Wir kommen bald in den Wald oberhalb von Cleeberg. Die Wege sind weich, aber noch ganz gut begehbar. Bald kommen wir zum Napoleonstock, wo Teile des französischen Heeres beim Rückzug vorbeigekommen sein sollen.

Es geht ein Stück an der Straße entlang, dann nach rechts über eine Wiese in Richtung der Felder. Über uns zwitschern mal wieder die Feldlerchen ihr charakteristisches Lied, man sieht sie nicht, sie sind oberhalb der tief hängenden Wolken. Wir schrecken die kleinen Goldammern mit dem gelben Kopf auf, die auf den Feldern sitzen und vor uns wegfliegen.

Auf dem Weg nach Volpertshausen

Wir verpassen einen Abzweig und gehen versehentlich Richtung Vollnkirchen, das plötzlich vor uns liegt, bemerken den Fehler aber schnell.

In Volpertshausen kommen wir am Heimatmuseum vorbei, wo Goethe am 9.6.1772 bei einer Ballnacht die Bekanntschaft der bereits verlobten Charlotte Buff machte, was ihn nicht davon abhielt, doch sein Glück bei ihr zu versuchen. Das Ergebnis kennen wir, die Leiden des jungen Werthers.

Volpertshausen ist heutzutage in der Gegend bekannt für seine italienische Eisdiele, wo wir uns bei einem Cappuccino und Apfelstrudel mit Vanilleeeis aufwärmen.

Volpertshausen, Heimatmuseum Hüttenberg
Volpertshausen, Osterglockenmeer

Hinter Volpertshausen fängt es nochmal etwas zu regnen an, aber wir kommen relativ trocken bis zum Klinikkomplex am Ortseingang von Wetzlar, wo zum Regen auch noch Wind kommt.

Eine kleine Odyssee durchs Gewerbegebiet nebst Baustelle führt uns gegen 14h30  zu unserer Unterkunft, einem großen Hotel in moderner, kubischer Architektur. Wir bekommen zwei Eintrittskarten für das Leitz-Museum nebenan, die wir nicht nutzen. In Wetzlar werden weiterhin Kameras von Leica in einer Manufaktur nahebei gefertigt.

Ich begebe mich bald in die geräumige Sauna mit Blick auf die umliegende Landschaft im 4. Stock, da der Regen sich jetzt wieder intensiviert hat. In der Sauna, die rund 85 Grad heiß ist, verbrenne ich mir die Füße, da der Boden doch tatsächlich gefliest ist.

Gegen halb fünf gehen wir die knapp drei Km bergab ins Zentrum. Die Sonne kommt nun vor uns im Westen raus und verschönt uns den Abend.

Wetzlar, Säuturm

Durch den einzigen von der Stadtmauer erhaltenen Turm geht es in die sehenswerte Altstadt.

Wetzlar, „Escherkunst“ mit Angelus Silesius Weisheit

Goethe hat hier am Reichskammergericht, dem damals höchsten Gericht, ein Praktikum absolviert, sich aber wenig für die Jurisprudenz erwärmt und stattdessen lieber gefeiert. Das Vorbild für den Werther war Karl Wilhelm Jerusalem, ein Bekannter Goethes, der sich am 30.10.1772 wegen einer unglücklichen Liebe in Wetzlar erschoss. Das Jerusalemhaus, wo dies geschah, kann man besichtigen.

Wetzlar, Kornmarkt, Goethes Wohnhaus
Wetzlar, Lottehaus

Direkt am Marktplatz liegt der Wetzlarer Dom, eine in verschiedenen Stilen erbaute Kirche. Ein Grund hierfür war der Bankrott der Stadt 1370. Der Dom wird bis heute von Katholiken und Protestanten gleichzeitig genutzt.

Wetzlar, Dom

Wir begeben uns zur urigen Rathausschänke, wo wir oben an einem Zweiertischchen den Blick raus auf den Markt und runter zum Tresen haben. Wir stärken uns mit Schnitzel und Weißbier, das Lokal ist gut besucht und die Bedienung fix.

Wetzlar, Ratsschänke

Zurück geht es wieder die knapp drei Km hoch zum Hotel, wo wir bald in den wohlverdienten Schlummer fallen.

Hier der Etappenüberblick über unsere Wanderung auf dem Elisabethpfad von zu Hause in Niederhöchstadt nach Marburg zu Ostern 2024.