Quelle angezapft
Baumhindernis wird zersägt
Mühsamer Aufstieg
Wir verlassen unsere Ferienwohnung gegen 8h15 und begeben uns auf die Suche nach einer Bäckerei, gar nicht so leicht, im Zentrum der 7.500 Einwohnerstadt gibt es noch eine. Die andere hat gerade endgültig zugemacht.
Der nächste Anlaufpunkt ist der Brunnenplatz an der Kyll, wo die offizielle Zapfstelle für das Gerolsteiner Mineralwasser ist. Es tröpfelt kurz und ich schmecke in der Tat die natürliche Kohlensäure – eher Medium – und eine feine Salznote. Nahebei unter der Kyllbrücke schläft eine Ente auf einem Stein. Die Kyll, die bei Trier-Ehrang in die Mosel mündet und im Zitterwald im deutsch-belgischen Grenzgebiet entspringt ist übrigens mit knapp 128 km der längste Fluss der Eifel, deutlich länger als die Ahr, die nur 89 km misst.


Aus Gerolstein heraus führen uns Stufen nach oben. Es geht los mit einem Anstieg, der uns zur Löwenburg mit Aussicht auf den Ort und die Dolomiten dahinter bringt. Hier treffen wir eine Holländerin, die sich mit ihrem Mann eine Wohnung auf 400 m Höhe gekauft hat, so dass sie vor zukünftigen Überschwemmungen – die Bahnlinie und die Uferstraße waren unter Wasser vor drei Jahren – sicher sind. Ihr Hund wurde gerade eingeschläfert, sie geht jetzt morgens allein spazieren.

Heute sind die Temperaturen angenehm um die 20 Grad und wir kommen gut voran durch den Wald. Wir passieren das Davitskreuz, das von einem Fuhrmann aus Dank errichtet worden sein soll, der am Feiertag gearbeitet hat und mit seinem Ochsengespann trotzdem heil nach Hause gekommen ist. Auch die Büschkapelle wurde aus Dank von den Eltern eines jungen Studenten errichtet, dessen Teilnahme an der 1848er Revolution nur milde geahndet wurde.
Wir kommen nun zum Aussichtspunkt Dietzenley, der auf vulkanischem Basaltgestein liegt. Die Aussicht zeigt vor allem Baumwipfel, man erkennt Birresborn im Südwesten.


Nun geht es wieder hinunter. Mitten im Wald Maschinenlärm. Auf dem Wirtschaftsweg, auf den wir einschwenken wollen, eine Art Bagger, der mit Sägemessern in den Schaufeln in Nullkommanix eine ca. 20 m lange Fichte in kleinere Teile zerlegt, die den Weg blockiert hatte. Sehr eindrucksvoll. Was für ein Service!
Wir kommen flott voran auf der breiten Piste. Kurz vor Neroth endlich eine Bank. Welche Enttäuschung, dass sie in der Sonne liegt und, dass der Jesus am Kreuz daneben im schönsten Schatten hängen darf. Die Prioritäten sind hier klar gesetzt.


Kurz danach treffen wir auf eine Frau, die doch tatsächlich ihre beiden Teenagertöchter überredet hat, ein paar Etappen von Hillesheim bis Himmerod auf dem Eifelsteig zu wandern. Sie übernachten in Jugendherbergen und legen morgen in Daun erstmal einen Ruhetag ein.
Wir gehen jetzt noch ganz runter über die kleine Kyll und quälen uns den steilen Pfad durch den Wald zum Nerother Kopf (652 m) hoch, wo man noch Reste der Burg Freudenkoppe sehen kann. Hier wurde 1919 ein örtlicher Ableger des Wandervogels gegründet.

Wir kommen nun in die finale Phase der heutigen Etappe, deren 820 Höhenmeter gar nicht so schlimm wie befürchtet gewesen sind, wir brauchen am Ende netto fast eine Stunde weniger als die sieben im Führer angegebenen Stunden, machen allerdings den dort vermerkten Schlenker im Wald am Ende in Daun nicht mehr mit.
An der Neunkirchener Mühle – auch nicht im Rotherführer – erholen wir uns vorher kurz bei einer Flasche Mineralwasser. Der über 80 jährige Wirt hat weder Personal noch einen Nachfolger und wird bald schließen. In der Nähe war eine Kaserne. Ein ehemaliger Wehrpflichtiger von 1980 macht eine Erinnerungsreise und fragt uns(!) wie weit es nach Daun ist.
Es geht jetzt noch über den Berg nach Daun, wir können schon mal eine Aussicht an einer neuen, soliden Holzbank ergattern. Man kann auch schon deutlich unsere Unterkunft, das Kurfürstliche Amtshaus – früher die Burg der Grafen von Daun – erkennen.



Wieso uns die Fürstensuite zugeordnet wird, ist uns unklar, das von der Inneneinrichtung etwas in die Jahre gekommene Etablissement scheint recht gut gefüllt zu sein. Wir begeben uns noch in den Fitnessbereich, C. ins Pool und ich in die Sauna, anschließend essen wir auf der knackevollen Terrasse des einzigen heute (Montag!) geöffneten Kroaten nach längerer Wartezeit ratzeputz unsere Fleischgerichte auf und verdünnisieren uns in unser Schlafgemach.




