Malerweg, 15.7.25 Schloss Pillnitz – Stadt Wehlen 20

Weinberg steil hinauf
Gekläffe statt Lohengrin
Dem Regen getrotzt

Morgens beim Frühstück steht das Servicepersonal in der Ecke und beäugt uns, als wir uns beim Buffet bedienen. Anscheinend sind wir mit unserer Wanderkluft in diesem Etablissement underdressed.

Gegen neun sind wir on the road, die schöne, leider geschlossene Weinbergkirche, liegt wie der Name schon sagt, inmitten von Weinbergen im kleinen, östlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands. Vom Leitenweg oben, dem wir eine Weile folgen, haben wir eine wunderbare Aussicht auf die Elbebene und -hänge.

Pillnitz, Weinbergkirche

Wir passieren die kegelförmige Rysselkuppe, von der die Sicht etwas zugewachsen ist. Es geht nun in den feuchten Wald, wo wir von Mücken belästigt werden, die wir uns mit biologischen Mitteln vom Körper halten. Heute Nachmittag erwartet uns eine Gewitterfront, die uns dazu anstachelt, etwas zügiger zu gehen und nicht jeden Umweg mitzumachen. Wir marschieren durch den Wald und lassen Graupa rechts liegen und sparen uns auch die Schleife vor Bonnewitz. Dort machen wir Halt im überdachten Bonnewitzer Rundling, einem offenen Holzpavillion, der auch als Bücherkiste genutzt wird. Eine Gruppe gehandicappter Kinder in Rollstühlen kommt uns mit ihren Begleitern entgegen. Ich muss an unselige Zeiten denken; in Pirna, zu dem Bonnewitz gehört, ermordeten die Nazis auf der anderen Elbseite in Sonnenstein über 13.000 psychisch kranke und geistig behinderte Kinder in einer Gaskammer.

Wir bewegen uns nun Richtung Liebethal, wo der erst 2006 inaugurierte Malerweg offiziell beginnt. Pate stehen ihm Künstler wie Caspar David Friedrich, Ludwig Richter und Adrian Zingg, die sich von der Sächsischen Schweiz im 19. Jahrhundert zu Landschaftsbildern haben inspirieren lassen.

Liebethal

Entlang der wilden Wesenitz, die sich hier mit Stromschnellen durch die Schlucht zwängt, treffen wir nun auf viele Tageswanderer, es ist der erste Hotspot auf unserer Wanderung.

Liebethal, Wesenitz

Plötzlich hören wir lautes Hundegebell direkt vor uns. Links oben über uns steht überlebensgroß Richard Wagner, der in der nahe gelegenen Lochmühle 1846 Teile des Lohengrin komponiert hat. Eigentlich hatten wir erwartet bzw. befürchtet, dass hier das Vorspiel erklingt, das ich eigentlich mag, aber bitte nicht in der Natur, jedoch der Lautsprecher steht still und schweiget.

Liebethal, Wagnerdenkmal

Am Wegesrand immer wieder Blumen, die das Auge des Wanderers erfreuen.

König-Lilie

Ein von hinten kommender Radfahrer, der uns erschreckt, so dass wir etwas zur Seite springen, wirft uns stark sächselnd vor, dass wir zu verbissen seien.

Wir sind noch am Anfang unseres Weges, schön zu wissen, dass wir hierher zurückkehren können, wenn unsere Schuhe ausgelatscht sind.

Mühlsdorf

In Lohmen stärken wir uns kurz beim Bäcker mit einer Minipizza und Eiskaffee, bevor eine größere Rentnertruppe einfällt.

Es wird nun knapp, um 14h25 soll der Schauer laut Regenradar einsetzen, wir geben Gas und gehen hinein in den Uttewalder Grund. Die ersten Tropfen fallen und wir hasten die Treppenstufen hinauf nach Uttewalde, wo wir eigentlich einkehren wollten, aber natürlich hat das Gasthaus erst ab Mittwoch geöffnet. Ein überdachter Hauseingang mit Sitzbank rettet uns. Hier bleiben wir trocken.

Uttewalde

Nach dem Guss treffen wir auf ein dänisches Paar, die ebenfalls den Malerweg begehen. Sie sind aufgrund des Umleitungsschildes die Treppenstufen gegangen und denken wie wir, dass der Weg unten im Grund gesperrt ist. Es handelte sich jedoch nur um die Umleitung nach Uttewalde, die „Umleitung“ nach Wehlen ist der normale Weg, wie wir von einem Einheimischen erfahren.

Uttewalder Grund, Felsentor

Schließlich erreichen wir die Stadt Wehlen, wo wir am Marktplatz kurz rasten und dann die Fähre rüber nach Pötzscha nehmen, wo sich unser Zimmerchen befindet.

Da auf dieser Elbseite alles geschlossen ist, müssen wir die Fähre noch zweimal nehmen. Gut, dass C. das Deutschland-Ticket hat. Mit Fish & Chips, einer Rhabarberschorle und zwei riesigen Eiskugeln beende ich die Nahrungsaufnahme. Auf dem Markt gibt es eine akustische Installation, die den Touristen erklärt, dass der Name Sächsische Schweiz anscheinend von zwei Schweizern vergeben wurde, die sich an ihre Heimat erinnert fühlten. Wir gucken noch die Tagesschau, lesen etwas und sind um zehn in der Pofe. Die direkt neben uns vorbeifahrenden Regionalzüge hören wir aufgrund der Schallschutzfenster nicht.

Hier ist die Übersicht unserer Malerwegwanderung im Juli 2025.

2 Antworten to “Malerweg, 15.7.25 Schloss Pillnitz – Stadt Wehlen 20”

  1. Avatar von zartgewebt zartgewebt Says:

    „Ein von hinten kommender Radfahrer, der uns erschreckt, so dass wir etwas zur Seite springen, wirft uns stark sächselnd vor, dass wir zu verbissen seien.“ Hä? Wie kommt der bloß zu dieser Annahme? Um eine Verbissenheit bei jemanden zu deuten, muss man jenen doch länger beobachten oder besser noch kennen, das geht nicht mal so auf die Schnelle beim Vorbeifahren. Tssssss…Leute gibt’s!

  2. Avatar von ohrenschmaus ohrenschmaus Says:

    Das ist zum Teil schon ein besonderer Menschenschlag hier… 😉

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