Jakobsweg MR-K: 2. Niedereisenhausen – Hainchen

Nach einer erholsamen Nacht – die Zusatzstunde durch die Zeitumstellung haben unsere Körper gebraucht – beginnt der Tag mit einem sehr reichhaltigen auf einem Brett servierten Frühstück, das wir im Zimmer einnehmen. Es gibt sogar weiche Eier.

Draußen ist es feucht, es hat über Nacht geregnet. Kurz nach 9 verlassen wir die Unterkunft, Im Ort besichtigen wir die schmucke, restaurierte Fachwerkkirche, der Schlüssel ist in einem Körbchen am Eingang eines  Nachbarhauses. In der Kirche ist es aufgrund der geweißelten Wände sehr hell, die holzgeschnitzte Kanzel ist von 1730. Über eine Seitentür gelangt man zur Empore.

Niedereisenhausen, Fachwerkkirche
Niedereisenhausen, Kircheninnenraum

Im Ort kommen wir an einer eindrucksvollen Fachwerkhausfassade vorbei, hier wurde die Technik des hessischen Kratzputzes angewendet, die seit 2016 zum immateriellen Kulturerbe zählt und im Marburger Umland verbreitet ist.

Niedereisenhausen, Fachwerkhaus

Wir erhaschen einen Blick auf die Perf, das Bächlein, das auch unserer Unterkunft Perf-Au-Blick ihren Namen gegeben hat.

Niedereisenhausen, Perf

Es bleibt heute den ganzen Tag mehr oder weniger trocken, wir kommen durch Niederhörlen, das seine Fachwerkkirche dem Hessenpark Neu-Anspach gespendet hat. Ansonsten gibt es hier fast nur moderne Häuser. Über Oberhörlen kommen wir zum Galgenberg. Am Wegrand gelegentlich Hagebutten, bei dem trüben Wetter wäre ein Tee gar nicht schlecht. Auf einer Wohlfühlbank entspannen wir ein halbes Stündchen, das tut den geschundenen Füßen sehr gut.

Hagebutten

In Steinbrücken sieht man im Hintergrund eine Wacholderpflanzung. Bald erreichen wir den Standort der ehemaligen Phillippsbuche, die zu Ehren der Rückkehr des für die Reformation in Hessen wichtigen Landgrafen Philipp des Gutmütigen aus niederländisch-spanischer Gefangenschaft 1552 gepflanzt worden war. 1963 musste sie gefällt worden und es wurde ein Ableger an der gleichen Stelle gepflanzt.

Simmersbach, Wacholderfläche
Simmersbach, Philippsbuche

Vor Steinbrücken machen wir unweit der stillgelegten Bahnstrecke auf einer Bank unsere Mittagsrast. Es fängt leicht an zu tröpfeln, hört aber gleich wieder auf.

In einer Schutzhütte liegt auf dem Tisch ein Prachtexemplar eines Steinpilzes. An der Wand hängt ein spöttisches Gedicht über das Bergwaldschwein. Wir fühlen uns nicht wirklich angesprochen.

Steinpilz
Gedicht übers Bergwaldschwein

Die Fachwerkkirche in Steinbrücken ist leider geschlossen. Zwei adoleszente Mädchen gönnen sich hinter der Kirche bei Rapmusik eine Zigarette.

Steinbrücken, Kirche
Collage mit Blumentopf

Nun geht es durch die nichtendenwollende Ortschaft Ewersbach, wo Rittal Schaltschränke in großem Stil produziert. Nahebei steht das Automuseum des betuchten Inhabers Friedhelm Loh mit vielen Oldtimern und Sportwagen.

Wir gehen weiter nach Rittershausen, wo wir bei einem heißen Kakao Kräfte schöpfen. Mir fällt das Gehen heute sehr schwer, die Füße fühlen sich an wie Blei, ich schleppe mich so dahin.

Es ist jetzt schon nach drei und wir sehen ein Schild, dass es noch 9,7 km bis zu unserem Ziel sind. Wir haben also erst die Hälfte der Tagesetappe geschafft. Wir geben nun Gas, um vor der Dunkelheit in Hainchen anzukommen. Der schöne Wanderweg parallel unterhalb der Straße verläuft leider im Waldnirvana. Wir müssen quer durch den Wald und scheuchen Hirsche auf. An der Landstraße geht es weiter, der Verkehr hält sich in Grenzen, aber die Autos fahren schnell, es ist neblig und fängt an zu dämmern. Nach einer Abkürzung über einen befestigten Waldweg landen wir kurz vor sechs nach Einbruch der Dunkelheit in Hainchen, das letzte Haus am Ortsausgang gehört unserer Gastgeberin.

Außer uns residieren zwei Monteure hier, die gerade kochen. Wir bekommen von unserer Wirtin ein paar kleine Flaschen Bier und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Mein Abendbrot besteht aus vier Cookies, im Ort gibt es leider kein Restaurant.

Hier ist der Etappenüberblick der gesamten Wanderung.

2 Antworten to “Jakobsweg MR-K: 2. Niedereisenhausen – Hainchen”

  1. Avatar von zartgewebt zartgewebt Says:

    Und wieder wartest du mit so einem leckeren Pilz auf, ein Festschmaus auch für vielerlei Krabbeltiere wie ich unschwer erkennen kann. 😉 Der hessische Kratzputz ist fulminant! Gefällt mir sehr … noch nie gesehen oder gehört davon! Aber doch vom Bergwaldschein, die laufen bei uns auch herum :-}
    Vier Cookies nur als Abendbrot? … da steigt das Bier dann schneller zu Kopf, bekommst eine gute
    Bettschwere davon.

  2. Avatar von ohrenschmaus ohrenschmaus Says:

    Wir haben beide leider nicht sehr gut geschlafen, aber was soll man machen? Vom Bier habe ich nicht viel gemerkt, war auch nur 1/2 Liter.

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