Archive for 12. Februar 2024

Elisabethpfad 3. Etappe: Röhrda – Waldkappel 24 (+2)

Februar 12, 2024

Das war die bisher anspruchsvollste Etappe, 3 Berge, 600 Höhenmeter und bestimmt 2 km länger, weil ich jeweils zum anderen Ende des Ortes musste.

Geschlafen von 11 bis 4, danach gewälzt. Trotz des Fastens habe ich morgens Reflux, der mich aufweckt. In der nächsten Apotheke werde ich mir Heilerde und Melatonin kaufen. Längeres Gesprach mit der Gastgeberin, die mir grünen Tee kocht. Sie kommt aus Thüringen und ich bin mir recht sicher, welche Partei sie wählt. Aber sie scheint mir zumindest zuzuhören.  Sie hat nach der 4. Impfung „schlimm“ Corona gekriegt, dann Long Covid. Impfen ist für sie gestorben. Findet die grünen Minister gar nicht gut. Und Krieg auch nicht, wieso hören die nicht endlich auf? Außerdem bewegt sie die Inflation. Kroatien ist seit der Euro-Einführung so teuer geworden… Und die nicht klappende Integration der Asylanten. Ein etwas schwieriges Gespräch.

Ich komme erst um 9 los, es gibt gleich einen kleinen Schauer. Der Weg verläuft außenrum auf  der Straße, während man über einen steinigen Weg eine Abkürzung gehen kann. Man fragt sich, was die Wegmacher geraucht haben. Es geht nun unter kahlen Laubbäumen auf einem weichen Blätterteppich durch den Wald, immer bergauf bis zur Ruine Boyneburg, dem Dach der heutigen Etappe mit 508 m. Hier spielt die Sage Das Fräulein von Boyneburg der Gebrüder Grimm mit drei Schwestern, von denen sich die Jüngste nach der Weissagung vom Blitz erschlagen lässt, um ein fürchterliches Gewitter zu beenden. Ihr zu Ehren wird heute noch eine Brotspende zu Himmelfahrt verteilt. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass der Blitz besonders gerne in diese völlig exponierte Burg einschlägt.

Boyneburg

Auf dem Abstieg fällt auf, dass zum einen die Markierung des Elisabethpfades lausig ist, was mir eigentlich egal ist, da ich die Wander-App E-Walk nutze. Aber man hat halt auch ganz gerne die Bestätigung aus der real world, dass man on track ist. Andererseits ist der Pfad an einigen Stellen von Baumstämmen und Ästen blockiert. Kurz vorher wies eine Tafel darauf hin, dass der Wald hier sich selbst überlassen wird, das Ergebnis ist undurchdringliche Wildnis.  Ich gehe weiträumig herum. Zudem ist der Waldboden sehr weich und rutschig.

Abstieg von Boyneburg
Die Landschaft nur für mich

Beim weiteren Abstieg nach Wichmannshausen komme ich mit einem Hundebesitzer ins Gespräch, der mir vom neuerlichen Drama der seit Jahrzehnten im Bau befindlichen A44 erzählt. Der Tunnel unter der Boyneburg ist fertig, wird aber noch nicht befahren, da ein anderer Tunnel neu ausgeschrieben werden muss. Er glaubt nicht daran, dass er bei Lebzeiten noch auf der Autobahn bis Eisenach fahren wird können, er ist 63.

Wichmannshausen, das in einem Talkessel liegt, wird außerdem von drei Bundesstraßen und der Bahnstrecke Göttingen-Bebra durchzogen. Zur Ruhe kommt man hier nicht.

Ich bin begeistert von dem Innenraum der Wichmannshäuser Kirche St. Martin. Ein blauer Himmel, zwei weiß-rot bemalte Holzemporen, eine schmucke Kanzel, ein Altarraum, der durch eine durchbrochene Wand  getrennt ist vom Besucherraum.

Kirche von Wichmannshausen

Im hinteren Bereich der Kirche eine Kopie – das Original ist in der Gedächtniskirche in Berlin – der Madonna von Stalingrad von Kurt Reuber, der hier bevor er an die Ostfront als Truppenarzt eingezogen wurde, Pfarrer war.

Wichmannshausen, Kirche. Madonna von Stalingrad

Von Wichmannshausen geht es nun auf einem geteerten Radweg nach Hoheneiche, wo ich vor der Kirche mit der Elisabethpforte mein Saftmahl einnehme. Die Sonne ist jetzt rausgekommen, die Temperatur fast 10 Grad.

Eine Bank ganz nach meinem Geschmack

Der Weg zieht sich nun durch den Wald. Ich komme gut voran. Vom Alpstein (398m), der 2. Erhebung des Tages gibt es eine wunderbare Sicht nach Norden zum nächsten Zwischenziel, Kirchhosbach. In der nahegelegenen Hütte hängen gestrickte Köstlichkeiten.

Blick vom Alpstein nach Kirchhosbach
Alles da für meine heutige Mahlzeit

In der Kirche von Kirchhosbach hole ich mir den schönen Pilgerstempel. Im Gästebuch ist der letzte Eintrag vom Oktober, ich bedanke mich kurz. Interessant, was die Kirchhosbacher so gelesen bzw. gesehen haben. Der geräumige Bücherschrank enthält u. a. zwei Kundera, Queneau, Ulla Hahn und eine Wander-DVD.

Bücherschrank in Kirchhosbach

Im Wald liegen bzw. stehen diverse Kunstwerke, bei denen man sich zuweilen fragt, ob die Natur das nicht viel besser kann (s. o.).

Das soll Kunst sein? Das hatten wir doch schon!

Vom Wald ist an vielen Stellen nicht mehr viel zu sehen, Bäume sind aufgrund von Unwettern umgestürzt bzw. in großem Stil gefällt worden. Das sind zum Teil fast schon apokalyptische Bilder. Das Holz wird zum großen Teil als Brennholz genutzt oder über Kassel nach China verschifft, wie mir gesagt wird.

Kahlschlag
Ganz schön viel Holz

Die letzte Anhöhe ist der Mäuseberg mit 415 m, neben der Centbuche, wo sich sieben Wege kreuzen. Von hier geht es nur noch bergab nach Waldkappel, wo ich mir im Getränkemarkt noch neue Säfte besorge. Die Wolken werden dunkler, es fängt an zu regnen, aber ich komme fast trocken in meiner Unterkunft am Ortsende an. Meine 87 jährige Gastgeberin begrüßt mich als ersten Pilger des Jahres. WLAN gibt es hier nicht und LTE und Handy funktionieren nur draußen auf der Terrasse. Die Temperatur sinkt auf drei Grad.

Hier der Etappenüberblick über meine Fastenwanderung auf dem Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg im Februar 2024.

3696

Februar 12, 2024

B7, Züge

Wichmannshausen. Talkessel.

A4-4 Tunnel

3695

Februar 12, 2024

Dieses Gejammer

Was will sie, die Ilsebill?

Es geht uns zu gut

3694

Februar 12, 2024

Der Waldweg ein Bett

Rotbraune, feuchte Blätter

Die Füße juchzen

3693

Februar 12, 2024

Niemand unterwegs

Die ganze Welt gehört mir

Und den Piepmätzen

3692

Februar 12, 2024

Die Schlücke kauen

Sauerkirschsaft, süß-sauer

Dann grüner Tee. Los!