Von innen geduscht
Sperberpaar überfliegt uns
Kletterparadies
Morgens wieder ein Frühstück zu acht in der engen Küche in unserer Unterkunftin Schmilka. Neben einem französischen Paar aus der Picardie nördlich von Reims, das wir gestern schon an der Mühle getroffen hatten, zwei junge deutsche Wanderinnen und zwei Engländer, die Tagestouren machen. Der Hausherr erklärt die um über 100 auf 65 Personen gesunkene Einwohnerzahl in Schmilka. Zum einen ist die Bevölkerung stark überaltert, zum anderen sind die Mieten aufgrund des hohen Anteils von Fremdenverkehrszimmern, die zu rund 100 Euro pro Nacht vermietet werden können, mit um die 3000 Euro pro Wohnung unbezahlbar. Da geht es Schmilka ähnlich wie bekannteren touristischen Hotspots wie Barcelona oder Mallorca.
Wir nehmen mal wieder die Fähre über die Elbe, wo wir unsere Gästekarten einsetzen können.

Auf der anderen Elbseite sieht man die völlig verlassene, vor sich hin verrottende Grenzstation.

Mit den Franzosen gehen wir die Steinstufen hinauf zum Gebirgsplateau. Oben angekommen sind die Hemden bereits komplett durchnässt, die zweite Dusche des Tages, dieses Mal aus körpereigenem Schweiß. Wir quatschen über Gott und die Welt und kommen dabei an einigen blühenden Blumen vorbei.

In Schöna begleiten die alten DDR-Straßenlaternen uns auf dem Weg.

Die heutige Malerwegetappe und die Eintageswanderung Caspar David Friedrich-Weg sind über weite Teile identisch, der Blick zum Zirkelstein hat anscheinend den Wanderer über dem Nebelmeer mit inspiriert.

Im nächsten Ort stoßen wir erstmals auf offene Bekundungen gegen den Staat, die nur noch knapp von der Meinungsfreiheit gedeckt sein dürften. Auf der Heckscheibe des in der Nähe stehenden Autos steht: „Wir sterben wie Männer. Wir brauchen keine Airbags.“ Mein erster etwas zynischer Gedanke: Viel Erfolg dabei!

Hinter Krippen, wo wir die zackige Wegführung etwas abkürzen, hören wir langgezogene, schrille Schreie im Wald. Man sieht von unten die Silhouette von zwei kleinen Greifvögeln, es handelt sich laut App um ein Sperberpaar.
In Kleinhennersdorf machen wir unsere Mittagsrast auf einer Bank in einem Wohngebiet. Es geht nun an einem wahrscheinlich für die Jagd gehaltenen privaten Damwildgehege vorbei den Berg hinauf zum Kleinhennersdorfer Stein, von wo man eine schöne Aussicht auf die umliegenden Wiesen, Felder und Tafelberge hat.

Nun geht es wieder über Leitern mitten rein ins Herz des Elbsandsteingebirges auf den Papststein, wo ein Ausflugslokal seit 1860 Wind und Wetter trotzt. Bei einem Eiskaffee beobachten wir in der Ferne zwei wagemutige Kletterer, die sich daran machen, den Felsen Große Hunskirche auf der uns abgewandten Seite zu erklimmen. Später sehen wir noch eine Familie mit Kind, die oben auf einem ca. 10 Meter hohen Felsen den Großeltern zuwinken, die das fotografieren. Das wäre nichts für mich. Der Großmutter ist dabei auch etwas mulmig zumute, wie sie uns beichtet.


Jetzt geht es erst runter zur Straße und dann wieder hoch zum letzten Gipfel, dem Gohrischstein, von wo wir zurück auf den Papststein mit der Antenne blicken können. Hier wurde beim Abstieg der Rohstoffeinsatz minimiert, wir sind trotzdem heil runtergekommen.

Es zieht sich nun so langsam der Himmel zu, unsere französischen Wanderfreunde wollen noch zelten, ich wünsche ihnen viel Glück. Kurz nachdem wir in unserer Unterkunft angekommen sind, fängt es um viertel vor vier an, stark zu regnen. Selbst um sieben als wir zum vorreservierten Essen – zwei riesigen Portionen von Großvaters Frühstück – gehen, plästert es noch kräftig, erst gegen acht auf dem Rückweg hört es auf.
Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.
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