Eher ein harmloses, kindliches Stückchen Musik mit Glockenspiel hier, eine Art Gegenstück zu der Bikini Kill-Kreischorgie von gestern. Ein bisschen eine heile Welt, wie in einigen Filmen von Rudolf Thome (s.u.). Alternativ hätte ich auch Yoko Ono’s Toilet Piece auf dem iPod gehabt, aber das war mir dann doch zu bescheuert.
(Die Liste aller 308 seit dem 1. Februar 2010 ausgewählten Stücke ist hier.)
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Heute hat mich die dünnhäutige Reaktion eines von mir sehr geschätzten Filmregissseurs auf ein paar nicht so nette Sätze von mir zu seinem letzten Film (s. Eintrag von vorgestern) etwas verwundert. Vielleicht hätte ich mit dem Positiven anfangen sollen in meiner Kurzkritik. An seinem neuen Film Das rote Zimmer haben mir auch so einige Sachen gefallen. Da wären als erstes natürlich die beiden Schauspielerinnen zu nennen, die in der ménage à trois mit dem Kussforscher, der anfangs keine Kusspartnerin für seine Studien hat, ganz klar die Initiative ergreifen. Frauen, die wissen was sie wollen, finde ich schon einmal grundsätzlich sehr sympathisch. Sie spielen ihre Rollen eher unspektakulär und mit einer großen Natürlichkeit. Die Schauspielerinnen haben beide natürlich schon eine Menge Charme. Auch gefallen hat mir das Haus im Grünen im Schatten der hohen Laubbäume (wohl in Vorpommern gelegen). Der kleine See nahebei vervollständigt diesen Traumort, an dem dem man gerne selber mit zwei Frauen einen Sommer verbringen würde und mit ihnen beim Rotwein draußen auf der Holzbank am Holztisch sitzen möchte und einfach die Tage rumdiskutieren und die Nächte sich den anderen körperlichen Genüssen widmen möchte. Bei diesem Setting muss man natürlich auch sofort an Rainer Langhans denken aber bei dem sind/waren es mehr als zwei Frauen. Aber stören tun mich auch einige Dinge an dem Film. Zum einen die Marionettenhaftigleit des Mannes, das scheint aber schon fast ein Grundmotiv bei Thome zu sein, die Männer sind eigentlich immer schwach und ziemliche Langweiler. Die Dialoge sind ebenfalls nicht nach meinem Gusto. Es gibt eigentlich nur banale und/oder klischeehafte Dialoge. Man vergisst sie sobald man sie gehört hat. Kein Dialog aber unvergessen ist das Schild im Wagen als die drei am Ende nachdem sie ihren Ehevertrag geschlossen haben weg an die Küste (wahrscheinlich Ostsee) fahren, da steht „Just Married“ und man sieht das Auto einen Hügel hochfahren und verschwinden. Wie blöd und unoriginell ist das denn? Im von den Frauen aufgesetzten Ehevertrag sichert der Mann, der übrigens kein Doktor ist, von den Frauen aber immer so tituliert wird, den beiden dreitausend Euro pro Monat zu, wenn sie mit ihm zusammenleben. Wieder so ein beklopptes Klischee, der Mann hält die Frauen aus, er bezahlt sie wie Prostituierte. Und sie wollen es auch noch so. Wenn das keine bescheuerte Männerphantasie à la Berlusconi ist, dann weiß ich wirklich nicht. Die Kussforschung als solche ist ebenfalls sehr unersprießlich. Da wird erst geküsst und dann darüber gesprochen, was man dabei empfunden hat. Im Grunde eine ganz interessante Idee, aber leider kommen da rein überhaupt keine tieferen Erkenntnisse zustande. Für den Mann ist das Küssen der Prolog zum Sex, wie die Frauen das Küssen empfunden haben, weiß ich nicht mehr. Das war jedenfalls sehr ernüchternd, ansonsten hätte ich es mir gemerkt. Je mehr ich über den Film schreibe und nachdenke, desto besser wird er in der Erinnerung. Das liegt aber glaube ich auch daran, dass im Rückblick alles schöner wird. Auch und gerade weil man die unangenehmen, todlangweiligen, nervigen und peinlichen Momente einfach ausblendet.
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