Auf der Stadtmauer
Ziegen auf den Dolomiten
Höhlenmalerei
Frühmorgens kurz nach fünf, als ich beim Tagebuchtippen bin, höre ich ein starkes Rauschen, sehe einen Blitz und höre kurz danach den Donner. Ein starker Schauer geht nieder, gut, dass wir in einer „Zelle“ und nicht in einem Zelt schlafen.
Das Frühstück inkl. gebratenem Ei macht uns der Hausherr selber. Das Hotel steht zum Verkauf, er ist geschieden und kann die Bewirtschaftung inkl. Putzen langfristig nicht alleine machen. Personal findet er nicht.
An der Wand Bilder, die die frühere Verwendung des Gebäudes zum Thema haben. Im Keller wohl auch noch die alten Haftzellen.

Als wir raustreten, scheint schon wieder die Sonne, es ist bereits wieder schwül, die heutige Etappe ist glücklicherweise nur 20 km lang, hat es aber insbesondere am Ende in sich.
In Hillesheim lassen wir uns die alte, begehbare, sehr gut erhaltene Stadtmauer nicht entgehen. Am Sonntagmorgen haben wir die Aussicht aufs Umland ganz für uns allein. Teile der Stadtmauer werden sogar bewohnt.


Alsbald geht es ins Grüne. Der Eifelsteig folgt einem Fitnessparcours an einem Teich und später an einem Bach entlang in Richtung Bolsdorf. Hier draußen ist es gleich spürbar kühler. Wir treffen zweimal eine Frau, die die ganze Runde macht.

In Dohm ist die laut Führer einzige Einkehrmöglichkeit heute – stimmt nicht, es hätte auch im Bungalowdorf später ein Lokal gegeben – noch geschlossen. Es geht nun über die Bahnlinie, die aufgrund einer Reparatur unterbrochen ist und dann über die Kyll in den Wald hinein, wo wir zu einem Aussichtspunkt mit Schutzhütte hochsteigen und unsere erste Trinkpause einlegen.

Auch heute sind wir wieder viel auf Gras- und Wiesenwegen unterwegs, es ist allerdings rund fünf Grad kälter als gestern. Ins Schwitzen kommen wir trotzdem. Am Wegesrand jede Menge wilde Blumen.

Vor Roth schicken uns die Markierungen sehr weit nach Osten, was nicht zum GPS-Track passt. Ich entscheide mich dann, durch den Ort zu gehen, wir treffen bei den Mühlsteinhöhlen im Wald dann wieder auf den ausgeschilderten Weg. Vor den Höhlen ist es bestimmt fünf Grad kälter, ich gehe in eine mit meiner Stirnlampe ein paar Meter hinein und sehe an einem Stein eine moderne Felsmalerei.

Oben am Rother Kopf machen wir bei schönster Sicht unsere überschaubare Mittagspause mit je drei Crackern, einem Honigbrötchen, einem halben Apfel und viel Wasser.

Es geht nun wieder bergab und wir landen schließlich an einem Fischteich und kommen zum Bungalowdorf. Auch heute treffen wir wieder auf viele Holländer, für die die Eifel und die Ardennen ja die nächstgelegenen Berge darstellen und daher gerne besucht werden.
Hinter dem Auberg, den es rauf und runter geht und dessen aus Korallen entstandenen Felsen bereits den Anfang der Gerolsteiner Dolomiten darstellen, geht es in einem weiten Bogen von rund fünf Kilometern auf dem Vulkanweg weiter bis hinauf zur Munterley. Man hätte hier zwar auch direkt in den Ort gehen können, aber der Eifelsteig nimmt wie so oft einen Umweg, der die Schönheiten der Natur berücksichtigt.
Oben auf den Felsen der Munterley sehen wir Ziegen, von denen wir uns fragen, wie sie da wohl hochgekommen sind.

Uns bietet sich von oben eine schöne Aussicht auf den langgezogenen Ort, der als Eisenbahnknotenpunkt gegen Ende des 2. Weltkriegs zu 80 Prozent zerstört wurde.
Das weltberühmte Mineralwasser mit natürlicher Kohlensäure, das vulkanischer Tätigkeit zu verdanken ist, hat auf dehydrierte Wanderer wie uns eine besonders belebende Wirkung.

Auch heute sind die letzten Kilometer die Längsten, sie ziehen sich wie Kaugummi. Wir kommen noch am Wunschkreuz mitten im Wald vorbei, wo man so ähnlich wie beim Cruz del Ferro auf dem Jakobsweg seine Wünsche auf Steinen notieren bzw. in sie hineinsprechen und dann hier ablegen kann.

Unten in der Stadt angekommen, erwartet uns noch eine unliebsame Überraschung. Die Fußgängerbrücke über die Kyll ist gesperrt, wir müssen also einen Umweg über den Bahnhof machen und dann wieder auf der anderen Seite zurücklaufen, um noch Abendessen bzw. Frühstück im Tankstellenshop zu kaufen, weil ja Sonntag ist und wir in einer Ferienwohnung nächtigen.
Netterweise wäscht unser Gastgeber, der 300 m entfernt wohnt, unsere vollgeschwitzte Wanderkluft. Es hatte allerdings auch in der Beschreibung gestanden, dass es eine Waschmaschine gäbe.



