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Elisabethpfad F-MR, 2. Etappe Neu-Anspach – Cleeberg 28

April 1, 2024

Die Vorhut: Reiter
Die Magnolie blüht auf
Smalltalk mit Schäfer

Die erste Nacht recht kurz, die Matratzen zu weich, gegen halb drei mitten in der Nacht kommen Gäste, Türen werden geschlagen. Das Frühstück ausgiebig, u. a. mit viel Paprika, die Pensionsmutter Ungarin; sie sorgt sich ausgiebig um unser Wohl.

In Neu-Anspach habe ich keinen Erfolg, was den Pilgerstempel angeht. Im evangelischen Gemeindezentrum wird gerade die Musikeinlage für den Ostergottesdienst geprobt, ich werde an die katholische Kirche verwiesen, die geschlossen ist. Der Elisabethpfad ist übrigens ein ökumenisches Projekt, das scheint vielen nicht klar zu sein.

Schon gestern fiel es mir auf, heute aber noch deutlicher. Die meisten Leute, die man auf dem Weg trifft, egal ob alt oder jung, egal ob Männlein oder Weiblein, egal ob zu Fuß oder mit dem Rad sind nett und grüßen bzw. bedanken sich, wenn man Platz macht. Das ist schon recht auffällig.

Hinter Neu-Anspach, Blick zurück zum Taunus

Das Wetter heute phantastisch, die Sonne kommt im Laufe des Tages immer mehr raus, es sind bestimmt 15 Grad. Der Weg ist allerdings häufig matschig, es hat über Nacht geregnet. Regenwürmer scheinen aus dem Asphalt zu wachsen. Es geht über einen noch nicht fertiggestellten, noch zu asphaltierenden Weg, wir haben nach einer Weile schwere Lehmklumpen an den Füßen. Außerdem treffen wir häufiger auf Reiter, der Elisabethpfad wird hier auch als Reitweg genutzt, entsprechend tief ist das Geläuf.

Hinter Neu-Anspach, tiefes Geläuf

Immer am Waldrand entlang geht es nach Usingen, der Weg zieht sich etwas, wir kommen scheinbar kaum voran. Im Wald ein Bauwagen  mit Rastbank. Hier haben sich Kindergartenkinder ausgetobt.

Vor Usingen im Wald, Ostereier
Vor Usingen im Wald, Rastplatz

In Usingen blühen die Magnolien. Der Besitzer sagt uns freudig, dass sein Baum pünktlich zu Ostern angefangen hat, seine Blütenpracht zu entfalten.

Usingen, Magnolie

In der evangelischen Kirche bekommen wir endlich den ersten Stempel bzw. so etwas Ähnliches. Ich frage die Küsterin und sie gibt uns zwei Aufkleber, die wir in den Pilgerausweis kleben können. Anscheinend werden die Stempel gelegentlich mitgenommen. Es ist eine schöne, schlichte Kirche mit den Konterfeis der 12 Apostel, die an der Empore angebracht sind.

Usingen, ev. Kirche, 12 Apostel
Usingen, ev. Kirche, Taufbecken

Als wir aus der Kirche heraustreten, läuft uns der Pfarrer hinterher. Er fragt nach unserem heutigen Ziel und meint, das wäre ja noch ein gutes Stück.

Eschbacher Klippen

Von Usingen geht es weiter ins nahegelegene Eschbach und dann hinauf zum Bergkamm zu den ca. 12 m hohen Eschbacher Klippen aus Quarzgestein. Hier sind einige jüngere Kletterer dabei, sich angeseilt den Felsen langsam hochzuarbeiten.

Wir machen hier eine Pause auf einer Rastbank, wo wir Catherines leckeren Zitronenkuchen futtern, eine Gastwirtschaft gibt es hier nirgends. Neben uns Holz, das wie für ein Osterfeuer aufgeschichtet ist, die Einheimischen nennen es „Hexenhäuschen“.

Eschbacher Klippen, „Hexenhäuschen“

Nun geht es ein längeres Stück mitten durch den Wald. Der Weg wird später etwas unwegsam, ist von umgekippten Bäumen versperrt, die man umgehen kann. Am Wegrand blüht es weiß. Erst eine, dann drei, dann ganz viele Blüten. Das Auge ist erfreut.

Buschwindröschen

Wir kommen nun bei Hasselborn zur Bahnlinie, wo eine lokale Kleinbahn des RMV fährt. Parallel zu den Gleisen kommen wir zu dem Anglerparadies Kuhschwanzweiher. Hinter der Bahnunterführung sehen wir, wer die Ursache für die lauten Tiergeräusche ist, die wir unten von der anderen Bahnseite vernommen haben. Es ist eine riesige Schafherde – ca. 500 Tiere – mit vielen putzigen Lämmern. Wir sprechen mit dem jetzt schon dunkelbraunen, wettergegerbten, älteren Schäfer. Sie sind zu zweit. Der Jüngere sieht ziemlich verwegen aus mit seinem breitkrempigen, dunklen Hut, assoziiert den schweigsamen Cowboy. Einen der drei Hütehunde streicheln wir ausgiebig.

Beim Kuhschwanzweiher hinter Brandoberndorf, Schafherde

Es geht nun erstmal weiter an der Bahnlinie lang, dann unterhalb einer Kuhweide zum Wald. Die Markierungen übrigens immer auf offener Strecke gut, wenn man sie nicht braucht, aber wehe es gibt einen Richtungswechsel, den kann man als kompetenter Wanderer ja locker antizipieren. Gut, dass ich die Wander-App habe.

Im Wald erwartet uns ein längerer Anstieg, der nicht enden will. Wir fiebern dem Ende der Etappe entgegen. Kurz nach halb sechs kommen wir völlig erschöpft an unserem Ziel an. Es begrüßt uns ein gutmütiger Leonberger, der uns ausgiebig beschnüffelt. Wir nächtigen heute auf dem Hof Jagdhaus im Wald 1 km von Cleeberg. Ein Viergenerationenhof, unter uns wohnen die Großeltern. Es ist ein Reiterhof, Hühner gibt es natürlich auch.

Da auch in Cleeberg alle Esslokale für immer geschlossen haben, versorgen wir uns im Hofladen mit Eiern, Nudeln und Chili con carne mit Huhn und bereiten dies in unserer offenen Küche dann zu einem Festmahl zu.

Cleeberg, Hof Jagdhaus, Hofhund