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Heidschnuckenweg 5. Etappe: Behringen – Soltau. 30 km bei 30 Grad.

August 20, 2023

Morgens ein eher übersichtliches Frühstück in der Pension. Wir dürfen uns Butterbrote für den Tag schmieren, es ist jedoch alles genau abgezählt. Gastfreundschaft geht anders.

Die ersten 8 km nach Bispingen sind sehr abwechslungsreich. Zuerst geht es am mit Erlen bestandenen Ufer des Brunauer Sees entlang. In der Ferne hört man das Rauschen der Autobahn. Wir kommen raus an der Raststätte Lüneburger Heide West an der A7 und unterqueren die Autobahn das erste Mal. Nun kommen wir in die Behringer Heide, die Wasserscheide zwischen Weser und Elbe. Hinter Borstel in der Kuhle geht es bergauf in eine hügelige Heidelandschaft mit schönen Ausblicken.

Wir treffen kurz vor Bispingen auf die Luhe, die hier noch ein kleines Bächlein ist. In Bispingen machen wir eine kurze Cappuccinopause beim Bäcker, wo uns unsere das Geld gut zusammenhaltende Gastgeberin nochmals zufällig über den Weg läuft. Nach dem Kauf von weiterem Proviant im örtlichen wegen des Wochenendes sehr gut frequentierten Supermarkt gucken wir uns kurz die schlichte auf Feldsteinen errichtete Ole Kerk von 1353 an. Leider haben wir nicht viel Zeit zum Verweilen, es liegen noch 23 km vor uns und es ist schon Mittag.

Nun geht es parallel zur Bahnlinie nach Soltau durch den Wald an vielen bereits mit dem Kamm abgeernteten Blaubeersträuchern entlang. Im Hintergrund immer wieder der eintönige Ruf des Gartenrotschwanzes. Wir kommen jetzt ins Quellgebiet der Luhe, drei etwas höher gelegene Teiche, die ein Hund zur Erfrischung nutzt. Wir unterqueren die zwei separaten Fahrbahnen der A7 erneut in zwei bestimmt 100 Meter auseinander liegenden dunklen und feuchten Tunneln.

Der Wald weicht nun einer offeneren Landschaft. Der Mais steht kurz vor der Ernte und ist über drei Meter hoch. Die neuesten Errungenschaften von Düngung und Genetik haben wahre Wunder vollbracht. Auf den Wiesen sieht man diverse Schmetterlingsarten, ich kann Zitronenfalter, Kohlweißling und Admiral unterscheiden.

Am Kreuzberg, den man als Erhebung kaum erkennt, machen wir gegen 14 Uhr unsere Pause. Der Himmel ist jetzt bewölkt, das Thermometer hat die 30 Grad durchbrochen. Eine Gruppe von vier jungen Wanderinnen mit Rucksäcken kommt uns entgegen, die über ein Buch sprechen. Im Hintergrund ein paar Windräder – die ersten, die mir seit Hamburg auffallen – sie drehen sich damit die Südländer auch schön günstigen Ökostrom beziehen können. Weiter geht es vorbei an einem Roggenfeld, über das eine Schwalbe so tief fliegt, dass sie mit ihrem Bäuchlein fast die Halmenden touchiert. Regen kündigt sich an, es bleibt aber im weiteren Verlauf nur bei einigen Tropfen.

Wir kommen jetzt wieder in den Wald – über 60% der Lüneburger Heide besteht aus Wald, nur 1/6 aus Heide – und hören schon bald lautes Kindergeschrei von hinter den Bäumen. Es handelt sich um die Fahrgeschäfte des Heide Park Resorts Soltau, insbes. der passenderweise Scream genannte 100 Meter hohe Turm, den die Passagiere mit bis zu knapp 100 km/h in ihren Kabinen hinunterstürzen. Wir überqueren den endlosen Parkplatz, der bei weitem nicht vollständig gefüllt ist, aber doch ganz gut belegt. Hinter dem Erlebnispark tauchen wir wieder in den Wald ein und machen eine Trinkpause auf einem Campingplatz, wo sie gerade Bingo spielen. Der Weg zurück gestaltet sich schwierig, geradeaus kommt man nicht weiter, die Campingplatzwege sind labyrinthisch angelegt und es geht nur auf demselben verschlungenen Pfad zurück, den wir auch gekommen waren.

Die letzten Kilometer durch den Wald – wiederum mit Stimmen bzw. Musik im Hintergrund – sind für die Füße keine Freude mehr. Wir gehen an der Böhme durch den Böhmewald zu der Therme – wir können zwei Radlerinnen sogar den Weg dahin weisen – und weiter in den Ort. Die 18 Uhr Kirchenglocken begrüßen uns. Unsere Unterkunft liegt an der stark befahrenen Straße nach Lüneburg direkt neben der Glockenkirche, das Hotel Heideparadies.

Brunausee am Morgen
Borstel in der Kuhle, Fliegenpilz
Bispingen, Ole Kerk
Bispingen, Kirchenfenster Ole Kerk
Quellteich der Luhe
Feuerstein-Talisman, auf dem Weg gefunden