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Elisabethpfad F-MR, 4. Etappe Wetzlar – Fellingshausen 28

April 3, 2024

Fachwerkkleinode
Der April macht, was er will

Pause gibt Power

Der Tag beginnt mit einem fürstlichen Frühstück im Hotel, dem bis dato Besten auf der Wanderung. Die Hintergrundmusik wird von einem mir unbekannten Radiosender bestritten und sie spielen It’s My Life von Talk Talk, es gibt wenige Lieder, die morgens bessere Laune machen. Auf Englisch würde man sagen uplifting.

Wir gehen auf demselben Weg hinunter in die Altstadt, dort dann den Avignonpark runter, wo ein toter Steinkrieger zum Gedenken ruht.

Wetzlar, Kriegsdenkmal

Im Jerusalemhaus hatte sich das Vorbild für den Werther am 30.10.1772 im 2. Stock mit einer Pistole erschossen, das Bild fehlte uns noch in der Sammlung.

Wetzlar, Jerusalemhaus

Wir gehen durch die Fußgängerzone, kaufen Proviant ein, holen uns den Pilgerstempel im Dom und bewundern die schöne Altstadt von Wetzlar. Auch wenn es sicher weniger Fachwerkhäuser als in Celle (s. Heidschnuckenweg) sind, so sind sie mindestens genauso beeindruckend.

Wetzlar, Jugendstilfenster
Wetzlar, Fachwerkhäuser

Über die Lahnbrücke geht es hinaus aus der Stadt, bald überqueren wir noch die  Dill, die in Wetzlar in die bedächtig dahinfließende Lahn fließt, an der wir dann später, nachdem wir eine unübersichtliche Straßenkreuzung durch eine Unterführung unterquert haben, noch ein Stückchen lang nach Westen gehen.

Wetzlar, Lahnbrücke
Wetzlar, Malerei in Unterführung

Der Weg steigt nun an zum Kloster Altenberg. Meine Beine sind schwer. Das Wetter ist heute wechselhaft, der Jahreszeit entsprechend. Wolken türmen sich auf, es regnet immer wieder in kleinen Schüben, dann kommt die Sonne raus. Der April macht, was er will. Auch die Temperaturen sind normal, auf jeden Fall nicht zu warm, meine Hände sprechen da eine eindeutige Sprache.

Auf dem Weg zum Kloster Altenberg

Am Kloster Altenberg machen wir eine Obstpause. Hier haben sie den Freistaat ausgerufen. Das Mutterhaus der Diakonissen war in Königsberg, nach dem Krieg gab es einen Neuanfang in Berlin und schließlich den Neuaufbau des Klosters hier. Das Kloster ist geschlossen, dafür haben wir eine gute Sicht. In der Ferne zeichnet sich im Südwesten der Limburger Dom in 35 Km Luftlinie Entfernung ab.

Im Kloster Altenberg machte Elisabeth mit der zweijährigen Gertrud – von Marburg kommend – 1229 Station. Gertrud wurde dort von den Prämonstratensern erzogen, wurde später Chorfrau, trat in die Fußstapfen ihrer Mutter, indem sie Siechenhäuser gründete und ist hier begraben.

Blick vom Kloster Altenberg

Nach diesem Abstecher geht es jetzt wieder nach Osten über zum Teil matschige Wege. Um uns ein weißes Blütenmeer, der Weißdorn blüht. Wir gehen kurzzeitig auf einer Bergwerksroute, hier wurde früher Eisenerz abgebaut. Vor uns ein großes Fabrikgelände, es ist von Buderus Edelstahl. Ein am Straßenrand parkender litauischer Lkw-Fahrer entgegnet unseren Gruß nicht. Der Weg an der Straße wegen des Schwerlastverkehrs weder schön noch ungefährlich.

Weißdorn

In Hermannstein halten wir in einem Café draußen unsere Mittagsrast. Es ist Halbzeit sowohl was den Tag auch, was die Wanderung insgesamt angeht. Wir passieren die 1377 vom Landgrafen von Hessen erbaute Wehrburg gegen die Grafen von Solms. Nach der Pause sind die Lebensgeister wieder da, die schweren Beine plötzlich federleicht.

Wir haben etwas Schwierigkeiten hier wieder auf den Weg zurück zu kommen, der nicht direkt an ihr vorbeiführt.

Burg Hermannstein

Nun verschlechtert sich das Wetter wieder, es fängt an, zu regnen. Vor uns geht eine junge Frau, die wir langsam überholen, links von uns ist ein riesiger Steinbruch. Der Weg geht abwechselnd durch Felder, Wiesen und Wald. Auf einer Wiese vor einem Hochstand laufen zwei Rehe flink rechts hoch in den Wald, als ahnten sie, dass das eine für sie gefährliche Stelle ist.

Wir machen eine Trinkpause bei einer Schutzhütte, von denen es hier so einige gibt. Der Weg ist immer wieder sehr matschig, selbst unter den Blättern kann es sehr rutschig sein.

Genug Pilze fürs Omelette!?

Was die Markierungen angeht, habe ich zunehmend das Gefühl, dass so und so viele  Plaketten vorliegen und die so schnell wie möglich angebracht werden müssen, völlig egal wo.

Wir kommen nun zu einer Kreuzung von sechs Wegen. Ein älterer Jogger kommt uns in gemächlichem, gleichmäßigen Tempo von der anderen Seite die Steigung hoch entgegen. Hier stand bis 2002 die riesige, um die tausend Jahre alte Dicke Eiche, die am Ende an Altersschwäche zusammenbrach.

Hier findet seit 1878 bei schönem Wetter – zuletzt zu Christi Himmelfahrt – ein Waldgottesdienst statt. Es ranken sich diverse Legenden um den Baum, die meist um einen in der Nähe lebenden Einsiedler kreisen.

Dicke Eiche in Verwesung
Gedicht zum Tod der Dicken Eiche von Klaus Jung

Von hier geht es abwärts zu den paar Häusern von Haina (Rosenwunder) und dann durch Bieber. Es ist nun nicht mehr weit zu unserem Zielort Fellingshausen, wo uns unsere Gastwirtin kurz vor sechs schon erwartet. Sie hat exakte Vorstellungen, was das Essen angeht (Hackbraten mit Bratkartoffeln und Salat) als auch, was das Timing betrifft. Wir haben gerade eine halbe Stunde Zeit, uns frisch zu machen, bevor das Mahl beginnt. Die beiden Gläser erfrischend kühle Urweisse sorgen für die nötige Entspannung nach der doch recht anstrengenden Etappe.