Milseburgweg: 2. Maulkuppe – Findlos 18

Wolken und Sonne
Hinauf, du müder Recke!
Der Flow ein Tunnel

Morgens schmerzen die eingerosteten Glieder, der erste Wandertag hat seine Spuren hinterlassen. Beim Frühstück bin ich wieder umringt von Gruppen, die zu früher Stunde schon ausgiebig untereinander kommunizieren. Eine Frau erzählt von einem sechswöchigen Segeltörn vom IJssel- zum Mittelmeer.

Draußen weht hier oben auf dem Kamm eine steife Brise, über der Wasserkuppe (950 m) türmen sich die Wolken. Mit meinem kurzen Hemd könnte ich als Optimist gelten.

Fuldaer Haus, Blick zur Wasserkuppe

Vor mir liegt die Milseburg (835 m), die ich fast vollständig umrunden werde, bevor ich sie besteige. Erst geht es ein Stück bergab, dann einen schönen Forstweg entlang.

Milseburg

Am Wegesrand liegt eine kleine Schutzhütte, von der ich mir vorstellen kann, dass sie dem Wanderer bei Regen und Unwetter wilkommenen Unterschlupf bieten kann. Hiervon kommen später noch mehr.

Schutzhütte

Zwischen noch kahlen Laubbäumen (Buchen?) schraube ich mich den Weg hinauf. Die Bäume ächzen im Wind. Mir wird so langsam wärmer.

Hinauf!

Ich überquere nun den bis zu zwölf Meter mächtigen Ringwall. Hier wurden in der Urnenfelderzeit vor 3000 Jahren Terrassen errichtet.

Ringwall der Milseburg

Ich komme an einer von fünf Quellen vorbei, die heute nur noch versickert. Vor mir erhebt sich die Milseburg, ein imposanter Basaltfelsen, auch Perle der Rhön genannt.

Milseburg

Nachdem ich mich in der Milseburgstube noch vor 12 mit einem Salat gestärkt habe – es gibt heute sonst keine andere Einkehrmöglichkeit auf dem Weg – geht es nun das letzte steile, steinige Teilstück hinauf. Plötzlich bin ich nicht mehr alleine, die Leute kommen von allen Seiten.

Kurz vor dem Gipfel der Milseburg

Man erzählt sich die Geschichte vom Riesen Mils, der nicht wollte, dass sich die Menschen taufen ließen. Sankt Gangolf und seine Ritter versuchten, ihn zu bezwingen, ein geiziger Bauer wollte für die Nutzung seiner Quelle von ihnen jedoch Unsummen. Daraufhin nahm Gangolf mit seinem Helm Wasser aus der Quelle und schüttete es an einer anderen Stelle auf den Boden, wo eine neue Quelle sprudelte, der Gangolfsbrunnen. Die Ritter labten sich am Wasser und besiegten den Riesen.

Sankt Gangolf

Ich kraxele auf großen Basaltsteinen auf den Gipfel mit Gipfelkreuz und runder Richtungs- und Entfernungstafel. Hier ist es sehr windig und unwirtlich. Im Südosten sieht man in der Ferne den langgestreckten Höhenzug der Wasserkuppe (950 m) mit der Wetterstationskugel. Segelflieger sind nicht auszumachen.

Blick von unterhalb der Milseburg zur Wasserkuppe

Kaum bin ich wieder unten im Wald auf meinem Weg, sind alle Menschen, die gerade noch herumschwirrten, spurlos verschwunden. Nach einer kurzen Trinkpause komme ich bald in einen Flow, der etwaige Fußschmerzen übertünchen hilft. An einer Stelle sollte es plötzlich nach links weglos in den Wald gehen. Natürlich verpasse ich im Tran diesen Abzweig und darf eine Extrahin- und – rückrunde drehen. Etwas später am Ausgang eines Weilers revanchiere ich mich und nehme einen Shortcut über eine ansteigende Wiese und ein Wäldchen.

Die Monotonie des langsamen Dahinwanderns wird immer wieder unterbrochen durch winzige Highlights wie das Gezwitscher einer Blaumeise, den säuselnden bzw. crescendomäßig anschwellenden Wind, das Dröhnen von Flugzeugen, Hubschrauberrotoren, Autos in der Ferne, Radfahrer, die mich überholen etc.

Blaumeise

An einer Viehtränke mache ich noch ein Päuschen und trinke fast in einem Schluck 1 Liter Wasser. Danach sind die Füße nicht mehr ganz so schwer. Trotzdem bin ich bald wieder durstig. Der Wasserbedarf ist immens beim Wandern, allerdings dehydiere ich schnell, da der Durst sich immer erst sehr spät bemerkbar macht.

Wasserkuppe

Die heutige Etappe – ich sage mir, dass der 2. Wandertag immer der Schlimmste ist – endet endlich in Findlos, wo ich kurz davor bin, den Schlüsselsafe zu öffnen, als die Pensionsbesitzerin auftaucht und mich reinlässt. Heute ist Ruhetag, ich bestell mir mein indisches Hühnchengericht nebst Salat und Mango-Lassi bei einem Lieferdienst im 3 km entfernten Nachbarort und esse in meinem Blaumeisenzimmer vor 18 Uhr, ein Rekord auf der Wanderung.

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Milseburgweg von Fulda nach Meiningen im April 2025.

2 Antworten to “Milseburgweg: 2. Maulkuppe – Findlos 18”

  1. Avatar von zartgewebt zartgewebt Says:

    Klingt so, als hättest du dich aus der Viehtränke gelabt ;-oh
    Durst leiden, empfinde ich als schlimm. Waren einmal bei einer endlos langen Wanderung an einem See. Es war drückend heiß und wir haben vorschnell sehr viel getrunken, ja alles leergetrunken, da wir dachten mittig wäre eine Labstelle, es war eine auf der Karte eingezeichnet, nur die hatte leider an diesem Tag zu.
    Ich dachte, ich schaffe es nicht mehr, war am Dehydrieren …und nahe daran, aus dem See zu trinken, ließ es dann aber und schleppte mich schlussendlich zum Ziel. Ich war fix und fertig.

  2. Avatar von ohrenschmaus ohrenschmaus Says:

    Nee, ich habe meine Wasserflaschen leer getrunken, aber stimmt, man könnte meinen, ich hätte aus der Tränke getrunken. Ich habe sie übrigens aus der Ferne für eine Bank gehalten und als ich sah, dass es keine war, sie trotzdem als solche genutzt, weil ich in dem Moment fertig war. Das Schöne am Durst ist, dass man das Wasser so richtig zu schätzen lernt, es das köstlichste Getränk der Welt wird. Und kleine Schlücke drei Vorteile haben. Es hält länger, es schmeckt besser und man nutzt es besser aus, insbes. wenn der Körper heiß ist, weil man das Wasser sonst sofort wieder ausschwitzt.

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