Blues auf LSD
Gitarrenexplosion
Zeitloses Jammen
[Quicksilver Messenger Service – Who Do You Love? (Pt. 1) von Happy Trails, 1969]
Blues auf LSD
Gitarrenexplosion
Zeitloses Jammen
[Quicksilver Messenger Service – Who Do You Love? (Pt. 1) von Happy Trails, 1969]
Spiegel überall
Mühlrad, Kaskade, Tränke
Nebelverhangen
Morgens bekomme ich gegen Ende meiner Yogaübung, dem Herabschauenden Hund, zum wiederholten Mal Nasenbluten, evtl. hängt es mit dem Blutdruck zusammen.
Zum Frühstück kann ich heute zwischen Rührei sowie ein- oder zweiseitig gebratenem Spiegelei wählen. Ich nehme sunny side up, was sich aufs Wetter bezogen als recht optimistisch herausstellen wird.
Draußen wird es nur langsam hell und die zum Hotel-Restaurant umgebaute Burg Schwarzenstein verfließt im Nebel.

Über einen Zubringerweg, der zum Teil in die falsche Richtung geht, erreiche ich den Rheinsteig, der durch die Weinberge verläuft. Ich höre Stimmen in einer osteuropäischen Sprache. Es wird schon früh im Weinberg gearbeitet, die hohe Luftfeuchtigkeit macht das Holz elastisch.
Hinter einem Gatter geht es den Mischwald hinauf. Plötzlich ein lautes Geräusch. Ein Reh rennt hinter mir im Affentempo über den Weg, ein Zweites folgt kurz danach. Ich sehe ihre makellos weißen Hinterteile, vom Waidmann Spiegel genannt, eilig davonspringen.
Bei dem trist-trüben Wetter macht sich bei mir eine gewisse Lustlosigkeit breit, die Schritte werden schwerer.
Plötzlich geht es rechts fast weglos steil den Waldabhang hinab. Ich komme im Kloster Marienthal an, wo draußen Sitzbänke stehen für eventuelle Feldgottesdienste. In der Kirche fällt eine sehr liebevoll arrangierte Krippenlandschaft auf, die unter dem Thema Wasser steht. Es bewegt sich ein bei jeder Umdrehung schnarrendes Mühlrad, das Wasser fließt über eine Leitung zur Viehtränke und ergießt sich über mehrere flache Steine.


Ich steige nun wieder auf steilen Pfaden hinaus aus dem Tal und komme auf matschigen Wegen im Wald zum abseits gelegenen Kloster Nothgott. Von dort geht es weiter durch den Wald zurück in die Weinberge. Oberhalb thront die immer noch von Benediktinerinnen bewirtschaftete Abtei St. Hildegard (von Bingen). Im gut frequentierten Klostercafé nehme ich meine Mittagsmahlzeit ein.



Auf dem nächsten Wegstück eröffnet sich ein schöner Blick runter nach Rüdesheim und zum Rhein mit der Rüdesheimer Aue, einer langgezogenen mit Bäumen bestandenen Insel. Auf der anderen Seite oben die St. Rochuskapelle in Bingen.

Ich gehe nun hinauf in Richtung des Niederwalddenkmals mit der passenderweise im Nebel verschwimmenden Germania. Die Inschrift von Wilhelm I., insbes. der letzte Teil, in dem künftige Geschlechter indirekt zur Nacheiferung der „Heldentaten“ des Krieges von 1870/71 aufgerufen werden, erscheint auch wenn er das natürlich 1877 nicht ahnen konnte, angesichts von zwei Weltkriegen mit vielen Millionen von Toten, die Deutschland später (mit) vom Zaun gebrochen hat, als nachgerade zynisch-prophetisch und man fragt sich schon, ob das hier noch so hingehört. Während der Denkmalseröffnung 1883 wurde übrigens auf Wilhelm I. ein Attentat von Anarchisten verübt, das fehlschlug.



Der Himmel zieht sich nun ganz zu, vom Mäuseturm von Bingen auf der anderen Rheinseite ist nichts zu sehen. Aber man kann die von unten herauftönenden Fahrgeräusche der Schiffe hören. Auf dem weiteren Weg komme ich an der Rossel vorbei, durch die man durchgehen kann. Es handelt sich um eine pseudomittelalterliche Turmruine von 1787.

Im Wald erwartet mich noch ein Wildgehege und dann versuche ich, den Abstieg links der Weinberge abzukürzen. Keine gute Idee, weil der Hang zum einen extrem steil ist und ich zum Zweiten keinen Weg am Waldrand finde, der zum Bahnhof runterführt. Ich muss also nochmal ein gutes Stück parallel zum Rhein in die falsche Richtung zum Assmannshäuser Höllenberg gehen, bevor ich den Stufenweg bergab antreten kann. Natürlich verpasse ich dadurch so gerade meine Bahn nach Frankfurt, auf jeden Fall ist meine wie immer sehr abwechslungsreiche Wanderung hier am Bahnhof von Assmannshausen zu Ende.


Hier ist die Übersicht meiner Taunusdurchquerung im Dezember 2025.