Milseburgweg: 4. Kaltensundheim – Meiningen 24

Sonnenbrand geholt
Kalkmagerrasenaussicht
Blindschleichen kreuzen

Ich nehme das Frühstück, bei dem die Sonne bereits auf meinen Teller scheint, heute schon um 7h15 ein: Es liegt die letzte, die längste und nach der Beschreibung die schwerste Etappe vor mir und ich muss um 19h in Meiningen sein, um meinen Zug gen Berlin zu kriegen. Nach meiner Einschätzung ist es auch das einsamste und schönste Teilstück. Es wird vor allem über Wiesen in einer offenen Landschaft mit vielen Aussichten auf die Kuppen der Rhön gehen.

Schon kurz nach 8 bin ich auf der Rolle. Rekord! Es geht gleich bergauf Richtung Leichelberg (656 m), ich spüre meine Arme beim Stockeinsatz, ein mühsamer Start. Oben auf der leicht geneigten Wiese passiere ich einen Modellflugplatz.

Kurz vor Aschenhausen geht es steil bergauf zum jüdischen Friedhof, einige Grabsteine sind schief bzw. umgefallen, die Schrift ist häufig verwittert und unlesbar.

Aschenhausen, jüdischer Friedhof

Ostern spielt hier in vielen Orten eine wichtige Rolle. Die Bäume im eigenen Garten werden häufig mit bemalten Eiern behangen. Als ich in Aschenhausen um die Ecke biege, muss ich zweimal hingucken, um zu realisieren, dass es sich nur um Puppen handelt.

Aschenhausen, Ostern kann kommen!

Aus Aschenhausen raus gibt es einen langgezogenen Anstieg Richtung Diesburg (710 m), die rechts liegen gelassen wird. Feine, hochgeworfene Erdschwaden hüllen einen Trecker ein, der den Acker links oben pflügt. Ich erreiche nun die Hohe Löhr (638 m) mit der größten zusammenhängenden Kalkmagerrasenfläche Deutschlands. Dazwischen vereinzelte Wacholderbüsche, vom Schäfer und seiner Schafherde, die dafür sorgt, dass die Wiesenlandschaft nicht verbuscht, keine Spur. Das Terrain erinnert doch sehr an die Lüneburger Heide, die wir im August 2023 auf dem Heidschnuckenweg durchwandert sind. Von der Panoramaschaukel bietet sich ein bukolisches Bild:

Hohe Löhr

Einige hundert Meter weiter – neben der nächsten Aussichtsbank – hängt ein Eichendorff-Gedicht, das die romantische Stimmung perfekt einfängt:

Aussicht Rhönfrieden, Eichendorff-Gedicht

In Geba ist die schmucke, achteckige evangelische Dorfkirche, die von außen aussieht wie ein großer Pavillon, offen.

Geba, evangelische Kirche

Die Tribüne mit ansteigenden Sitzreihen im Innern ist halbkreisförmig angeordnet.

Geba, Innenraum ev. Kirche

Von hier geht es weiter leicht hinauf zur Hohen Geba (751 m), die von dieser Seite sehr abgeflacht ist. Auf dem Weg wird über mir im Himmel eine Symphonie aufgeführt, die Feldlerchen glucksen als gäbe es kein Morgen.

Sauerkirsche

Auf dem Hang nach Südwesten war früher ein Skilift, von dem nur noch die alte Umlenkscheibe steht; der neue Skilift geht Richtung Südosten nach Träbes.

Hohe Geba, Umlenkscheibe des alten Skilifts

Es geht nun den Wiesenabhang steil hinunter nach Träbes, die Aussicht ist atemberaubend. In Träbes kann ich mich in der Gastwirtschaft kurz erfrischen.

Abstieg Hohe Geba, Blick nach Südosten

Weiter abwärts komme ich an zwei Blindschleichen vorbei, die sich in der Sonne räkeln. Zu meiner Rechten ist das sagenumwobene 27 Meter tiefe Träbeser Loch. Durch Auslaugung in Salz und Gips bildeten sich Hohlräume, die zur Erdoberfläche durchgebrochen sind.

Blindschleiche

In Herpf gibt es zu meinem Glück einen geöffneten Bäcker, wo ich bei Käsebrötchen, Kuchen und Cappuccino Kräfte tanke.

Es geht anschließend zum Buchigkopf (462 m) hinauf, die Sonne brennt runter, ich komme gut ins Schwitzen. An den Oberarmen kriege ich einen Sonnenbrand. Erst gehe ich auf sehr angenehmem, mit Nadeln übersätem, weichen Waldboden voller flacher Fichtenwurzeln. Dann wird der Weg ausgewaschen und steinig, ich bin nun in einem Buchenwald.

Am Wegrand immer wieder bunt blühende Wildblumen. Zudem begleiten mich Schmetterlinge, neben dem Zitronenfalter sind es Pfauenauge und kleiner Kohlweißling.

Gedenkemein

Gegen Ende komme ich am Bielstein zum Diezhäuschen, von dem man eine schöne Sicht auf die Kreisstadt Meiningen mit ihren vielen klassizistischen Bauten und ihren Parks sowie die Werra hat.

Blick vom Diezhäuschen auf Meiningen
Meiningen, Staatstheater
Meiningen, Henneberger Haus

Ich nehme noch einen Eiskaffee und eine Eisschokolade gegenüber vom Theatermuseum ein und spaziere, als es sich zuzuziehen droht, über Schlosspark und Englischen Garten zum Bahnhof, wo ich später den Regionalzug nach Erfurt nehme.

Meiningen, Großer Teich im Englischen Garten

In Erfurt ist aufgrund einer Störung im Stellwerk des Güterbahnhofs erstmal Schluss. Ich übernachte – ohne viel Schlaf zu bekommen – im Intercityhotel und nehme am nächsten Morgen um 6h28 den ICE nach Berlin, in dem ich das jetzt hier schreibe. Es sieht so aus, als könnte ich es bis um neun ins Büro schaffen.

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Milseburgweg von Fulda nach Meiningen im April 2025.

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