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Heidschnuckenweg, 3. Etappe: Handeloh – Undeloh

August 17, 2023

Was bisher geschah.

Handeloh, weiße Hortensien
Handeloh, Nur-Dach-Haus
Seeve
Südlich von Wesel, blühende Heide
Südlich von Wesel, überwachsene Bank
Handeloh, Dat ole Bahnhus

Ich werde morgens geweckt vom Wiehern eines Pferdes auf der Koppel neben unserem Airbnb-Einliegerstudio in Handeloh-Böckel. Wir frühstücken auf der kleinen Terrasse davor. Das Eiweißbrot ohne Mehl auf Basis von Haferflocken mundet gut, evtl. statt des Knäckebrots eine gute Wahl abends im Kampf gegen den Reflux.

Wir gehen auf einer Allee mit Kopfsteinpflaster zurück zum Hauptweg. An der Bahnlinie lang geht es durch Handeloh, große Grundstücke, es scheint kein richtiges Zentrum zu geben, die Gegend erinnert mich generell mit dem vielen Rasen an den Parkcharakter von Neuengland, es gibt zwar Zäune, aber der Charakter ist offen und großzügig.

Wir nähern uns der Seeve, einem mäandernden Heideflüsschen, das in die Elbe mündet. Im Führer schreiben sie, das Wasser wäre ganzjährig 6-8 Grad kalt. An der Stelle, wo ich die Hand ins Wasser getaucht habe, waren es deutlich über 10, evtl. sogar 15 Grad. Der Klimawandel macht auch nicht vor der Heide halt. Die Vegetation ist dicht, eine Art Urwald, man hört viele Vögel.

Wir gehen die Variante über den Weiler Wehlen, hier ist die Quelle der Seeve. An einem alten, imposanten Laubbaum steht eine Wanne mit durch Wasser gekühlten Getränken. Der Rhabarbersaft (45%) stellt eine köstliche Erfrischung dar. Wir kommen mit einem älteren Ehepaar auf E-Bikes ins Gespräch, die den Eindruck machen, als wären sie bei Fridays for Future dabei. Von hier gibt es einen sandigen Reitweg durch die Heide. Die Sonne scheint, es summt überall. Zur kindlichen  Ferienstimmung fehlt nur noch das Meer.

In Wesel machen wir neben dem Hexenhaus Mittagspause und trinken anschließend noch im von Wanderern und Radfahrern recht vollbesetzten Café einen Capuccino. Wir verlassen den Weg und müssen feststellen, dass der historische Schafstall in der Nur-Dach-Form leider im Coronasommer 2020 abgebrannt ist. Wir kommen nun in eine wunderschöne, blühende Heidelandschaft, die stark von Wanderern und Radfahrern frequentiert wird.

In Undeloh gehen wir in die schlicht eingerichtete, schnuckelige Feldsteinkirche. Als wir heraustreten, kommt uns ein relativ junger Mann mit sorgenvoller Miene entgegen, der mich mit Blick auf die Bandage an meinem linken Knie fragt, ob ich einen Muskelfaserriss habe. Ich kann seine Sorge zerstreuen. Es war wohl der Pfarrer. In Undeloh sind wir in einem Zentrum des Heidetourismus angekommen. Busladungen von betagten Zeitgenossen werden hier ausgespuckt.

In unserem Hotel, der Heiderose, bekommen wir das großzügige, jedoch recht dunkle Zimmer mit der Nummer 1. Die Infomappe verspricht eine Sauna im Keller. Aufgrund der wohl immer noch gültigen, strikten Coronaregeln (Abstände etc.) ist sie allerdings genauso wie das Schwimmbad geschlossen. Deutschland reguliert sich zu Tode, man sieht es auch gerade an der geplanten Cannabisfreigabe, dem nächsten Regulierungsmonster in der Pipeline.