Jakobsweg 11.2.25 Fulda Ruhetag

In Tasten hauend
Drei Touristen, ein Führer
Fürstensaalkonzert

Heute mache ich eine Wanderpause im Home Office im Hotel. Ich schaffe das Pensum, was ich mir vorgenommen habe, verarbeite die Daten, schicke den Bericht raus.

Die Blase ist derweil noch größer geworden, das Blasenpflaster ist verschwunden, hat wohl die 85 Grad in der Sauna nicht so gut vertragen, ich mache ein Neues drauf.

Mittags gehe ich einkaufen, Kombucha, Brühwürfel, Gemüsesaft, Bananennektar. Letzeren kaue und schlürfe ich anschließend genussvoll. Später in der Konzertpause am Abend gibt es noch leckere Ingwer-Orange Bionade und kurz vorm  Zubettgehen leere ich die 0,33 l Pilsflasche aus der Minibar, ein Geschenk des Hauses. Ich verspüre seltsamerweise keine Wirkung, aber schlafe gut ein gegen halb 12. Die Esssachen wie die Gummibärchentütchen, die Minibrezeln und den Schokoriegel gebe ich einem Bettler, der sich darüber sehr freut.

Von 15h bis 16h30 nehme ich an einer Stadtführung mit einem Paar aus dem süddeutschen Raum teil. Der Führer ist aus Fulda und hat viel zu erzählen. Wir beginnen an dem zum Teil schon abgegriffenen Stadtmodell aus Bronze vor der Stadtinformation auf dem Bonifatiusplatz. Der christliche Missionar Bonifatius, der eigentlich Wynfreth hieß, kam in der 1. Hälfte des 8. Jahrhundert aus Südengland und war der Auftraggeber des Fuldaer Doms, einer Basilika mit angeschlossenem Kloster, deren Errichtumg er nicht mehr erlebte. Heute steht an derselben Stelle eine 1712 fertiggestellte Barockkirche, in der er begraben ist.

In Fulda kamen weltliche und kirchliche Macht in Form der von Friedrich II. 1202 erhobenen Fürstabtei zusammen.

Es geht weiter zum Schloss, dem letztes Jahr eine metallene Krone für 600.000 Euro aufgesetzt wurde, was dem Führer nicht gefallen hat. Ich, der das Schloss nie anders gesehen hat, fand es überraschend progressiv und eher positiv.  Das Schloss wurde in etwa gleichzeitig zum Dom ebenfalls von Dientzenhofer bis 1714 gebaut. Ein Detail, das mir vorher nicht klar war, die Prellsteine an den Ausfahrten waren dazu da, dass die Kutschen, wenn sie raumgreifend um die Ecke fuhren, nicht die Fassade beschädigten.

Fulda, Dom

Wir gehen hinüber durch den Schlossgarten zur Orangerie, die man im 18. Jahrhundert, als der französische Hof den Ton angab, natürlich unbedingt brauchte. Die Temperaturen waren nördlich der Alpen für Zitrusfrüchte viel zu niedrig, daher wurden sie in den Vorläufern der Gewächshäuser gehalten, der Ertrag war eher dürftig. Heute bei der Kälte ist hier niemand, aber im Hochsommer kühlt sich  angeblich halb Fulda neben der dann zehn Meter hohen Springbrunnenfontäne ab.

Fulda, Orangerie

Die Stadtführung geht nun weiter zum Dom, wo sich Dientzenhofer weit oben mit seinem Konterfei verewigt hat, der Führer spricht fast nur von der alten Basilika, deren Türme übrigens angeblich aus Aberglauben nicht abgerissen wurden und sich in den Türmen der Barockkirche befinden.

Wir gehen weiter an einem schönen Fachwerkhaus vorbei, wo Ferdinand Braun geboren wurde, der Erfinder der Braunschen Röhre, ohne die wir heute nicht fernsehen würden. Anschließend passieren wir das Geburtshaus des Vaters unseres Führers. Er stellt sich eine Zeitmaschine vor, wie sein Vater vor dem Krieg hier rumgetollt ist.

An dem Bäckerhaus steht eine Jahreszahl 15×8. Statt dem x steht dort ein Zeichen, das wie ein auf dem Kopf stehender Fisch aussieht. Es ist eine halbe Acht, also eine Vier, die wohl als unglücksbringend galt. Wir gehen bis zur Stadtpfarrkirche, wo die unterhaltsame und interessante Führung endet.

Abends gehe ich ins Konzert im Fürstensaal des Schlosses. Es spielt die Freitagsakademie Bern auf Epocheninstrumenten Auszüge aus der Entführung des Serail und nach der Pause die sich etwas hinziehende Serenade Nr. 10 B-Dur, ebenfalls von Mozart. Es werden Oboe, Klarinette, Horn und Fagott vorgestellt, die schwieriger zu spielen sind, da sie meist keine Ventile oder Klappen haben. Die Horntöne werden nur mit dem Mund und der Hand, die man in den Schallbecher stopft, erzeugt. Die Leiterin erklärt jede Opernszene vorher, da der Gesangsteil ja fehlt. Die Musik ist eine schöne Abwechslung von der Wanderei, ist aber nicht so wirklich meine. Wiedererkennen tue ich natürlich die Arie des Osmin, Ha, wie will ich triumphieren. Den Altersdurchschnitt im fast vollbesetzten Saal senke ich, bin allerdings mit meinen Multifunktionsklamotten völlig underdressed. Aufgrund der vereinzelten standing ovations wird noch eine Zugabe gespielt, das Happy End der dann doch geglückten Entführung.

Fulda, Freitagsakademie Bern im Fürstensaal des Schlosses

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

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