Ich werde nach einer erholsamen Nacht in dem etwas zu kurzen Bett im Hotel Burg Ramstein von prasselndem Regen geweckt. Nach dem Verfassen des Tagebucheintrags vom Vortag entscheiden wir uns noch vor dem Frühstück angesichts des Regenradars, der für den ganzen Tag Niederschlag für die Region prognostiziert, die letzte Wanderetappe – von gerade mal rund 15 km – buchstäblich ins Wasser fallen zu lassen.
Wir gehen im Regen den Fußweg hinter der Burg hinunter zum Parkplatz und dann weiter auf der Straße zurück nach Kordel, insgesamt 3 Kilometer. Dort nehmen wir die Regionalbahn nach Trier.
Am Trierer Hauptbahnhof schließt sich ein Kreis. Bereits bei unserer Ankunft in Aachen vor 15 Tagen waren wir Zeuge einer ungewöhnlichen Szene gewesen. Auf dem Weg vom Hbf zu unserem Hotel am Lousberg hatten wir in Bahnhofsnähe eine in der Straße laut herumschreiende Frau getroffen. Sie schrie einen Mann an, der ruhig blieb, es könnte ein Dealer gewesen sein. Am Trierer Hbf auf dem Gleis gegenüber war wieder eine Frau, die herumkrakeelte. Sie war offensichtlich betrunken und lief einem Mann hinterher, der sich ihrer nicht entledigen konnte. Interessant, dass beide Frauen Männer anschrieen, wenn Männer in der Straße meist fluchend herumbrüllen, dann wenden sie sich an niemanden direkt, dann reden sie eher laut mit sich selbst. So ein Typ war uns in Aachen übrigens auch etwas später auf dem Weg zum Hotel begegnet.
In Trier deponieren wir unsere Rucksäcke im Schließfach und genießen es, ganz langsam mit dem Regenschirm zur Porta Nigra und dann durch die Fußgängerzone zum Markt zu gehen, wo wir uns draußen unter den Schirm in ein Café setzen und bei einem Cappuccino entspannen und dem Treiben auf dem Wochenmarkt zuschauen. Wir machen heute buchstäblich nichts außer etwas Shopping. Neben dem Buch Denkanstöße 2024 mit Essays diverser Fachautoren zu aktuellen Themen wie Klimawandel, Generationenkonflikt und Kampf der Supermächte kaufe ich mir in der schließenden Kaufhausfiliale, wo alles reduziert ist, eine neue, etwas weitere Wanderhose, da die Alte selbst nach dem Nähen der aufgeplatzten Nähte auf der Wanderung wieder kaputt gegangen ist. C. kauft sich das neue Buch von Charly Hübner über Uwe Johnson.
Ansonsten passiert heute nur wenig, der Regen stoppt immer nur kurz und setzt immer wieder neu ein, wir checken um 15 Uhr im Hotel in Trier-Nord ein, wohin wir noch einmal 2 km an einer Ausfallstraße im Regen laufen. Dort gehe ich in die Biosauna, keine Ahnung, was der Unterschied zur normalen Sauna ist (doch nicht etwa die farblich changierende Lichtsäule in der Mitte der recht dusteren Biosauna?), die rappelvoll ist, während ich nach mehreren Aufgüssen alleine vor mich hinschwitze. Im Ruheraum chille ich auf der Liege, während der Typ schräg gegenüber pennt und schnarcht.
Damit geht eine Wanderung zu Ende, die nicht immer ganz einfach war, aber auf jeden Fall jeden Tag Überraschungen für uns bereitgehalten hat. Jeder Tag war ein Abenteuer, jede Etappe eine Herausforderung. Wir haben drei exzeptionelle Unterkünfte gehabt (Ferienwohnung Mastiaux in Mirbach, Kurfürstliches Amtshaus in Daun und Burg Ramstein), die meisten Logis waren gut bzw. zufriedenstellend. Wir haben interessante Menschen kennengelernt, sowohl Wanderer als auch Gastgeber. Bei vielen von ihnen hatte ich das Gefühl, dass ich sie schon vorher kannte, obwohl ich sie in diesem Leben sicher noch nie getroffen hatte. Insgesamt mal wieder eine sehr runde Sache. Mal sehen, wie es weitergeht.

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