Jakobsweg 8.2.25 Vacha – Geisa 25

Wartburg im Nebel
Waldbedeckte Bergkuppen
Gleißende Sonne

Nach dem Saftfrühstück bewege ich mich an der Stedtfelder Straße entlang bei Minustemperaturen Richtung Haltepunkt Opelwerk. In der Ferne im Nebel thront wie verwunschen die Wartburg über der Landschaft, eine wahre Landmarke. Außer mir ist hier niemand. Um 8h35 saust ein ICE an der Haltestelle vorbei und weht mich fast um. Die Regionalbahn hat daher 5 Minuten Verspätung. 

Eisenach: Opelwerk vor Wartburg

Am Eisenacher Bahnhof hol ich mir erst einmal einen großen grünen Tee, ich bin jetzt schon dehydriert und kämpfe dann doch mit dem leeren Bauch, wahrscheinlich die Rache für den optimistischen leichtfertigen Eintrag gestern. Den tea to go schlürfe ich genüsslich im Regionalzug nach Bad Salzungen, der hier noch gut 20 Minuten rumsteht. Meine Lebensgeister sind nun wieder geweckt. In Bad Salzungen steige ich in den gut besetzten 100er Bus nach Vacha, der mich über Merkers – im Schaubergwerk war ich schon einmal vor Jahren mit meinem Vater – an den Ausgangsort meiner Wanderung bringt. Vacha war im August 2020 der Endpunkt der Wanderung mit C. auf dem ökumenischen Jakobsweg von Görlitz gewesen. Ich gehe jetzt weiter auf der Via Regia bzw. dem Jakobsweg gen „Heimat“. In Vacha halte ich mich nicht lange auf, es ist ja jetzt schon 10h20 und es liegen noch 25 km vor mir.

Vacha: Fachwerk

Die erste Jakobswegmarkierung ist schnell gefunden. Es geht nun durch die thüringische Rhön.

Vacha: Jakobswegmarkierung

Am Ortsausgang der Friedhof mit der Kapelle, die zum im Bauernkrieg geschleiften Servittenkloster gehörte. In dieses Kloster war Hermann Künig eingetreten, der Ende des 15. Jahrhunderts nach Santiago pilgerte und darüber einen der ersten Berichte verfasste.

Vacha: Friedhofskapelle

Der Weg nach Süden ist am Morgen zum Teil noch gefroren und der harte Boden knirscht bei jedem Schritt. Das wird sich im Laufe des Tages ändern. Die Sonne wird mehr und mehr das Regiment übernehmen und der Weg wird weicher und zum Teil matschig werden. Ich gehe heute anfangs viel auf Asphalt, meist kleine Wirtschaftsstraßen, später auf einem Radweg. Die Landschaft ist offen und man sieht die waldbedeckten Kuppen, die aus vulkanischer Tätigkeit resultieren; ich befinde mich in der Kuppenrhön.

Sünna: Pfarrhaus und Bilderkirche

In Sünna komme ich leider nicht in die barocke Bilderkirche. Auch im Pfarrhaus, vor dem ein großer, weißer Herrnhuterstern hängt, macht niemand auf.

Hinter Sünna öffnet sich ein schöner Blick zum Oechsenberg, dem nördlichsten Berg der Rhön, wo zu DDR-Zeiten Basalt abgebaut wurde, der Berg hat dadurch über 10 Meter an Höhe verloren. Vor der Wende war das hier  Sperrgebiet, mit dem man aus der DDR nur mit Passierschein hineinkam.

Links: Oechsenberg

Es geht jetzt schnurgeradeaus auf einem Radweg, Radfahrer treffe ich nicht, Spaziergänger nur vereinzelt. Ein beschaulich daliegender Teich mit überdachten Bänken und Schilf am Ufer lädt zur Rast ein.

Speicher Mosa, Ulsterberg

Es wird nun Nachmittag und warm, ich binde die Regenjacke um den Bauch. Das Fortkommen wird beschwerlicher, je näher ich dem Ziel komme. Die neuen – allerdings eingelaufenen – Schuhe, die neuen Einlagen und die neuen Merinowollsocken sowie meine permanente Dehydration, die auch mit dem Fasten zusammenhängt, spielen hier sicher auch eine Rolle. Die Anstiege sind zwar nicht steil, aber ziehen sich, ich fange an, einen Podcast über Ernährung – passt gut zum Fasten 😉 – zu hören.

Im Wald, von dem es in der Rhön nicht so viel gibt, begrüßt mich eine kleine Jakobsstatue, darüber hängt die Wunschglocke, die ich natürlich anschlage, während ich mir etwas wünsche. Eine Mutter mit zwei Kindern tut es mir kurz danach gleich.

Bei Otzbach: Jakobus der Ältere
Bei Otzbach: Wunschglocke

Vom Waldrand hat man einen wunderschönen Blick, den Inselsberg kann ich allerdings, wenn überhaupt nur erahnen.

Inselsberg-Milseburg-Blick

Oberhalb von Bremen/Thür. spanne ich auf einer Wohlfühlbank aus, das Leben kann so schön sein.

In Bremen hat die barocke, dem Jakob dem Älteren geweihte Kirche geöffnet, im rechten Seitenaltar ist die Heilige Barbara abgebildet, die Schutzpatronin der Bergleute.

Bremen (Thür.): Barbara

Die letzten Kilometer schaffe ich jetzt auch noch. In Geisa ist der Fasching im Gange, es gibt eine neue Prinzessin, zu deren Ehren mit Papierschleifen  geschmückte Weihnachtsbäume am Straßenrand stehen, die am Ende zusammen auf einem Berg nahebei verbrannt werden.

Geisa: Prinzessinnenfasching

Ich komme nun zu meiner Unterkunft, wo ich die eiskalte Dusche – nach der Warmen – genieße, ein alkoholfreies Weißbier zu mir nehme und mir idiotischerweise die Bundesliga anschaue. Ich bin fix und fertig.

Geisa: Geiß mit Jeck

Hier der Überblick über meine Wanderung auf dem Jakobsweg von Vacha nach Niederhöchstadt im Februar 2025.

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