Die Sonne ist gerade über der A4 aufgegangen, als ich beginne, mich mit einigen anderen Gästen dem umfassenden Frühstücksbüffet zu widmen. Heute am Sonntag zum Ende meiner Wanderung scheint Helios den ganzen Tag über, der Nebel der letzten Woche ist wie verflogen.
Es dauert eine Weile bis ich nach dem Verlassen des Hotels um 8h45 meinen Tritt gefunden habe, die Bewegungen des linken Knies sind trotz der Kniebandage unrund, das Humpeln läuft nur langsam aus in einen flüssigen Gang.
Am Eingang von Höhenberg wird die Brüderstraße, die von Siegen bis Köln verläuft, zu einer Ahornallee. Linker Hand ein kleines Wäldchen, der letzte Zipfel Natur, bevor ich in die versiegelte Stadt eintauche. An der Hauswand gegenüber ein verquerer Graffitispruch.

In Höhenberg komme ich an jeder Menge Kneipen vorbei, wo der halbe Liter Kölsch für 2,20 zu bekommen ist. Hier vor Ort wird das Kölsch u. a. Biere von der 1830 gegründeten, ältesten noch heute in Köln produzierenden Brauerei der Gebrüder Sünner gebraut.

Weiter geht es an einem Industriedenkmal vorbei, dem Turboverdichter für die Sodaproduktion der Chemischen Fabrik Kalk, das ein Mann diskret von der Seite anpinkelt. Etwas später kreuzt ein Typ mit Palästinensertuch meinen Weg, der in sein Smartphone blickend wild gestikuliert und laut auf arabisch herumschreit, niemand beachtet ihn. Ich befinde mich hier in einem sozialen Brennpunktviertel.

Rechter Hand führen auf dieser Seite rundherum Treppenstufen herauf zur ehemaligen Kölnarena, der mit 20.000 Plätzen größten Veranstaltungshalle Deutschlands.

Es ist nun nicht mehr weit zu Vater Rhein, den ich auf der linken, der domabgewandten Seite recht einsam überquere.


Nahe der Domplatte treffe ich meine Eltern. Die Besichtigung des Doms gelingt aufgrund von Gottesdiensten nicht, es ist bis 13h nur der vordere Teil zugänglich.

Vor dem Dom steht eine originalgetreue Kopie der auf den Türmen angebrachten Kreuzblumen, die immerhin fast 10 Meter hoch sind.

Stattdessen trinken wir Kaffee und gucken uns eine der zwölf romanischen Kirchen Kölns an, die den meisten Kölnern ja sowieso mehr am Herzen liegen als der Dom. Es ist die Dominikanerkirche St. Andreas.

Hier liegt Albertus Magnus in einem Steinsarg in der Krypta. Elf Kirchenfenster wurden von Markus Lüpertz neu gestaltet. Unter anderem das Josephfenster links am Eingang, das den Zimmermann, der in der rechten Hand sein Werkzeug, die Säge trägt, zeigt.

Nach einer Mittagsmahlzeit draußen am Wallrafplatz gegenüber dem WDR-Funkhaus machen wir uns auf den Weg nach Moers.
Hier ist der Etappenüberblick der gesamten Wanderung.



