Malerweg, 18.7.25 Altendorf – Neumannmühle 19

Off the beaten track
Rückwärts die Leitern runter
Unter Bergsteigern

Heute steht uns die Königsetappe des Malerwegs bevor, 730 Höhenmeter und über 7 Stunden reine Gehzeit. Daher frühstücken wir schon früh um halb acht. Allerdings entkommen wir dem Regen heute nicht. Bis 14 Uhr schüttet es immer wieder. Trotzdem treffen wir auf sehr viele Tagestourer, da wir touristische Hotspots abgrasen.

Anfangs regnet es nur leicht, allerdings kommen wir schon bald zu einem Abschnitt, der aufgrund von Böschungsarbeiten, von denen man allerdings nichts sieht, gesperrt sein soll. Der Hauptweg über die Kirnitzsch, die uns meist unten im Tal den ganzen Tag begleiten wird, ist in der Tat unbegehbar. Ich finde auf der Appkarte jedoch einen Weg hinunter auf etwas verschlissenen Holzstufen, auf dem wir uns den Hang hinunterstürzen. Unten kommen wir zur Ostrauer Mühle, hier liegt ein viel genutzter Campingplatz. Der Regen hört jetzt erst einmal für eine Weile auf. Ein junger Mann mit großem Rucksack, den wir heute immer wieder kreuzen, geht nun von hier los.

Meine Beine sind heute am Vormittag sehr schwer, ich bewege mich schwerfällig vorwärts, die Wandermüdigkeit setzt ein und die sich im Kopf stellende Sinnfrage zusammen mit der zunehmenden Durchnässung machen es nicht leichter.

Nach dem Aufstieg sehen wir bald in der Ferne die markante Formation der Schrammsteine, die auf unserem Weg liegen.

Schrammsteine

Wir treffen am Schrammsteintor, wo es einen Durchlass durch die imposanten Sandsteinfelsen gibt, auf Familien mit Kindern.

Schrammsteintor

Kurz vor dem Aufstieg über Eisenleitern zum Grat, der rund 50 Meter höher liegt, legen wir eine kurze Pause auf einem Baumstamm ein. Es beginnt, wieder zu regnen. Oben auf dem Grat geht es dann richtig los. Erst stehen wir mit meinem Schirmchen etwas geschützt unter einem Baum, dann als der Regen zum Schauer wird und nicht so schnell aufhören will, lehnen wir uns gegen die leicht überstehende Felswand. Nass werden wir trotzdem.

Als der Regen in Niesel übergeht, gehen wir weiter zur Breiten Kluft. Hier hat sich der Himmel bereits aufgeklart und C. vor mir erinnert mich etwas an ein bekanntes Bild von Caspar David Friedrich, das ja bekanntlich auch von der Sächsischen Schweiz inspiriert war.

Breite Kluft Wand: Wanderin über dem Nebelmeer

Unsere Mittagsrast mit Brötchen, die mit Fleisch- und Eiersalat belegt sind, machen wir auf der steinernen Domkanzel. Mitten beim Essen fängt es wieder an, zu pladdern, es kommen hier einige Wanderer vorbei. Nun geht es hinunter zum Sandloch- und dann Zeughausweg.

Felsformation Domwächter

Die Beine gehen sich jetzt wieder besser, wir bewegen uns meist im Streichen oder sogar abwärts, was nicht schadet. Wir kommen nun zur Kirnitzsch, erst am Beuthenfall vorbei, dann zu den Lichtenhainer Wasserfällen, wo die Endstation der gelben Straßenbahn von Bad Schandau ist und wir im Biergarten mit Eiskaffee unsere müden Lebensgeister wecken können.

Lichtenhainer Wasserfall

Von hier geht es über eine schöne Steinbrücke hinauf durch den Wald zu einer der Hauptattraktionen, dem von Caspar David Friedrich im Bild verewigten Kuhstall, der ca. 30 Minuten entfernt ist. Es kommen uns so einige Besucher entgegen.

Steinerne Brücke

Den Kuhstall, eine offene Höhle unter einem Sandsteinfelsen, nehme ich klassisch von vorne gegen das Licht und von hinten auf. Von hinten hat er mehr Höhlencharakter.

Kuhstall von vorne
Kuhstall von hinten

Hinterm Kuhstall führen superschmale, metallene Stufen durch den Fels hindurch nach oben, sozusagen auf das Dach des Kuhstalls. Wir kommen da so gerade eben mit unseren 30 Liter-Rucksäcken durch. Es handelt sich um die sogenannte Himmelsleiter. Von oben hat man eine gute Aussicht über diesen Teil der Sächsischen Schweiz. Hier ist auch viel weniger los als unten.

Himmelsleiter, Blick zurück

Vom Kuhstall gehen wir u.a. auf einer Eisenleiter zurück – ich gehe steile Leitern gerne rückwärts runter – ins Kirnitzschtal. Kurz bevor wir das munter dahinfließende Bächlein erreichen, trennen sich kurz unsere Wege. Während ich noch einmal hoch auf einen naturnahen, etwas zu gewachsenen Pfad, den offiziellen Malerweg abbiege, überquert C. die Kirnitzsch und geht an der wenig befahrenen Straße lang. Ich sehe sie bald vor mir, bin allerdings noch rechts der Kirnitzsch auf einem herrlichen Naturpfad, dem Flößersteig. Hier wurde früher Holz die 25 km hinunter bis zur Elbe transportiert. Wir treffen uns an der Brücke neben der Neumannmühle, in der wir in einem eigenen Zimmer übernachten.

Im kühlen Wasser des Bergbaches baden viele nackte Männer und einige wenige nackte Frauen. Wahrscheinlich sind das Bergsteiger. Jedenfalls sitzen abends draußen in der Neumannmühle an den Tischen neben uns sehr drahtige Typen, die völlig unter sich sind und uns keines Blickes würdigen. Ich lausche später auf dem Klo dem Gespräch zweier Typen in der Dusche daneben, die im 2. Stock im Matratzenlager pennen. Es geht um den Watzmann.

Ich entdecke beim Abendessen das sehr süffige Eibauer Schwarzbier, das ich auch viel besser vertrage als das Weißbier, das ich sonst immer trinke. Auch nach zwei Litern fühle ich mich noch pudelwohl.

Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.

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