Wintersonne pur
Durch die Außenbezirke
Westerbachplätschern
Heute erwartet mich die letzte Etappe durch Frankfurt nach Hause, wobei ich die nördlichen Stadtteile durchquere. Draußen herrscht herrlichster Sonnenschein bei klirrender Kälte, ohne Handschuhe geht es heute nicht.
Da es keine Jakobswegroute gibt, benutze ich Maps, dessen Zickzack ich blind wie ein Roboter folge. Um Akku zu sparen, merke ich mir die nächste Abzweigung und gucke erst wieder aufs Handy bei der nächsten Seitenstraße danach. Das funktioniert ganz gut.
Zuerst geht es durch das Gewerbe-/Industriegebiet in Enkheim an einer Grünanlage entlang leicht ansteigend nach Alt-Seckbach, wo es noch einzelne Fachwerkhäuser gibt und ich aus einem Bücherschrank das schmale Büchlein Meine wunderbaren Jahre von Reiner Kunze ziehe, das 1976 in kurzen Texten von Diktaturerfahrungen in der DDR berichtet. Sicherlich eine lohnenswerte Lektüre für die Schar der Ewiggestrigen, die gerade immer größer wird.

Es geht nun weiter hoch durch ein Wäldchen hinter dem der Huthpark – ein kurz vor dem 1. Weltkrieg angelegter Stadtpark – liegt.

Zwei lange Fußgängerbrücken führen über die Friedberger Landstraße und die A671 (Oberursel – Egelsbach 40 km). Von der zweiten Brücke habe ich eine gute Sicht auf die Bankenskyline zwischen EZB-Gebäude ganz links – leider nicht auf dem Foto – und Fernsehturm ganz rechts in Verlängerung der Brücke – leider auch nicht auf dem Foto – neben dem die Zentrale der Bundesbank liegt. Das private Finanzgeschäft wird eingerahmt von den beiden Zentralbanken, die für den Treibstoff des Systems, die nötige Geldversorgung sorgen.

Ich gehe nun auf dem Marbachweg in Richtung des Fernsehturms an einem Friedhof vorbei gen Dornbusch. An einer Bushaltestelle mache ich eine Trinkpause, die ersten 6 km sind geschafft. Mehrere Rettungswagen mit Blaulicht und durchdringendem Martinshorn rasen vorbei.

Ich passiere nun eine weitere Grünanlage, in der mir zwei junge Pärchen auffallen, die auf Bänken in der Sonne sitzen: sie jeweils auf seinem Schoß. Űber die Hügelstraße geht es am alten Friedhof vorbei nach Ginnheim. Von hier unter der Bahn und der Rosa-Luxemburg-Straße durch erreiche ich die Nidda, der ich eine Weile durch den Niddapark folge.
Da wo die Nidda nach Süden abbiegt, überquere ich sie nach Praunheim, wo Sitzbänke Fehlanzeige sind, es sind Steine in einem Kreisverkehr aufgeschichtet, es steht auch eine Tafel da, aber keine Bank weit und breit. Rastende Vagabunden wie ich sind offensichtlich unerwünscht. Ich komme an einer größeren Krankenhausanlage vorbei.
Nun geht es gen A5. Ich werfe einen Blick zurück zur Skyline, die ich nördlich des TV-Turms umrundet habe. In einem Sandhaufen stochern zwei Kanadagänse. Jetzt geht es unter der A5 durch. Drei Elstern flüchten vor mir ins Gebüsch.
Ein Blick nach Westen macht mir klar, dass der Berg links neben dem Großen Feldberg, den ich gestern morgen gesehen hatte, wie insgeheim gehofft doch tatsächlich der Altkönig war, der Kronberger – und damit fast unser – Hausberg.
Nun geht es einen bis zum Horizont schnurgeraden Wirtschaftsweg nach Süden, 200 m vor mir über eine längere Strecke eine junge Frau mit Kinderwagen. Plötzlich eine Bank! Ich trinke meine Säfte auf. Der Wind ist eisig kalt. Über Eschborn komme ich zum Westerbach, folge ihm am Komplex der Heinrich-Kleist-Schule vorbei, lausche dem Rauschen des Baches und bin kurz vor halb drei zuhause.


Dort lege ich mich erst einmal für eine halbe Stunde zur Siesta aufs Sofa bevor ich heißes Wasser in die Badewanne einlasse und mich die nächsten zwei Stunden der Lektüre des gestern in Enkheim gefundenen Spiegel widme.
P. S. Die Waage am nächsten Morgen nach elf Tagen Fasten zeigt 88 kg an, ein Gewichtsverlust von rund 9 kg. Davon ist allerdings einiges Flüssigkeit und den momentan nicht vorhandenen Darminhalt sollte man auch einrechnen. Aber es waren dann doch gut 600 g netto, die ich pro Tag bei der Fastenwanderung verloren habe. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Der erste Apfel kann geviertelt werden.
Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.
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